Der Abschluss des 6. Reiches: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Die Seite wurde neu angelegt: „''Abschrift des Buches: [http://www.bibelwissen.ch/wiki/Rom_-_Babel_-_Jerusalem '''''Rom - Babel - Jerusalem''''']<br/> ''Der Weg der Menschheit im Licht der…“)
 
Zeile 14: Zeile 14:
  
 
=='''Der Abschluss des 6. Reiches'''==
 
=='''Der Abschluss des 6. Reiches'''==
 +
 +
====Geschichtsüberblicke über das 6. Reich====
 +
 +
Die Zahl 666 wurde in den bisherigen Darstellung als Zahl des Tieres in DEM Sinn verwendet, dass sie die Zeitdauer des 6. Tierkopfes bezeichne, während deren sich die Menschheit in besonderem Maß in der Richtung auf ihre widergöttliche und widerchristliche Gestalt entwickle. Es wurde der Nachweis versucht, dass die Ausgestaltung Roms in drei Zeiträumen von dieser Dauer erfolge. Die Sechszahl erscheint nun während dieser Zeit auch in der Form, dass die genannten drei Zeitabschnitte jedesmal in der Mitte einen Einschnitt aufweisen, so dass sich insgesamt 6 Abschnitte ergeben. Es soll zwar hierauf kein besonderer Nachdruck gelegt werden; aber bemerkenswert sind diese Einschnitte doch.
 +
 +
Der erste Einschnitt fällt auf das Jahr 303 n. Chr. Das war das Jahr, in welchem das römische Reich zum Hauptschlag gegen die alte Christenheit ausholte; denn 303 brach die diokletianische Christenverfolgung aus. 303 ist die Mitte zwischen 30 v. Chr. und 637 n. Chr. Der Gedanke ist ja möglich, dass das Eintreffen dieses Ereignisses gerade in diesem Zeitpunkt zufälliger Art gewesen sei. Aber es kann auch wohl sein, dass es sich um eine der göttlichen Zeiten handelt, die unabhängig von menschlichem Handeln  den Lauf der menschlichenGeschichte bestimmen. Es gibt Zeiten, wo die Macht der Finsternis sich mehr zurückhalten muss und solche, wo ihr mehr Raum zum Wirken gegeben wird. Auf Zeiten der Eindämmung folgen Zeiten der Auswirkung. Ist nun 666 die Zahl des Tieres, so wäre es begreiflich, wenn jeweils in der zweiten Hälfte der 666 Jahre die Macht der Finsternis sich hätte stärker auswirken dürfen als in der ersten. Zwar stand die alte Christenheit schon bis 303 unter dem schweren Druck des römischen Reichs; aber sie hat sich in dieser Zeit trotz mancher Abirrung vom rechten Weg in der Hauptsache auf der Bahn der Gemeinde Jesu gehalten. Aber nichts ist der Finsternis mehr zuwider als das Gedeihen der letzteren. So wollte sie dieselbe in das Sieb nehmen und bekam dazu das Reicht, als ihre Zeit gekommen war. Auf dem Weg der Gewalt war die Gemeinde Jesu nicht zu besiegen; da brauchte der alte böse Feind List und ließ der Gemeinde durch die Staatsgewalt die Friedenshand reichen, und die Gemeinde Jesu wurde in die Welt hineingeflochten. So ist es seither in der Hauptsache geblieben.
 +
 +
Das Jahr 637 kennzeichnet einen tiefen Einschnitt: da erfolgte in einem Gottes Gericht über den bisherigen Gang der Kirche und das Ausholen der Macht der Finsternis zu einer tieferen Verstrickung der Christenheit in ungöttliches Wesen als bisher. Aber zuerst musste der satanische Plan sich noch zurückhalten. Das Papsttum durfte seine Oberhoheit noch nicht in vollem Maße entfalten. In der Mitte des zweiten Zeitraums, um 970, ist der tiefste Stand des Papsttums erreicht. Aber nun bekam die Finsternis Raum, ihren Plan auszuführen. Der neue Geist, der der Kluniazenser, weltabgewandt und welterobernd zugleich, stand schon bereit. Nun begann erst die mittelalterliche höhe des Papsttums, das 1302 seinen Herrschaftsanspruch in der ausgeprägtesten Form gelten machte, um 1303 umso tiefer zu stürzen. Ein solch bemerkenswerter Einschnitt wie 303 ist 970 nicht. Aber als ungefähre Zeitbezeichnung der tiefsten Schmach des Papsttums ist dieses Jahr wohl zu verwenden.
