Kein Passionsverständnis

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
9. Jesus und die Krankheiten Joh 9:1-7 (1924)

10. Kein Passionsverständnis

  • Lk 18:31-34 (ELB) (31) Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was durch die Propheten auf den Sohn des Menschen hin geschrieben ist; (32) denn er wird den Nationen überliefert werden und wird verspottet und geschmäht und angespien werden; (33) und wenn sie ihn gegeißelt haben, werden sie ihn töten, und am dritten Tag wird er auferstehen. (34) Und sie verstanden nichts von diesen Worten, und diese Rede war vor ihnen verborgen, und sie begriffen das Gesagte nicht.

Ja, das gibt es wenig - Passionsverständnis! Der Heiland ist auf dem Wege nach Jerusalem in Seine Passion hinein. Er eröffnet sie den Jüngern, den Zwölfen, die Er besonders genommen hatte. Mit scharfen Strichen umreißt Er Sein Leiden und zeichnet es ihnen vor. Aber dreifach muss der Evangelist die völlige Verständnislosigkeit der Jünger bezeugen. Sie vernahmen nichts - das Wort des Herrn drang nicht einmal dem Wortlaut nach in sie ein; die Rede war verborgen von ihnen weg, und sie konnten in keine innere Verständnis-Gemeinschaft mit dem Gesagten eintreten. Völlig blind die Apostel; völlig einsam der Herr.

Und doch, die Passion ist von Unendlichkeiten her durch die Zeiten hindurch der Mittelpunkt aller Offenbarung Gottes. Wenn der Herr von Seinem Leiden sprach, dann verkündigte Er nur die Hinausführung dessen zum Ziele hin, was alle Propheten gesagt hatten. Das Leiden Gottes im Sohne zur Seligmachung aller Kreatur ist Kern und Stern des Rates Gottes. Liebe kann sich nicht offenbaren ohne Leiden, ohne Passion. Liebe ist ihrem Wesen nach Selbstaufgabe, Selbsthingabe, Selbstaufopferung. Darum ist in den Rat Gottes auch die Sünde hineingewoben, wiewohl Gott nicht selbst der Urheber der Sünde ist; aber Er hat sie in Seinen Rat von Unendlichkeiten her hineingenommen, um Seine ganze Liebe und Barmherzigkeit gegen Seine Geschöpfe in völliger Selbsthingabe offenbaren zu können. Der Sohn war schon leidensbereit, ehe Er die Welten schuf. Wäre der Sohn nicht entschlossen gewesen, in heiligem „Ja-Vater“ zu leiden und zu sterben, dann hätte die Schöpfung der Welten nicht vor sich gehen können. Die Welten sind im Kreuzeszeichen geschaffen. Und bald nach ihrer Schöpfung begann auch das Kreuz für den Sohn im Fall Satans.

Das Kreuz - der Rettungsweg

Wenn der Geist Gottes über den Finsternis-Wassern brütet (1Mo 1:2), so ist das ein Kreuzesgeschäft, ein Rettungsgeschäft. Und der Kampf im Sechstage-Werk, wo es immer wieder aus Abend in Morgen ging, war eine Kreuzesaufgabe. Adam, der zum Ebenbild Gottes, zur Kindschaft Bestimmte, hatte eine Kreuzesaufgabe. Auch ehe er sündigte, lag diese Kreuzesaufgabe auf ihm. Den Satan abweisen, den seelischen Eigenbegehren absterben, den eigenen Willen brechen und in des Herrn Willen bleiben, das ist Kreuz, das ist Ich-Kreuzigung.

