Die Urschöpfung

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Abschrift des Buches: Vom Geheimnis Gottes und Christi
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Sonderabdruck aus dem Monatsblatt für biblische Vertiefung „Die Gemeine“ 1925/26
Philadelphia Buchhandlung August Fuhr, Reutlingen

weitere Abschriften siehe:

Inhaltsverzeichnis des Buches

1. Die Urschöpfung

1Mo 1:1
Am Anfang schuf Gott die Himmel und auch die Erde

Der Mensch hat es nie mit der eigentlichen Schöpfung zu tun gehabt. Der Mensch ist von Anfang in die gefallene Schöpfung eingetreten. Als der Mensch geschaffen wurde, w a r schon S a t a n - waren also schon gefallene Engel. Als der Mensch geschaffen wurde, war schon der T o d. Der Tod ist ja, nach der Schrift, nicht durch den Menschen eingeführt, sondern durch Satan. Er hat des Todes Gewalt. Der Mensch ist uranfänglich in der gemischten Welt, wo Licht und Finsternis kämpfen. Der Mensch hat es von Anfang an nicht mit der S c h ö p f u n g, sondern mit der Erlösung der gefallenen Schöpfung zu tun. Darum ist auch sein Gottesbuch, welches ihm als Offenbarungsbuch übergeben ist, ein Erlösungsbuch. Es ist, von Anfang bis zum Schluss, ein einheitliches Buch. Der Erlösungskampf ist sein Thema. Der Anfang dieses Erlösungskampfes ist 1Mo 1, das Ende Offb 22 - nämlich der siegreich durchgeführte Kampf. Die Schöpfung, die eigentliche sündlose Urschöpfung ist nur mit einem einzigen kurzen Verslein in der Bibel erwähnt in 1Mo 1:1. Ganz nach der von uns schon oft genannten Regel der Perspektive ist der Schöpfungsäon in gedrängtester Kürze beschrieben. Ebenso der Äon des Falls der Urschöpfung und der Verderb der Erde. Erst die Neuschöpfung, der erste Erlösungsäon ist dann breiter beschrieben; das geht uns schon näher an.

Es müssen die beiden ersten Verse der Bibel die Urschöpfung und ihren Fall erzählen, sonst hätten wir das überhaupt nirgends in der Bibel erzählt. Mit Recht würden wir fragen, wann, wo und wie sind denn die unzähligen Engelwelten geschaffen? Wann ist denn Satan gefallen? Und mit Recht könnten wir fragen, woher kommt denn eine Erde, die wüst und leer ist? Die hat Gott doch gewiss nicht geschaffen. Wo kommt denn Finsternis her? Gott wohnt doch in einem unzugänglichen Lichte. Und bei Gott ist doch durchaus gar keine Finsternis (1Joh 1). Mit Recht könnten wir fragen, wo kommt die grausige Gerichtstiefe her, von welcher 1Mo 1:2 die Rede ist? Das bedeutet nämlich das Wort Tiefe - eine schauerliche Gerichtstiefe. - Wir würden über die wichtigsten Dinge ohne jede Offenbarung bleiben, wenn nicht 1Mo 1:1.2 die Urschöpfung und uns den Urfall schilderten. Die Bibel ist dabei ungemein kurz. Sie gibt nur das Allernötigste. Die Menschen sollten nicht zu früh in das Geheimnis der Bosheit schauen. Mit der zunehmenden Offenbarung des Lichtes öffnet sich auch der Blick in die Finsternis. Und auf dem Boden der Gemeine in Christo ist auch das Geheimnis Satans tief enthüllt. Wir können darum von unserm gefüllteren Erkenntnisboden aus auch jene ersten Verse von der Urschöpfung und Urfall tiefer und klarer verstehen. Wir haben ja auch den Geist, der in alle Wahrheit leitet.