 +
 +
1303 war wieder ein göttliches Gericht über die noch weitergehende Entfernung der Kirche von der Gemeinde Jesu; zugleich rüstete sich die Macht der Finsternis zu  noch stärkerer Gefangennahme der Christenheit. Aber zunächst musste sie sich noch zurückhalten. Die Reformation schien ihren Einfluss mächtig zurückzudämmen. Aber die Zeit der neuen Machtentfaltung der Finsternis kam. Die Mitte des dritten Zeitraumes fällt in die Zeit des 30jährigen Kriegs, der trotz der Hilfe des Schwedenkönigs Gustav Adolf die evangelischen Länder Deutschlands zu einem Trümmerfeld machte, aus dem sich die evangelischen Kirchen nur langsam erholten. Auch für die Entwicklung Frankreichs war jene Zeit verhängnisvoll, denn der evangelische Teil wurde damals in den Hintergrund gedrängt, um später ausgeschaltet zu werden. Und mit dem Rückgang der evangelischen Sache erhob sich das Papsttum von neuem, und langsam rückte auch die moderne Zeit heran mit ihrem Abfall vom Christentum. Wieder ist kein bestimmtes Jahr anzugeben. Aber der Wendepunkt in jenem Zeitraum der mit 1303 beginnt, war der 20jährig Krieg doch.
 +
 +
Der große Einschnitt, den die Betrachtung des Geschichtslaufs für das Jahr 1970 nahelegt, gehört noch der Zukunft an Aber unter der Voraussetzung, dass dieser Gedanke sich als richtig erweise, sei auf einige weitere merkwürdige Zahlen hingewiesen. Durch die Zahlen 30 v. Chr.  und 70 n. Chr. d hebt sich das 1. Jahrhundert der Zeit Roms heraus. Das Jahr 1870 war ebenfalls ein wichtiger Einschnitt: dieses Jahr entschied das Emporkommen Deutschlands als einer Großmacht innerhalb Europas mit einem evangelischen Kaisertum an der Spitze; das Jahr 1870 war aber auch das Jahr, da Rom seine verkehrte Entwicklung unwiderruflich festlegte. Von 1870 bis 1970 sind es wieder 100 Jahre! Man kann in diesen Zahlen ein zufälliges Zusammentreffen sehen. Aber alle diese Zahlen haben nicht nur politische Bedeutung, sondern zugleich Beziehungen zum Reich Gottes. Den ersten 100 Jahren des 6. Kopfes treten die letzten 100 Jahre zur Seite. Beide Abschnitte sind von ausschlaggebender Wichtigkeit. 100 Jahre nach Antritt seiner Vormachtstellung hat Rom das auserwählte Volk unter sich gezwungen und damit einen Höhepunkt seiner Macht erreicht. 100 Jahre vor dem Aufhören seiner Vormachtstellung hat der 6. Tierkopf den Triumph erlebt, dass die Kirche sich selbst auf die Bahn des Tieres festlegte, auf eine Bahn, die sie auch nach dem Abtreten des 6. Kopfes nicht verlassen wird. 70 und 1870 zwei Jubelfeiern, zwei Jubiläen des Tiers! Das Tier kann 1970 ruhig seinen 6. Kopf opfern. Denn die Wunde des Tieres ist trotzdem geheilt. Die Kirche, die die Gemeinde Jesu darstellen sollte, hat ihn zur Heilung gebracht. Und das Deutsche Reich, das damals erstand und das eine machtvolle Vertretung des Evangeliums hätte sein sollen, war von vornherein in ernster Lage, wenn gleichzeitig mit seinem Erstehen die Tierart Roms erstarkte.
 +
 +
