Die gegenwärtige Weltlage in prophetischer Sicht

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

46. Die gegenwärtige Weltlage in prophetischer Sicht

Bei dieser Betrachtung soll uns das Wort Jesu dienlich sein. Wir lesen ersatzweise Lk 21:9-11 und geben einige Bemerkungen.

„Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen hören werdet, so erschrecket nicht; denn dies muss zuvor geschehen, aber das Ende ist noch nicht alsbald“. - Diese Kriege (endgeschichtlich gesehen kommen nur Weltkriege infrage) liegen bereits hinter uns. Sie haben die ganze Welt stark in Bewegung und Erregung gebracht. Aber sie sind - nach der Aussage Jesu - nicht das Ende, sondern das Vor-Ende.

„Dann sprach er zu ihnen: Es wird sich Nation wider Nation erheben und Königreich wider Königreich“. - Das sind Geschehnisse, die gegenwärtig stark im Gange sind. Sie werden in unseren Tagen mit „kalter Krieg“ benannt.

"Und es werden große Erdbeben sein an verschiedenen Orten“. - Diese Naturereignisse sind gegenwärtig in der Vielzahl. Man berichtet von selten starken Erdbeben.

„Hungersnöte und Seuchen“ - Hungersnöte sind immer gewesen. Gegenwärtig sind sie aber stark bemerkbar, weil sie aus gewissen Gründen bewusst bemerkbar gemacht werden. Sie werden als eine große Weltnot angesehen und sind es auch. Endgeschichtlich gesehen wird alles zur großen Welt-Not! Darum der Aufruf: „Brot für die Welt“. Auch gewisse Seuchen machen sich bemerkbar. Neue Bazillen- und Krebskrankheiten brechen auf, vor denen sogar die Mediziner ratlos stehen. Wie leicht und wie schnell können diese und noch andere „Seuchen“ zur Weltnot werden!

„Auch Schrecknisse wird es geben“. - Auf die kommen wir in dieser Abhandlung ausgiebig zu sprechen. Es ist wichtig, sie zu sehen.

„Große Zeichen vom Himmel wird es geben“. - Sie werden in absehbarer Zeit sichtbar werden. Zeichen göttlicher und menschlicher Art. Beide Zeichenarten zeigt das prophetische Wort. Man lese aufmerksam die Zeichen der zwei Zeugen (Offb 11:5.6) und die Zeichen des falschen Propheten (Offb 13:12-15). Diese übernatürlichen und weltbewegenden Geschehnisse stehen heute noch aus.

Angst und Schrecken

Was uns gegenwärtig sehr angeht, sind die von Jesus bekannten „Schrecknisse“. Man kann sie auch mit „Angst“ benennen. Tatsächlich lebt gegenwärtig die ganze Menschheit in Angst und Schrecken! Man sollte diese Worte sehr groß schreiben. - Mit zitternden Händen greift man zur Tagespresse, um die sich überstützenden Weltereignisse zu lesen. Mit hellen Ohren sitzt man am Rundfunk, um die brennenden Welt-Nachrichten zu hören. Mit aufgerissenen Augen verweilt man vor dem Sehfunk, um die sich hetzenden Menschen und Menschenwerke zu sehen. Die Dinge überschlagen sich und steigern die Schrecken ins Unglaubliche.

Was ist hierfür die Ursache? Etwa die kuriose Politik? Nein, die Politik ist nur das Ergebnis eines im Hintergrund (oder auch im Vordergrund) stehenden Vorganges. Dieser Vor-Gang heißt: Atomrakete! - Die „Atom-Schrecken“ wollen wir hier in zweifacher Weise kurz sehen.

Zunächst muss festgestellt werden, dass die Atom-Geschichte nicht neu ist. Der zweite Weltkrieg wurde durch die Anwendung der Atombomben beendet. Die Atombombe war für das Kriegsende ausschlaggebend. Es trat hernach sogar eine gewisse Ruhe ein, zufolge der Überzeugung, dass die Atombombe alle Kriege beendet hat. Dieses damalige plötzliche Atomerschrecken hat auch eine gewisse Friedensmeinung, um nicht zu sagen Friedensicherheit gebracht.

