Der Abschluss des 6. Reiches

Aus Bibelwissen
Version vom 12. April 2020, 17:41 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Der Bau des neuen Tempels)

Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift des Buches: Rom - Babel - Jerusalem
Der Weg der Menschheit im Licht der Schrift bis zur Vollendung des Gottesreiches

Verfasser: G. Thaidigsmann (Pfarrer in Waldbach) (1928)
Verlag: Gebrüder Schneider, Karlsruhe i. B.

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: Von der Gegenwart zur Endzeit

in Bearbeitung

3. Teil

Der Abschluss des 6. Reiches

Geschichtsüberblicke über das 6. Reich

Die Zahl 666 wurde in den bisherigen Darstellung als Zahl des Tieres in DEM Sinn verwendet, dass sie die Zeitdauer des 6. Tierkopfes bezeichne, während deren sich die Menschheit in besonderem Maß in der Richtung auf ihre widergöttliche und widerchristliche Gestalt entwickle. Es wurde der Nachweis versucht, dass die Ausgestaltung Roms in drei Zeiträumen von dieser Dauer erfolge. Die Sechszahl erscheint nun während dieser Zeit auch in der Form, dass die genannten drei Zeitabschnitte jedesmal in der Mitte einen Einschnitt aufweisen, so dass sich insgesamt 6 Abschnitte ergeben. Es soll zwar hierauf kein besonderer Nachdruck gelegt werden; aber bemerkenswert sind diese Einschnitte doch.

Der erste Einschnitt fällt auf das Jahr 303 n. Chr. Das war das Jahr, in welchem das römische Reich zum Hauptschlag gegen die alte Christenheit ausholte; denn 303 brach die diokletianische Christenverfolgung aus. 303 ist die Mitte zwischen 30 v. Chr. und 637 n. Chr. Der Gedanke ist ja möglich, dass das Eintreffen dieses Ereignisses gerade in diesem Zeitpunkt zufälliger Art gewesen sei. Aber es kann auch wohl sein, dass es sich um eine der göttlichen Zeiten handelt, die unabhängig von menschlichem Handeln den Lauf der menschlichenGeschichte bestimmen. Es gibt Zeiten, wo die Macht der Finsternis sich mehr zurückhalten muss und solche, wo ihr mehr Raum zum Wirken gegeben wird. Auf Zeiten der Eindämmung folgen Zeiten der Auswirkung. Ist nun 666 die Zahl des Tieres, so wäre es begreiflich, wenn jeweils in der zweiten Hälfte der 666 Jahre die Macht der Finsternis sich hätte stärker auswirken dürfen als in der ersten. Zwar stand die alte Christenheit schon bis 303 unter dem schweren Druck des römischen Reichs; aber sie hat sich in dieser Zeit trotz mancher Abirrung vom rechten Weg in der Hauptsache auf der Bahn der Gemeinde Jesu gehalten. Aber nichts ist der Finsternis mehr zuwider als das Gedeihen der letzteren. So wollte sie dieselbe in das Sieb nehmen und bekam dazu das Reicht, als ihre Zeit gekommen war. Auf dem Weg der Gewalt war die Gemeinde Jesu nicht zu besiegen; da brauchte der alte böse Feind List und ließ der Gemeinde durch die Staatsgewalt die Friedenshand reichen, und die Gemeinde Jesu wurde in die Welt hineingeflochten. So ist es seither in der Hauptsache geblieben.

Das Jahr 637 kennzeichnet einen tiefen Einschnitt: da erfolgte in einem Gottes Gericht über den bisherigen Gang der Kirche und das Ausholen der Macht der Finsternis zu einer tieferen Verstrickung der Christenheit in ungöttliches Wesen als bisher. Aber zuerst musste der satanische Plan sich noch zurückhalten. Das Papsttum durfte seine Oberhoheit noch nicht in vollem Maße entfalten. In der Mitte des zweiten Zeitraums, um 970, ist der tiefste Stand des Papsttums erreicht. Aber nun bekam die Finsternis Raum, ihren Plan auszuführen. Der neue Geist, der der Kluniazenser, weltabgewandt und welterobernd zugleich, stand schon bereit. Nun begann erst die mittelalterliche höhe des Papsttums, das 1302 seinen Herrschaftsanspruch in der ausgeprägtesten Form gelten machte, um 1303 umso tiefer zu stürzen. Ein solch bemerkenswerter Einschnitt wie 303 ist 970 nicht. Aber als ungefähre Zeitbezeichnung der tiefsten Schmach des Papsttums ist dieses Jahr wohl zu verwenden.