Mögen nun die seitherigen Deutungen und Zahlen recht haben oder nicht, so viel ist sicher, dass in Gottes Rat die Zeiten geordnet sind, und dass auch die Macht der Finsternis in ihrem Wirken sich an die von Gott geordneten Zeiten halten muss. Das große Beispiel hierfür ist der Eintritt Jesu Christi in die Welt: Er kam, als die Zeit voll geworden oder verstrichen war, die für sein Kommen festgelegt war (Gal 4:4). Desgleichen hat Jesus in seinen irdischen Tagen genau gewusst, dass seine Zeit vom Vater bestimmt war. Darum konnte er sagen: meine Stunde ist noch nicht gekommen (Joh 2:4); ein anderes Mal aber: die Stunde ist da (Joh 17:1). Wie hat sich Gott auch sonst an bestimmte Zeiten  gebunden! Ein Beispiel: 75 Jahre war Abraham alt, als er aus Haran auszog; 25 Jahre musste er auf seinen Sohn warten; mit 100 Jahren sah er in der Geburt seines Sohnes die erste Erfüllung der ihm gewordenen Verheißung. So war auch die Zeit der Obermacht Babels über Israel genau abgemessen: 70 Jahre! Nicht immer gibt Gott Einblick in seine Zeiten. Er hat die Zeiten und Zeitpunkte in der ihm eigenen Machtvollkommenheit festgesetzt (Apg 1:7); aber als der Auferstandene das seinen Jüngern sagte, fügte er hinzu, dass das Wissen um diese Zeiten nicht ihre Sache sei. Die Gemeinde Jesu weiß es nicht zu allen Zeiten; sie kann auch mit ihren Zeitgedanken fehlgreifen. Aber das ändert nichts an der großen Tatsache, dass die Zeiten für den Gang der Menschheitsgeschichte göttlich festgelegt sind, auch die Zeiten und Zeitpunkte der satanischen Machtentfaltung. <br/><br/>
 +
 +
===<big>'''Der Bau des neuen Tempels'''</big>===
 +
 +
Ist wohl ein bestimmtest Ereignis denkbar, das den Übergang der Weltherrschaft an das Judentum auch äußerlich darstellen, das also erst ins Jahr 1970 fallen könnte? Ja. Ein solches könnte die Wiederherstellung des Tempels in Jerusalem sein. Die letzter ist nach Offb 11 zu erwarten. Bis jetzt ist davon noch nichts zu sehen. Da müssen die Verhältnisse sich noch gründlich in jüdischem Sinne ändern, bis eine Weltlage entsteht, welche den Ersatz des heutigen Felsendoms durch einen neuen Tempel möglich macht. Der Eintritt des Judentums in die Weltmachtstellung könnte gerade darin seinen äußerlichen Ausdruck finden, dass es dem Judentum gelänge, den Islam zum Verzicht auf Jerusalem zu bewegen, sei es auf gütlichem Weg der Verständigung, sei es durch äußere Machtmittel, so dass das Judentum die unbeschränkte Verfügung über Jerusalem und das Heilige Land bekäme. Die Geschichte Jerusalems ist ja in der Weltgeschichte von großer Bedeutung, selbst bei weltlicher Betrachtungsweise. In der reichgottesgeschichtlichen Wertung des Menschheitsganges ist die Geschichte Jerusalems noch viel wichtiger. Ihr sind die Jahre 605, 586; 536 v. Chr., 70 und 637 n. Chr. um Jerusalems willen Schnittpunkte  nicht bloß für die Geschichte des Heiligen Landes, sondern auch für die Weltgeschichte. Das Aufkommen Roms bedeutete die Unterdrückung und den Fall Jerusalems; das neue Aufkommen Jerusalems kann den Niedergang Roms zur Darstellung bringen.
 +
 +
