Die große Hure: Unterschied zwischen den Versionen

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(Das sechste Gesicht "auf Erden 2. Teil")
(Das Geheimnis der Bosheit)
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===<big>'''Das Geheimnis der Bosheit'''</big>===
 
===<big>'''Das Geheimnis der Bosheit'''</big>===
  
So ist es auch hier, Offb 17:5.6; der Name des Weibes ist ein Geheimzeichen und hat ein viel tiefere Bedeutung als er an und für sich ausdrücken könnte. Es war nicht der Name eines Weibes, sondern "der großen Stadt", Babylons Name. Jedoch er bezeichnet nicht nur die wirkliche Stadt als solche, sondern auch das ganze System des Götzendienstes, das mit ihr in Verbindung stand. Darum folgt die Erklärung des Geheimzeichens:  "...die Mutter der Hurerei und der Gräuel der Erde." Nicht nur Roms oder Babylons (als einer Stadt), sondern "der Erde" d.h. die Mutter oder Quelle aller Systeme des Götzendienstes, welche seither die Erde überflutet haben, und zu denen auch der Romanismus gehört.
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So ist es auch hier, Offb 17:5.6; der Name des Weibes ist '''ein Geheimzeichen''' und hat ein viel tiefere Bedeutung als er an und für sich ausdrücken könnte. Es war nicht der Name eines Weibes, sondern "der großen Stadt", Babylons Name. Jedoch er bezeichnet nicht nur die wirkliche Stadt als solche, sondern auch das ganze System des Götzendienstes, das mit ihr in Verbindung stand. Darum folgt die Erklärung des Geheimzeichens:  "...die Mutter der Hurerei und der Gräuel der Erde." Nicht nur Roms oder Babylons (als einer Stadt), sondern "der Erde" d.h. die Mutter oder Quelle aller Systeme des Götzendienstes, welche seither die Erde überflutet haben, und zu denen auch der Romanismus gehört.
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Dies ist das "Geheimnis der Bosheit", von dem 2Thes 2:7 redet. Babylon war die Quelle alles Götzendienstes.
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Wir haben hier zweierlei: 1. das Wirkliche, nämlich die "große Stadt", welche die Uneingeweihten sehen werden, und 2. das Weib, das '''"geheime Zeichen"''' dessen, was die Stadt bedeutet.
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Das Bild des Weibes, wie es geschildert wird, mag als der herabgelassene Vorhang betrachtet werden. Die Eingeweihten werden hinter den Vorhang treten dürfen und die "Tiefen Satans" kennenlernen; hinter den Kulissen werden sie in Satans großem Theater lernen, worin seine Religion besteht, wenn sie den Drachen anbeten.
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Die Nichteingeweihten werden nur den Vorhang sehen: die herrliche Stadt. Vergleiche Spr 9:13-18, wo beides gezeigt wird. so dass die Stelle hier wohl recht angewendet werden mag.
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Der Götzendienst war nicht eine Sünde, in welche die Völker allmählich versanken, sondern es war die aus satanischer Klugheit hervorgegangene Erfindung und Aufrichtung eines mächtigen Systems, wodurch Satan die Menschen zu seinen Anbetern machen wollte.
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Nimrod musste dieses großartige System Satans auf Erden gründen (1Mo 10:10). Sollte nicht vor der Sintflut die Stadt Kains unter den Menschen demselben Zweck gedient haben wie später Babylon (1Mo 4:17)?  Jede wäre  dann als Mittelpunkt eines götzendienerischen Systems anzusehen. Die Worte: "Kain ging fort von dem Angesicht des Herrn" sind höchst bezeichnend. Ebenso der Name von Kains Stadt. Er nannte sie "Hanoch", d.h. '''"eingeweiht".''' (Von der Wurzel ''chanak'' = einweihen, weihen). Die Verdorbenheit der Menschheit, von welcher in 1Mo 6 die Rede ist, muss zu abnormen Formen geführt haben, wodurch die halbmenschlichen oder übermenschlichen Wesen zu erklären wären, welche die Nephilim, Rephaim und Enakim der Schrift wurden, die Titanen der Griechen. Dadurch wäre auch die Anbetung vom Istar, Isis und Asthoreth zu erklären und aller Gräuel der geistlichen Hurerei.
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So sehen wir, wie die von Nimrod gegründete "große Stadt" Babylon die Quelle allen Götzendienstes war.
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Von Rom kann das nicht behauptet werden. Das heidnische Rom war nur einer der Giftströme aus jener verdorbenen Quelle. '''Das päpstliche Rom ist auch nur ein einzelner Strom. Ein Teil kann aber unmöglich das Ganze sein.''' Einer der vielen Ströme kann nicht den Urquell aller Ströme bilden. Gab es keinen Götzendienst vor dem heidnischen Rom? Woher kam denn die Anbetung des Moloch und Remphan und Chiium in der Wüste (Apg 7:43; Am 5.25.26) und die Anbetung von Asthoreth, der Gräuel (d.h. der Götze) derer von Sidon, und Milkom, der Gräuel der Amoniter, welche durch Salomo eingeführt wurden (1Kön 11:5; 2Kön 23:13)? War Rom deren Mutter? Die Schilderung hier, in der Offenbarung geht zu dem Ursprung alles heidnischen Götzendienstes zurück. Roms Stellung in der Geschichte macht dies zu einer absoluten Unmöglichkeit. Es wäre gerade so falsch als wollte man sagen, die zionistische Bewegung unserer Tage wäre die Quelle und Mutter der jüdischen Nation.