1303 war wieder ein göttliches Gericht über die noch weitergehende Entfernung der Kirche von der Gemeinde Jesu; zugleich rüstete sich die Macht der Finsternis zu noch stärkerer Gefangennahme der Christenheit. Aber zunächst musste sie sich noch zurückhalten. Die Reformation schien ihren Einfluss mächtig zurückzudämmen. Aber die Zeit der neuen Machtentfaltung der Finsternis kam. Die Mitte des dritten Zeitraumes fällt in die Zeit des 30jährigen Kriegs, der trotz der Hilfe des Schwedenkönigs Gustav Adolf die evangelischen Länder Deutschlands zu einem Trümmerfeld machte, aus dem sich die evangelischen Kirchen nur langsam erholten. Auch für die Entwicklung Frankreichs war jene Zeit verhängnisvoll, denn der evangelische Teil wurde damals in den Hintergrund gedrängt, um später ausgeschaltet zu werden. Und mit dem Rückgang der evangelischen Sache erhob sich das Papsttum von neuem, und langsam rückte auch die moderne Zeit heran mit ihrem Abfall vom Christentum. Wieder ist kein bestimmtes Jahr anzugeben. Aber der Wendepunkt in jenem Zeitraum der mit 1303 beginnt, war der 20jährig Krieg doch.

Der große Einschnitt, den die Betrachtung des Geschichtslaufs für das Jahr 1970 nahelegt, gehört noch der Zukunft an Aber unter der Voraussetzung, dass dieser Gedanke sich als richtig erweise, sei auf einige weitere merkwürdige Zahlen hingewiesen. Durch die Zahlen 30 v. Chr. und 70 n. Chr. d hebt sich das 1. Jahrhundert der Zeit Roms heraus. Das Jahr 1870 war ebenfalls ein wichtiger Einschnitt: dieses Jahr entschied das Emporkommen Deutschlands als einer Großmacht innerhalb Europas mit einem evangelischen Kaisertum an der Spitze; das Jahr 1870 war aber auch das Jahr, da Rom seine verkehrte Entwicklung unwiderruflich festlegte. Von 1870 bis 1970 sind es wieder 100 Jahre! Man kann in diesen Zahlen ein zufälliges Zusammentreffen sehen. Aber alle diese Zahlen haben nicht nur politische Bedeutung, sondern zugleich Beziehungen zum Reich Gottes. Den ersten 100 Jahren des 6. Kopfes treten die letzten 100 Jahre zur Seite. Beide Abschnitte sind von ausschlaggebender Wichtigkeit. 100 Jahre nach Antritt seiner Vormachtstellung hat Rom das auserwählte Volk unter sich gezwungen und damit einen Höhepunkt seiner Macht erreicht. 100 Jahre vor dem Aufhören seiner Vormachtstellung hat der 6. Tierkopf den Triumph erlebt, dass die Kirche sich selbst auf die Bahn des Tieres festlegte, auf eine Bahn, die sie auch nach dem Abtreten des 6. Kopfes nicht verlassen wird. 70 und 1870 zwei Jubelfeiern, zwei Jubiläen des Tiers! Das Tier kann 1970 ruhig seinen 6. Kopf opfern. Denn die Wunde des Tieres ist trotzdem geheilt. Die Kirche, die die Gemeinde Jesu darstellen sollte, hat ihn zur Heilung gebracht. Und das Deutsche Reich, das damals erstand und das eine machtvolle Vertretung des Evangeliums hätte sein sollen, war von vornherein in ernster Lage, wenn gleichzeitig mit seinem Erstehen die Tierart Roms erstarkte.