Mit dem Sündenfall und mit der Verhaftung des Menschen in Sünde und Tod ist das Kreuz dem Weltenlauf tiefer denn je eingeprägt. Sollen diese armen, fluchverfallenen Kreaturen gerettet werden, soll Satan der Kopf zertreten werden, dann geht es nicht ohne Fersenstich. Das sagt schon das erste prophetische Wort im Paradies. Und wenn Gott der Herr, gleich nach dem Sündenfall das Opfer gab, das blutige Opfer, so war die Passion im Schattenbild dem Menschen vorgestellt. Der Fluch kann nur gelöst werden, wenn der Eine, der Reine, in den Fluch eingeht. Und weil der Fluch im Tode besteht, so muss Er sterben, um retten zu können. Und weil Er alle Kreatur retten will, so muss Er eines Todes sterben, den alle sehen, und Er wird ans Kreuz geheftet. So ist von Anfang an Kreuz und Tod des Gottes- und Menschensohnes geoffenbart.

Freilich schon Kain war ohne Kreuz-Verständnis. Er opferte seine Früchte und ließ das Blut dahinten. Das war Gott, dem Herrn, nicht wohlgefällig. -

Immer klarer und voller trat das Kreuz heraus als der Rettungsweg. Alle, die zum Herrn sich hielten, waren Kreuzesleute. Abel litt und starb; Henoch litt und ward aufgenommen aus dem Haufen heraus, der ihn quälte; Noah litt unsäglich unter dem Sündflut-Geschlecht; Abrahams Lebens- und Glaubens-Höhepunkt ist die Opferung des Isaak; Isaak selbst ist eine Leidensfigur; Jakob ist ein Passionsmensch; seines Lebens Zentrum ist ein völliger Zerbruch am Jabok; Josef ist der Gekreuzigte und Erhöhte unter seinen Brüdern. Und so geht es fort. Mose und David, Elia und alle Propheten, bis hin zum letzten, zu Johannes, lauter Leidensgestalten. Hebr 11 zeichnet sie meisterlich. Welcher Prophet ist nicht getötet? -

Und durch die ganze Gesetzeserziehung geht das Opfer. Es ist nichts, was nicht mit Blut gereinigt wird. Und selbst die Heidenwelt hat das Kreuzeszeichen eingeprägt in ihrem Dahingegebensein. Alle Religionen opfern. Rettung gibt’s überall nur durch Kreuz und Blut.

Er trug unsere Krankheiten

Dazu ist in der fortlaufenden Offenbarungsgeschichte der Gottessohn in Kreuz und Leid immer heller und klarer herausgestellt. Bis in die einzelnsten Züge hinein ist in Propheten und prophetischen Psalmen Seine Passion dargestellt. Das geht hinan, bis dass es heißt: "Fürwahr, Er trug unsere Krankheit und lud auf Sich unsere Schmerzen“ (Jes 53). Das geht hinan, bis dass er schreit: „Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen!“ (Ps 22).

Das alles wurde auf die Sabbate in den Schulen gelesen, das alles wurde im Opfer im Tempel erlebt... Israel ist das Kreuz eingeprägt des Heiligen, der kommen sollte. Und es hat das Kreuz eingeprägt in seinen eigenen Erlebnissen unter den Völkern. Und nun war die Stunde gekommen für die Kreuzeserlösung. Der Sohn war Mensch geworden. Er hatte in heiligem Leben die Sünde getötet im Fleische. Nun ging Er frei hin, Sich zu opfern für die Sünde der Welt. Er öffnete den Zwölfen das prophetische Wort. Er zeigte ihnen, wie Er den Heiden überantwortet, verspottet, geschmäht, bespeit, gegeißelt, getötet würde - wie Er aber auch am dritten Tage wieder auferstehen würde. Aber siehe, sie vernahmen der keines, und die Rede war ihnen verborgen und sie wussten nicht, was das Gesagte war. Trotz allem und in allem kein Kreuzes-Verständnis. -