Version vom 12. März 2020, 16:40 Uhr

Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

In Bearbeitung

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: Das sechste Gesicht "auf Erden 1. Teil " - Offb 16

Das sechste Gesicht "auf Erden" - 2. Teil

Offb 17

Die große Hure

Dies ist der zweite der drei großen Teile des sechsten Gesichts "auf Erden" Wir haben sie folgendermaßen dargestellt:

Offb 16: Die großen Gerichte
Offb 17: Die große Hure
Offb 18: Die große Stadt

Den ersten Teil haben wir soeben beendet und schreiten nun weiter zu dem zweiten in Offb 17, der vielleicht mehr als irgend ein anderer Teil der Apokalypse die verschiedenen Schulen der Ausleger weit voneinander trennt. Er enthält einen der hervorragendsten Gegenstände, von denen die Offenbarung handelt. In der Tat, dieses und das 18. Kapitel, das zu derselben Vision (der 6. "auf Erden) gehört, enthalten die wichtigste Weissagung des Buches. Von den verbreiteten Auslegungen ist keine einzige weder folgerichtig noch befriedigend genug. Die älteren Ausleger sind nicht einig darüber, ob unter der "großen Babylon" die Stadt Rom oder die Kirche Roms gemeint sei,das heidnische Rom oder das päpstliche. Wenn das jedoch alles sein soll, was diese heilig ernsten Kapitel zu bedeuten haben, so mögen wir wohl Dr. Seiss beistimmen, wenn er schreibt: Können wir keinen festeren Grund finden als den, auf welchem sich die Rom-Theorie aufbaut, so müssen wir den ganzen Gegenstand ins Gebiet des Zweifels und der Ungewissheit verweisen und diese furchtbaren Weissagungen als nichts sagend ansehen."

Wir werden aber unseren Zweck am besten erreichen, wenn wir uns an den Text des Wortes selbst halten, das Ziel aus dem Gedankenaufbau erlernend und der wörtlichen Übersetzung folgend.

Keine der verbreiteten Theorien umfass das ganze Ziel. Jede greift nur einen oder zwei Punkte heraus und behandelt diese unabhängig vom Übrigen. Anderes aber, das ebenso wesentlich ist, wird kurz abgetan oder garnicht beachtet. Eine befriedigende Auslegung muss indessen alles umfassen, was geschrieben ist, und jeden einzelnen Teil als unentbehrlich betrachten, nicht aber als lästig oder unbequem.

Das Kapitel zerfällt in zwei Teile. 1. Das Gesicht und 2. die Auslegung.

W - Y - Offb 17:1-6 = Das Gesicht
Z - Offb 17:7-18 = Die Auslegung

Erweitern wir zunächst W, das Gesicht = Offb 17:1-6, so finden wir dass es sich folgendermaßen aufbaut:

Versprechen:

Y (oben) - Offb 17:1-6 = Das Gesicht.
C - f - Offb 17:1 = Ort: "Komm!"
g - Offb 17:1 = Die große Hure
h - Offb 17:1 = Ihr Sitz
i - Offb 17:2 = Ihre Mitschuldigen

Erfüllung:

C - f - Offb 17:3 = Ort: Die Wüste
g - Offb 17:3 = Das Weib
h - Offb 17:3 = Ihr Sitz
i - Offb 17:4-6 = Sie selbst.