Mögen nun die seitherigen Deutungen und Zahlen recht haben oder nicht, so viel ist sicher, dass in Gottes Rat die Zeiten geordnet sind, und dass auch die Macht der Finsternis in ihrem Wirken sich an die von Gott geordneten Zeiten halten muss. Das große Beispiel hierfür ist der Eintritt Jesu Christi in die Welt: Er kam, als die Zeit voll geworden oder verstrichen war, die für sein Kommen festgelegt war (Gal 4:4). Desgleichen hat Jesus in seinen irdischen Tagen genau gewusst, dass seine Zeit vom Vater bestimmt war. Darum konnte er sagen: meine Stunde ist noch nicht gekommen (Joh 2:4); ein anderes Mal aber: die Stunde ist da (Joh 17:1). Wie hat sich Gott auch sonst an bestimmte Zeiten gebunden! Ein Beispiel: 75 Jahre war Abraham alt, als er aus Haran auszog; 25 Jahre musste er auf seinen Sohn warten; mit 100 Jahren sah er in der Geburt seines Sohnes die erste Erfüllung der ihm gewordenen Verheißung. So war auch die Zeit der Obermacht Babels über Israel genau abgemessen: 70 Jahre! Nicht immer gibt Gott Einblick in seine Zeiten. Er hat die Zeiten und Zeitpunkte in der ihm eigenen Machtvollkommenheit festgesetzt (Apg 1:7); aber als der Auferstandene das seinen Jüngern sagte, fügte er hinzu, dass das Wissen um diese Zeiten nicht ihre Sache sei. Die Gemeinde Jesu weiß es nicht zu allen Zeiten; sie kann auch mit ihren Zeitgedanken fehlgreifen. Aber das ändert nichts an der großen Tatsache, dass die Zeiten für den Gang der Menschheitsgeschichte göttlich festgelegt sind, auch die Zeiten und Zeitpunkte der satanischen Machtentfaltung.

Der Bau des neuen Tempels

Ist wohl ein bestimmtest Ereignis denkbar, das den Übergang der Weltherrschaft an das Judentum auch äußerlich darstellen, das also erst ins Jahr 1970 fallen könnte? Ja. Ein solches könnte die Wiederherstellung des Tempels in Jerusalem sein. Die letzter ist nach Offb 11 zu erwarten. Bis jetzt ist davon noch nichts zu sehen. Da müssen die Verhältnisse sich noch gründlich in jüdischem Sinne ändern, bis eine Weltlage entsteht, welche den Ersatz des heutigen Felsendoms durch einen neuen Tempel möglich macht. Der Eintritt des Judentums in die Weltmachtstellung könnte gerade darin seinen äußerlichen Ausdruck finden, dass es dem Judentum gelänge, den Islam zum Verzicht auf Jerusalem zu bewegen, sei es auf gütlichem Weg der Verständigung, sei es durch äußere Machtmittel, so dass das Judentum die unbeschränkte Verfügung über Jerusalem und das Heilige Land bekäme. Die Geschichte Jerusalems ist ja in der Weltgeschichte von großer Bedeutung, selbst bei weltlicher Betrachtungsweise. In der reichgottesgeschichtlichen Wertung des Menschheitsganges ist die Geschichte Jerusalems noch viel wichtiger. Ihr sind die Jahre 605, 586; 536 v. Chr., 70 und 637 n. Chr. um Jerusalems willen Schnittpunkte nicht bloß für die Geschichte des Heiligen Landes, sondern auch für die Weltgeschichte. Das Aufkommen Roms bedeutete die Unterdrückung und den Fall Jerusalems; das neue Aufkommen Jerusalems kann den Niedergang Roms zur Darstellung bringen.

Mit allem Vorbehalt des Irrtums, und ohne Wert darauf zu legen, seien in diesem Zusammenhang die nachfolgenden Erwägungen dargeboten, die vielleicht nicht ganz wertlos sind, aber auf Gewissheit keinen Anspruch haben. Das Buch Daniel enthält einige schwer deutbare Zeitangaben, in Dan 8:14 wird gesagt: nach 2300 Abenden und Morgen werde das Heiligtum nach seiner Verwüstung wieder zu seinem Recht kommen; in Dan 12:11 werden von der Abschaffung des täglichen Opfers an 1290 Tage gerechnet; in Dan 12:12 werden diejenigen glücklich gepriesen, die harrend 1335 Tage erreichen. Es ist wohl möglich, dass die erstgenannten 2300 "Abendmorgen! zu halbieren sind und 1150 ganze Tage ergeben; weiter ist es wahrscheinlich, dass der nächste Sinn der Zeitbestimmungen die Dauer der Tempeleinweihung unter Antiochus Epiphanes angibt, wobei die Zeitunterschiede veranlasst sein können durch die Stufen der Tempelwiederherstellung. Aber ein Bedenken, das fraglich macht, ob damit der ganze Sinn der prophetischen Worte wiedergegeben ist, taucht sofort auf: die Notzeiten unter Antiochus Epiphanes gehören nicht der Endzeit an, von der sowohl in Dan 8:17 als auch Dan 12 die Rede ist. So wird eine vorläufige Erfüllung zur Zeit des Antiochus anzunehmen sein, der eine eigentliche in der Endzeit folgen wird.

