Die Trübsal in Christus: Unterschied zwischen den Versionen

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''St.-Johannis-Druckerei, Lahr-Dinglingen (Baden) 1957''<br/><br/>
  
 
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== '''Die Trübsal des Christus'''==
 
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<big>'''Im Lichte des Tages des Herrn'''</big><br/><br/>
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<big> '''Kapitel 1''' </big><br/>
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Ehe der eigentliche Brief beginnt, haben wir, wie in fast allen Briefen, den Eingangsgruß:<br/> <br/>
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<big>'''[[2Thes 1:1]]''' </big><br/>
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'''Paulus und Silvanus und Timotheus der Gemeine der Thessalonicher''' <br/>
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Wir haben die drei Schreiber schon kennengelernt, dieses Lebenskleeblatt. So muss jeder wahrhaft Gläubige in einer Lebensverbindung mit Gläubigen stehen. Wer aus Gott geboren ist, liebt die Brüder. In Christus Jesus steht Paulus dem Silvanus und Timotheus völlig gleich,  und sie beide stehen wieder dem Paulus gleich. Sie sind vom gleichen Heiland erfasst und laufen zum gleichen Ziele im gleichen Dienste.  In Christus hält einer den anderen höher als sich selbst. Das sind drei Brüder in Christus nebeneinander. Paulus war stets und immer Bruder unter Brüdern. Aber obwohl der Heilige Geist also gleichstellt, dass nicht Jude noch Grieche, nicht Knecht noch Freier, nicht Mann noch Weib ist, so hält Er doch alle Ordnungen scharf und streng ein. Glaube und Liebe sind nicht ordnungslos. Es könnte nicht heißen: Timotheus, Silas, Paulus; es muss nach dem Geiste heißen: Paulus, Silas und Timotheus. Paulus ist der Apostel, der durch besondere Offenbarung zu diesem Dienst Berufene. Silas ist der Lehrer und Prophet. Er hat eine wichtige Aufgabe an seinem Platze. Aber nur an seinem Platz kann er richtig dienen. Wer nicht an seinem Platze dient, der dient nicht evangelisch. Jedes Pflänzlein gedeiht  an seinem Örtlein und erfreut auch da. Wo Geisteszucht ist, kommt nun ein jeder an seinen Platz; wo keine ist, sitzt jeder am falschen Fleck, oder es ist Neid und Streit.
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Timotheus war der jüngste und der Gehilfe, er kommt zuletzt. Er ist aber doch ein wichtiges Glied gewesen, und gerade in Thessalonich hat er, wie wir schon oben sahen, große und auch selbstständige Dienste geleistet. Er hat sie immer an seinem Platz geleistet und hatte immer eher müssen ermuntert als in Schranken gewiesen werden. Das ist überall so, wo wahrhaftiges Geistesleben ist. Da halten die jungen Brüder sich in ihren Schranken; da halten die Frauen sich in den ihrigen; da hält sich jeder Bruder in den seinen. Da ist kein Niederdrücken und Zurückdrängen, aber auch kein über die Schranken springendes Vordrängen. In die Gemeinen unserer Tage wie der Revolutionsgeist eindringen: Jung und Alt, Mann und Weib will nimmer in der Ordnung bleiben. Wisse, nur an deinem Platze, und wenn er, wie bei Timotheus, der dritte ist, bist du ein Segen. Also Paulus, Silvanus und Timotheus, so sei und bleibe es in der Gemeine: eine geordnete vielgegliederte Einheit. Wenn nur alle Gemeinen solche drei hätten. Alter, mittel, jung! Wie fehlt’s da oft - da  heißt’s ringen, dass der Geist des Herrn uns auch die nötigen Leute gebe, Viele Gemeinschaften könnten keinen Brief mit einer entsprechenden Überschrift schreiben.
