Die antichristliche Zeit

Aus Bibelwissen
Version vom 21. Februar 2021, 16:25 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Gott schickt ihnen Verführung)

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Abschrift des Buches: Der zweite Thessalonicher Brief
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Neu durchgesehene Auflage
St.-Johannis-Druckerei, Lahr-Dinglingen (Baden) 1957

weitere Abschriften:

Inhaltsverzeichnis des Buches

I. Die Trübsal in Christus

In Bearbeitung:

II. Die antichristliche Zeit

Im Lichte des Tages des Herrn

Kapitel 2

Hat der Apostel im ersten Kapitel die Leiden der Thessalonicher ins Licht des Tages des Herrn gestellt, so muss er ihnen nun diesen Tag des Herrn selbst ins Licht stellen. Unter den Leiden haben sie denselben ernst und tief heraufgesehnt. Wenn wir die lebendige Hoffnung der ersten Gläubigen auf das Kommen des Herrn noch in ihren Tagen recht verstehen wollen, dann müssen wir auch die schweren Leiden in Christus wohl in Anschlag bringen. Bei uns geht es viel zu gemächlich zu, um eine solche gesteigerte Liebe und Hoffnung ganz zu verstehen. Bei den Thessalonichern, welche unter besonders giftigen Juden wohnten, war, wie wir gesehen haben, die Trübsal groß, darum aber der Wunsch nach dem Kommen des Herrn brennend. Und so stark waren sie von diesem einen bewegt, dass auch falsche Ausbrüche erfolgten. Da stellt ihnen der Apostel nun im zweiten Kapitel unseres Briefes den Tag des Herrn ins rechte Licht, und zwar ins Licht des z u v o r kommenden A n t i c h r i s t e n. Der Herr sammelt Seine Gläubigen nicht vor dem Anbruch des antichristlichen Reiches.Diesen erleben sie noch. Darum müssen sich die Gläubigen mit ihrer Hoffnung auf den zu ihnen kommenden Herrn am antichristlichen Reiche und seinem Eintreten und am Antichristen selbst orientieren. Der A n t i c h r i s t im Lichte des Tages des Herrn ist darum der zweite Teil unseres Briefes.

Die Parusie Jesu Christi

2Thes 2:1
Wir bitten euch aber liebe Brüder, in Betreff der Parusie unseres Herrn Jesus Christus
beginnt der Apostel. Hier haben wir wieder das Wort „P a r u s i e". Das ist dasjenige Wort, welches so recht eigentlich das Kommen des Herrn zu Seiner Gemeine bezeichnet.

„Parusie“ heißt eigentlich „G e g e n w ä r t i g m a c h u n g“. Wir leben jetzt im Glauben und fern von dem Herrn. Wohl haben wir den Stellvertreter, den Heiligen Geist. Wohl ist dieser das Siegel für Glauben und Hoffnung. Wohl verklärt Er uns Christus. Wir haben Ihn wahrhaftig und gewiss im Glauben, und wir wachsen, geistgenährt, in Seinem Leben. Aber Seine persönliche, sichtbare Gegenwart haben wir noch nie genossen. Es heißt bei uns, „den ihr nicht gesehen und doch lieb habt und nun an Ihn glaubet“. Darum aber ist der Tag des Sehens und Schauens ein begehrter und der Fülletag dieses Sehens und Schauens, seine Gegenwärtigmachung bei der vollendeten Gemeine, etwas im Innersten bei den Gläubigen Ersehntes. Wann kommt und wie kommt der Tag dieser Gegenwärtigmachung, der Parusie? Das ist nicht nur für alle Gläubigen persönlich von großer Bedeutung, das ist für die ganze Hinausführung des Rates Gottes ein hochwichtiger Tag. Ist am Tag der Himmelfahrt das Haupt vollendet gewesen, so ist am Tag der Parusie der Leib vollendet, und nun erst kann der Rettungsrat weiter durchgeführt werden. Diesen Tag der Parusie nennt der Apostel in unserem ersten Vers den

Tag unserer Versammlung zu Ihm

Das heißt wörtlich: Tag unserer E n t g e g e n - Z u s a m m e n f ü h r u n g. Da kommt ja der Herr vom Himmlischen her mit denen, die schon vollendet sind, und fährt herab vom Himmlischen in die Lufträume dieser Erde, in denen bis dahin Satan geherrscht hatte. Diese nimmt Er in Besitz mit den Seinen, und dahin entrückt er dann alle die, welche an Seinem Tage noch auf Erden leben. In einem Augenblick werden diese verklärt, hingerückt und zusammengefügt mit den aus den himmlischen Gegenden Kommenden. Das gibt die Entgegen-Zusammenführung. Wenn Paulus von u n s e r e r Versammlung zu Ihm (eigentlich „Ihm entgegen“) redet, so denkt er auch noch daran, vielleicht mit den Thessalonichern nicht erst sterben zu müssen, sondern überkleidet zu werden. Paulus, der große Leidensmann, hat auch ein starkes Sehnen nach Verklärung. Noch sind auch die langen Zwischenräume nicht geoffenbart. Hier hat erst Johannes in der Offenbarung klaren Bescheid bekommen. Aber bei allem gesteigerten Hoffen hat Paulus doch eine völlige Nüchternheit. Er weiß, was noch vorher erscheinen muss, ehe des Herrn Tag eintreten kann, und darum wartet er in Glauben und Hoffnung, wiewohl er gern eilte. Zu diesem geduldigen Warten will er auch seine Thessalonicher erziehen. Sie hatten in der Erwartung jenes Tages nicht die rechte G e i s t e s z u c h t der G e d u l d. Diese ist, gerade im Blick auf den Tag des Herrn, der Gemeine schon oft und viel abhanden gekommen. Umso mehr muss sie dieselbe sich schenken lassen, und unser heutiges Wort ist so recht geeignet dazu, in solche Geisteszucht der Geduld uns hineinzustellen. Gerade der Tag des Herrn erfordert ja nicht nur Glauben, sondern auch Geduld der Heiligen. Daher hat nun in diesem Stück der Apostel eine Bitte an die Thessalonicher auf dem Herzen. „W i r bitten e u c h , l i e b e B r ü d e r“, sagt er.

