Brauchen wir ein Selbstvertrauen?

Aus Bibelwissen
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Von Daniel Muhl

Normalerweise wünschen wir Menschen uns ein großes Selbstvertrauen und dazu brauchen wir auch Kraft und Stärke. Diese empfinden wir dann, wenn wir uns körperlich und seelisch fit fühlen. Wir fühlen uns auch dann stark, wenn wir die innere Zuversicht spüren, die vor uns liegenden Aufgaben mit unseren Fähigkeiten bewältigen zu können. Dieses Gefühl, alle Aufgaben bewältigen zu können, vermittelt uns ein Selbstvertrauen, das wir als äußerst angenehm empfinden.

In unserem Sprachgebrauch reden wir von einem großen Selbstvertrauen oder von einem mangelnden Selbstvertrauen. Gerade in der Psychologie ist das Selbstvertrauen ein ganz großes Thema, weil man aus Erfahrung weiß, dass man ohne Selbstvertrauen zu wenig Mut hat, anstehende Aufgaben in Angriff zu nehmen. Ein großes Selbstvertrauen ist ein ganz großer Motivator und lässt uns optimistisch in die Zukunft blicken. Fast jeder Psychiater und Seelsorger möchte den Menschen ein gutes und gesundes Selbstvertrauen vermitteln. Ohne Selbstvertrauen können wir unsere Aufgaben nicht mehr wahrnehmen! Alle denken, dass wir dieses Selbstvertrauen unbedingt benötigen, und unsere menschlichen Erfahrungen bestätigen dies!
Uns Gläubigen ist manchmal viel zu wenig bewusst, dass wir die göttliche Alternative zum Selbstvertrauen anstreben sollten. In den christlichen Seelsorgekursen ist man nicht selten bemüht, das Selbstvertrauen zu stärken, und man redet dann von einem „gesunden Selbstvertrauen“. Für den natürlichen Menschen gibt es zum „gesunden Selbstvertrauen“ kaum eine Alternative. Aber gilt das auch für einen Christen?
Eigentlich ist aus biblischer Sicht das Wort als solches schon eine Katastrophe: „Man vertraut in erster Linie auf sich selbst!“ Dieser Satz macht deutlich, wie weit wir mit dem hochgelobten Selbstvertrauen vom göttlichen Weg entfernt sind. Es ist Unglaube pur! Hören wir, was Jesus und was Paulus zum Selbstvertrauen sagten:

  • Lk 18:9–14 – Er sprach aber auch zu einigen, die auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien, und die Übrigen verachteten, dieses Gleichnis: 10 Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer und der andere ein Zöllner. 11 Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen der Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. 12 Ich faste zweimal in der Woche, ich verzehnte alles, was ich erwerbe. 13 Der Zöllner aber stand weitab und wollte sogar die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig! 14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus im Gegensatz zu jenem; denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Paulus, als der ehemalige Pharisäer, lernte, nicht mehr auf sich selbst zu vertrauen:

  • 2Kor 1:9 – Wir selbst aber hatten in uns selbst [schon] das Urteil des Todes erhalten, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt.

Die göttliche Alternative zum Selbstvertrauen bewirkt keinesfalls eine Mutlosigkeit oder Apathie in der man sich selbst sagt: „Da ich selbst sowieso nichts Göttliches bewirken kann, wage ich auch nichts mehr und werde deshalb völlig inaktiv!“ Paulus war alles andere als inaktiv oder apathisch! Er hat das Geheimnis entdeckt, sein Selbstvertrauen zu verlieren, um gleichzeitig im Vertrauen auf Gott zu wachsen. Nur so konnte er optimistisch und zuversichtlich in die Zukunft schauen. Mangelndes Selbstvertrauen ohne Vertrauen auf Gott lässt uns völlig zusammensinken.

Ein großes Selbstvertrauen bewirkt im Moment eine große Kraft und Motivation, aber längerfristig ist man zum Scheitern verurteilt, weil man vor Gott damit nicht bestehen kann. Der Abbau unseres Selbstvertrauens muss parallel mit einem Wachstum an Gottvertrauen einhergehen, ansonsten kann man die Situation nicht ertragen. Es geschieht etwas Ähnliches wie das, was Johannes der Täufer einmal in Bezug auf Jesus sagte:

Je mehr wir unser Selbstvertrauen verlieren, desto mehr muss unser Gottvertrauen wachsen! Wo dies nicht geschieht, fehlt der Ausgleich und wir werden mutlos! Wer jungen Menschen das Selbstvertrauen nimmt, ohne dass vorher ein gesundes Gottvertrauen gewachsen ist, zerstört sie.

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