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Der G e m e i n e der T h e s s a l o n i c h e r gilt der Brief. Das Wort „Gemeine“ ist im Griechischen ein wunderbares Wort und heißt: die H e r a u s g e r u f e n e oder Z u s a m m e n g e r u f e n e. Beides liegt darin: heraus und zusammen. Je klarer die Glieder aus der Ich-Welt, der inneren  und äußeren, herausgerufen sind, umso besser passen sie auch zusammen. Das Einigende in der Gemeine ist nur Christus. Je mehr drum in Christus, umso mehr zusammen. Man merkt es ganz deutlich, dass, wo keine inneren Herausgerufenen ins Leben in Christo  stattgefunden haben, die Leute auch nicht zusammengehören. Eine religiöse Versammlung oder eine Bibelstunde ist noch keine Gemeine. In der Gemeine weiß man um einen gemeinsamen Wiedergeburtsakt. In der Gemeine weiß man sich wirklich brüderlich zusammengehörig. Man ist herausgezogen mit seinem Innenmenschen aus der Ich-Welt und versetzt in die Jesus- und Gott-Welt. Man nimmt auch nach außen in allen Stücken eine sonderliche Stellung ein und braucht darum einander. In welcher Brudergemeine bist du Glied -  ich meine jetzt, in welcher äußeren Form lebst du dein Glaubens- und Bruderleben? Wir haben wenige Gemeinen, wir haben sie aber doch hin und her, und der Herr segne sie.
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Es ist etwas Wunderbares und überaus Großes um eine Gemeine.  Da erhebt sich in diesem Thessalonich auf einmal eine Schar von Männern und Frauen, und die erklären, sie gehörten jetzt miteinander Christus an und warteten auf Ihn vom Himmel her.  Die alten Götter sind weg; das alte Leben hört auf - alte Beziehungen werden gelöst; Menschen die sich zuvor nie kannten, sind Brüder. Ihr Gemeinschaftsleben ist Beten und Wort Gottes - o wunderbare Gottpflanze. Ein Gottbild ist die Gemeine. Ein Beweis der Wahrhaftigkeit Gottes und Christi ist ihre Existenz. Was muss da geschehen sein an all den Seelen, bis sie eine Gemeine der Thessalonicher bildeten. Da ist viel, sehr viel geschehen, schon ehe Paulus kam. Viele, die früher Heiden waren, hatten sich a schon der Synagoge angeschlossen und sahen jetzt in Christus ihr Hoffen erfüllt.  Welche Entschlüsse, welche Wandlungen, welche inneren  und äußeren  Zerbrüche und Brüche mögen da vor sich gegangen sein, bis es eine Gemeine der Thessalonicher gab. Und doch ging das verhältnismäßig rasch. Wir müssen eben bedenken, es war eine besondere Reifezeit damals; und es wurde auch vom Apostel und seinen Gehilfen zielklar auf die Glaubensgemeine hingearbeitet.  Eine religiöse Bewegung haben wir auch jetzt, aber sie ist vielfach nicht auf die Gemeine eingestellt. Es ist, wie schon Oetinger sagte, heute alles ein G e s p e r r. Es ist viel schwerer predigen und zeugen auf die Gemeine hin in unseren Tagen als  zu den Zeiten des Paulus. Und doch haben wir sie; doch wirkt der Geist; doch werden Kinder geboren, und hin und her sind Gemeinen.
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Der Brief geht a n die G e m e i n e der T h e s s a l o n i c h e r. Das war eine ganz eigenartige Ortsgemeine, ein eigenartiges Teilchen der Gesamtgemeine - diese Gemeine zu Thessalonich. Neben  ihrer wunderbaren Einheit in Christus ist die Vielgestaltigkeit der Gemeine etwas von ihrem Schönsten. An jedem Ort und in jeder Person nimmst sie bei gleicher Grundgestallt eine eigenartige Ausgestaltung an. Die Philipper sind wieder ganz anders gestaltet als die Thessalonicher, die Thessalonicher ganz anders als die Beröer oder die Korinther. Heutzutage sind in einer Stadt, ja in einem Dorf die verschiedensten Ausgestaltungen. Und doch, was in Christus ist, das ist i n n e r l i c h  e i n s. Was wird’s doch noch brauchen, bis in der Herrlichkeit des Herrn die Gemeine bei all ihrer mannigfaltigen Strahlenverschiedenheit e i n e ist in Ihm. Je mehr du jetzt schon, obwohl einer äußere Gemeine-Formation zugehörig, an Ihm hängst, umso reifer bist und wirst du für die Einfügung in die große Einheitsgemeine. Lass dich jetzt die Mannigfaltigkeit nicht verdrießen, da werden die eigentlich Gottgeborenen  zu ihrer v e r s c h i e d e n t l i c h e n  E i n h e i t zugebildet.  Was wirklich gläubig ist, hat bei all dem  und in all dem nur e i n e n  G r u n d, und zwar denselben wie vor alters.