Im Anfang war das Wort

In ihm treten wir auch an den ersten Vers der Bibel heran und suchen auch die Urschöpfung zu verstehen. Sie geschah i n einem A n f a n g. Sie war herausgewickelt aus einem Anfang. Die Urschöpfung ist nicht aus einem Nichts hervorgegangen. Der Anfang war nicht ein Nichts, sondern ein hochbedeutsames Etwas. Ja der Anfang, in welchem, und aus welchem die Urschöpfung geschah, war das wahrhaft Seiende. Im Anfang war das Wort (Joh 1:1). Der Anfang ist im Worte, das ist im Sohn und Seiner Herrlichkeit beschlossen. Die Übersetzung von Hebr 11: "Durch den Glauben merken wir, dass das Erscheinende aus dem noch nicht Erschienenen hervorgegangen ist." Der geistgewirkte Glaube sieht die unsichtbare Welt. Darum sieht er auch das noch nicht Erschienene, und sieht, wie aus ihm das Erscheinende hervorgegangen ist. Der geistgewirkte Glaube sieht die unsichtbare Welt. Darum sieht er auch das noch nicht Erschienene und sieht, wie aus ihm das Erscheinende hervorgegangen ist. Das Erscheinende oder die sichtbare Schöpfung hat ihren Wesensgrund im noch nicht Erschienenen. Im Gottvater steht und geht alles wesenhaft. Und wie wir schon an manchen Stellen gesagt haben, ging vom Vater Ungrund alles in den Sohn-Grund über. Der Sohn hat, vor Grundlegungen aller Welten, eine Ihm vom Vater gegebene Herrlichkeit. Der Vater hat die große Herrlichkeit; der Sohn die gegebene Ausgeburtsherrlichkeit. Alle Gedanken Gottes sind, von Unendlichkeiten her, g e i s t l e i b l i c h e Wirklichkeiten. Gott kann nicht rein f o r m a l denken, wie die Sünderwelt - die denkt leeres Stroh. Gott denkt immer r e a l ; Gottes Gedanken sind geistleibliche Wirklichkeiten. Und alles ist in Gott geistleiblich. Und diese geistleiblichen Gottwirklichkeiten hat der Sohn anbetend gesehen und zur Durchführung übernommen. In den Sohn sind sie geburtsmäßig übergegangen. In Ihm haben sie schon eine äußerliche Formung und Gestaltung angenommen. Der Sohn ist ja das Wort. Das Wort aber ist schon eine äußerliche Gestaltung, sagen wir: eine nach außen dringende Gestaltung des Geistes. Diese glaubensvoll, lebensvoll, ausgebärungsmäßig vom Sohne übernommene, vom Vater überkommene Herrlichkeit ist der A n f a n g der K r e a t u r e n s c h ö p f u n g. Hier gründet und weset die ganze Kreatur. In diesem Anfang ist also nicht etwa ein leerer Zeitbegriff sondern ein göttlicher Fülllebegriff.

Ja, der Anfang kam zu seiner Fülle. Für die Schöpfungen brauchte es eine göttliche Füllestunde. Es geht bei Gott alles in Ordnungen. Dieses „im Anfang“ ist ein ähnliches Wort, wie wenn es heißt: „Es begab sich aber zu der Zeit.“ Aus der Fülle kommt das Neue. Aller Same ist reife Frucht. Und aus der reifen Frucht kommt das neue Wachstum. So gingen aus dem Anfang, aus der Sohnes-Fülle-Herrlichkeit, die Schöpfungen hervor.

Am Anfang s c h u f Gott

Am Anfang s c h u f Gott. Das Neue ging nicht g e b u r t s m ä ß i g, es ging s c h ö p f u n g s m ä ß i g. Da war eben der ewige Sohn, da war, wenn wir so sagen dürfen, eine Gebärerin. Dem Vater gegenüber ist der Sohn weiblich. In Ihm ist die Männlich-Weiblichkeit. Die unendlichen, geistleiblichen Gottgedanken wurden alle vom Sohne eingenommen, innerlich verarbeitet, gewissermaßen empfangen und ausgetragen, und gingen dann hervor als Seine Herrlichkeit. Aber aus der Herrlichkeit des Sohnes konnten sie nicht weitergeboren werden, es war ja nichts da, in welchem sie hätten geboren werden können. Aus dem Sohne wurden sie herausgeschaffen. Das Wort „Schaffen“ hat nach seinem Ur- und Grundbegriff ein L o s l ö s e n in sich. Wie eine reife Frucht vom Aste sich löst, so lösten sich die Kreaturen nach dem Willen des Sohnes los vom Kreaturen-Anfang, von der Herrlichkeit des Sohnes. Wie ein schaffender Künstler seine innere, geborene und reif gewordene Herrlichkeit in seinen Werken von sich abstößt und sie herausgibt in die Öffentlichkeit - was wir doch „schaffen" nennen, so stieß nach Seinem göttlichen, allezeit guten und vollkommenen Wollen, der Sohn Seine Gottesherrlichkeit Stück für Stück hinaus in den verschiedensten Ausgestaltungen. Das war ein willensmäßiges Schaffen. Und der Sohn Gottes gab Seine Herrlichkeiten zu einem verhältnismäßigen Eigenleben hinaus, wiewohl sie ihren Lebensquell alle in Ihm hatten. Aber sie hatten nach der Schöpfung ein eigenes Ausleben in vielgestaltiger Herrlichkeit. Und sonderlich die höchsten Geschöpfe, die selbstbewussten Geistesgeschöpfe, hatten eine freie Willensbestimmung, in Ihm oder in sich zu sein. Schaffen heißt eben von sich lösen und herausgeben. Dass Geschöpf muss wissen, dass es draußen nicht sein und nicht leben kann ohne Ihn, den Schöpfer. Hält es diese Linie nicht, dann muss es sterben. So entstanden in der göttlichen Füllestunde hinausgegebenen Geschöpfe der verschiedensten Art und ohne Zahl - e i n A n f a n g.