Offb 17:1.2
1. Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten.... Welcher der sieben es war, wird nicht gesagt, wahrscheinlich aber der letzte, da nach dem Ausgießen seiner Schale des großen Babylon gedacht wurde vor Gott.

....und redete zu mir und sprach: "Komm, ich will dir zeigen das Urteil der goßen Hure, die an vielen Wassern sitzt;
2. mit welcher die Könige der Erde gehurt haben; und die da wohnen auf Erden sind trunken worden von dem Wein ihrer Hurerei"
Wir haben schon bemerkt, dass die Symbole, welche in dem Buch gebraucht sind, gewöhnlich vom Heiligen Geist erklärt werden. Ist das nicht der Fall, so müssen wir natürlich unsere beste Urteilskraft anwenden und andere Schriftstellen zum Vergleich heranziehen, damit wir, soweit es uns möglich ist, die Bedeutung des Symbols verstehen. Wenn uns aber gesagt wird, was das Symbol bedeutet, so ist uns aus allem Zweifel und aller Ungewissheit geholfen. Wir können nicht irregehen, wenn wir an der vom Heiligen Geist gegebenen Auslegung festhalten. Wir dürfen seine Auslegung nicht abermals auslegen, noch seine Erklärung weiter erklären. Täten wir das, so behandelten wir die göttliche Auslegung, als wäre sie wieder ein Symbol. Das also dürfen wir nicht, sondern sollen Gottes Wort annehmen und glauben und daran festhalten. In diesem Kapitel hat es dem Heiligen Geist gefallen, uns seine eigene Auslegung des Gesichts zu geben. Wir haben gesehen, wie dies in dem Gedankenaufbau betont wird, der absichtlich in die beiden Teile zerfällt.

Y - (Vers 1-6): Das Gesicht und
Z - (Vers 7-18): die Auslegung.

Die beiden Teile zerfallen wieder in Unterabteilungen. Jeder wird eigeleitet durch ein Versprechen (C = Vers 1, 2 und D, E = Vers 7), worauf die Erfüllung des Versprechens folgt (C, Vers 3-6 und E, D = Vers 8-18). Siehe den Gedankenaufbau von Y, S (S. 369 im Original) und Z (siehe unten).

Auf diese Weise hat der Heilige Geist unsere Aufmerksamkeit auf seine Auslegung gelenkt und uns auf deren Wichtigkeit hingewiesen. Folgen wir seiner Weisung, so wird alles leicht und klar sein.

Wir geben hier sogleich den Gedankenaufbau der Auslegung (Vers 8-18) und behandeln die beiden Teile als ein Ganzes, damit der eine den anderen erläutere und uns beide zu größerem Gewinn gereichen.

Auslegung des Gesichts

Z (s. o.) Offb 17:7-18

Versprechen:

Z - D - Offb 17:7 = Das Weib
E - Offb 17:7 = Das Tier

Erfüllung:

E - Offb 17:8-17 = Das Tier
D - Offb 17:18 = Das Weib

Das Glied E (Offb 17:8-17) wird später noch zu erweitern sein, wenn wir ihm unsere besondere Beachtung zuwenden.

Es gibt nun einen wohl bekannten, in der Algebra oft mit großem Erfolg angewandten Grundsatz: da nämlich, wo ein Ding, ein anderes darstellt, setzt man dieses eine in den Ausdrücken an die Stelle des anderen.

Wir können hier, wo wir mit dem Gesicht und der von Gott gegebenen Auslegung zu tun haben, denselben Grundsatz befolgen und das Gesicht mit den Worten der Auslegung umschreiben, d.h. anstatt nur zu setzen, was Johannes sah, wollen wir sogleich die Deutung geben und uns so das Ganze klarer vor Augen stellen.

Damit wir sogleich deutlich unterscheiden können, was symbolische Weissagung und was göttliche Auslegung ist, sollen zwei verschiedene Arten von Buchstaben gebraucht werden. Wir setzen also für die Auslegung, welche im letzten Teil des Kapitels gegeben ist, anstelle der zu Anfang des Kapitels gebrauchten Symbole.