Es ist eine dringende Sache, dass herz und Sinn für die Parusie des Herrn klar sei, drum muss sich hier Paulus ernstlich aufs Bitten verlegen, dass die Thessalonicher ihn hören. In Hoffnungssachen Abgeirrte sind auch gewöhnlich sehr zäh. Auch die Thesssalonicher hatten etwas davon. Darum dringt der Apostel auf sie ein und sagt: „Wir bitten euch“. Geschwister in Christo müssen auch je und je gegeneinander andringen mit Bitten und Flehen, wenn es sich um Fehlgänge handelt. Und nun bittet der Apostel die Thessalonicher in Betreff der Parusie des Herrn:

Das richtige Urteilsvermögen

2Thes 2:2
Dass ihr euch nicht schnell bewegen lasset von dem Sinn
Hier begegnet uns ein wichtiges biblisches Wort „S i n n“ Luther kann das Wort an anderen Orten auch mit „Vernunft, Gemüt, Verstand“ übersetzen. Gemeint ist der innerlich urteilende Sinn d a s innere U r t e i l s v e r m ö g e n. Auf verschiedenen Stufungen hat jedes Geschöpf ein Urteilsvermögen - einen Sinn. Die Pflanzen, z. B. für’s Licht, die Tiere schon für mehr Dinge, ,der Mensch hat das höchste und tiefste Urteilsvermögen. Wenn dieses Urteilsvermögen vom eigen „Ich“ geleitet und regiert ist, irrt es und ist verfinstert. Wenn es durch den Heiligen Geist im Glauben regiert wird, dann wird es je länger je mehr lichtmäßig. Ein geistregierter, innerer Sinn ist vor allem nüchtern. Er sieht die Dinge, wie sie sind, im göttlichen Urteil. So gibt nun der Heilige Geist auch über den Tag des Herrn dem Gläubigen ein inneres, göttliches Urteil, das ebenso von Liebe und Hoffnung als von Geduld und Warten bestimmt ist. In diesem göttlichen, geistlichen Urteilen kann man aber erschüttert werfen. Es können auf allerlei Weise seelische und fleischliche Geistesregungen mit sprechen, und dann wird das Geistesurteil getrübt. Da ermahnt und bittet nun Paulus die Thessalonicher, dass sie nicht so schnell sich sollten erschüttern lassen vom richtigen, geistgeleiteten, inneren Urteilen. Das geht immer schnell, dass man in ein schiefes, von anderem Geist mitbewirktes Urteil komme. Paulus nennt verschiedene Einflüsse, welche hier hereinsprechen können.

Lasst euch nicht erschrecken

Lasst euch nicht erschrecken, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief, als von uns, als ob der Tag des Herrn gegenwärtig sei (Vers 2)
Das ist freilich für ein gläubiges Herz ein großer Schrecken, wenn man ihm sagt, der Tag des Herrn ist gegenwärtig, steht vor der Tür, ist da. Wir warten ja freilich dieses Tages; aber alles Erwartete und sonderlich heiß Ersehnte bringt ein tiefes Erschrecken mit sich, wenn es plötzlich da ist. Wenn wir eines unserer Lieben angespannt erwarten, und es tritt plötzlich zur Tür herein, so gibt es eben für den Augenblick einen jähen Schrecken. So sind auch die Thesssalonicher mit der Botschaft erschreckt worden, der Tag des Herrn sei eingetreten oder sei doch direkt vor der Türe. Oft und viel sind die Gläubigen schon durch solche Übereilungen tief erschreckt worden.

Paulus sagt nun: Lasst euch nicht erschrecken, „n i c h t durch G e i s t“. In dem lebendigen Geistesleben der ersten Gemeine, welche des geschriebenen Wortes noch entbehrte, gab es viel Weissagung und Prophetie. Sie sollten uns beide nicht fehlen! Da kam es nun vor, dass Brüder auftraten, welche im Geiste auch vom Kommen des Herrn zu Seiner Gemeine zeugten. Und bei diesen Zeugnissen geschah es, dass sie im Geiste das Kommen des Herrn ganz nahe und unmittelbar bevorstehend hinstellten. Da hätte nun der innere, geistgeleitete Sinn der Gemeine prüfen müssen, ob nach dem apostolischen Zeugnis solches möglich und wirklich sei. Aber statt dessen ließen sich offenbar die meisten einen Schrecken einjagen und ergriffen in diesem Schrecken falsche Maßnahmen. Die einen gingen herum, trugen’s weiter und arbeiteten nicht mehr; andere kamen in Disputationen darüber, und das nüchtern Glaubens- und Heiligungsleben kam zu kurz oder zu Schaden. Darum ist es dem Apostel ein Anliegen, dass sie sich nicht erschrecken lassen durch Geist. Wiewohl wir den Geist nicht dämpfen und auslöschen dürfen, so muss er doch ernstlich geprüft und gerichtet werden. Wie wir nichts essen, ohne dass es in Mund und Gaumen die Prüfungsstellen durchlaufen hat, so wollen wir auch Geistesäußerungen immer erst prüfen, ehe wir uns durch dieselben bewegen lassen. Geistesmenschen, auch solche, die wir sonst hochachten, können im einzelnen irren. Und die Gläubigen in Christus müssen hier wachsen, einander sagen und mahnen.

Außer durch Geist kann das nüchterne Urteil auch getrübt werden „d u r c h W o r t“. Es kann ein Wort aus dem apostolischen Zeugnis durch schiefe Wiedergabe Verwirrung anrichten. Es kann eine Auslegung aus dem vorhandenenWorte - damals bei den Thessalonichern aus dem Alten Testament, heute aus dem Gesamtwort - durch menschlich-vernünftige Zusammenstellung auf eine schiefe Linie führen. Es kann ein Gläubiger, der das Wort teilt, unklare oder unhaltbarer Anschauungen vertreten. Dadurch werden dann Gläubige, welche keinen Durchblick haben, erschreckt. Es gilt, sich nicht erschrecken zu lassen, sondern alles ruhig zu prüfen. Ist uns etwas nicht hell und klar, auch ein Wort eines bewährten Bruders, so wollen wir es lieber liegen lassen. Gerade in Bezug auf die letzten Dinge ist Irren oft leicht möglich.

Es scheint aber nun bei den Thessalonichern nicht nur aufrichtigerweise durch „Geist und Wort“ gefehlt worden zu sein, sondern auch auf betrügerische Weise, wie der Apostel sagt: „d u r c h B r i e f" , als von u n s. Es scheinen etliche, um ihren Anschauungen Eingang zu verschaffen, Briefe geschrieben und dieselben in Thessalonich ausgegeben zu haben, als wären sie von Paulus. Paulus schrieb ja seine Briefe nicht selbst, sondern diktierte sie, da konnte ein solcher Betrug leicht geschehen. Später unterschrieb er seine Briefe mit eigener Hand, um solchem Missbrauch einen Riegel vorzuschieben. Wir sehen bei diesem Dreifachen - Geist, Wort und Brief - , wie vorsichtig ein Gläubiger in allem sein muss. Zu schnell lässt man sich oft von Geist, Wort und heutzutage von Gedrucktem beeinflussen. Lassen wir uns vom Apostel Paulus btiten, da doch, sonderlich im Blick auf die letzten Dinge, recht gewissenhaft und gründlich zu sein.

Niemand möge euch betrügen

2Thes 2:3
in keiner Weise’’'. Auch wenn etwa die Zeugen einer Wahrheit, die das Kommen des Herrn betrifft, persönlich nicht lügen und trügen wollen, sondern ehrlich wären, so können sie eben irren, und wir sind dann, wenn wir den Irrtum annehmen, die Betrogenen.