Geschöpfe „schuf Götter"

Und diese Geschöpfe „schuf Götter“, wie es nun, ganz wörtlich übersetzt, heißt. Das Zeitwort steht in der Einzahl, das Wort „Gott“ in der Mehrzahl: „Götter“. - Der Gottbegriff „Elohim“ ist ein Mehrzahlbegriff. Wir haben schon im Verlauf gesehen, wie auch eine Mehrzahl „Götter“ in Betracht kommen. Die Schöpfungen gingen durch den Anfang. Christus, der Sohn, ist der Anfang der Kreatur Gottes. Vom Vater geht alles aus, das ist der Ungrund. Durch den Sohn geht alles hindurch - das ist der Grund. Im Heiligen Geiste ist alles ausgewirkt und ausvollendet; im Heiligen Geist ist alles zusammengebunden im Vater und im Sohne. Mit dem Worte Elohim deutet die Bibel das Dreieinigkeits-Verhältnis an. Götter sind es, welche schaffen. Jeder Teil in der Gottheit auf Seine Art. Der Vater hat Seinen Schöpfungsanteil im verborgenen Ungrund; der Sohn hat Seinen Schöpfunganteil im herausstoßenden Grund; der Heilige Geist hat Seinen Anteil als zusammenhaltendes Band. Dass aber bei dem Mehrzahlwort „Götter“ die Einzahl des Zeitwortes steht: „schuf“, das deutet auf die völlige Einheit der Dreiheit hin. Es ist ganz unmöglich, das Vater-, Sohnes- und Geisteswirken zu trennen. Der Vater tut nichts ohne den Sohn und den Geist; der Sohn tut nichts ohne Vater und Geist; der Heilige Geist kann nichts tun ohne Vater und Sohn. Im Kleinsten wie im Größten wirken Sie immer in Eines. Es ist ein Lebens- und Liebes-Grund ohne jede Störung und Trennung. Selbst die tiefsten satanischen Tiefen, in welche Sohn und Geist hinabstiegen, konnten hier nicht trennend wirken - diese Drei sind Eins. Darum heißt es: „Gottheiten schuf."

Die Himmel und auch die Erde

Und da sind nun „die Himmel und auch die Erde“ geschaffen worden. Dass „die Himmel“ nicht der sichtbare Lufthimmel sind, dürfte klar sein. Die Himmel, das ist die Gesamtheit aller geschaffenen Welten. Gott hat nie etwas einzeln gemacht, sondern immer alles in wunderbarer, einheitlicher Vielheit. Wir haben viele bewohnte Welten. Und es gibt viele und verschiedene, selbstbewusste Geisterheere. Die Bibel nennt sie Engel. Diese Engel bilden gewaltige Reiche unter Engelfürsten. Etliche Namen solcher Engelfürsten nennt uns die Bibel: Michael, Gabriel - Satan oder Luzifer ist auch einer. Vom Verkehr mit diesen Engelwelten sind wir, sichtbarerweise, ausgeschlossen. Wir haben jetzt gerade genug mit uns zu tun. Wir stehen aber doch in engem Zusammenhang mit ihnen. Bei allen größeren Offenbarungszeiten treten sie heraus. Jeder Gläubige hat seinen Engel, der ihm in den äußeren Dingen allerlei Dienst tut. Auch die Kinder haben ihre Engel. Wir stehen auch in allerlei Beziehungen zu den gefallenen Geistern. Die ungläubigen Menschen stehen unter ihrem Einfluss. Sie haben ihr Werk in den Kindern des Unglaubens. In der Natur und in den Naturkräften haben sie auch noch große Macht. In der Prüfung und Bewährung der Gläubigen dürfen sie äußerlich und innerlich anfechten. Die Engel sind jetzt auch zerrissene Welten. Ein Drittel ist Satan zugefallen. Sie bedürfen darum auch alle der Erlösung. Sie haben auch schon vieles erhalten in Christo, sonderlich bei Seiner Himmelfahrt. Die Engel verfolgen mit innerster Spannung die Hinausführung des wunderbaren Rates Gottes, welcher jetzt Rettungsrat ist, und von dessen zu Ende-Führung für sie selbst soviel abhängt. Ihr eigener Lauf ist ja aufgehalten durch den Fall, oder besser gesagt, d i e Fälle. Erst nach wiederhergestellter Harmonie können ja die Gedanken Gottes in Herrlichkeit weiterlaufen.