Eines Tages ging aber im „Osten“ der Sputnik hoch. Dieses Ereignis erzeugte ein ungeheueres Erschrecken, sonderlich im „Westen“. Man erschrak weniger darüber, dass die Atombombe im „Osten“ vorhanden sei, denn das war zu erwarten, sondern man war restlos schockiert über den „Hochgang“ der Bombe. Der Sputnik (als etwaiger Bombenträger) braucht nämlich kein Flugzeug mehr, um befördert zu werden, sondern er fliegt wohlgezielt an jeden Ort der Erde, wenn es sein muss und auch zum Mond, und um den Mond. Wo kann man zufolge solcher Vorgänge noch einen Bergungsort finden? Wer kann sein Leben sichern? - Höllenangst beherrscht seitdem die Menschen.

Hinzu kommt ein weiteres entsetzliches Geschehen. Aus dem „Westen“ hat ein U-Boot (Unterseeboot) es fertiggebracht, den Riesenkomplex des Polarkreises zu unterschwimmen. Damit ist der Beweis erbracht, dass die U-Boote mit fast unbegrenzter Dauer unter Wasser bleiben können und auch Schwimmtiefen erreichen, die erstaunlich sind. Die „Tiefsee-Fische“ sind jetzt in der Lage, unbemerkt alle Landküsten zu erreichen und - so wurde auch angedeutet - aus den Meeres-Tiefen Atomraketen an die Wasseroberfläche zu befördern, die dann ihre Sputnikflüge planmäßig ausführen können. Diese Vorgänge brachten einen neuen Schrecken, sonderlich dem „Osten“, weil er sich an allen Küsten höchst bedroht sieht. - Sputnikmäßig war erst der „Westen“ bedroht, u-bootmäßig nunmehr der „Osten“. Beide Bedrohungen sind freilich gleichwertig, zumal sie in kurzer Zeit auf beiden Seiten nach Willkür gehandhabt werden können. Ob Sputnikgefahr oder U-Boot-Gefahr, beide Gefahrenquellen sind einerseits eine geballte Faust, andererseits eine Lebensnot, die kaum zu überbieten ist.

Weltuntergang?

Wer kann den Höhepunkt der Schrecken ermessen? Ob nicht in den nächsten Tagen neue Dinge sichtbar werden, die die Schrecken vervielfältigen? Und wenn sie nicht mehr vervielfältigt werden, genügen sie nicht jetzt schon, um die letzten Konsequenzen zu erreichen? Weltuntergang! Ohne Zweifel können die heutigen Atomwaffen die ganze Welt, vor allem das gesamte Leben in wenigen Minuten vernichten. Die Vernichtungsmittel sind bereits in solcher Fülle da, dass sie bei gleichzeitiger Explosion die ganze Welt im Augenblick zerstören können.

Wohin führt diese Entwicklung? Nur eine Antwort kann gegeben werden: Vernichtung! Will aber die Menschheit vor der Vernichtung bewahrt bleiben, dann muss sie sich zu der gegenteiligen Bewegung entschließen: Abrüstung! - Nur eins kann geschehen, entweder rüsten und vernichten, oder abrüsten und das Leben bewahren. Was kommt? Ist jemand da, der diese brennende Frage beantworten kann?

Nach der klaren Aussage des prophetischen Wortes steht die Welt nicht vor dem Untergang. Erst nach den „tausend Jahren“, wenn der Durcheinanderwerfer zu seinem letzten Vorhaben losgelassen wird, passiert der Weltuntergang. Lies Offb 20:7-11. Für die heutige Zeit, d.h. für die bisherige Welt, sagt das prophetische Wort genau das Gegenteil: „Wenn sie sagen werden: Friede und Sicherheit, dann kommt das Verderben über sie“ (1Thes 5:1-3). Also erst Friede und Sicherheit, und hernach das Verderben. Dieses Verderben bedeutet aber nicht Weltuntergang, sondern das Gericht des wiederkommenden Christus gegen die antichristliche Welt. Solches geschieht bei Harmagedon (Offb 16:13-17). Beachten wir die prophetische Anzeige: Erst Friede und Sicherheit. Das steht uns bevor. Und dann das Verderben bei Harmagedon. Da fällt ein Drittel der Menschheit (Offb 9:15.18).

Oder Weltfrieden?