Tatsächlich ist ja in der neutestamentlichen Weissagung ebenfalls vom Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte die Rede (Mt 24:15; auch Offb 11:2). Es kann wohl sein, dass die Zeitdauer vom Sieg des Antichrists und von seiner göttlichen Verehrung im Tempel (2Thes 2:4) an bis zur Aufrichtung des Reiches Gottes auf Erden in abgestufter Weise ebenfalls die genannten 3 Zeitangaben umfasst, also annähernd die 3 1/2 Jahre, von denen in der Offenbarung die Rede ist als vom Höhepunkt der Macht des Antichrists. Aber es liegt auch die Möglichkeit einer noch weiter ausgreifenden Weissagung vor, ähnlich der von den 70 Jahren bei Jeremia, die sowohl nach dem göttlichen Zeitmaß als auch nach einer andersartigen Zeitbemessung in Kraft traten. Dort war im 2. Fall ein Jahr = ein Wochenjahr gerechnet; könnte nicht auch einmal in der prophetischen Sprache 1 Tag = 1 Jahr gerechnet sein? Die Meinung ist nicht die, dass die buchstäbliche Verwendung der Zeitangabe unrichtig sei, sondern die, dass neben der genannten auch noch diese umfassendere gemeint sein könne.

Das griechische und das römische Reich (wir könnten auch sagen das griechische und das römische Wesen) nahmen den Kampf mit dem Gottesreich auf, nachdem das persische und bis zu einem gewissen Grad sogar das babylonische Reich noch eine verhältnismäßig freundliche Stellung eingenommen hatte. Zwar begann der Kampf nicht sofort, als das Griechentum in die Weltstellung eintrat; aber dem Wesen nach war der Gegensatz zwischen diesem und Israel von Anfang an da, und der Ausbruch des Kampfes unter Antiochus war nur die Enthüllung der Verwirklichung des Gegensatzes. So begann die Gefährdung des Heiligtums mit dem Sturz des persischen Reiches. Das war 330 n Cr. Von 330 v. Chr. bis 1970 n. Chr. sind es 2300 Jahre. In dieser Zeit ist Jerusalem von Griechenland und von Rom her zertreten worden. Die Zertretung durch die Araber und Türken erfolgte im Rahmen des 6. Reiches. Wenn nun um 1970 die neue Erhebung Jerusalems zu erwarten wäre, und wenn ein Recht bestünde, in der danielischen Weissagung 1 Tag = 1 Jahr zu rechnen; wenn weiter die Zeitbestimmung 2300 gleichzeitig mit Abenden und mit Morgen zu verbinden wäre - dann würde Dan 8:13.14 eine eigenartige Erfüllung finden, indem nämlich das Heiligtum nach 2300 solcher Zeiteinheiten wieder zu seinem Recht käme.

Auch die Zeitangaben in Dan 12. würden dann in merkwürdige Beleuchtung treten. Seit Daniel ist der Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte dreimal gestanden: unter Antiochus, in der römischen Kaiserzeit und seit der Einnahme Jerusalems durch die Araber. Die erste ging rasch vorbei, die zweite wich in der altchristlichen Zeit um so größerer, fast übertriebener Verehrung der heiligen Stätten; die dritte dauert an seit bald 1300 Jahren. Sie ist bis jetzt die tiefgreifendste. Wenn in Dan 12 die Weissagung auf die Endzeit hinausgreift - und das wahrscheinlich, weil Daniel selber sagt, dass ihm das Verständnis abging und er mit seinen Fragen zur stillen friedensvollen Bescheidung verwiesen wurde - dann ist nicht ausgeschlossen, dass das Wort vom Gräuel der Verwüstung auch die mohammedanische Zeit mit umfasst.