Version vom 18. Februar 2021, 17:52 Uhr

Abschrift des Buches: Der zweite Thessalonicher Brief
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Neu durchgesehene Auflage
St.-Johannis-Druckerei, Lahr-Dinglingen (Baden) 1957

weitere Abschriften:

Inhaltsverzeichnis des Buches

In Bearbeitung:

Die Trübsal des Christus

Im Lichte des Tages des Herrn

Kapitel 1

Ehe der eigentliche Brief beginnt, haben wir, wie in fast allen Briefen, den Eingangsgruß:

2Thes 1:1
Paulus und Silvanus und Timotheus der Gemeine der Thessalonicher
Wir haben die drei Schreiber schon kennengelernt, dieses Lebenskleeblatt. So muss jeder wahrhaft Gläubige in einer Lebensverbindung mit Gläubigen stehen. Wer aus Gott geboren ist, liebt die Brüder. In Christus Jesus steht Paulus dem Silvanus und Timotheus völlig gleich, und sie beide stehen wieder dem Paulus gleich. Sie sind vom gleichen Heiland erfasst und laufen zum gleichen Ziele im gleichen Dienste. In Christus hält einer den anderen höher als sich selbst. Das sind drei Brüder in Christus nebeneinander. Paulus war stets und immer Bruder unter Brüdern. Aber obwohl der Heilige Geist also gleichstellt, dass nicht Jude noch Grieche, nicht Knecht noch Freier, nicht Mann noch Weib ist, so hält Er doch alle Ordnungen scharf und streng ein. Glaube und Liebe sind nicht ordnungslos. Es könnte nicht heißen: Timotheus, Silas, Paulus; es muss nach dem Geiste heißen: Paulus, Silas und Timotheus. Paulus ist der Apostel, der durch besondere Offenbarung zu diesem Dienst Berufene. Silas ist der Lehrer und Prophet. Er hat eine wichtige Aufgabe an seinem Platze. Aber nur an seinem Platz kann er richtig dienen. Wer nicht an seinem Platze dient, der dient nicht evangelisch. Jedes Pflänzlein gedeiht an seinem Örtlein und erfreut auch da. Wo Geisteszucht ist, kommt nun ein jeder an seinen Platz; wo keine ist, sitzt jeder am falschen Fleck, oder es ist Neid und Streit.

Timotheus war der jüngste und der Gehilfe, er kommt zuletzt. Er ist aber doch ein wichtiges Glied gewesen, und gerade in Thessalonich hat er, wie wir schon oben sahen, große und auch selbstständige Dienste geleistet. Er hat sie immer an seinem Platz geleistet und hatte immer eher müssen ermuntert als in Schranken gewiesen werden. Das ist überall so, wo wahrhaftiges Geistesleben ist. Da halten die jungen Brüder sich in ihren Schranken; da halten die Frauen sich in den ihrigen; da hält sich jeder Bruder in den seinen. Da ist kein Niederdrücken und Zurückdrängen, aber auch kein über die Schranken springendes Vordrängen. In die Gemeinen unserer Tage wie der Revolutionsgeist eindringen: Jung und Alt, Mann und Weib will nimmer in der Ordnung bleiben. Wisse, nur an deinem Platze, und wenn er, wie bei Timotheus, der dritte ist, bist du ein Segen. Also Paulus, Silvanus und Timotheus, so sei und bleibe es in der Gemeine: eine geordnete vielgegliederte Einheit. Wenn nur alle Gemeinen solche drei hätten. Alter, mittel, jung! Wie fehlt’s da oft - da heißt’s ringen, dass der Geist des Herrn uns auch die nötigen Leute gebe, Viele Gemeinschaften könnten keinen Brief mit einer entsprechenden Überschrift schreiben.