Offb 17:1 - Komm, ich will dir zeigen das Urteil der großen Stadt, die das Reich über die Könige auf Erden hat (Offb 17:18) und über Völker und Scharen und Nationen und Sprachen (Offb 17:15), mit welcher Abgötterei getrieben haben*) die Könige auf Erden, und die da wohnen auf Erden haben teilgenommen an ihrem Götzendienst."

*) Hurerei wird allenthalben in der Bibel zur Bezeichnung der Sünde des Götzendienstes gebraucht, nicht nur, weil es Untreue ist gegen Gott, ihn den treuen Gott zu verlassen, um falschen Göttern anzuhangen, sondern auch, weil die Hurerei einen wesentlichen Teil alles heidnischen Götzendienstes bildete. Siehe 3Mo 20:5.; 4Mo 25:2; 2Chr 21:11; Jes 1;21; Jes 23:17; Jer 2:20; Jer 3:1.6.8; Hes 16:15-17.28.29.31.35.41; Hes 20:30; Hes 23:5.9.43.44; Hos 2:7; Hos 3:3; Hos 4:5.10.13-15; Mi 1:7.

Diese Worte kennzeichnen selbstverständlich den Götzendienst des heidnischen Roms, passen aber nicht auf das Rom der Päpste, auf welchen Götzendienst die Auslegung des Kapitels allgemein Bezug nimmt. Da aber alle heidnischen Völker dem Götzendienst ergeben waren, so kann deswegen allein diese Stadt noch nicht mit dem heidnischem Rom identifiziert werden, denn das es eine Stadt ist, sagt der Geist (Offb 17:18).

Sieben Häupter und zehn Hörner

Offb 17:3
Und er (der Engel) brachte mich durch den Geist.... wie Offb 1:10 welche Stelle hierdurch beleuchtet wird. En pneumati bedeutet: durch den Geist oder durch geistige Macht wie Offb 1:10; Offb 4:2; Offb 21:10; Apg 8:26.29.36

in die Wüste. Und ich sah ein Weib... d.h. die große Stadt (Offb 17:18) sitzen auf einem scharlachroten Tier... d. h. gehalten von dem Wesen das in Offb 17:8-11 beschrieben wird; voll Namen der Lästerung, und hatte sieben Häupter und zehn Hörner.
Wir müssen nun diesen Vers ebenso behandeln wie Offb 17:1.2 und die Vision in den Worten der Auslegung wiedergeben.

Offb 17:3: Und ich sah die große Stadt, die das Reich hat über die Könige auf Erden (Offb 17:18), gehalten von dem Tier, voll Namen der Lästerung, welches ist gewesen und ist nicht, und wird wiederkommen aus dem Abgrund, und wird fahren in die Verdammnis (Offb 17:8), das ist der achte König, und ist von den sieben (Offb 17:11) und hatte sieben Könige (Offb 17:10=, welche halten die große Stadt die das Reich hat über die Könige auf Erden (Offb 17:9.18), und die zehn Könige, die zu gleicher Zeit leben, die das Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie eine Zeit Macht empfangen mit dem Tier (Offb 17:12), das der achte König ist (Offb 17:11), das gewesen ist, und ist nicht, und wird wieder kommen (Offb 17:18).

Geht nun hieraus nicht klar hervor, dass wir nicht mit aufeinander folgenden Weltmächten zu tun haben, sondern mit Individuen, die zu gleicher Zeit und in übermenschlicher Gestalt auftreten.

Es ist für uns von größter Wichtigkeit, dieser bedeutsamen Tatsache unsere Beachtung zu schenken, da dieselbe wesentlich ist fü das Verständnis der ganzen Vision und der von Gott gegebenen Auslegung.

Unser Sache ist es nicht, die Vision zu deuten. Das ist schon für uns geschehen. Was wir zu tun haben, ist dies: wir müssen zunächst glauben, was Gott sagt, und es dann versuchen, es zu verstehen.

In Dan 2 sehen wir die Weltmächte in sterblicher Gestalt und darum in ihrer Aufeinanderfolge als rivalisierende Mächte. In Offb 13 und Offb 17 treten sie in übermenschlichem Zustand auf und bilden dort eine einzige und ungeheure Macht, welche unumschränkte Weltherrschaft besitzt. In Dan 7:26 wird diese Macht als ein Ganzes gerichtet und vollständig vertilgt. Diese Stelle zeigt die übermenschliche Form, ebenso wie hier Offb 13 und Offb 17.