Die heutige „Schreckens-Menschheit“ wird also den „Weltfrieden“ wählen. Die schreckenerregenden Vorgänge werden dazu die Veranlassung sein. Die Menschen werden zu den Friedensverhandlungen einfach gezwungen. Die „Herren der Welt“ werden sich immer wieder an den runden Tisch setzen müssen, wenngleich sie ihn des öfteren verlassen. Die Verhandlungsfäden werden nicht reißen, obgleich sie je und dann sehr dünn sind. - Das letzte Wort wird doch der „Weltsicherheitsrat“ sprechen.

„Nicht nur die Schrecken treiben zu den Verhandlungen, sondern auch noch andere Dinge. Erwähnt seien nur die wirtschaftlichen und finanziellen Rückgänge in den Rüstungsländern. Wie ganz anders könnte da der Lebensstandard der Menschen sein. Und wie ganz anders könnten sie Hilfe gewähren den Ländern, die wirtschaftlich noch im Rücksand sind. Der so notwendige Weltsozialismus leidet ungeheuer unter den vergeudeten Billionen bei der Beschaffung der „toten Mittel“ (Tötungsmittel). In wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht ist die gegenwärtige Rüsterei ein Irrsinn. Diese und noch andere Dinge machen den „Verhandlungstisch“ so notwendig.

Was sagt die Prophetie?

Es bleibt dabei, was die Prophetie sagt: „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die das Reich noch nicht empfangen haben, aber wie Könige werden sie eine Zeit Macht empfangen mit dem Tier. Die haben eine Meinung, und werden ihre Kraft und Macht geben dem Tier“ (Offb 17:12.13). Dieser Weltfriede ist das Ergebnis aller Weltschrecken und der Dinge, die mit dem Schrecken im Zusammenhang stehen. - Und je höher die Schrecken, umso näher die Friedensbereitschaft und der Friedensschluss. Seien wir unbesorgt, das kommt!

Was hat aber dieser „Welt-Friede“ uns zu sagen? Wir übersehen nicht die Tatsache, dass, gemäß der prophetischen Aussage nach dem Friedensbeschluss, die ganze Menschheit in hoher Begeisterung ausrufen wird: „Friede und Sicherheit!“ Man stelle sich vor, was dieses Weltbekenntnis nach der Zeit der Angst und Schrecken bedeutet! Aber nicht nur ein phantastisches Friedensbekenntnis bringt die Menschheit, sondern auch eine „anbetende“ Haltung zum Welt-Hauptmann! Sogar in der äußerst kritischen Zeit (Mitte der Jahrwoche) wird alle Welt mit einer unbeschreiblichen Begeisterung ausrufen: „Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen?“ (Offb 13:4)

Den besinnlichen Christen hat dieses Weltfriedensgeschehen noch mehr zu sagen. Sie werden im Blick auf die Verhältnisse fragen müssen, ob diese Weltfriedenseinheit von Gott ist. Kann das Wort Jesu: „Auf dass sie alle eins seien“ (Joh 17:21) hier angebracht werden? Nein, und abermals nein! - Hier liegen große Täuschungen vor.

Zeit des Weltfriedens

Wir müssen allerdings feststellen, dass zur Zeit des „Welt-Friedens“ die wahren Christen als die „Aufhaltenden“ nicht mehr zugegen sind. Gerade als die „Aufhaltenden“ haben sie in diesem „Friedensreich“ nichts mehr zu suchen. Aber ehe dieser Weltfriede zustande kommt, ist die Zeit der Vorbereitung, d.h. die Zeit der Friedensverhandlungen. Das ist die Zeit, in der die „Aufhaltenden“ in ihrer Funktion sind. Sagen wir ruhig: Das ist die Jetztzeit. Da werden die wahren Christen zur vollen Zustimmung aufgerufen. Zustimmung zur Einheit auf allen Gebieten, d.h. auf der ganzen Linie. - Da ist die Welt-Religions-Einheit einbegriffen! Wissen wir, was das bedeutet? Hier muss alles hintenan gesetzt werden, was der Welteinheit widerstrebt. Auch der biblische Ausspruch: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ muss als sekundär angesehen werden. Das ist ein altes, überholtes Sprüchlein. - Hier werden die Aufhaltenden in ihrem „Amt“ sein. Hier wird es offenbar werden, wer sie sind! Hier wird es sich erweisen, ob sie die Aufhaltenden sind.

