Unsere Aufgaben der neuen Natur gegenüber

Aus Bibelwissen
Version vom 1. November 2020, 15:56 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Losgemacht vom Gesetz)

Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift des Buches: Die zwei Naturen in dem Kinde Gottes
Verfasser: E. W. Bullinger (1874)

Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen:
Verlagsbuchhandlung Hermann Rathmann, Marburg an der Lahn (1957)

In englischer Sprache, hier erhältlich:
Two Natures in the Child of God

Siehe weitere interessante Bücher unter: Abschriften

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor:
VI. Unsere Aufgaben der alten Natur gegenüber

In Bearbeitung

VII. Unsere Aufgaben der neuen Natur gegenüber

Unsere Aufgaben der neuen Natur gegenüber sind genau das Gegenteil von denen, die wir der alten Natur gegenüber haben. Was wir bei der alten Natur als erstes zu beachten hatten, war, dass wir sie ansehen als mit Christo gestorben. Unsere erste große Pflicht bezüglich der neuen Natur ist:

Uns für lebendig zu betrachten

und zwar in einem neuen Leben (Röm 6:11). Die neue Natur ist Leben - neues Leben, geistliches Leben, göttliches Leben, ewiges Leben (Röm 8:6). Und wir sollen damit rechnen, dass wir nun lebendig sind, und in diesem neuen Leben stehen, also in einer ganz neuen Art des Lebens zu Gott hin und für Gott, und dass dieses Leben „in Christo Jesu" ist. Nicht in „Jesu Christo“, wie in manchen Übersetzungen: Im Grundtext ists ein deutlicher Unterschied. Von dem Gläubigen heißt es nie, er sei „in Jesus“. Wir stehen nicht in einem toten Jesus, sondern in dem lebendigen und auferstandenen "Christus".

Und wir sollen nun im glauben (nicht im Gefühl) uns dafür halten, denn wir werden keine Ursache sehen, warum er uns diese wunderbare Gabe je geschenkt haben sollte. Wir werden dafür in allem, was wir je getan haben, keine Ursache finden.

Wenn wir dieses Dafürhalten verwirklichen sollen, werden wir Gott glauben müssen. Eph 2:4-6 werden wir sehr ermutigt, das zu tun; denn dort erinnert er uns, dass damals, als wir noch Kinder des Zorns und unfähig waren, einen guten Gedanken zu denken, ohne eine gute Tat zu tun, dass es damals vielmehr Gott war, der da reich ist an Barmherzigkeit wegen seiner großen Lieben, womit er uns geliebt hat, da wir tot waren in den Vergehungen, der uns mit dem Christus lebendig gemacht (denn aus Gnaden seid ihr errettet worden) und uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das Himmlische versetzt hat in Christo Jesu, auf dass er erzeigte in den kommenden Zeitaltern die überschwänglichen Reichtümer seiner Gnade durch (seine) Güte über uns in Christo Jesu. Denn aus Gnaden (seid ihr gerettet worden und) seid ihr errettet durch den Glauben; und das (dies Errettung ist) nicht aus euch: Gottes Gabe isst es; nicht aus Werken, auf dass sich nicht jemand rühme. (Eph 2:4-6)

Wenn dies nicht durch Werke geschah, dann gewiss nicht durch Gefühle. Nur durch das Dafürhalten des Glaubens können wir in diese kostbare Verkündigung einer vollendeten Erlösung eindringen und uns ihrer erfreuen.

„Wir sind sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, dass wir in diesen wandeln sollen.“ (Eph 2:4-9)

In diesem neuen Leben wandeln

Das Griechische für „neu“ ist hier kaintotes (Neuheit). Es kommt von kainos (neu, nicht jung oder frisch oder unlängst gemacht, welches neos heißt, sondern neugeschaffen und verschieden von dem, was vorher gewesen ist), neu in dem Sinne, dass es an die Stelle dessen tritt, was zuvor gewesen ist. Kainotes kommt nur Röm 6:4 und Röm 7:6 vor, wird aber an beiden Stellen in verschiedener Verbindung oder Beziehung gebracht. Röm 6:4 bezieht es sich auf unseren Wandel und Röm 7:6 auf unseren Dienst.

In Neuheit des Lebens

Unser Wandel soll sein in Neuheit des Lebens, d. h. in einer ganz anderen Art des Lebens; nicht mehr bloß im körperlichen Leben, sondern nun im geistlichen Leben. Nicht mehr in dem vom ersten Adam, sondern in dem vom letzten Adam, von Christo abstammenden Leben. Es ist dies eine ganz neue Lebenssphäre. Jene war von der Erde und irdisch, diese ist himmlisch in ihrem Ursprung, ihrem Weg und ihrem Ende. Unser Regierungssitz* ist jetzt im Himmel, und unser Wandel soll durch das himmlische Regiment geleitet werden und nicht durch eine irdische Obrigkeit. Indem wir in der Welt wandeln, sollen wir immer daran denken und uns daran erinnern, dass wir in ihr, aber nicht von ihr sind; und wie man beim Gehen darauf sehen muss, wohin man geht, so müssen wir nach unserem Heiland, dem Herrn Jesus Christus, ausschauen, und dies hat unseren Wandel zu leiten. (Phil 3:20.21)

* Phil 3:20, wo das als „Wandel“ übersetzte Wort im Griechischen politeuma heißt. Regierungssitz ist die beste Übersetzung dieses Worte, viel besser als „Bürgertum“ oder „Wandel“.

Losgemacht vom Gesetz

Röm 7:6 wird diese neue Lebenssphäre in Verbindung mit dem Dienst gebracht: „jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, da wir dem gestorben sind, dass uns gefangen hielt, so dass wir (jetzt das Vorrecht haben zu) dienen in Neuheit des Geistes (d. h. in dem neuen Gebiet der neuen Natur) und nicht in dem alten Wesen* (Gebiet, Sphäre) des Buchstabens (des Gesetzes).

Dies sagt uns, dass unser Dienst nicht mehr durch den „Buchstaben“ des Gesetzes geleitet wird, sondern durch dessen „Geist"; und dass unser Dienst einem ganz neuen Beweggrund entspringt; der andere ist alt*, veraltert, nicht mehr zeitgemäß. Nun geschieht der Dienst nicht mehr aus Zwang, sondern aus Liebe; nicht durch die Beobachtung von Regeln und Vorschriften, sondern mit Lust; nicht infolge von Gelübden und Verpflichtungen, sondern in vollkommener Handlungsfreiheit; nicht, weil wir Sklaven, sondern weil wir Söhne sind. Ein ganz neues Dienstverhältnis ist uns mit der neuen Natur gegeben, und es ist hinfort unsere Aufgabe, Gott auf diese Art und Weise zu dienen. Wenn wir nicht sehr wachsam sind, werden wir finden, dass wir beständig in Gefahr sind, in die Knechtschaft des alten Buchstabens zurückzufallen und in dem Geist der Knechtschaft, statt der Kindschaft zu handeln.

* Griechisch: palaiotes (veraltert sein) Kommt nur hier vor.

Anbetung