Seit zweitausend Jahren steht das aufgerichtete Kreuz unter uns; seit zweitausend Jahren wird im Kreuze und in der Auferstehung Versöhnung und Erlösung gepredigt - und doch, ach wie wenig Kreuz-Verständnis! Unter allen, die Christen genannt werden, ist es nur ein kleiner Bruchtteil, der Kreuz-Verständnis hat. Die Menschheit will, ja, sie will erlöst sein und werden, aber immer ohne Kreuz. Das religiöse Leben unserer großen Kirchen hat vielfach nicht das Kreuz im Mittel. Das Leben nur weniger Menschen ist vom Kreuze Christi bestimmt. Die gewaltigen, großen Menschheitsbestrebungen zur Erlösung der Menschheit gehen alle am Kreuze vorbei, darum auch an Buße und Glauben. Die Menschheit meint, es könne Heil, Friede, Gerechtigkeit mobil gemacht werden, ohne Versöhnung. Sehen wir nur alle die Bestrebungen, Deutschland wieder hochzubringen, sehen wir sie von allen Seiten an, nirgends sind sie aufs Kreuz gegründet.

Kein Kreuzverständnis

Die Menschen wissen und glauben nicht, trotz aller Predigt, dass alle Lebens- und Friedens- und Freiheits-Kräfte abgeschlossen sind für eine Welt, die im Eigenen liegt. Die Menschen wissen und glauben nicht, trotz aller Predigt; dass erst Schuld getilgt sein muss, ehe göttliches, ewiges, seliges Leben die Menschheit beglücken kann. Die Menschheit glaubt nicht, dass sie mit ihrem Eigenwesen restlos dem Tode unterliegt. Darum rennt sie in all ihrem Laufen am Kreuze vorbei. Durch entsetzliche Todeszerbrüche muss sie erst kreuzesreif gemacht werden. Nicht durch Tat, sondern durch Kreuz ist, und wird die Menschheit erlöst, und durch das, nach angenommener Kreuzesversöhnung ihr dargereichte Leben. Wer keinen gnädigen Gott hat, hat auch kein seliges Leben. Darum läuft die Welt auf die Offenbarung des gekreuzigten Herrlichkeitssohnes hin. Das kostet aber noch viel, bis das Kreuzesverständnis der Menschheit aufgeht. Hier heißt es: mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht. Sehen wir uns einmal um, wie wenig Kreuzes-Verstand daist! Hast du ein inneres wahrhaftiges Kreuzverständis? Weißt du es, dass der Sohn Gottes für dich sterben musste und starb, dass du in deinem Gott in Friede und Freude leben könntest? -

Wie ist es nur denkbar, dass die Welt, trotz aller Kreuzespredigt in Prophetie und Erfüllung, so unverständig dem Kreuze gegenübersteht, die Juden am meisten! Das Kreuz ist heute noch den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit. - Eine Grundursache ist gewiss die Kreuzesfeindschaft des Fleisches. Kreuz ist uns widerwärtig von Natur. Der natürliche Mensch betrachtet alles Leiden als Gegnerschaft gegen ihn. Leiden gilt es, nach dem natürlichen Verstand, so gut wie möglich, und so schnell wie möglich abzuschütteln. Selbst in den Glauben hinein erstreckt sich diese Feindschaft. Wegglauben und wegbeten wollen viele jedes Kreuz. Ja, sie haben Glauben und Gebet geradezu, um dem Kreuze zu Leibe zu rücken. Fromm sein und es gut haben, das sind bei den religiösen Durchschnittsmenschen im äußerlichen, irdischen Sinne zwei verwandte Begriffe. Diese Kreuzesfeindschaft im allgemeinen verhüllt dann auch den Blick in des Sohnes Gottes Kreuz im besonderen.

Dann aber hat die überwiegende Masse der Menschen - Gott gegenüber - eine gesetzliche Ich-Stellung. Sie sind brav und ordentlich und tun auch je und je etwas Gutes, da muss Gott auch das Seine tun. Die gesetzlichen Menschen meinen, von Gott allerlei Gutes mit Recht erwarten zu dürfen, darum stimmt ihnen dann Kreuz gar nicht mit Gott überein. Wie kann Gott nur auch so etwas tun und zulassen? So fragen sie. Ja, sie künden Gott auf, wenn Er sie züchtigt. Solchen Menschen - und sie sind die Mehrzahl - denen geht natürlich das Kreuzverständnis, auch dem Heiland gegenüber, völlig ab.