Um nun seine Thessalonicher - und damit auch uns zu bewahren und die schon verdrehten Thessalonicher wieder zu klarem Urteil zurückzuführen, zeichnet der Apostel d i e Z e i t und den M a n n, die zuerst erscheinen müssen, ehe der Tag des Herrn kommt und sagt:

Niemand möge euch betrügen; (denn Er kommt nicht) wenn nicht zuvor der Abfall gekommen ist und der Mensch der Gesetzlosigkeit offenbar geworden ist. (Vers 3)
Nach dieser Stelle erleben also die Gläubigen noch den Anfang des antichristlichen Reiches unter dem Antichristen. Nach 1Kor 15 kommt der Herr zu den Seinen erst zur Zeit der siebten Posaune (Offb 11:15), und in dieser tritt auch der Antichrist auf (Offb 13). In Offb 14 und Offb 15 haben wir Stellen, welche auf die Heimholung der Gemeine schließen lassen. Die letzten schweren antichristlichen Gerichte macht die Gemeine nicht mehr mit auf dieser Erde. Im Anfang der Herrschaft des Antichristen sammelt der Herr, so will uns scheinen, die Ihm Gehörenden.Jedenfalls und ganz gewiss ist die Parusie erst nach dem Auftreten des Antichristen und des falschen Propheten. Da haben wir einen festen und klaren Punkt zu nüchternem Urteil, „d e n n - E r k o m m t n i c h t" - hebt Paulus an. Die Wörtlein „ „Er kommt nicht“ müssen wir im Deutschen einschieben - im Urtext stehen sie nicht, deshalb setzen wir sie in Klammern. Paulus redet hier in ganz verkürzter Weise. Der Sinn ist aber notwendig der:

Der Herr Jesus Christus kommt nicht wieder, „w e n n nicht z u v o r der A b f a l l gekommen i s t.“ So müssen wir also unser Augenmerk, wenn wir über das Kommen des Herrn richtig urteilen willen, auf einen „A b f a l l“ richten. Dieser Abfall muss etwas sein, was schon die Thessalonicher verstehen konnten. Da kann es nun der Abfall vom Christentum ganz unmöglich sein. Man denke doch, die Gemeine in Thessalonich ist noch ganz junge. Sie bestand doch der überwiegenden Mehrzahl nach aus Gläubigen in Christus - wie kann der Apostel dann von einem großen Abfall in der Gemeine reden? Ein Abfall kann überhaupt nur da sein, wo man etwas bekommen hat, von dem man abfallen kann. Die Nationen haben aber in unseren Tagen, von der Thessalonicher-Zeit an bis heute, nichts bekommen als die Botschaft von der Rettung in Christus und von der Gemeine der Gläubigen in Ihm. Diese Botschaft kann man annehmen oder ablehnen - aber nicht von ihr abfallen. Güter, von denen ein Abfall möglich ist, haben die J u d e n erhalten: ihnen ist vertraut, was Gott geredet hat, sie haben die Väter, sie haben das Gesetz empfangen, ihnen gehört die Verheißung. Sie sind schon zu des Paulus Zeiten von diesen gewaltigen Gottesgaben vielfach abgefallen. Sonderlich die Juden zu Thessalonich waren häßliche und widerstrebende, welche auch nicht in der Schrift forschten, ob es sich also verhielte, ,wie es die Juden in Beröa taten.

Die Thessalonicher hatten also einen Anfang des Abfalls vor ihren Augen. Dieser Abfall der Juden vom Gesetz und Prophetie ist hier gemeint. Mit diesem Abfall geht es aber wunderlich zu. Er begann schon zu den Paulus Zeiten und vorher. Er erlitt aber eine Hemmung durch die schweren Verfolgungs- und Druckzeiten des jüdischen Volkes unter den Nationen. Die Masse bleib durch diese Jahrhunderte hindurch an Gesetz und Propheten, soweit das in ihrem Fluchzustand möglich war, hängen. Jetzt aber in unseren Tagen der Befreiung des jüdischen Volkes von seiner Bedrückung geht der große Abfall an. Das jüdische Volk geht in die Nationen-Kulturen ein; ja es will selbst ein Kulturvolk werden und will das Heilige Land zur Zentrale seines Kulturlebens machen. Es will ein großes Ich-Volk unter den Ich-Völkern sein. Deshalb hat es auch in diesen Tagen (April 1925), als etwas vom ersten, eine Universität in Jerusalem eingerichtet. Die Träger des Zionismus sind meist Leute, die kein Gesetz und keine Propheten mehr brauchen - sie sind vielfach Sozialisten und Kommunisten. Nur die nationale und kulturelle Einheit des jüdischen Volkes ist ihnen wichtig. Wir stehen mitten drin in der Epoche des großen Abfalls.

Dass dieses Judenvolk einen großen Teil der Nationen, welche es geistig beeinflusst, mitreißt, das liegt vor Augen. Was diese Massen an volksmäßigem Christentum je gehabt haben, lehrt das Judentum sie wegwerfen, und sie tun es willig. Die Kirchen aber, welche diese Massen doch behalten wollen, müssen sich mit diesem Abfallgeist immer mehr abfinden und kommen ins falsch-prophetische Wesen, wo sie den Leib, die Gemeine, gar nicht mehr kennen. So müssen wir den Abfall in erster Linie aus jüdische Volk beziehen. Und dieser Abfall ist durch die Zeiten der Gemeine hin aufgehalten gewesen und tritt jetzt in unseren Tagen in seine große, wachstümliche Auswirkung. Wir sind Zeugen dieser großen, gewaltigen neuen Weltepoche. Wir sehen, wie Millionen von Nationen sich hinein-verführen lassen in diesen Abfall und wie die großen Kirchen, falsch-prophetischen Kulturgeistes voll, einen Bund schließen mit diesen Abgefallenen. Der Geist des Abfalls und seine Erstauswirkung ist da - er zielt hin auf die Ausgeburt des Abfallmenschen. Alle Menschheits- und auch alle Gott-Bewegungen gipfeln in einem Mann. Aller Gottesplan gipfelt in Christus, aller Teufelsplan im Antichristen. Der Abfall ist der Schrittmacher für den Antichristen. So ist hochwichtig für uns, zu wissen, dass wir in diesem Abfall stehen. Aus ihm wird der Mensch der Gesetzlosigkeit geboren.

Deshalb sagt der Apostel, der Heiland kommt nicht, „b i s dass g e o f f e n b a r t werde der M e n s c h der G e s e t z l o s i g k e i t“.

Das ist ein bezeichnender Titel für den Antichristen und bestätigt unsere obige Auslegung. Ein Mensch der Gesetzlosigkeit kann nur geboren werden aus dem Volk des Gesetzes, dem Judentum. Die Nationen haben wohl auch das in ihr Herz geschriebene Gesetz, aber das göttliche Buchstabengesetz hat nur e i n Volk, das jüdische. Wir dürfen die christliche Volkslinie mit ihren zehn Geboten hier nicht anführen. Die zehn Gebote sind nicht das Gesetz. Lesen wir einmal die fünf Bücher Mose, dann bekommen wir einen Begriff vom Gesetz Gottes in Buchstaben. In dieses Gesetz ist das jüdische Volk, auch in der Zeit der Verwerfung, durch seine Schriftgelehrten hinein gefesselt worden, soweit es möglich war. Dieses ganze Gottgesetz sprengt es bei seinem Austritt ins Freie. Und wir sehen auf allen Gebieten, wie das jüdische Volk der Fahnenträger der Gesetzesauflösung ist und wie die törichten Nationen ihm folgen und diesen Geist der Gesetzlosigkeit einsaugen.