Mit allem Vorbehalt des Irrtums, und ohne Wert darauf zu legen, seien in diesem Zusammenhang die nachfolgenden Erwägungen dargeboten, die vielleicht nicht ganz wertlos sind, aber auf Gewissheit keinen Anspruch haben. Das Buch Daniel enthält einige schwer deutbare Zeitangaben, in Dan 8:14 wird gesagt: nach 2300 Abenden und Morgen werde das Heiligtum nach seiner Verwüstung wieder zu seinem Recht kommen; in Dan 12:11 werden von der Abschaffung des täglichen Opfers an 1290 Tage gerechnet; in Dan 12:12 werden diejenigen glücklich gepriesen, die harrend 1335 Tage erreichen. Es ist wohl möglich, dass die erstgenannten 2300 "Abendmorgen! zu halbieren sind und 1150 ganze Tage ergeben; weiter ist es wahrscheinlich, dass der nächste Sinn der Zeitbestimmungen die Dauer der Tempeleinweihung unter Antiochus Epiphanes angibt, wobei die Zeitunterschiede veranlasst sein können durch die Stufen der Tempelwiederherstellung. Aber ein Bedenken, das fraglich macht, ob damit der ganze Sinn der prophetischen Worte wiedergegeben ist, taucht sofort auf: die Notzeiten unter Antiochus Epiphanes gehören nicht der Endzeit an, von der sowohl in Dan 8:17 als auch Dan 12 die Rede ist. So wird eine vorläufige Erfüllung zur Zeit des Antiochus anzunehmen sein, der eine eigentliche in der Endzeit folgen wird.
 +
 +
Tatsächlich ist ja in der neutestamentlichen Weissagung ebenfalls vom Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte die Rede (Mt 24:15; auch Offb 11:2). Es kann wohl sein, dass die Zeitdauer vom Sieg des Antichrists und von seiner göttlichen Verehrung im Tempel (2Thes 2:4) an bis zur Aufrichtung des Reiches Gottes auf Erden in abgestufter Weise ebenfalls die genannten 3 Zeitangaben umfasst, also annähernd die 3 1/2 Jahre, von denen in der Offenbarung die Rede ist als vom Höhepunkt der Macht des Antichrists. Aber es liegt auch die Möglichkeit einer noch weiter ausgreifenden Weissagung vor, ähnlich der von den 70 Jahren bei Jeremia, die sowohl nach dem göttlichen Zeitmaß als auch nach einer andersartigen Zeitbemessung in Kraft traten. Dort war im 2. Fall ein Jahr = ein Wochenjahr gerechnet; könnte nicht auch einmal in der prophetischen Sprache 1 Tag = 1 Jahr gerechnet sein? Die Meinung ist nicht die, dass die buchstäbliche Verwendung der Zeitangabe unrichtig sei, sondern die, dass neben der genannten auch noch diese umfassendere gemeint sein könne.
 +
 +
Das griechische und das römische Reich (wir könnten auch sagen das griechische und das römische Wesen) nahmen den Kampf mit dem Gottesreich auf, nachdem das persische und bis zu einem gewissen Grad sogar das babylonische Reich noch eine verhältnismäßig freundliche Stellung eingenommen hatte. Zwar begann der Kampf nicht sofort, als das Griechentum in die Weltstellung eintrat; aber dem Wesen nach war der Gegensatz zwischen diesem und Israel von Anfang an da, und der Ausbruch des Kampfes unter Antiochus war nur die Enthüllung der Verwirklichung des Gegensatzes. So begann die Gefährdung des Heiligtums mit dem Sturz des persischen Reiches. Das war 330 n Cr. Von 330 v. Chr. bis 1970 n. Chr. sind es 2300 Jahre. In dieser Zeit ist Jerusalem von Griechenland und von Rom her zertreten worden. Die Zertretung durch die Araber und Türken erfolgte im Rahmen des 6. Reiches. Wenn nun um 1970  die neue Erhebung Jerusalems zu erwarten wäre, und wenn ein Recht bestünde, in der danielischen Weissagung 1 Tag = 1 Jahr zu rechnen; wenn weiter die Zeitbestimmung 2300 gleichzeitig mit Abenden und mit Morgen zu verbinden wäre - dann würde Dan 8:13.14 eine eigenartige Erfüllung finden, indem nämlich das Heiligtum nach 2300 solcher Zeiteinheiten wieder zu seinem Recht käme.