Das Tier empfängt die tödliche Wunde als sterbliches Wesen, ehe es in den Abgrund niederfährt. Es steigt auf mit den anderen Häuptern und den zehn Hörnern. Sie kommen gemeinsam und werden zusammen als übernatürliche Wesen geschaut. Wird Offb 12 mit Offb 13 und Offb 17 verglichen, so erkennt man, dass von zwei großen Heeren von Verbündeten die Rede ist: dem himmlischen Heer und dem irdischen, die nicht miteinander identisch sind.

Das eine ist die verbündete Streitschar des Drachen, bestehend aus sieben himmlischen Mächten mit ihren zehn Heeren: ein Bund der bösen Engel, an deren Spitze Satan steht.

Das andere Bündnis haben Sterbliche gebildet, welche zum Abgrund niedergestiegen sind und als ein Bundesheer von übernatürlichen Wesen zur Erde emporkommen (Offb 13 u. 17).

Engel bilden das unter Satans Führung stehende Heer des Himmels. Menschen in übernatürlicher Gestalt gehören zu dem vom Tier befehligten Bundesheer auf Erden. Die beiden Heere von Verbündeten sind deutlich voneinander unterschieden.

Was uns nun in Offb 17:4 von dem Tier gesagt wird, bezieht sich auf sein Verhältnis zu Babylon.

Offb 17:4
Und das Weib (d.h. die große Stadt = Offb 17:18) war bekleidet mit Purpur (Ri 8:26; Est 1:6) und Scharlach, und vergoldet mit Gold und edlen Steinen und Perlen, und hatte einen goldenen Becher (Jer 51:) in der Hand, voll Gräuel und Unsauberkeit ihrer Hurerei.

Wieder müssen wir die Vision dieses Verses in den Worten der Auslegung darstellen:

Und die große Stadt, die das Reich über die Könige auf Erden hat (Offb 17:18), war geschmückt mit Purpur und Scharlach, mit Gold und edlen Steinen und Perlen, und hatte ein verführerisches System des Götzendienstes voll Gräuel und Unsauberkeit ihrer götzendienerischen Gebräuche.

Die Stadt wird geschildert als mit allem Luxus ausgestattet, der mit ihrem Götzendienst verbunden ist. Das Wort "Gräuel" bezeichnet ein Götzenbild (s. 2Kön 23:13; Jes 44:19), und im Plural gebraucht, bedeutet es: Götzendienst (s. 5Mo 18:9; 5Mo 29:17; 5Mo 32:16; 1Kön 14:24; 2Kön 16:3; 2Kön 21:2; 2Kön 23:24; Hes 8:6.9.13.15.17; Hes 11:18; Hes 14:6; Hes 16:2; Hes 20:7.8). Ohne Zweifel wurden Götzenbilder und Götzendienst wegen der damit verbundenen Unreinheit so genannt. Kann noch ein Zweifel darüber bestehen, dass sich das Wort hier Offb 17:4.5 auf dieselbe götzendienerische Unsauberkeit bezieht?

Babylon, die große

Offb 17:5
.... und an ihrer Stirn geschrieben, einen Namen, ein Geheimnis: "Babylon die Große", die Mutter der Hurerei und der Gräuel der Erde.
Auf des Weibes Stirn sind die Worte als Geheimzeichen oder Symbol geschrieben. Nicht das Weib, oder überhaupt irgend ein Weib, sollte dadurch gekennzeichnet werden. Da aber erst im allerletzten Vers die Erklärung gegeben wird, so war die Bedeutung des Namens ein Geheimnis, bis es dort offenbart wurde, dass "die große Stadt" gemeint sein (Offb 17:18), nicht aber ein Weib oder irgendein menschliches Wesen.

Das Wort, griech. Mysterion, bezeichnet ein Geheimnis. Es kommt in der Septuaginta (280 v.Chr.) nur neun mal vor, in dem Traum Nebukadnezars, von dem "verborgenen Ding, das ihm entfallen war" (Dan 2:18.19.27.28.29.30.47 [2 mal] und Dan 4:6). Siehe auch den Gebrauch des Wortes in den apokryphen Büchern, wo es denselben Sinn hat.*). Die griechischen Kirchenväter gebrauchten indessen das Wort von jedem geheimen Zeichen in Wort und Tat. So sprachen sie von der Opferung Isaaks als einem mysterion, d.h. einem Zeichen oder Vorbild für das geheime Vorhaben Gottes in Bezug auf seinen Sohn Jesus Christus. Sie gebrauchten das Wort ohne Unterschied mit den Wörtern "typos" = Vorbild, "symbolon" = Sinnbild und "parabole" = Gleichnis.