Aber einige Schwierigkeiten sind vorhanden, welche die Anwendung der genannten Weissagung auf die mohammedanische Einweihung nicht leicht machen. Als Anfangspunkt der 1290 Tage wird in Dan 12:11 die Abschaffung des "beständigen" Opfers genannt, worunter man das tägliche Opfer zu verstehen pflegt. Zu der Zeit, als der Islam in Jerusalem einzog, wurde aber schon längst nicht mehr geopfert. Das Opfer hatte mit der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n. Chr. aufgehört. Immerhin würde die erwähnte Bemerkung vom Opfer die Anwendung der Weissagung auf die Zeit der Einweihung des Heiligtums durch mohammedanische Heiligtümer nicht unmöglich machen. Denn die Verwendung der Weissagung für die letzten 1300 Jahre käme ja erst in zweiter Linie in Betracht, nachdem eine buchstäbliche Erfüllung in der Zeit Antiochus und in der antichristlichen Zeit angenommen ist. In den beiden letzten Fällen stimmt das Wort vom Aufhören des täglichen Opfers. Im oben beschriebenen Fall dagegen wäre der Anfangspunkt 1290 Tage, bzw. Jahre zwar nicht das Aufhören des Opfers, wohl aber die Entweihung der heiligen Stätten durch einen unheiligen Gottesdienst anzunehmen.

Zu der genannten biblischen Schwierigkeit kommt dann noch eine geschichtliche. Völlig sichere Angaben über die Zeit der Inanspruchnahme des alten Tempelplatzes für mohammedanische Zwecke lassen sich schwer machen. Es handelt sich in Jerusalem um zwei mohammedanische Heiligtümer: die Aksa-Moschee auf dem südlichen Teil des Tempelplatzes und den Felsendom in dessen Mitte, manchmal fälschlich Omar-Moschee genannt. Die erstere stammt aus der Zeit Omars, des Eroberers von Jerusalem, sei es, dass er sie neu baute, oder einen von Kaiser Justianian her bestehenden Bau benützte. Der Felsendom - der große Kuppelbau auf dem achteckigen Untergrund - wurde zum arabischen Heiligtum unter dem Kalifen Abd el Melik, der 685-705 regierte, und der ihn neben das Heiligtum in Mekka stellen wollte. Ob der genannte Kalif selbstständig baute, oder frühere Bauten mit verwendete, ist für die vorliegende Erwägung nicht wichtig. -

Nun handelt es sich um den Zeitpunkt der Erbauung oder des Umbaus, bzw. der Übernahme der genannten Gebäude in mohammedanischen Gebrauch, welche der Entweihung des Heiligtums gleichzusetzen sind. Diese Zeit würde für die Aksa-Moschee auf die Zeit zwischen der Eroberung Jerusalems und den Tod Omars fallen, also zwischen 637 und 644. Eine Inschrift im Innern des Felsendoms gibt nach einer mir bekannt gewordenen Mitteilung als Erbauungszeit das Jahr 72 der sog. Hedschra, d. h. der Flucht Mohammeds von Mekka nach Medina, mit der die arabische Zeitrechnung beginnt. Wäre diese, wie zu lesen ist, auf das Jahr 622 anzusetzen, dann wäre das Jahr der Erbauung, bzw. des Umbaus des Felsendoms zu einem mohammedanischen Heiligtum das Jahr 694 n. Chr. Immerhin scheinen an beiden Gebäuden auch nachher noch bauliche Veränderungen vorgenommen worden zu sein.

Was nun die 1335 Tage anbelangt, so fällt auf dass 1335 das Doppelte von 666 (bzw. 667) ist, nur aufgerundet. Dürfen sie als Jahre gerechnet werden, dann sie des 2/3 der im vorliegenden Buch angenommenen Zeit des 6. Tierkopfes. Wird 637, das Jahr der Eroberung Jerusalems, als Beginn der Entweihung des Heiligtums betrachtet, dann werden die 1335 Jahre mit dem Ende der Herrschaft des 6. Reiches voll. Würde zum genannten Zeitpunkt Jerusalem wieder Eigentum Israels, würde zu dieser Zeit der neue Tempel gebaut, zwar unter Führung des Judentums, aber unter wesentlich innerer Anteilnahme des aufrichtig frommen Teils des Volkes, dann hätte die Seligpreisung in Dan 12:12 einen Sinn: "Wohl dem, der ausharrt und 1335 Tage erreicht!" Aber dann müsste auch anzunehmen sein, dass eben in den Jahren sich Dinge anbahnen, die den Hinweis auf 1290 Tage bzw. Jahre im 11. Vers rechtfertigen. Das Ende dieser 1290 Tage, bzw. Jahre würde, von 637 an gerechnet, in der Gegenwart beginnen und könnte sich, da Omars Tod auf 644 fiel, bis 1934 hinziehen. Was an den Endpunkt der 1290 Tage fällt, ist freilich nicht ausdrücklich gesagt; aber der Vergleich mit dem 12. Vers, der an das Ende der 1335 Tage ein glückseliges Ereignis stellt, legt den Gedanken nahe, dass es sich nach 1290 Tagen um die Anbahnung einer glücklichen Wendung handeln könne, in deren weiterem Verlauf das frohe Ereignis 1335 eintrete. -