Version vom 12. April 2020, 16:13 Uhr

Abschrift des Buches: Rom - Babel - Jerusalem
Der Weg der Menschheit im Licht der Schrift bis zur Vollendung des Gottesreiches

Verfasser: G. Thaidigsmann (Pfarrer in Waldbach) (1928)
Verlag: Gebrüder Schneider, Karlsruhe i. B.

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: Von der Gegenwart zur Endzeit

in Bearbeitung

3. Teil

Der Abschluss des 6. Reiches

Geschichtsüberblicke über das 6. Reich

Die Zahl 666 wurde in den bisherigen Darstellung als Zahl des Tieres in DEM Sinn verwendet, dass sie die Zeitdauer des 6. Tierkopfes bezeichne, während deren sich die Menschheit in besonderem Maß in der Richtung auf ihre widergöttliche und widerchristliche Gestalt entwickle. Es wurde der Nachweis versucht, dass die Ausgestaltung Roms in drei Zeiträumen von dieser Dauer erfolge. Die Sechszahl erscheint nun während dieser Zeit auch in der Form, dass die genannten drei Zeitabschnitte jedesmal in der Mitte einen Einschnitt aufweisen, so dass sich insgesamt 6 Abschnitte ergeben. Es soll zwar hierauf kein besonderer Nachdruck gelegt werden; aber bemerkenswert sind diese Einschnitte doch.

Der erste Einschnitt fällt auf das Jahr 303 n. Chr. Das war das Jahr, in welchem das römische Reich zum Hauptschlag gegen die alte Christenheit ausholte; denn 303 brach die diokletianische Christenverfolgung aus. 303 ist die Mitte zwischen 30 v. Chr. und 637 n. Chr. Der Gedanke ist ja möglich, dass das Eintreffen dieses Ereignisses gerade in diesem Zeitpunkt zufälliger Art gewesen sei. Aber es kann auch wohl sein, dass es sich um eine der göttlichen Zeiten handelt, die unabhängig von menschlichem Handeln den Lauf der menschlichenGeschichte bestimmen. Es gibt Zeiten, wo die Macht der Finsternis sich mehr zurückhalten muss und solche, wo ihr mehr Raum zum Wirken gegeben wird. Auf Zeiten der Eindämmung folgen Zeiten der Auswirkung. Ist nun 666 die Zahl des Tieres, so wäre es begreiflich, wenn jeweils in der zweiten Hälfte der 666 Jahre die Macht der Finsternis sich hätte stärker auswirken dürfen als in der ersten. Zwar stand die alte Christenheit schon bis 303 unter dem schweren Druck des römischen Reichs; aber sie hat sich in dieser Zeit trotz mancher Abirrung vom rechten Weg in der Hauptsache auf der Bahn der Gemeinde Jesu gehalten. Aber nichts ist der Finsternis mehr zuwider als das Gedeihen der letzteren. So wollte sie dieselbe in das Sieb nehmen und bekam dazu das Reicht, als ihre Zeit gekommen war. Auf dem Weg der Gewalt war die Gemeinde Jesu nicht zu besiegen; da brauchte der alte böse Feind List und ließ der Gemeinde durch die Staatsgewalt die Friedenshand reichen, und die Gemeinde Jesu wurde in die Welt hineingeflochten. So ist es seither in der Hauptsache geblieben.

Das Jahr 637 kennzeichnet einen tiefen Einschnitt: da erfolgte in einem Gottes Gericht über den bisherigen Gang der Kirche und das Ausholen der Macht der Finsternis zu einer tieferen Verstrickung der Christenheit in ungöttliches Wesen als bisher. Aber zuerst musste der satanische Plan sich noch zurückhalten. Das Papsttum durfte seine Oberhoheit noch nicht in vollem Maße entfalten. In der Mitte des zweiten Zeitraums, um 970, ist der tiefste Stand des Papsttums erreicht. Aber nun bekam die Finsternis Raum, ihren Plan auszuführen. Der neue Geist, der der Kluniazenser, weltabgewandt und welterobernd zugleich, stand schon bereit. Nun begann erst die mittelalterliche höhe des Papsttums, das 1302 seinen Herrschaftsanspruch in der ausgeprägtesten Form gelten machte, um 1303 umso tiefer zu stürzen. Ein solch bemerkenswerter Einschnitt wie 303 ist 970 nicht. Aber als ungefähre Zeitbezeichnung der tiefsten Schmach des Papsttums ist dieses Jahr wohl zu verwenden.