Der G e m e i n e der T h e s s a l o n i c h e r gilt der Brief. Das Wort „Gemeine“ ist im Griechischen ein wunderbares Wort und heißt: die H e r a u s g e r u f e n e oder Z u s a m m e n g e r u f e n e. Beides liegt darin: heraus und zusammen. Je klarer die Glieder aus der Ich-Welt, der inneren und äußeren, herausgerufen sind, umso besser passen sie auch zusammen. Das Einigende in der Gemeine ist nur Christus. Je mehr drum in Christus, umso mehr zusammen. Man merkt es ganz deutlich, dass, wo keine inneren Herausgerufenen ins Leben in Christo stattgefunden haben, die Leute auch nicht zusammengehören. Eine religiöse Versammlung oder eine Bibelstunde ist noch keine Gemeine. In der Gemeine weiß man um einen gemeinsamen Wiedergeburtsakt. In der Gemeine weiß man sich wirklich brüderlich zusammengehörig. Man ist herausgezogen mit seinem Innenmenschen aus der Ich-Welt und versetzt in die Jesus- und Gott-Welt. Man nimmt auch nach außen in allen Stücken eine sonderliche Stellung ein und braucht darum einander. In welcher Brudergemeine bist du Glied - ich meine jetzt, in welcher äußeren Form lebst du dein Glaubens- und Bruderleben? Wir haben wenige Gemeinen, wir haben sie aber doch hin und her, und der Herr segne sie.

Es ist etwas Wunderbares und überaus Großes um eine Gemeine. Da erhebt sich in diesem Thessalonich auf einmal eine Schar von Männern und Frauen, und die erklären, sie gehörten jetzt miteinander Christus an und warteten auf Ihn vom Himmel her. Die alten Götter sind weg; das alte Leben hört auf - alte Beziehungen werden gelöst; Menschen die sich zuvor nie kannten, sind Brüder. Ihr Gemeinschaftsleben ist Beten und Wort Gottes - o wunderbare Gottpflanze. Ein Gottbild ist die Gemeine. Ein Beweis der Wahrhaftigkeit Gottes und Christi ist ihre Existenz. Was muss da geschehen sein an all den Seelen, bis sie eine Gemeine der Thessalonicher bildeten. Da ist viel, sehr viel geschehen, schon ehe Paulus kam. Viele, die früher Heiden waren, hatten sich a schon der Synagoge angeschlossen und sahen jetzt in Christus ihr Hoffen erfüllt. Welche Entschlüsse, welche Wandlungen, welche inneren und äußeren Zerbrüche und Brüche mögen da vor sich gegangen sein, bis es eine Gemeine der Thessalonicher gab. Und doch ging das verhältnismäßig rasch. Wir müssen eben bedenken, es war eine besondere Reifezeit damals; und es wurde auch vom Apostel und seinen Gehilfen zielklar auf die Glaubensgemeine hingearbeitet. Eine religiöse Bewegung haben wir auch jetzt, aber sie ist vielfach nicht auf die Gemeine eingestellt. Es ist, wie schon Oetinger sagte, heute alles ein G e s p e r r. Es ist viel schwerer predigen und zeugen auf die Gemeine hin in unseren Tagen als zu den Zeiten des Paulus. Und doch haben wir sie; doch wirkt der Geist; doch werden Kinder geboren, und hin und her sind Gemeinen.

Der Brief geht a n die G e m e i n e der T h e s s a l o n i c h e r. Das war eine ganz eigenartige Ortsgemeine, ein eigenartiges Teilchen der Gesamtgemeine - diese Gemeine zu Thessalonich. Neben ihrer wunderbaren Einheit in Christus ist die Vielgestaltigkeit der Gemeine etwas von ihrem Schönsten. An jedem Ort und in jeder Person nimmst sie bei gleicher Grundgestallt eine eigenartige Ausgestaltung an. Die Philipper sind wieder ganz anders gestaltet als die Thessalonicher, die Thessalonicher ganz anders als die Beröer oder die Korinther. Heutzutage sind in einer Stadt, ja in einem Dorf die verschiedensten Ausgestaltungen. Und doch, was in Christus ist, das ist i n n e r l i c h e i n s. Was wird’s doch noch brauchen, bis in der Herrlichkeit des Herrn die Gemeine bei all ihrer mannigfaltigen Strahlenverschiedenheit e i n e ist in Ihm. Je mehr du jetzt schon, obwohl einer äußere Gemeine-Formation zugehörig, an Ihm hängst, umso reifer bist und wirst du für die Einfügung in die große Einheitsgemeine. Lass dich jetzt die Mannigfaltigkeit nicht verdrießen, da werden die eigentlich Gottgeborenen zu ihrer v e r s c h i e d e n t l i c h e n E i n h e i t zugebildet. Was wirklich gläubig ist, hat bei all dem und in all dem nur e i n e n G r u n d, und zwar denselben wie vor alters.