Es ist zwar schwer, eine Vermutung aufzustellen. Aber nach der ganzen Weltlage erscheint es nicht als ausgeschlossen, dass in nicht allzu ferner Zeit in Palästina ein Umschwung zugunsten Israels stattfinden könnte, der dem frommen Teil des Volkes Befriedigung gewähren würde. Vielleicht lässt aus irgendwelchen Gründen der immer noch starke arabische Widerstand gegen die Juden nach, so dass die neue Besitzergreifung des Heiligen Landes durch die Juden in greifbare Nähe rücken würde. Und 1970 und die Jahre danach könnten die Zeit der Erbauung des neuen Tempels sein, von welchem in Offb 11 die Rede ist. Dann hätte die Entweihung der heiligen Stätte durch die Mohammedaner ein Ende.

Aber der Gedankengang bedarf noch einer Ergänzung. Volles Glück bringt die Erbauung des neuen Tempels noch nicht; denn die dort anbetende Gemeinde kommt in Bedrängnis durch den Antichristen, und der Tempel wird noch einmal entweiht durch den Antichristen, also wie wir annehmen, durch ein Glied des jüdischen Volkes selber. Die wirkliche Wendung für das wahre Israel und den rechten Tempel bahnt sich erst an, wenn Babel gefallen ist und Jerusalems eigentliche Zeit beginnt mit dem Wiederkommen Jesu. Sollte die Weissagung in Dan 12:11.12 auch darauf Bezug haben, in dem Sinn, dass der Sturz des Antichrists am Ende der 1290 Tage bzw. Jahre stünde, und der neue Tempel nach Hes 40-48 samt dem Beginn des vollen Friedensdienstes Israels an der Völkerwelt am Ende der 1335 Tage, bzw. Jahre? Hätte der Gedanke recht, dass das Jahr 1995 die große Wendung bringen werden - davon wird später noch die Rede sein - dann würde der Anfang der 12990 Jahre auf 705 fallen. Aber nach den vorliegenden Nachrichten wurde der Felsendom als mohammedanisches Heiligtum schon etwa 10 Jahre vorher übernommen, so dass es statt 1290 Jahre 1300 Jahre heißen müsste.

Man könnte ja bedenken, dass das Jahr 72 der Hedschra der BEGINN der Bauzeit angebe und die Zeitdauer des Baus selber nicht berücksichtige. ein Anhaltspunkt nach dieser Richtung wäre das Ende der Regierungszeit des Kalifen Abd el Melik, des Erbauers oder Umbauers des Felsendom, das auf das Jahr 705 fällt, also gerade 1290 Jahre vor 1995. Der Felsendom steht an der Stelle des alten Tempels. Hätten die ausgeführten Gedanken recht, dann kämen beide mohammedanischen Heiligtümer in Jerusalem für die Weissagung des Daniel in Betracht: die Aksa-Moschee aus Omars Zeit als erste, vorläufige Entweihung: und der Felsendom als der eigentliche Gräuel. Diesen Entweihungen würde die Hilfe genau entsprechen: der ersten leichteren Entweihung die Hilfe zur Zeit der heranreifenden Bekehrung des heiligen Restes Israels; und dem schlimmen Gräuel die durchgreifende Hilfe zur Zeit der Indienststellung des bekehrten Israel beim Beginn des 1000jährigen Reichs.

Doch sollen die letzten Ausführungen, welche die danielischen Zeitangaben in neuer Weise verwenden, nur mit allem Vorbehalt gemacht sein. Sie ließen sich in der genannten Weise in den seither besprochenen Geschichtsgang einfügen. Aber Sicherheit wagt der Verfasser für diesen Gedankengang nicht geltend zu machen. Doch wäre es möglich, dass der Gang