1303 war wieder ein göttliches Gericht über die noch weitergehende Entfernung der Kirche von der Gemeinde Jesu; zugleich rüstete sich die Macht der Finsternis zu noch stärkerer Gefangennahme der Christenheit. Aber zunächst musste sie sich noch zurückhalten. Die Reformation schien ihren Einfluss mächtig zurückzudämmen. Aber die Zeit der neuen Machtentfaltung der Finsternis kam. Die Mitte des dritten Zeitraumes fällt in die Zeit des 30jährigen Kriegs, der trotz der Hilfe des Schwedenkönigs Gustav Adolf die evangelischen Länder Deutschlands zu einem Trümmerfeld machte, aus dem sich die evangelischen Kirchen nur langsam erholten. Auch für die Entwicklung Frankreichs war jene Zeit verhängnisvoll, denn der evangelische Teil wurde damals in den Hintergrund gedrängt, um später ausgeschaltet zu werden. Und mit dem Rückgang der evangelischen Sache erhob sich das Papsttum von neuem, und langsam rückte auch die moderne Zeit heran mit ihrem Abfall vom Christentum. Wieder ist kein bestimmtes Jahr anzugeben. Aber der Wendepunkt in jenem Zeitraum der mit 1303 beginnt, war der 20jährig Krieg doch.

Der große Einschnitt, den die Betrachtung des Geschichtslaufs für das Jahr 1970 nahelegt, gehört noch der Zukunft an Aber unter der Voraussetzung, dass dieser Gedanke sich als richtig erweise, sei auf einige weitere merkwürdige Zahlen hingewiesen. Durch die Zahlen 30 v. Chr. und 70 n. Chr. d hebt sich das 1. Jahrhundert der Zeit Roms heraus. Das Jahr 1870 war ebenfalls ein wichtiger Einschnitt: dieses Jahr entschied das Emporkommen Deutschlands als einer Großmacht innerhalb Europas mit einem evangelischen Kaisertum an der Spitze; das Jahr 1870 war aber auch das Jahr, da Rom seine verkehrte Entwicklung unwiderruflich festlegte. Von 1870 bis 1970 sind es wieder 100 Jahre! Man kann in diesen Zahlen ein zufälliges Zusammentreffen sehen. Aber alle diese Zahlen haben nicht nur politische Bedeutung, sondern zugleich Beziehungen zum Reich Gottes. Den ersten 100 Jahren des 6. Kopfes treten die letzten 100 Jahre zur Seite. Beide Abschnitte sind von ausschlaggebender Wichtigkeit. 100 Jahre nach Antritt seiner Vormachtstellung hat Rom das auserwählte Volk unter sich gezwungen und damit einen Höhepunkt seiner Macht erreicht. 100 Jahre vor dem Aufhören seiner Vormachtstellung hat der 6. Tierkopf den Triumph erlebt, dass die Kirche sich selbst auf die Bahn des Tieres festlegte, auf eine Bahn, die sie auch nach dem Abtreten des 6. Kopfes nicht verlassen wird. 70 und 1870 zwei Jubelfeiern, zwei Jubiläen des Tiers! Das Tier kann 1970 ruhig seinen 6. Kopf opfern. Denn die Wunde des Tieres ist trotzdem geheilt. Die Kirche, die die Gemeinde Jesu darstellen sollte, hat ihn zur Heilung gebracht. Und das Deutsche Reich, das damals erstand und das eine machtvolle Vertretung des Evangeliums hätte sein sollen, war von vornherein in ernster Lage, wenn gleichzeitig mit seinem Erstehen die Tierart Roms erstarkte.