Die Engelschöpfung

Das sind, in kurzen Strichen gezeichnet, die Engel und ihre Welten, welche zusammen "die Himmel" heißen, und welche die Urschöpfung bilden. Durch diese Himmel ist der Heiland hindurchgefahren bei der Himmelfahrt, und alle guten Engelheere haben ihm dort gehuldigt. Nirgends in der Heiligen Schrift ist ein Platz für die Schöpfung der Engelheere, - wenn wir sie hier in 1Mo 1:1 nicht vor uns haben. In den gewöhnlich hergebrachten, religiösen Anschauungen treten die Engel viel zu sehr zurück, weil eben bei den meisten Menschen, auch bei den religiösen, das für uns jetzt Unsichtbare viel zu sehr zurücktritt. Je lebendiger und gereifter der Glaube wird, umso mehr lebt er im Unsichtbaren. Die ursprünglichen Schöpfungswelten waren nur von Engeln bewohnt. - Nur diese herrlichen, geistleiblichen Lichtwesen waren in ihrer Mannigfaltigkeit in der Urschöpfung vertreten. Der Mensch ist seiner Grundbestimmung und seinem Grundwesen nach etwas ganz anderes als die Engel. Der Mensch gehört von Anfang an in die gefallene Schöpfung hinein - er hat seine Stellung im Erlösungsrat.

In der Anschauung der meisten Menschen, auch der sogenannten Christen, hat Gott nur Menschen gemacht. Die Engel sind ihnen etwas ganz Problematisches. Es ist aber umgekehrt, Gott hat zunächst und zuerst Engelwelten gemacht. Dies bilden das Gros der Schöpfung. Der Mensch hat eine Stellung über den Engeln, obwohl er jetzt durch die Verführung, welcher er erlegen ist, eine Zeitlang geringer ist als die Engel, ja in der Todeswelt der bösen Engel ist. -

Die Hütte Gottes

So ist also die erste und Ur-Schöpfung eine Engelwelten-Schöpfung. Eines aber kommt nach der Heiligen Schrift noch dazu, - nämlich die E r d e. Am Anfang oder im Anfang schuf Gottheiten die Himmel und auch die Erde. Warum ist die Erde besonders genannt? Gehört sie nicht zu den Himmeln, ist sie nicht auch ein Wohnort engelischer Geister? Gewiss gehört die Erde zu den Himmeln, gewisslich ist sie von engelischen Geistern bewohnt gewesen. Das sie b e s o n d e r s genannt ist, zeigt an, dass sie e t w a s B e s o n d e r e s ist, und zu etwas B e s o n d e r e m bestimmt ist. Wenn wir hineinsehen in die Hinausführung und Erfüllung des Rates Gottes, so finden wir, dass die Erde zur Offenbarung Gottes und zur Wohnung Gottes bestimmt ist. Die Hütte Gottes ist bei den Menschen, und die Menschen sind auf der Erde. Der Herr fährt in einem Äon der Vollendungs-Ausführung des Rates Gottes, wie die Offenbarung des Johannes es am Ende erzählt - auf die Erde herab. Die Erde, in ihrer jetzigen Gestalt, der Fußschemel Gottes, gleichwie der Himmel sein Thron, wird zum Wohnsitz Gottes. Das ist ein großes Gotteswunder. Darum heißt es auch: „S i e h e d a, die Hütte Gottes bei den Menschen.“ Wird aber die Erde zum Thronort und Wohnort Gottes, dann wird sie zur Zentrale aller Welten. Wo der Herr ist, da ist die Zentrale. Das ist die große, gegenwärtige Störung unter allen Welten, unter allen Himmeln, dass sie keine Zentrale haben, um welche sie alle in richtiger Anziehung und in richtiger Abstoßung lobpreisend kreisen können. Wohl hält die Macht der Herrn-Herrn alle zusammen, dass sie nicht auseinanderfliegen wie Atome. Aber ihre eigentliche Lebens- und Liebeszentrale haben sie auch nicht. Das geht erst durch tiefe Tiefen, in welche der Sohn, der Mensch und die satanischen Geister müssen, bis die Herrlichkeit des Gottvaters im eingeborenen Sohne ganz erstrahlt. Die Liebe muss zuerst ihren ganzen und vollen Entäußerungs- und Erniedrigungs-Weg gehen, dann kann sie Lebens-, Liebes- und Einheits-Zentrale sein und werden. Die Tiefenwege aber, wie die Höhenwege geht sie auf der Erde.