Die Jahre 1914 bis 1925 haben eine riesige Vertiefung der Gesetzlosigkeit auf allen Gebieten gebracht und immer unter Führung des Judentums. Aus ihm kommt drum der Mensch der Gesetzlosigkeit, der keine anderes Gesetz und keinen anderen Maßstab kennt als sich selbst. Es ist hochbedeutsam, dass das griechische Wort, das Luther mit „Sünde“ übersetzt, wörtlich heißt: weg v o m N o m o s - d. i. weg vom göttlichen, durch Mose vermittelten Gesetze. Dieser Mensch ist die Frucht des Abfalls. Er eignet sich alles Hohe und Schöne aus dem Evangelium an und will es ausführen in eigener Kraft und in eigenen Gesetzen. Mit diesem Wesen der Gesetzlosigkeit ist er

Der Sohn des Verderbens

So nennt ihn Paulus weiter. Ein Mensch der Gesetzlosigkeit kann nur zur Herrschaft kommen aus der Gesetzlosigkeit heraus, aus dem Verderben, aus der Revolution heraus. Darum haben wir jetzt in allen Völkern nicht nur den Geist, sondern auch den Triumph der Revolution. Revolutionäre sind die Bahnbrecher der Tyrannen - und ein solcher Tyrann ist der Mensch der Gesetzlosigkeit. Und so heißt er ein Kind des Verderbens, oder besser Sohn des Verderbens, weil er aus dem Verderben geboren ist. Er ist des Verderbens Sohn aber auch deswegen, weil das Verderben in ihm als in einer Spitze sich zusammenfasst. Der Antichrist ist die persönliche Darstellung all der dem Eigenwesen entspringenden Todes- und Verderbenskräfte. Und im letzten Grunde ist er der Mensch gewordene Satan. Die Menschen sind von Anfang an nur vom Satan v e r f ü h r t ; sie sind dann vom Satan G e q u ä l t e , sie nehmen aber den satanischen Ich-Geist und den satanischen Christushass-Geist immer mehr bewusst und klar auf. Der Weg geht vom verführten Sünder zum teuflischen Ich-Menschen. In dieser Hinsicht ist der Antichrist die Korne und Krönung der Ich-Menschheit.

Weil aber dies teuflische Ich-Wesen Wurzel und Grund alles Verderbens ist, so heißt der Antichrist Sohn des Verderbens. Das ist der furchtbare Fortschritt der Sünde, dass sie, je mehr es dem Ende zugeht, s e l b s t b e w u s s t von den Menschen als Weg beschritten wird. Diesen Fortschritt haben wir nach Weltkrieg und Revolution wohl beobachtet und beobachten ihn täglich am heranwachsenden Geschlecht. Ist der Antichrist so ein Sohn des Verderbens, so geht er auch mit seinem ganzen Anhang ins Verderben (Offb 19), so hoch auch seine Eigenkulturhöhe war, mit der er die Menschen verführte. Dieser Sohn des Verderbens ist nun

Der Widersacher

2Thes 2:4
wörtlich: der sich Entgegenstemmende. Wenn wir das griechische Wort stehenlassen, so könnten wir ihn den „A n t i“ nennen. “Anti“ kommt auch in Antichrist vor und heißt: „entgegen“, „dagegen“. Er wertet alles um. Er setzt gegen jede menschliche und göttliche Ordnung die aus dem Eigenwesen kommende G e g e n o r d n u n g. Auf der höchsten Spitze wirkt sich das so aus: Ist Christus nach Gottes Rat und Willen der, in welchem alles zusammengefasst werden soll, so ist der Antichrist d a g e g e n und setzt sich selbst in diese Rolle. Er verspricht alles, was der Heiland bringen soll und will und kann, und will es mit seinem Eigenwesen heraufführen. Dieser große „A n t i“ ist nun

der sich Überhebende über alles (Vers 4)
Das ist der Gipfel des Ich-Wesens: I c h , m e i n I c h , ü b e r a l l e s. Beim Sohn Gottes und den Seinen heißt es: Ich, mein Ich u n t e r alles. Selbsterniedrigung, untertäniger Gehorsam sit der Weg des Gottessohnes und Seiner Söhne; Ü b e r h e b u n g ist der Weg des Sohnes des Verderbens. Vor allem überhebt er sich über alles,

was Gott oder Gottesdienst heißt (Vers 4). Er ist selbst sein Gott, und er baut sich selbst seinen Gottesdienst aus. Der Mensch aus sich heraus und in sich selbst Gott, das ist der Gegengipfel gegen die Wahrheit: Der Mensch in sich gar nichts, sondern alles nur und allein in dem lebendigen Gott und Seinem Sohne. Weder Christentum noch Judentum noch Mohammedanismus noch irgendeine andere Religion, welche noch einen Gott außer sich oder über sich hat, ist ihm heilig. Er ist drüber hoch erhöht. Er ist kein Sklave mehr, er ist der wahrhaft Freie in sich selbst, wie er sich dünkt. Um das auch öffentlich kundzutun, wird er sich erkühnen

dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich ausgibt, dass er Gott sei (Vers 4).
Da lernen wir zunächst, dass der Tempel in Jerusalem, ehe der Heiland zu den Seinen kommt, wieder gebaut wird. Eine Universität haben die Ich-Juden in diesen Tagen des April 1925 schon eingeweiht. Die frommen Juden, samt den Ich-Juden, werden auch noch einen Tempel bauen, wohl nach Hesekiels Pan. In diesem Tempel wird sich der Antichrist setzen und sich als Gott ausgeben. Hier haben wir wieder ein klares Zeugnis, dass der Antichrist ein Jude ist. Nur ein Jude setzt sich in den jüdischen „Tempel“. Das ist ein gewaltiges Schauspiel. Im Allerheiligsten des Tempels war der Herr in der „ S c h e c h i n a“ (in der Wolke über der Bundeslade) unter Seinem Volke gegenwärtig. Infolge der Versündigung de sVolkes wich der Herr von Seinem Tempel. Im zweiten Tempel nach der babylonischen Gefangenschaft und im Tempel des Herodes, wie er zur Zeit des Herrn stand, war Jehova nicht mehr gegenwärtig. Und nun kommt es soweit, dass in den Tempel zur antichristlicen Zeit sich der Antichrist hineinsetzt und sagt: „Ich bin euer Gott - ich bin der Jehova. Ihr habt niemand mehr zu erwarten, wir machen alles, was wir zur Glückseligkeit brauchen aus uns selbst.“ Wahrlich, so im Tempel sitzend ist er im tiefsten Sinn der Antichrist. Und das in der Selbstvergötterung lebende Volk samt den ihm zugetanen Nationen nimmt diese Botschaft des Vergottens nur zu gern an. Die Selbstvergottung des Antichristen ist dieser gottlosen Menschen eigene Selbstvergottung. Die Endzeitmenschheit ist reif für einen solchen Akt. Er wird sich unter solchen Formen vollziehne, dass selbst die Endzeitkirchen ihren Segen dazu geben werden in falscher Prophetie.

Ein solcher Weltmachtherrscher muss also aufkommen,ehe die Parusie oder die Gegenwärtigmachtung des Herrn bei den Seinen geschehen wird. Das ist ein fester Anhalt für die Gläubigen - wer darin steht, kann nicht erschreckt und wankend gemacht werden. Hier haben wir eine Grundlage für ein klares Urteil.