Mögen nun die seitherigen Deutungen und Zahlen recht haben oder nicht, so viel ist sicher, dass in Gottes Rat die Zeiten geordnet sind, und dass auch die Macht der Finsternis in ihrem Wirken sich an die von Gott geordneten Zeiten halten muss. Das große Beispiel hierfür ist der Eintritt Jesu Christi in die Welt: Er kam, als die Zeit voll geworden oder verstrichen war, die für sein Kommen festgelegt war (Gal 4:4). Desgleichen hat Jesus in seinen irdischen Tagen genau gewusst, dass seine Zeit vom Vater bestimmt war. Darum konnte er sagen: meine Stunde ist noch nicht gekommen (Joh 2:4); ein anderes Mal aber: die Stunde ist da (Joh 17:1). Wie hat sich Gott auch sonst an bestimmte Zeiten gebunden! Ein Beispiel: 75 Jahre war Abraham alt, als er aus Haran auszog; 25 Jahre musste er auf seinen Sohn warten; mit 100 Jahren sah er in der Geburt seines Sohnes die erste Erfüllung der ihm gewordenen Verheißung. So war auch die Zeit der Obermacht Babels über Israel genau abgemessen: 70 Jahre! Nicht immer gibt Gott Einblick in seine Zeiten. Er hat die Zeiten und Zeitpunkte in der ihm eigenen Machtvollkommenheit festgesetzt (Apg 1:7); aber als der Auferstandene das seinen Jüngern sagte, fügte er hinzu, dass das Wissen um diese Zeiten nicht ihre Sache sei. Die Gemeinde Jesu weiß es nicht zu allen Zeiten; sie kann auch mit ihren Zeitgedanken fehlgreifen. Aber das ändert nichts an der großen Tatsache, dass die Zeiten für den Gang der Menschheitsgeschichte göttlich festgelegt sind, auch die Zeiten und Zeitpunkte der satanischen Machtentfaltung.

Der Bau des neuen Tempels

Ist wohl ein bestimmtest Ereignis denkbar, das den Übergang der Weltherrschaft an das Judentum auch äußerlich darstellen, das also erst ins Jahr 1970 fallen könnte? Ja. Ein solches könnte die Wiederherstellung des Tempels in Jerusalem sein. Die letzter ist nach Offb 11 zu erwarten. Bis jetzt ist davon noch nichts zu sehen. Da müssen die Verhältnisse sich noch gründlich in jüdischem Sinne ändern, bis eine Weltlage entsteht, welche den Ersatz des heutigen Felsendoms durch einen neuen Tempel möglich macht. Der Eintritt des Judentums in die Weltmachtstellung könnte gerade darin seinen äußerlichen Ausdruck finden, dass es dem Judentum gelänge, den Islam zum Verzicht auf Jerusalem zu bewegen, sei es auf gütlichem Weg der Verständigung, sei es durch äußere Machtmittel, so dass das Judentum die unbeschränkte Verfügung über Jerusalem und das Heilige Land bekäme. Die Geschichte Jerusalems ist ja in der Weltgeschichte von großer Bedeutung, selbst bei weltlicher Betrachtungsweise. In der reichgottesgeschichtlichen Wertung des Menschheitsganges ist die Geschichte Jerusalems noch viel wichtiger. Ihr sind die Jahre 605, 586; 536 v. Chr., 70 und 637 n. Chr. um Jerusalems willen Schnittpunkte nicht bloß für die Geschichte des Heiligen Landes, sondern auch für die Weltgeschichte. Das Aufkommen Roms bedeutete die Unterdrückung und den Fall Jerusalems; das neue Aufkommen Jerusalems kann den Niedergang Roms zur Darstellung bringen.