Dieses mangelnde Kreuzverständnis ist ein großer Jammer. Wer kein Kreuzverständnis hat, der hat auch kein Gottverständnis. Alle wahrhaften Gottbegriffe und alles wahrhaftige Gottleben regeln sich vom Kreuze aus. Ohne Kreuzverständnis kennt einer den gerechten, richtenden Gott nicht, und ebensowenig den gnädigen und barmherzigen. Ohne Kreuzverständnis ist Hadern und Unzufriedenheit, auch mit Gott, da. Wer das Kreuz Christi nicht fasst, der fasst auch seine eigenen Kreuzesführungen nicht. Ein kreuzblinder Mensch ist in allen Stücken g o t t b l i n d, d. h. er sieht Gott nicht. Ja, wie kommen wir aber zum Kreuzesverständnis? Nur d u r c h O f f e n b a r u n g , nur durch Wort und Geist. Aus dem natürlichen Herzensboden kommt kein Kreuzverstand. Darum kann niemand ohne die Botschaft des Evangeliums den Gekreuzigten kennen und lieben.

Das Wort vom Kreuz

Wenn du den gekreuzigten Heiland verstehst, ist in dir eine Offenbarung des Geistes geschehen. Das Wort Gottes vom Kreuz offenbart uns zuerst unsere Sünde und Verdammnis; das Wort des Lebens beleuchtet den Tod und gibt Licht über ihn; das Wort der Wahrheit zeigt mir den Fluch, der auf dem Ich-Leben liegt, auf dem höchsten wie auf dem niedrigsten, auf dem glänzendsten wie auf dem schmutzigsten, auf dem verhältnismäßig guten wie auf dem bösen. Wo und wie der Mensch i n s i c h handelt, das ist der Fluch, das ist der Tod. Da brennt das göttliche Licht als verzehrendes Feuer. Wenn ich das erkenne aus Gottes Wahrheits-Licht, dass ich von Natur und im Ich-Wesen rettunglos aus dem Tod in den Tod gehe, aus dem einen in den andern - in Verdammnis und Verderben - dann wacht der Rettungsschrei auf. Hier gilt es, aus der Wahrheit sein; dann geht auch das Licht über den Gekreuzigten auf. In meiner eigenen Todesverdammnis, je klarer und heller mir dieselbe im göttlichen Worte wird, geht mir der hingegangene Gottessohn, der Sünde, Fluch und Verdammnis trug und durchbrach, in wunderbarer Klarheit auf. Es erleuchtet und erweckt mich diese Liebe. Ich nehme sie an und nehme auch das neugeschenkte, ewige Leben an. Der Geist, der mich von Stufe zu Stufe über Tod und Verdammnis erleuchtet, erleuchtet mich auch über Rettung und Seligkeit. - Der Heilige Geist und deine Wahrhaftigkeit, die beiden im Bunde, verklären das Kreuz. Ja wir verstehen es nun, Gott selbst muss hinein, oder wir sind ewig verloren. Und nun wird der Gottessohn groß; in Seiner Niedrigkeit am größten. Und nun umstrahlt mich eine Liebe Gottes von wunderbarer Einzigkeit und Größe. Ich lebe in dieser Liebe. Mein Leben steht in Ihm. Siehe, es ist alles neu geworden im Glauben. So führen Wort und Geist zum Kreuzverstand. Ja - Dein Wort macht mich klug. Kreuzverstand ist göttliche Weisheit, ist von oben.