*) Sirach 22:27: "Hast du gegen deinen Freund den Mund aufgetan, so sei ohne Sorge, denn man kann alles versöhnen, ausgenommen die Schmach, Verachtung, Offenbarung und Heimlichkeit und böse Tücke. Solche Stücke verjagen den Freund."
Sirach 27:17: "Wer Heimlichkeit offenbart, der verliert den Glauben und wird nimmermehr einen treuen Freund kriegen."
Sirach 27:18.19: " Halte deinen Freund wert, und halte ihm Glauben. Wo du aber seine Heimlichkeit offenbarst, so wirst du ihn nicht wieder kriegen."
2Makkabäer 13:21: "Es war aber einer unter den Juden, Nodokus, der verriet den Feinden alle Heimlichkeiten."
Weisheit 2:22: "Das sie (die Gottlosen) Gottes heimliches Gericht' nicht erkennen.'
Weisheit 14:23: "sie erwürgten ihre Kinder ... oder pflegen Gottesdienst, der nicht zu sagen ist."
Tobias 12:3.11: "Der Könige und Fürsten Rat und Heimlichkeit soll man verschweigen; aber Gottes Werke soll man preisen und offenbaren."
Judith 2:2: "Und er (Nebukadnezar) forderte alle seine Räte, Fürsten und Hauptleute und ratschlagte heimlich mit ihnen", wörtlich: sagte ihnen das Geheimnis seines Willens, d.h. den Plan des Feldzugs, zu welchem sie ausrücken wollten. Der Ausdruck hier ist beachtenswert: "to mysterion tes boulos" In Eph 1:9 finden wir einen ähnlichen Ausdruck: "to mysterion tou tholulematos," das Geheimnis seines Willens. Die Bezeichnung für "Wille" ist in den zwei Fällen verschieden. Bei Nebukadnezar ist der Wille gemeint, der aus seinem Entschluss hervorgeht. Bei Gott (Eph 1:9) der Wille, welcher aus der Lust entspringt, das geheime Vorhaben, den geheimen Plan auszuführen.

In Offb 17:5 muss das Wort Mysterium also die spätere Bedeutung, welche es angenommen hatte, besitzen. Wir geben in einer Anmerkung eine Beispiele dafür*). Es könnten noch andere Belege angeführt werden, doch werden diese genügen, um uns zu zeigen, dass das Wort Mysterium zu jener Zeit im Sprachgebraucht dasselbe bedeutete wie Symbol. Es wäre vielleicht durch "Geheimzeichen" am besten wiederzugeben, und diesen Sprachgebraucht hatte das Wort, als dem Johannes die Offenbarung gegeben wurde. Darum müssen wir es der Apokalypse in diesem Sinne auffassen.

*) Justus Martyr (114-165 n.Chr.) sagt, dass die Schlange in allen falschen Religionen als ein großes Symbol und Mysterium dargestellt wurde (Apg 1:27)
Bezugnehmend auf das Passahlamm: Das Mysterium des Lammes war also ein Typus auf Christus.
Über Jes 7:14: "Siehe, eine Jungfrau wird schwanger und wird einen Sohn gebären". Da sich diese Stelle auf das Haus David bezieht, hat Jesaja erklärt, wie die Verheißung, die Gott dem David in einem Mysterium gegeben hat, sich wirklich erfüllen würde. Vielleicht, fügt er hinzu, wisst ihr, meine Freunde, nicht, dass es viele dunkle Worte, "epikekalymenos", gab, so wie solche "en parbolais" in Gleichnissen, "mysteriois" zu geheimen Zeichen oder "en symbolois, in Symbolen, welche ausgelegt wurden von Propheten, die später lebten als die Menschen, welche solche Worte und Zeichen sprachen und taten. (Trypho, v. 68)

In Offb 1:20 sind die sieben Sterne ein geheimes Zeichen für das, was sie bedeuten (ebenso Eph 5:32).