Gedenket, dass ich euch solches sagte

2Thes 2:5
Gedenket ihr nicht daran, dass ich euch solches sagte, da ich noch bei euch war?
So schließt der Apostel seine Schilderung des Antichristen ab. Wir sehen hier in die apostolische Zeugentätigkeit und in ihre Art hinein. Der Apostel hat, wie er selber sagt, den jungen Gemeinen den ganzen Rat Gottes ausgelegt. Er hat ihnen vom Antichristen und seiner Zeit genauen Bericht gegeben, wie auch über die verschiedenen Abschnitte des Kommens Christi. Da müssen wir also ein Wort wie das im 1. Korintherbrief, wo der Apostel sagt, er habe ihnen, den Korinthern nichts gebracht als Jesus Christus, und zwar den Gekreuzigten, richtig verstehen. Dies Wort will nicht sagen, dass der Apostel nur das Kreuz gepredigt habe. Er will vielmehr sagen, dass er keinen anderen Christus und Heiland wisse als nur den gekreuzigten. In diesem Gekreuzigten und Erstandenen hat aber der Apostel das Heil, den Heilsplan nach Länge, Breite, Höhe und Tiefe, dargelegt. Es gibt ein versessenes Christentum, das nicht wachstümlich und umfassend fortschreiten will und so au dem Gekreuzigten einschläft. Ja, ohne Gekreuzigten und ohne Kreuz kein Heil - das bleibt bestehen. Aber in dem Gekreuzigten d a s H e i l nach allen Seiten h in. Es ist ein Zeichen der Geistesstärke und der Geistesklarheit jener ersten Gemeine, dass man ihnen die verschiedenen Stufen der Wiederkunft Christi und des sich auswirkenden Heiles so früh mitteilen konnte. Wir werden manchmal in den ältesten Gemeinschaften damit nicht verstanden - ein böses Zeichen!Freilich gab es auch in jenen ersten Gemeinen Missverständnisse, wie wir gerade an den Thessalonichern sehen - aber doch, gepredigt waren ihnen diese Wahrheiten.

Der Apostel wundert sich nun, dass die Thessalonicher, trotz seiner deutlichen Predigt, nicht k l a r sehen: „G e d e n k e t ihr nicht mehr, dass ich euch s o l c h e s s a g t e , da ich bei euch war?“ Vielleicht waren die Thessalonicher, als sie zum ersten mal von der Wiederkunft des Herrn und von der antichristlichen Zeit hörten, noch nicht innerlich aufnahmefähig zur Erfassung dieser Wahrheiten. Wenn wir für eine Wahrheit noch nicht den richtigen, inneren Geistesnährboden haben, auf welchem der Heilige Geist anknüpfend weiterbauen kann, dann fassen wir sie nicht, auch wenn wir sie hören. So mag’s bei vielen Thessalonichern gewesen sein. Es ist aber auch ein großer Unterschied zwischen dem Hören und inneren Aufnehmen einer Wahrheit und zwischen ihrer praktischen Durchführung. Hier gibt’s für erkannte und auch aufgenommene Wahrheiten oft Schwierigkeiten. So war’s auch bei den Thessalonichern. Darum muss sie der Apostel erinnern, ob sie nicht mehr daran dächten, dass er ihnen das alles schon bei seiner ersten Anwesenheit unter ihnen gesagt habe. Und nun rückt er den überschwänglichen und voreiligen Thessalonichern zu Leibe und sagt ihnen:

Das noch Zurückhaltende

2Thes 2:6
Das jetzt noch Zurückhaltende kennet ihr, dass er zu seiner Zeit geoffenbart werde.
Es wundert den Apostel, dass die Thessalonicher in Bezug auf den Tag des Herrn so stürmisch sind, da sie doch selber genau wissen, dass noch e i n A u f h a l t e n d e s für das Kommen des Antichristen da ist.

Ist der Antichrist der Mensch der Gesetzlosigkeit, wie er gleich nachher im siebten Vers wieder bezeichnet wird, so kann das Aufhaltende nichts anderes sein als eine noch festgehaltene gesetzliche Ordnung. Und ist der Antichrist, wie wir gesehen haben, ein Jude, so kann er erst kommen,wenn im Judentum die gesetzliche und prophetische Ordnung sich ganz aufgelöst hat und wenn, unter Führung des jüdischen Geistes, die Gesetzlosigkeit auch unter den Nationen groß wird. Die Thessalonicher wussten nun ganz genau, dass die Juden an Gesetz und Prophetie zum großen Teil starr festhielten. Auch hatten die Juden in damaliger Zeit noch nicht die Kraft, auf das gesetzlich verordnet römische Reich bestimmend einzuwirken im Sinne der Auflösung von Gesetz und Ordnung. Dies umso weniger, als sie eben selbst noch gesetzlich waren. So ist das Festhalten der Juden am Gesetz und seinen Ordnungen das noch Aufhaltende. Und um dieses wissen die Thessalonicher, teilweise selber Juden, ganz genau. Dadurch nun wird der Antichrist aufgehalten, sich zu offenbaren, und seine Zeit ist noch nicht da. Er kann ja nur in einer Epoche der Gesetzlosigkeit, d. h. des schrankenlosen Ichlebens, seine Macht und Gewalt aufrichten. Darum hat er nun b i s h e u t e nicht erscheinen können. Der Herr hat die Juden in den vergangenen Jahrhunderten unter Gericht und Leiden getan und hat sie einflusslos gemacht. In diesen ganzen Zeiten der Verbannung hat auch der größte Teil des Judentums immer noch an Gesetz und Propheten festgehalten, und so war für den Antichristen noch nicht Zeit und Raum.

Das Aufhaltende - der Gesetzessinn - war immer noch da. Erst in unseren Tagen, wo das jüdische Volk frei geworden ist, nach Weltkrieg und Revolution, erleben wir es, dass Massen von Juden im Zionismus - die Sozialisten und Kommunisten und Vertreter anderer ungesetzlicher Richtungen sind - von Gesetz und Prophetie abfallen und ins antichristliche Wesen eintreten. Jetzt kommt mit Riesenschritten „s e i n e Z e i t und seine O f f e n b a r u n g“, nämlich die des Antichristen. Wir erleben es nicht mehr als ein Geheimnis, was der Apostel den Thessalonichern noch als ein Geheimnis bezeichnet:

Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit

2Thes 2:7
Es wird schon wirksam das Geheimnis der Gesetzlosigkeit.
Im antichristlichen Wesen und im Antichristen selbst handelt es sich um eine O f f e n b a r u n g des s a t a n i s c h e n I c h g e i s t e s. Ehe diese Offenbarung geschehen kann, ist sie deswegen ein Geheimnis. Wirksam ist dies Geheimnis schon geworden in der apostolischen Zeit. Es gab damals schon viele der Welt verfallene Juden, welche über Griechentum und römischen Weltmachtwesen, über Handel und Wandel Gesetz und Prophetie dahingaben. In dem Widerspruch gegen den Herrn Jesus Christus war schon viel solche Gesetzlosigkeit und Prophetielosigkeit. Doch hatten die an Gesetz und Prophetie hängenden Juden immerhin noch die Oberhand. Das Aufhaltende war noch stark. Es begann aber auch wirksam zu werden das Geheimnis der Gesetzlosigkeit. Der Herr hat dann dies Geheimnis in den vergangenen Jahrhunderten, um der Durchführung des Gemeinerates willen, aufgehalten und zurückgehalten. Nun aber in unseren Tagen bricht es los. ,0Das Judentum wird weltweit gesetzlos und prophetielos.

