Warten auf den Herrn

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"Sein Erscheinen lieb haben"
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum“
von G. Groß 1997

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

Sein Erscheinen lieb haben

Einleitung

Der zweite Timotheusbrief ist der letzte Brief, den Paulus geschrieben hat. Unter diesem Gesichtspunkt darf man ihm eine ganz besondere Aussagekraft unterstellen, hat er doch schon fast einen testamentarischen Charakter!

Es ist für uns bewegend, wenn wir folgende Worte des greisen Apostels an seinen geistlichen Sohn Timotheus vernehmen:

"Du aber sei nüchtern in allem, leide Übles wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu. Tue das Werk eines Evangelisten, richte deinen Dienst völlig aus; denn ich werde schon als tankopfer ausgegoosen, und der Zeitpunkt meiner Auflösung steht bevor. Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt. Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Sein Erscheinen geliebt haben" (2Tim 4:5-8).

Es ist uns wichtig, dass wir nicht nur den Text unserer Überschrift beachten, sondern auch das Umfeld, in welches uns Thema eingebettet ist. Dies bewahrt uns vor einseitigen Auslegungen.

Wenn wir die obigen Verse aufmerksam lesen, dann sehen wir, dass hier nicht die Rede von unserer Rettung ist - diese steht ja von Anbeginn unseres Gläubigwerdens fest (siehe Eph 2:8-10) und ist für Gott unwiderruflich - vielmehr geht es um. unseren Wandel und Dienst, den er Apostel mit einem "edlen Ringkampf" vergleicht, der "an jenem Tag" (gemeint ist hier der Tag der Preisrichterbühene) zur Beurteilung steht.

Da gerade in unseren heutigen tagen das Böse besonders drastisch hervortritt und die allgemeine Gottlosigkeit erschreckend um sich gereift, sind auch wir Gläubige in besonderer Weise angesprochen und aufgerufen, auf die Worte Pauli zu achten und uns immer wieder im Licht dieser Worte zu prüfen.

"Sein Erscheinen geleibt haben" bzw. "es lieben" - und damit wird ja die Sehnsucht und die beglückende Freude auf Sein Kommen zur Entrückung Seiner Körperglieder zum Ausdruck gebracht - wird so zu einem Prüfstein vor der Preisrichterbühne. Dort wird der Herr beurteilen, inwieweit diese Liebe, die auf Sein Erscheinen wartete, unseren Wandel und Dienst beeinflusst hat!

Möge in diesem Sinn unser Büchlein viel Segen und geistlichen Gewinn bewirken, damit auch wir, gleich Paulus am Ende unseres irdischen Lebens mit einem Siegeskranz der Gerechtigkeit rechnen dürfen.

Warten auf den Herrn

Die Zusammenfassung eines Lebens

Das Leben des Apostels Paulus war von überwältigenden Höhen (vergleiche 2Kor 12:1-6), aber auch von großen Tiefen (2Kor 11:23-28) begleitet. Doch am Ende seines inhaltsvollen Lebens fasst Paulus dieses in wenigen Worten zusammen:

Des edlen Ringkampf habe ich gerungen,
den Lauf habe ich vollendet,
den Glauben habe ich bewahrt!

Pauli Leben war in der Tat ein gewaltiger Ringkampf. "Edel" war er, weil der Apostel nie seine eigenen Interessen vertrat, sondern sich stets Seinem Herrn verbunden fühlte, dessen Apostel er durch den Willen Gottes war und dem er bis zum letzten Atemzug zu dienen gewillt war. Ein Teil dieses edlen Ringkampfes sehen wir in Phil 1:29-30, wo Paulus niederschreibt, dass es für ihn eine Gnade ist, für Christus zu leiden.

Wenn Paulus dann auch noch hervorhebt, dass er "den Glauben bewahrt hat", so muss uns hier klarwerden, dass dies ganz offensichtlich keine Selbstverständlichkeit ist, sondern Kampf!

Was mag Paulus empfunden haben, als ihn seine eigenen Brüder dem Fleisch nach, vor die Tore der Stadt Lystra schleiften und die ersten Steine auf ihn zuflogen? Was mag er gedacht haben, kurz bevor er blutüberströmt ohnmächtig zusammenbrach! Kamen da Zweifel in seinem Herzen auf? Erwuchs das Wörtchen "warum" in seinem Innern? Wir vernehmen nichts dergleichen von unserem Apostel - vielmehr aber den triumphalen Ausspruch: "Den Glauben bewahrt!"

Nach Hebr 11:1 ist der Glaube die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt! Damit wird die Rückschau des Apostels Paulus auch für uns zu einem Ansporn und nachahmenswert, damit auch wir, am Ende unseres irdischen Lebens, in denselben Triumph mit einstimmen können: "Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt!"

Der Lohn dieses Lebens

Paulus hält aber nicht nur Rückschau auf sein Leben, er schaut auch in die Zukunft, und hierbei lesen wir die ebenso kurzen wie prägnanten Worte:

"Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird;"

Der Siegeskranz der Gerechtigkeit ist jenen verheißen, die ihre Gerechtigkeit nicht in sich oder aus sich suchen, sondern einzig und allein in Christus! Er ist nämlich unsere Gerechtigkeit, und im Glauben an Ihn geht diese Gerechtigkeit auf uns über, da wir uns im Glauben ja als ein Stück von Ihm, unserem Herrn und Haupt, sehen dürfen.

Dass wir "in Ihm" letztendlich auch Gottes Gerechtigkeit sind, wird uns in 2Kor 5:21 in herrlicher Art und Weise deutlich gemacht!

Paulus hat immer wieder betont, dass durch ihn selbst nichts Gutes gewirkt werden kann, dass er aber "in Ihm" und "Durch Ihn" alles vermag, dass er nur "in Ihm" mächtig ist!

Nun ist Paulus also der Kampfpreis, dem er so lange nachgejagt hat, sicher. Was er schon in Phil 3:14 den "Kampfpreis der Berufung" nannte, ist hier der Siegeskranz der Gerechtigkeit. Überreicht wird er an "jenem Tag", und damit spricht Paulus von der "bema", was in unserer konkordanten Übersetzung mit "Preisrichterbühne" wiedergegeben ist. Es ist jener Tag, von dem Paulus den Korinthern (und auch uns) schreibt:

"Denn wir alle müssen vorne vor der (Preisrichter-) Bühne des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekommen, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht" (2Kor 5:10). Es ist uns sicher allen ganz klar, dass es sich hier um kein Gericht handelt, welches über unsere Rettung entscheidet. bedenken wir doch, dass wir vor dieser Preisrichterbühne als entrückte stehen werden, also solche also, die schon vor dem Niederwurf der Welt vom Vater in Christo auserwählt und zum Sohnesstand vorherbestimmt wurden (Eph 1:4-5).

Wenn Christus hier als "der gerechte Richter" bezeichnet wird, so darf uns das Bild eines sportlichen Wettbewerbs vor Augen stehen, wo die Männer, die über den Wettkampf entscheiden oder die Trophäen ausgeben, ja auch als Schiedsrichter, Punktrichter, Preisverleiher usw. angesprochen werden.

Vor dieser Preisrichterbühne sieht Paulus schon sein irdisches Leben offenbar gemacht und darf sich noch zu seinem Lebzeiten des Siegeskranzes der Gerechtigkeit sicher sein.

Ist die Preisrichterbühne berechtigt?