Das Geheimnis der Bosheit

So ist es auch hier, Offb 17:5.6; der Name des Weibes ist ein Geheimzeichen und hat ein viel tiefere Bedeutung als er an und für sich ausdrücken könnte. Es war nicht der Name eines Weibes, sondern "der großen Stadt", Babylons Name. Jedoch er bezeichnet nicht nur die wirkliche Stadt als solche, sondern auch das ganze System des Götzendienstes, das mit ihr in Verbindung stand. Darum folgt die Erklärung des Geheimzeichens: "...die Mutter der Hurerei und der Gräuel der Erde." Nicht nur Roms oder Babylons (als einer Stadt), sondern "der Erde" d.h. die Mutter oder Quelle aller Systeme des Götzendienstes, welche seither die Erde überflutet haben, und zu denen auch der Romanismus gehört.

Dies ist das "Geheimnis der Bosheit", von dem 2Thes 2:7 redet. Babylon war die Quelle alles Götzendienstes.

Wir haben hier zweierlei: 1. das Wirkliche, nämlich die "große Stadt", welche die Uneingeweihten sehen werden, und 2. das Weib, das "geheime Zeichen" dessen, was die Stadt bedeutet.

Das Bild des Weibes, wie es geschildert wird, mag als der herabgelassene Vorhang betrachtet werden. Die Eingeweihten werden hinter den Vorhang treten dürfen und die "Tiefen Satans" kennenlernen; hinter den Kulissen werden sie in Satans großem Theater lernen, worin seine Religion besteht, wenn sie den Drachen anbeten.

Die Nichteingeweihten werden nur den Vorhang sehen: die herrliche Stadt. Vergleiche Spr 9:13-18, wo beides gezeigt wird. so dass die Stelle hier wohl recht angewendet werden mag.

Der Götzendienst war nicht eine Sünde, in welche die Völker allmählich versanken, sondern es war die aus satanischer Klugheit hervorgegangene Erfindung und Aufrichtung eines mächtigen Systems, wodurch Satan die Menschen zu seinen Anbetern machen wollte.

Nimrod musste dieses großartige System Satans auf Erden gründen (1Mo 10:10). Sollte nicht vor der Sintflut die Stadt Kains unter den Menschen demselben Zweck gedient haben wie später Babylon (1Mo 4:17)? Jede wäre dann als Mittelpunkt eines götzendienerischen Systems anzusehen. Die Worte: "Kain ging fort von dem Angesicht des Herrn" sind höchst bezeichnend. Ebenso der Name von Kains Stadt. Er nannte sie "Hanoch", d.h. "eingeweiht". (Von der Wurzel chanak = einweihen, weihen). Die Verdorbenheit der Menschheit, von welcher in 1Mo 6 die Rede ist, muss zu abnormen Formen geführt haben, wodurch die halbmenschlichen oder übermenschlichen Wesen zu erklären wären, welche die Nephilim, Rephaim und Enakim der Schrift wurden, die Titanen der Griechen. Dadurch wäre auch die Anbetung vom Istar, Isis und Asthoreth zu erklären und aller Gräuel der geistlichen Hurerei.

So sehen wir, wie die von Nimrod gegründete "große Stadt" Babylon die Quelle allen Götzendienstes war.

Von Rom kann das nicht behauptet werden. Das heidnische Rom war nur einer der Giftströme aus jener verdorbenen Quelle. Das päpstliche Rom ist auch nur ein einzelner Strom. Ein Teil kann aber unmöglich das Ganze sein. Einer der vielen Ströme kann nicht den Urquell aller Ströme bilden. Gab es keinen Götzendienst vor dem heidnischen Rom? Woher kam denn die Anbetung des Moloch und Remphan und Chiium in der Wüste (Apg 7:43; Am 5.25.26) und die Anbetung von Asthoreth, der Gräuel (d.h. der Götze) derer von Sidon, und Milkom, der Gräuel der Amoniter, welche durch Salomo eingeführt wurden (1Kön 11:5; 2Kön 23:13)? War Rom deren Mutter? Die Schilderung hier, in der Offenbarung geht zu dem Ursprung alles heidnischen Götzendienstes zurück. Roms Stellung in der Geschichte macht dies zu einer absoluten Unmöglichkeit. Es wäre gerade so falsch als wollte man sagen, die zionistische Bewegung unserer Tage wäre die Quelle und Mutter der jüdischen Nation.