Das Gesetzeswesen war schon zur apostolischen Zeit im Grund I c h - W e s e n. Man hielt das Gesetz in Eigengerechtigkeit. Auch das Gesetzeswesen der vergangenen Jahrhunderte war großteils Ich-Wsen. In diesem Ich-Wesen war die Gesetzlosigkeit schon wirksam. Satan ist der gesetzlose Ich-Geist. Heute wirft nun das mächtiger gewordene Ich das Gesetz und die Prophetie einfach beiseite. Der Ich-Geist steigt frei herauf. Das Geheimnis Satans wird offenbar. Und es wird wirksam. Das Judenvolk hat nach dem Sturz der großen Gesetzes-Monarchien viel mehr Macht unter den Nationen. Es wirkt seinen gesetzlosen und prophetielosen Ich-Sinn unter den Nationen mächtig aus. denken wir nur an Russland, aber auch an alle anderen Nationen. Das Geheimnis der Ungesetzlichkeit wirkt sich mit Macht aus. Wir sehen die Zeit des Antichristen heranziehen.

Nur der, der es bis jetzt noch aufhält, muss aus dem Mittel getan werden.
D e r es aufhält, ist im Grunde gleich mit dem, w a s es aufhält. Bei dem , d e r es aufhält, ist nur mehr die Prophetie und ihr Mittelpunkt, der Messias, gemeint; bei dem, w a s es aufhält, mehr das Gesetz. Dass der Antichrist es mit den beiden Zeugen zu tun h at, mit Gesetz und Prophetie, dass er sie schließlich aus dem Mittel tut, d. h. völlig einflusslos macht und die letzten Zeugen tötet, sagt auch Offb 11. Der es aufhält ist in Sonderheit der Messias, der Glaube an den kommenden Retterkönig. Wenn der Antichrist sich selbst zu Gott macht und selber der Retterkönig zu sein sich ausgibt, dann ist er Messias aus dem Mittel getan. Für den Ausbruch dieses Ich-Wesens muss also die Zeit reif geworden sein. Wir sehen in unseren Tagen, wie sich das vollzieht. Selbst erwerben, selbst erneuern will das jüdisch-zionistische Volk das Heilige Land. Selbstgroß will es an der Spitze der Kultur der Völker marschieren - das ist der Sinn seiner Universität in Jerusalem. Und dieses Ich-Volk macht auch die anderen Völker mit seiner Verführung durch Philosophie und andere Künste Ich-groß, also dass diese auch keinen Heiland mehr brauchen, sondern alles selber machen.

Dadurch wird der Heilands- und Messiasgedanke aus den Völkern hinaus-, aus dem Mittel getan. Wenn dann der Antichrist sich selbst in den Tempel setzt, ist dieses Hinaustun des Messias zum Ziele gelangt. Eine Völkerrettung im Selbstwesen, ohne göttliches Gesetz, ohne göttlichen Retter, das ist Antichristentum und verkörpert den Antichristen. Dreifach ist der Anstieg des jüdischen Volkes zu diesem Ziele. Erst, in seiner Anfangszeit, ist das jüdische Volk anderen Göttern untertan geworden. Da war es noch naiv und zog bloß den fleischlichen Götzendienst an. Gott untertan war es noch. Dafür bekam es 70 Jahre Gefängnis. Dann kam die Gesetzeszeit. Das Volk stand jetzt auch in seinem Ich ganz anders da als zur Götzendiener-Zeit. Es wurde gesetzes-bewusst vor allen Völkern. Die Ich-Gerechtigkeit ließ es an Jesus irre werden. Es verwarf noch nicht Gesetz und Messias überhaupt, aber es verwarf Jesum, den Gekreuzigten, als Messias. Es beugte sich selbst nicht. Da war es im Ich-Wesen schon bedeutend gesteigert. Darüber leidet es nun schon 2000 Jahre unter dem Fluch der Nationenwelt. Aber es zerbricht nicht; nein, es richtet sich vollends ganz in sich selbst auf. In Philosophie, Kunst, Literatur, in Handel und Wandel, überall ist es führender Träger dieses alles auflösenden Ich-Geistes und bringt dieses Taumelgeist auch in die verführten Nationen hinein. Der es aufhält - der Heiland und der Glaube an Ihn, den Messias, muss aus dem Mittel. Dann stellt er hochaufgerichtet sich hin, der Antichrist.

Offenbarwerden des Gesetzlosen

2Thes 2:8
Dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden.
Und dann hat Satan sein Ziel erreicht; er hat den Menschen zu seinem Gleichbilde gestaltet. Und die verführte Menschheit jubelt ihm eine Weile Beifall. Mit dem Malzeichen des Tieres verpflichten sie sich diesem Herrn und seinem Geiste.

Der weiße Reiter

Den wird aber der Herr wegnehmen durch den Geist Seines Mundes.
Da kommt der auf dem weißen Pferd, und er heißt: Treu und Wahrhaftig; und Er richtet und streitet mit Gerechtigkeit (Offb 19). Seine Augen sind wie eine Feuerflamme und auf Seinem Haupte viele Kronen. Aus Seinem Munde geht ein scharfes Schwert. Und Ihm folgt das Heer des Himmels auf weißen Pferden, angetan mit weißer und reiner Leinwand. Das ist die verklärte Gemeine, die mitkommt. Er heißt: König der Könige und Herr der Herren. Und von diesem Herrn wird das Tier ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm tat, durch welche er verführte, die das Malzeichen des Tieres nahmen und die das Bild des Tieres anbeteten. Lebendig wurden diese beiden in den feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brannte.

Das ist die biblische Auslegung selbst zu den obigen Worten und zu dem, was der Apostel weiter sagt:
Er wird ihn unwirksam machen durch die Erscheinung Seiner Gegenwart.

Und nun schildert uns die Schrift das Wesen des Antichristen noch des näheren mit starken und kräftigen Strichen. Sie sagt zunächst:

Der Antichrist

2Thes 2:9
Seine Gegenwart ist in der Energie Satans
Im Antichristen kommt das satanische Wesen zu seinem wirkungsvoll kräftigen Ausdruck. Der Mensch ist Selbstmensch. Er anerkennt nichts als sein eigenes Ich. Im ganzen Geschichtsverlauf haben die Menschen doch noch Götter oder religiöse und sittliche Grundsätze oder Gesetze aller Art über sich anerkannt. Sie lebten unter einer objektiven, d. h. außer ihnen und über ihnen stehenden Macht und Gewalt. Der Mensch der letzten Periode tut alles aus sich selbst und in sich selbst. Was er anerkennen will, das gilt; war er nicht will, das gilt nicht. Er ist in sich selbst sein eigener und aller Dinge Maßstab. Dieses Wesen fasst der Antichrist in seiner Person zusammen, darum nimmt die gleichgesinnte Menschheit sein Malzeichen und schließt sich ihm an. Jetzt erst ist die Menschheit satanisch. Das ist die Vollendung der Sünde. Äußerlich glänzt und gleißt da alles. Die Menschheit ist auf ihrer größten Eigenentfaltungsstufe. Ein bezauberndes Kulturreich wird das geben; Friede, Friede, werden sie sagen, es hat keine Gefahr (1Thes 5).