Mit allem Vorbehalt des Irrtums, und ohne Wert darauf zu legen, seien in diesem Zusammenhang die nachfolgenden Erwägungen dargeboten, die vielleicht nicht ganz wertlos sind, aber auf Gewissheit keinen Anspruch haben. Das Buch Daniel enthält einige schwer deutbare Zeitangaben, in Dan 8:14 wird gesagt: nach 2300 Abenden und Morgen werde das Heiligtum nach seiner Verwüstung wieder zu seinem Recht kommen; in Dan 12:11 werden von der Abschaffung des täglichen Opfers an 1290 Tage gerechnet; in Dan 12:12 werden diejenigen glücklich gepriesen, die harrend 1335 Tage erreichen. Es ist wohl möglich, dass die erstgenannten 2300 "Abendmorgen! zu halbieren sind und 1150 ganze Tage ergeben; weiter ist es wahrscheinlich, dass der nächste Sinn der Zeitbestimmungen die Dauer der Tempeleinweihung unter Antiochus Epiphanes angibt, wobei die Zeitunterschiede veranlasst sein können durch die Stufen der Tempelwiederherstellung. Aber ein Bedenken, das fraglich macht, ob damit der ganze Sinn der prophetischen Worte wiedergegeben ist, taucht sofort auf: die Notzeiten unter Antiochus Epiphanes gehören nicht der Endzeit an, von der sowohl in Dan 8:17 als auch Dan 12 die Rede ist. So wird eine vorläufige Erfüllung zur Zeit des Antiochus anzunehmen sein, der eine eigentliche in der Endzeit folgen wird.

Tatsächlich ist ja in der neutestamentlichen Weissagung ebenfalls vom Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte die Rede (Mt 24:15; auch Offb 11:2). Es kann wohl sein, dass die Zeitdauer vom Sieg des Antichrists und von seiner göttlichen Verehrung im Tempel (2Thes 2:4) an bis zur Aufrichtung des Reiches Gottes auf Erden in abgestufter Weise ebenfalls die genannten 3 Zeitangaben umfasst, also annähernd die 3 1/2 Jahre, von denen in der Offenbarung die Rede ist als vom Höhepunkt der Macht des Antichrists. Aber es liegt auch die Möglichkeit einer noch weiter ausgreifenden Weissagung vor, ähnlich der von den 70 Jahren bei Jeremia, die sowohl nach dem göttlichen Zeitmaß als auch nach einer andersartigen Zeitbemessung in Kraft traten. Dort war im 2. Fall ein Jahr = ein Wochenjahr gerechnet; könnte nicht auch einmal in der prophetischen Sprache 1 Tag = 1 Jahr gerechnet sein? Die Meinung ist nicht die, dass die buchstäbliche Verwendung der Zeitangabe unrichtig sei, sondern die, dass neben der genannten auch noch diese umfassendere gemeint sein könne.

Das griechische und das römische Reich (wir könnten auch sagen das griechische und das römische Wesen) nahmen den Kampf mit dem Gottesreich auf, nachdem das persische und bis zu einem gewissen Grad sogar das babylonische Reich noch eine verhältnismäßig freundliche Stellung eingenommen hatte. Zwar begann der Kampf nicht sofort, als das Griechentum in die Weltstellung eintrat; aber dem Wesen nach war der Gegensatz zwischen diesem und Israel von Anfang an da, und der Ausbruch des Kampfes unter Antiochus war nur die Enthüllung der Verwirklichung des Gegensatzes. So begann die Gefährdung des Heiligtums mit dem Sturz des persischen Reiches. Das war 330 n Cr. Von 330 v. Chr. bis 1970 n. Chr. sind es 2300 Jahre. In dieser Zeit ist Jerusalem von Griechenland und von Rom her zertreten worden. Die Zertretung durch die Araber und Türken erfolgte im Rahmen des 6. Reiches. Wenn nun um 1970 die neue Erhebung Jerusalems zu erwarten wäre, und wenn ein Recht bestünde, in der danielischen Weissagung 1 Tag = 1 Jahr zu rechnen; wenn weiter die Zeitbestimmung 2300 gleichzeitig mit Abenden und mit Morgen zu verbinden wäre - dann würde Dan 8:13.14 eine eigenartige Erfüllung finden, indem nämlich das Heiligtum nach 2300 solcher Zeiteinheiten wieder zu seinem Recht käme.