Erläuterungen zum Epheserbrief

Aus Bibelwissen
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von Heinz Schumacher aus der HSN

Dieser Brief darf wohl als der reifste aller Paulusbriefe gelten. Der Inhalt "stößt in Höhen und Tiefen vor, die in den anderen Briefen den Lesern nicht enthüllt werden" (W. Michaelis). Hauptthema ist die Gemeinde Gottes als "Christi Leib". Deutlich können eine erste und eine zweite Briefhälfte unterschieden werden: In den Kapiteln Eph 1-3 entfaltet Paulus die Lehre von der hohen Berufung der Gemeinde, in Eph 4-6 folgen Ermahnungen und Ermunterungen, einen der Würde dieser Berufung entsprechenden Lebenswandel zu führen, nicht ohne einen Blick auf die gegenwärtige Kampfsituation (Eph 6:10-20). – Die ersten vier Kapitel weisen sehr bedeutsame heilsgeschichtliche Aussagen auf: Durch seinen Tod am Kreuz hat Christus den trennenden Zaun des Gesetzes für alle Glaubenden aus Israel und den Nationen niedergerissen, sodass aus beiden ein Leib, ein Tempel, eine wunderbare Einheit entstehen kann (Eph 2:14 - Eph 2:21 - Eph 4:4-6). Was in der Apostelgeschichte als ein geschichtliches Werden des Übergangs nachzulesen ist, wird hier lehrmäßig dargestellt.

Auffallend ist, dass Grüße und persönliche Bemerkungen fehlen. Auch werden die Verhältnisse der Empfänger – ihre Freuden, Nöte, Fragen – nicht erwähnt. Die Worte "in Ephesus" im 1. Vers des Briefes fehlen in den ältesten Handschriften. Daher nimmt man an, dass es sich um einen Rundbrief handelt, den Paulus an einen größeren Kreis christlicher Gemeinden gerichtet hat. Paulus hat ihn aus einer Gefangenschaft heraus geschrieben (Eph 3:1 - Eph 4:1- Eph 6:20), wahrscheinlich aus der ersten römischen Gefangenschaft in den Jahren 59-61 (nach anderen 61-63).