Das Gesetz des Lebens

Darum ist nun die Erde besonders genannt, weil auf ihr die Auswirkung, d. h. die Ausoffenbarung Gottes vor sich gehen soll. Diese ganze Urschöpfung war nun zusammengehalten im Sohne. Er, aus dessen Herrlichkeit alles herausgefallen war, Er war das Band der Vollkommenheit für alle Kreatur. Und Er sollte es immer mehr werden. Die Urschöpfung war s a m e n t l i c h, auf eine Auswachsung hin, geschaffen. Gott macht nichts endgültig fix und fertig. Er legt alles auf Wachstum an - das ist das Gesetz des Lebens - und Gott ist das Leben. Bei allem Leben ist das erste der S a m e, und alle F r u c h t ist wieder S a m e. So geht es fort. Darum werden wir einst auch ernten ohne Aufhören. So war die Urschöpfung samentlich angelegt. Und sie war auch frei angelegt. Der Same hat seine Auswachsungskräfte anlagenmäßig in sich. Die selbstbewussten Wesen, die Engel, hatten auch noch d i e Freiheit, dass sie ihr Wachstum in ihrem großen Einheitsherrn, im Sohne nehmen konnten, oder in ihnen selbst. Darin lag die Möglichkeit der Sünde. Diese Möglichkeit machte Satan zur Wirklichkeit, und nun kam das gewaltige S e l b s t a u s w a c h s l e b e n der Kreatur, welches im Tode wesete (?), und nun kam auch die herrliche Selbstoffenbarung des Sohnes in Seinem Hineingehen in den Tod und in Seinem sieghaften Herausholen des Überwindungslebens. Nun wurde die Erde zur Zentrale alles Erlebens, nach der Finsternis- wie nach der Lichtseite für alle Kreatur. Jetzt trat die Erde hervor als die eine, auf welcher der Ausbau zur Gottwohnung jetzt vor sich ging, durch die grausigsten Tiefen zu wunderbarster Höhe.

Die Bibel erzählt von der Erde

Davon erzählt die Bibel dann weiter. Sie erzählt von der Erde. Sie lässt uns teilnehmen an den Gott- und Menschen-Kämpfen. Sie führt uns hin bis zur verklärten Erde. Ist’s einst soweit, dann kann die kommenden neue Stufe anknüpfen an Mo 1:1 und den Plan mit allen Welten weiter durchführen, welcher bis dahin geruht hat. 1Mo 1:1 ist noch nicht zur Vollentfaltung gediehen - in der gefallenen und erneuerten Erde, in der gefallenen und erneuerten Menschheit; in dem erniedrigten und erhöhten Sohne liegen erst die neuen Keime für die Entfaltung aller Kreatur von Herrlichkeit zu Herrlichkeit.

Die Urschöpfung ist Grundlage einer gegenwärtigen Neuschöpfung; und die gegenwärtige Neuschöpfung ist die Grundlage für die Weiterführung der Urschöpfung. Darum wartet die Kreatur noch auf die herrliche Freiheit der Kinder Gottes. - In der Urschöpfung ist vieles noch samentlich, wenn auch manches schon nach der Finsternis-, wie nach der Lichtseite ausgewachsen ist - die Vollentwicklung tritt erst ein nach Vollendung der Erde zur Gottwohnung. Darum: „die Himmel und auch die Erde.“ Und die Erde hat dann in der Bibel weiter das Wort.

So leben wir jetzt nicht auf der neugeschaffenen Erde. Das wäre ja ein Jammer, wenn sie so, wie sie ist, neugeschaffen wäre. Wir pflegen vielmehr zu sagen; wir leben auf der fünften Erde. Die erste; die urgeschaffene; die zweite: die satangefallene; die dritte die anfänglich neugeschaffene; die vierte: die nach dem Falle des Menschen; die fünfte; die nach der Sintflut - wir warten der sechsten und der siebenten - dann kommt eine neue Eins - denn die Acht ist eine neue Eins.

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