Die Bekehrungsstufe

Nun ist aber noch eine wichtige Sache zu beachten. Wenn wir hineinsehen unter die Menschen, jetzt unter die, welche Kreuzesverstand haben, so finden wir noch einen großen Unterschied. Die Mehrzahl der Kreuzverständigen sieht den f ü r s i e gestorbenen Heiland. Das ist gewiss groß, schön und gut. Und das haben gewiss alle Kreuzverständigen zur Grundlage. Die hier erweckten und erleuchteten Seelen freuen sich der Liebe ihres Gottes. Sie haben Frieden mit Gott durch ihren Herrn Jesum Christum. Sie trösten sich und erbauen sich in allen Lagen damit, dass sie einen Heiland haben, der für sie ist. Es ist nur gut, dass es einen Heiland gibt: so trösten sie sich in allem, und es ist nur gut, dass man endlich zu diesem Heiland darf. Für mich ist der Sohn, für mich ist der Vater, davon leben sie, davon laufen sie - es ist ihre Kraft. Sie sind fröhlich und freudig über ihrem sündenvergebenden, rettenden Gott. Ein Christ hat’s gut, sagen sie; ein Geretteter kann fröhlich sein, meinen sie, und sie haben recht.

Es gibt aber noch eine höhere Stufe. Die eben geschilderte möchten wir die Stufe der Bekehrung nennen. Wir fassen die Bekehrung, welche ja meist im Alten Testament vorkommt und in den gesetzlichen Büchern, als eine g e s e t z l i c h e F ü l l e s t u f e. Da steht der Mensch seinem Heiland zugekehrt und isst und lebt von dem ihm zugekehrten Heiland. Er lebt und wirkt und tut auch f ü r diesen für ihn zugekehrten Heiland. Diese Seelen, wenn sie recht erfüllt sind, können nicht genug t u n für den für sie gestorbenen Heiland.

Die Kindschaftsstufe

Es gibt aber noch eine G e b u r t s s t u f e oder K i n d s c h a f t s s t u f e. Hier steht der Neugeborene in Christo und Christus in ihm. Hier verklärt der Heilige Geist nicht von außen her den für uns gestorbenen Herrn und treibt in Taten; hier wohnt der Geist inwendig und bringt Frucht. - Vor allem aber ist dieses Geburtsleben ein Eingehen in Jesu Kreuzeswesen. Die Geborenen, die sind gestorben in sich, sind gekreuzigt mit Christus; sie leben, doch n i c h t sie, Christus lebt in ihnen. Diese Kinder Gottes sind auf der Welt kraft ihres neuen Lebens, um s i c h zu sterben. Mit ihrem Kindschaftsleben treten sie Schritt für Schritt in tieferen Gegensatz zur Welt, und zwar zur frommen, wie zur eigenlebigen Welt. Da nehmen sie dann in Familie, Staat, Kirche und Gemeinschaft diejenigen Leiden frei auf sich, welche ihr Glaubensweg mit sich bringt. Sie sind der Welt gekreuzigt und ihnen die Welt. Das ihnen auf den Weg geschickte Kreuz sehen sie für nötig, gut und heilsam an, und überwinden in Christo und machen es zum Segen. Wie der Sohn Gottes in unserem Text sind sie die frei Leidenden. Sie haben einen ausgesprochenen Passions-Verstand. Sie wachsen unter Trübsalen. Wenn sie sich rühmen, so rühmen sie sich am allerliebsten ihrer Schwachheit und ihrer Leiden. Ihre Lebensaufgabe ist im tiefsten Sinne Passion unter welcher sie werden und wachsen zu ihrem hohen Ziel. Sie sind nicht Läufer und Renner, sondern Steher und Lieger. Die Passion ist ihr Weg. Hier ist das Passionsverständnis: leiden wir mit, so werden wir mit herrschen; dulden wir mit, so werden wir mit herrlich gemacht. Gotteskinder sind Passions-Menschen - und Passionsmenschen sind Fruchtmenschen, wenn die Passion in Christo überwindend getragen wird. Gott gebe uns diese Passionsverstand, der ergriffen - zur höchsten Würde führt.

Das „gestorben für mich“, alle erfasst, ist das Königreichsmäßige. Das haben jetzt schon viele, das führt zur seligen Untertanenschaft. Das „in Ihm leiden“ ist das Kindschaftsmäßige, das führt zur Erbschaft Christi und Gottes.

Herr, gibt uns immer mehr Passionsverstand!

Lies weiter:
11. Zielklar durch Leiden und Tod Lk 18:31-43