Gewiss werden im Augenblick die meisten Christen sagen: Ich werde doch nicht etwas tun, was dem Willen Gottes widerspricht. Ich werde mich schon in achtnehmen. Aber - nun kommt das große Aber - durch mancherlei Fehldeutungen und Fehlschau der Endgeschehnisse wird die Haltung des Christenmenschen wankelmütig. Falsche Lehren können auf falsche Bahnen führen. Und wie oft geschieht solches. Wenn z.B. bei Verneinen des bevorstehenden „Welt-Friedens" das antichristliche Einheitsvorhaben verkannt und übersehen wird, dann wird etwas getan, was zum größten Verhängnis werden kann. Dann ist die Weltreligionseinheit wunschgemäß und richtig und notwendig. Dann stimmt man dem zu, mit höchster Begeisterung. Dann ist man Mit-Glied der Welt-Kirche.

Die gegenwärtige Weltlage

Ganz sonderbar ist es, dass man gegenwärtig - auch unter den besinnlichen Christen - nicht vom bevorstehenden Weltfrieden, sondern vom bevorstehenden Weltkrieg spricht. Man verwendet mit Absicht solche Bibelstellen, die vom Krieg reden und lehnt die biblische Anzeige vom Weltfrieden ab mit der Begründung: „Vernunftswidrig! Die heutige Welt ist dem Krieg weit näher als dem Frieden.“ Warum tut man das? Nur aus Gründen der Vernunft? Oder sprechen da andere Gründe mit? Ja! „Jemand“ ist bemüht, aus den Kriegsschrecken den Weltfrieden zu „fabrizieren“. Darum lehrt er glauben an den Weltkrieg, damit die „Kriegsgläubigen“ sehnsüchtig werden nach dem Weltfrieden, und sie dann mit Eifer zugreifen, sobald er sich greifen lässt. Dieser Weltfriede ist, mag er noch so zweifelhaft aussehen, immerhin das kleinere Übel. So wird man meinen.

Noch ein Wort zur Meinungsverschiedenheit über endgeschichtliche Dinge. Man ist allerseits der Meinung, dass man diese Meinungsverschiedenheit nicht so tragisch nehmen sollte. Sie ist nicht heilsentscheidend. Was ist schon dabei, wenn man verschieden denkt über die Entrückung der Gemeinde Jesu Christi. Die wird doch der Herr vollziehen, so oder anders. Was ist schon dabei, wenn das tausendjährige Reich nicht in der Zukunft, sondern in der Vergangenheit gesehen wird. In beiden Fällen ist es das Reich des Herrn. Was ist schon dabei, wenn der Antichrist nicht als Jude sondern als Römer gesehen wird. Oder sogar als Ideologie. Die Hauptsache ist, man hält sich fern vom Antichristentum usw.. Gewiss, wenn es sich um Dinge handelt, die das Glaubensleben nicht gefährden, dann sind die Meinungsverschiedenheiten nicht so gefährlich. Wenn aber zufolge der irrigen Endauffassung das Sein in Christus infrage gestellt, und der Hang zum Antichristentum offenbar wird, dann sieht die Sache schon anders aus. Wer die gegenwärtige Entwicklung hin zur antichristlichen Friedenswelt übersieht, oder sie sogar verneint, der steht in der größten Gefahr, fehlzugehen. Denn die bevorstehende Zeit wird für die wahren Christen mehr als versuchungsreich sein. Da wird auch der Zwang eine große Rolle spielen. Da wird die Verwechslung der Friedensbegriffe nur zu leicht möglich sein. „Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt“ (Joh 14:27). Wer das nicht beachtet, fällt unter ein anderes Wort Jesu. Lies Mt 7:22.23.

Die gegenwärtige Weltlage ist höchst kritisch; nicht nur für die Welt, sondern auch für die wahren Christen. Der „Schein des gottseligen Wesens“ (2Tim 3:5) ist an der Tagesordnung. Durch eine falsche endgeschichtliche Schau kann dieser „Schein“ nur zu leicht als Wahrheit gesehen werden. „Sie werden glauben der Lüge“ (2Thes 2:11). - Bitte, sei als Christ richtig sehend und richtig gehend in der Bereitschaft - zu Schmach, Spott und Hohn!

Lies weiter:
47. Die große Irreführung in der Endzeit