Diese, der vorsintflutlichen ähnliche Zeit wird einhergehen
in aller Kraft, in Zeichen und Wundern der Lüge (Vers 9)
Dieses Geschlecht der antichristlichen Zeit wird ein energievolles, gewaltiges und überwältigendes Geschlecht sein. Es heißt in 1Mo 6 von der Zeit vor der Sintflut: „Es waren auch zu den Zeiten Tyrannen auf Erden; denn da die Kinder Gottes (die bösen Engel) zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus Gewaltige in der Welt und berühmte Männer.“ So wird es in den letzten Zeiten der Endoffenbarung Satans auch sein. Nur noch viel gewaltiger, weil das Satanische sich nicht so sehr auf dem sinnlichen Gebiet als auf dem geistigen entfalten wird. Ein kraftvolles, hochgemutes Geschlecht wird unter dem Antichristen leben, aber alles in sich selbst. Auch seine religiösen und kirchlichen Formen wird es aus sich selbst gestalten.

Es wird ungeahnte philosophische Einsichten und Kräfte besitzen;es wird die Kräfte der Welt in einer Weise beherrschen, wie das noch nie der Fall war auf Erden. In dieser Erden- und Weltbeherrschung wird es große Zeichen und Wunder tun - und zur Verherrlichung des Antichristen werden sie vor ihm und für ihn geschehen. Die Welt wird einen schönen und großen Eigengott haben. Aber diese Zeichen und Wunder sind lauter solche der Lüge, d. h. des menschlichen Eigenwesens, und darum wird - so groß und herrlich sie sein werden - der Tod darin sein. Die betäubte Menschheit wird diese Zeichen und Wunder für die Höhe der L e b e n s e n t f a l t u n g halten; sie werden aber die Höhe der Todesentfaltung bilden, weil sie der Gipfel des Ich-Wesens sind. Das I c h - W e s e n ist eben L ü g e und T o d. Darum nennt sie der Geist in unserer Stelle: Zeichen und Wunder der Lüge. Der Antichrist wird auch auftreten

In jeglicher Verführung

2Thes 2:10
in jeglicher Verfügung der Ungerechtigkeit für die Verlorenen.
Selbstleben ist das Widerspiel alles Gottlebens. Die armen verführten und ins Selbstleben eingegangenen, der Verlorenheit, d. h. dem Gericht, übergebenen Menschen werden die Begriffe für alles, was Recht, Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe ist, verlieren. Wir sehen es ja jetzt schon unter uns, wie sich die Begriffe für alles umkehren. Unsittlich wird sittlich, Lüge wird Wahrheit, Unrecht wird Recht. Wer noch unter den Begriffen und Mächten der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Rechtes und der göttlichen Gnade steht, der wird nicht existieren können. Er wird gequält, endlich gar getötet werden. Der Bolschewismus in Russland hat uns da schon manches gelehrt. Die Massen werden diesen Sitten- und Rechtsumkehrungen, die wir heutzutage aber schon bei der Verteidung in vielen Prozessen wahrnehmen, sich beugen, weil sie selbst die Maßstäbe in sich verloren haben. Deswegen, zur Vergeltung dafür, komme dies Lügen- und Unrechtswesen in seiner Urgewalt über die Menschen, sagt Paulus,

weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um gerettet zu werden (Vers 10).
Das Evangelium ist in den zehn Königreichen des Antichristen bekannt. Dort ist das Christentum unter göttlicher Zulassung Volksreligion geworfen. Wer innerlich aus der Wahrheit ist, kann den Weg der Wahrheit sehen und finden. Wer die Wahrheit nicht liebt, also sich innerlich, statt zu der Wahrheit, zu sich selbst und zur Welt wendet, wer die angebotene Rettung ausschlägt, über den kommen die Verderbensmächte der antichristlichen Zeit. Menschen, welche sich der göttlichen Wahrheit verschließen, halten schließlich die Lüge und die Ungerechtigkeit für Wahrheit und Gerechtigkeit und kommen unter deren Verderbensmächte.

Ja, deshalb, weil sie die im Evangelium geoffenbarte Wahrheit und Gerechtigkeit zurückstoßen und weil sie dadurch anzeigen, dass sie im Innersten aus der Lüge sind,

Gott schickt ihnen Verführung

2Thes 2:11
darum schickt ihnen Gott energievolle Verführung, dass sie glauben der Lüge
Der menschliche Irrtum wird in der Selbstgröße immer glänzender und darum für alle, die nicht innerlich aus der Wahrheit sind, verführerischer. Wie zieht sich z. B. in unseren Tagen, um nur eins zu nennen, die menschliche Philosophie immer mehr in die Gebiete des Unsichtbaren hinein, nimmt religiöse Gestalt an und verführt Tausende. Wie wirft sich das Selbstleben auf immer größere, gewaltigere Dinge und vergewaltigt alle der inneren Wahrheit nicht untertanen Geister. Mit einer riesigen Energie ziehen die modernen Irrbewegungen die Seelen an. In einem Lichtes-Kultur-Engel verkleidet sich Satan, und alle Seelen, die dem göttlichen Lichte nicht glauben, glauben dem Irrlicht. Es wird immer schwerer, in dieser Welt zu stehen, und es verlangt viel göttliche Lichteskraft, die verführerischen, machtausgestatteten Kreise der antichristlichen Irrgänge zu durchschauen und zu meiden. Der Antichrist mit allem, was er ist und hat, ist der größte Gerichtsbringer, den die Erde je hatte. Seine Kulturwelt gebiert den grausigsten Fall. Wenn an ihm und in ihm die Menschheit wieder zuschanden wird - und er wird ja, wie wir gehört haben, schauerlich zerbrechen -, dann wird sie einen so furchtbaren Gerichtszerbruch erleben, dass sie endlich reif wird für den Heiland. Der Antichrist mit seiner für alle Eigengeister unausweichlichen Verführungsmacht ist von Gott mit der Absicht zugelassen,

Dass alle gerichtet werden

2Thes 2:12
dass gerichtet werden alle, welche der Wahrheit nicht gehorchen, sondern haben Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit.
Die Kulturhöhe des Antichristen ist die Vorläuferin entsetzlicher Gerichte. Der höchste Ich-Aufstieg bringt den furchtbarsten Zerbruch. Im Antichristentum wird die Menschheit ihr Letztes und Größtes aufbieten, um sich selbst zu helfen. Bricht sie da zusammen, dann wird sie hilflos sein und endlich den Helfer brauchen. Auf diesen End- und Totalzerbruch geht der Herr aus. Das höchste Ich-Wesen ist gefolgt vom gräulichsten Todeswesen. Offb 19 schildert und dieses Gericht. Wir tragen in uns die Wahrheit von Gott und Seinem Gesetz.Es ist geschrieben im Herzen, bezeugt vom Mitwisser, dem Gewissen, und von den Gedanken, die sich untereinander verklagen und entschuldigen. Das Evangelium appelliert an dies innere Licht. Welche nun innerlich aus der Wahrheit sind , die kommen zum Licht. Wer aus sich selbst ist, kommt nicht ans Licht, er gehorcht nicht der Wahrheit, sondern hat Wohlgefallen am Ich-Leben, an der Sünde - und die Sünde ist das Unrecht.

Ich-Leben ist der Unrechtsweg, der unrechte Weg, darum Ungerechtigkeit. Und diese Ichmenschen müssen es nun alle erleben, und zwar sonderlich in der großen Ich-Lebezeit des Antichristen, dass alles Ich-Leben endgültig Verderben ist. Die antichristliche Zeit endet mit dem furchtbaren Totalzusammenbruch - der aber als Zerbruch nicht das Endziel ist, sondern nach welchem endlich dann unter den zerbrochenen Nationen die Herrschaft Christi aufgerichtet werden kann. Auf den Antichristen folgt die Christusherrschaft in der die Kinder Gottes mit ihrem Herrn mitherrschen dürfen. Drum ist uns all das so wichtig, was Paulus hier sagt.

Nach der furchtbaren Schilderung des antichristlichen Wesens und seine Gerichts atmet der Apostel gewissermaßßen auf.

Wir danken Gott allezeit

2Thes 2:13
Wir aber müssen allezeit danken für euch
fährt er fort. All dem antichristlichen Verführungswesen und all den entsetzlichen Gerichten sind die Thessalonicher ja entronnen, soweit sie den Glauben an den Herrn Jesus Christus angenommen haben. Wie vieler Not ist der enthoben, der im Herrn seinen Stand gefunden hat! In den Menschen der inneren Geisteswahrheit hat die Lüge ihre Macht verloren. Geistesmenschen sind Bewahrte und dürfen durchblicken, so dass die Verführung sie nicht erhaschen kann. Die Geistesgemeine ist der Lüge- Unrechts- und Gerichtsentwicklung entrissen, sie ist versetzt in das Reich des geliebten Sohnes. Die Glaubensgemeine muss auch die letzten schweren G e r i c h t s e n t w i c k l u n g e n in der Zeit des Antichristen nicht mehr mitmachen. Ihr Herr sammelt sie vorher bei Sich selbst. Wir sind nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen. Es ist dem Apostel Paulus eine innere Erquickung, in der gläubigen Gemeine zu Thessalonich eine solche herausgezogene Schar zu sehen.

Wir sind schuldig, Gott zu danken für euch, so atmet sein Geist auf. Es muss eine große Not für ihn gewesen sein, die antichristlichen Offenbarungen aufzuzeichnen. Finsternis über Finsternis ist ihm da entgegen gequollen. Wir dürfen solche Geistesoffenbarungen, wie sie 2Thes 2 stehen, nicht so obenhin lesen. Hineinblicken dürfen in die Auswirkungen der Finsternis ist entsetzlich. Diesen Auswirkungen entflohen sein in Christus ist darum eine so selige Sache. Da sind wir heute noch schuldig zu danken und danken auch mit vollem und ganzem Herzen, dass es auch heute noch hin und her Menschen gibt, welche herausgerettet sind aus der Obrigkeit der Finsternis, die eben in der antichristlichen Zeit und im Antichristen ihre gewaltigste und gewalttätigste Offenbarung findet, Es ist dem Apostel groß, dass er danken darf, hat ihn doch der Herr zum Werkzeug gemacht, Lichtherde des Heiligen Geistes zu gründen und Gotteskinder dem finstern Todeswesen zu entreißen.

Das ist die Bedeutung des „Wir“, mit welchem Paulus den 13. Vers beginnt. Auf ihm liegt drum auch die Dankesschuld in besonderer Weise. Und G o t t dankt er. Es handelt sich um eine Sache des Ur-Rates Gottes, wie wir gleich in den folgenden Versen sehen. Da muss der Dank hinauf zum großen, ewigen Gott. Eine gläubige Gemeine ist eine Großtat des lebendigen Gottes. Glaube ist Erstauferstehung; Glaube ist neue Geburt. Glaube ist die lebendig gewordene Offenbarung der Liebe Gottes in Christus im armen Sünderherzen. Darum nennt der Apostel die Thessalonicher, für welche er dankt, auch

Vom Herrn geliebte Brüder

Wo der Glaube lebt, da ist die Liebe Gottes in Christus Jesus ausgegossen in ein Herz. Der lebendige Glaube ist eine neue Geburt, darum schafft er Brüder. Die Gleichgeborenen kennen und lieben sich. Und sie alle stehen in einer großen lebendigen Grundtatsache, sie wissen sich vom Herrn geliebt. Das ist der Stand eines Gotteskindes: Ich bin geliebt von Gott in Christus Jesus, meinem Herrn. Gott ist mein lieber Vater. Das hält und trägt durch alles hindurch, sich von Gott in Christus geliebt zu wissen. Und geliebt sind wir, weil wir arme, verlorene Sünder sind - und weil wir die Retterliebe in Christus erkannt und angenommen haben. Bei den Leuten in Christus ist alles zurechtgebracht. Nicht der Zorn, sondern die Liebe waltet über und in ihnen. Es ist fürwahr etwas zum Danken und Anbeten Gottes, Menschen vom Herrn geliebt zu wissen in dieser argen, bösen Welt.

Und hat sich dem Apostel Paulus beim Schildern des Antichristen und seines Reiches die ganze Satanstiefe aufgetan, so tut sich ihm nun, wenn er an die geretteten, vom Herrn geliebten Brüder in Thessalonich denkt, die ganze Gottestiefe auf. Er sieht diese vom Herrn geliebten Brüder als ewige Gottvermählte und sagt ihnen:

Euch hat Gott erwählt

Euch hat Gott erwählt von Anfang an zur Rettung (Vers 13)
Die gläubige Gemeine ist eine erwählte. Aus der großen Masse ziehen Wort und Geist sie heraus. Und Glaubensweg ist ein Erwählungsweg. Im Glauben wachsen heißt immer mehr auserwählt gemacht werden. Man kommt immer mehr aus Menschen und Dingen heraus. Glaube ist Bindung im Herrn, darum Lösung nach der Seite des Ichs und der Welt. Wer sich nicht auserwählt machen lassen kann und wer es nicht will, kann nicht zum Leibe Christi gehören. Die Gläubigen sind einzelne, sind wenige, sind Herausgenommene.

Und diese Auswahl ist eine solche „v o n A n f a n g“ an. Das Geheimnis der Söhne, welche zur Gleichheit des eingeborenen Sohnes sollen durchgebildet werden, ist das innerste Gottgeheimnis. Gott - der Sohn - die Söhne; das ist das Geheimnis der Unendlichkeiten. Das wussten nach dem Epheser- und Kolosserbrief auch die Propheten des Alten Bundes noch nicht, das hat der Herr erst Paulus und den Aposteln und Gliedern der Gemeine geoffenbart, nachdem das Königreich Gottes durch Verwerfung der Juden den großen Hinausschub erlitten hatte. Die Gläubigen in Christus sind prädestiniert. Das Wort vom Kreuz in diesen Tagen bringt sie heraus und hindurch - und welche den Glauben ergreifen und sich ergreifen lassen, die sind auch prädestiniert. Wo der Heilige Geist Glauben und damit Kindschaft wirkt, da bezeugt Er auch die Erwählung vor Grundlegung der Welt. Die Kindschaft wohnt im ewigen Gottgrund. So sieht Paulus seine Thessalonicher auch als von Anfang Erwählte.