Die Hauptaufgabe der Kirche

Aus Bibelwissen
Version vom 7. Juli 2019, 17:29 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (10. Die Hauptaufgabe der Kirche)

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Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

in Bearbeitung

Inhaltsübersicht
9. Das Geben im Licht der heiligen Schrift

10. Die Hauptaufgabe der Kirche

Welches ist die Hauptaufgabe der Kirche in der gegenwärtigen Weltlage? Dieses Thema könnte man mit einem Satz beantworten, nämlich: Das volle Heil in Christo zu verkündigen. Ich will doch diese Antwort noch ein wenig ausführlicher behandeln. Paulus betont in seiner Abschiedsrede an die Ältesten zu Ephesus, dass er ihnen "den ganzen Ratschluss Gottes" (so genau übersetzt) verkündigt (Apg 20:27). "Den ganzen Ratschluss Gottes"§, das ist das gleiche, wie das volle Heil in Christo zu verkündigen. "Den ganzen Ratschluss Gottes" zu verkündigen, das war des Paulus, die ihm vom heiligen Geist übertragene heilige Aufgabe, und das hatte er getan, wie er selbst bezeugt. "Den ganzen Ratschluss Gottes" in Christo Jesu zu verkündigen, seht, das ist auch die Aufgabe der Kirche zu aller Zeit gewesen, und besonders heute. Leider wird "der ganze Ratschluss Gottes" in Christo Jesu in den meisten Kirchen heute nicht mehr verkündigt, Gott sei es geklagt. Ich will das, was ich zu sagen habe, noch ein wenig anders formulieren. In Mt24:25 wird das, was der treue und kluge Knecht dem Gesinde darzureichen hat, "Speise" genannt, "dass er ihnen zu rechter Zeit Speise gebe". Unter "Speise" ist hier die geistliche Speise gemeint, die rechte Speise zur rechten Zeit. Die Schrift spricht von "Milch" und "fester Speise" und: "Das ist meine Speise, dass ich tue den Willen des, der mich gesandt hat." -der Ausdruck "Speise" festhaltend, betonen wir auf Grund der Schrift ein Dreifaches:
Der ganze Ratschluss Gottes in Christo Jesu besteht darin, dass die Kirche:

1. die liebliche Morgenkost der Heilslehre in Christo Jesu,
2. die feste Mittagskost der Heiligung in Christo Jesu, und endlich
3. die kräftige Abendkost der Prophetie und der Endzeit,

selbstverständlich immer in Christo Jesu, den unsterblichen, aber nach Gott dürstenden Seelen darreiche. Die rechte Speise zur rechten Zeit; ja Paulus lehrt zur Zeit und zur Unzeit. Diese dreifache Speise wollen wir nun etwas näher betrachten.

Die liebliche Morgenkost der Heilslehre

Es ist der Kirche Hauptaufgabe, die liebliche Morgenkost der Heilslehre in Christo Jesu dem Gesinde darzureichen.
Die Heilslehre von dem Gott menschen Jesus Christus, der vom Himmel hernieder kam, und der auf Golgatha der Welt Sünden hinweg trägt, auf den der Vater dort alle unsere Sünden warf, auf dass wir Frieden hätten und durch seine Wunden heil werden, dies muss zuerst und mit aller Macht von der Kirche betont werden, auf dass Sünder erweckt und bekehrt, durch Jesu Blut Vergebung der Sünden erlangen und neue Menschen werden, die dann fortan dem leben, der für sie gestorben und auferstanden ist. In manchen Kirchen ertönt diese Botschaft vom Kreuz und vom leeren Grab noch hell und klar, Gott sei Dank. Gott segne diese treuen Hirten! Doch in vielen Kirchen wird nicht die Milch der Heilslehre, sondern abgerahmte Milch, mit etwas Zuckerwasser vermischt, dem Gesinde dargereicht. Deshalb wird nicht auf Belehrung gedrungen im Gegenteil, manche lachen und spotten über Bekehrung. Man begnügt sich, wenn Leute zur Kirche kommen, schön ihre Beiträge bezahlen und mithelfen, die Gemeinde nach außen zu vergrößern. Das ist das Ziel vieler. So findet man an vielen Orten ein totes Namenchristentum - ohne Bekehrung, ohne Christus. - Dass in den Gemeinde- und statistischen Berichten und Jahrbüchern mancher Kirchen nach sehr vielem gefragt wird, zum Beispiel: Wie groß ist die Gemeinde, der Frauenverein, die Sonntagsschule, der Jugendverein? Wieviel Zuwachs oder Abnahme? Wieviel Gelder sind eingegangen? und vieles anderes mehr, aber niemals: Wieviele Bekehrungen haben im vergangenen Jahr stattgefunden? das lässt doch tief blicken! Es scheint, dass "Bekehrung" als etwas ganz Nebensächliches gesehen wird. Kirchentum, aber kein Christentum wird gewünscht.

Noch trauriger sieht es in anderen Kirchen aus. Das wird anstatt der Speise des Evangeliums von Jesu Christo dem Gekreuzigten und Auferstandenen - das ist ja "old fashion" - dem Gesinde eine andereSpeise vorgesetzt: soziales Evangelium, Philosophie, Psychologie, Politik, alle möglichen nationalen und sozialen Fragen werden auf der Kanzel verhandelt. Doch was sagt Paulus dazu: "So jemand euch ein anderes Evangelium predigt, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht" (Gal 1:8.9) Mit dem Verschwinden des Evangeliums von Jesu Christo von der Kanzel, zieht die Welt immer mehr in die Kirche hinein. Da fehlen nur noch der Tanzboden und Theater; doch auch diese finden wir schon an manchen Orten mitten in der Kirche. Welch eine Schande bereitet man unserm hochgelobten Haupt mit solchen verwerflichen Mitteln zu bauen! Und die Welt liebt es, mitten in der Kirche zu sein, und fühlt sich daselbst außerordentlich wohl.

Das ist Material von Holz, Heu, Stroh und Spreu, mit welchem heute diese Prediger - nicht das Reich Gottes, denn das ist mit solchem Material gänzlich ausgeschlossen, sondern - ihre Gemeinden bauen. Und das arme Volk wird betrogen. Denn mit solchem Material ist noch nie eine Seele zu Christo bekehrt worden, doch Bekehrungen wollen ja viele garnicht mehr haben. Und ernster Gesinnte in der Gemeinde wundern sich, dass in ihren Gemeinden keine Bekehrungen mehr vorkommen. Es wird nach und nach nur noch ein "religious entertainment place", ein religiöser Unterhaltungsplatz. Da heißt es auch: Gedenke, wovon du gefallen bist!" und "Wie ist das Silber zu Schlacken geworden!?"

In manchen Gemeinden, wo noch entschiedene Gläubige - die solche ungöttlichen Dinge in der Gemeinde verabscheuen - vorhanden sind, da sind sie noch nicht so weit. Denn diese entschiedenen Gläubigen sagen: Halt, wir wollen diese unheiligen Dinge nicht im Gotteshaus und auch nicht in der Gemeinde haben; denn wir wollen nicht, wie in Jerusalem, aus dem Bet- und Gotteshaus eine Mördergrube machen. Gott segne und erhalte diese entschiedenen Gläubigen noch lange! In Gemeinden dagegen, wo diese entschiedenen Gläubigen fehlen, wird nach und n ach ein Stück nach dem anderen der Verunreinigung eingeführt, und es geht dann nach und nach tiefer hinab, bis zum - Ausgespien werden. Da hat die Kirche viel, schrecklich viel versäumt. - Eine weitere Hauptaufgabe der Kirche ist:

Die feste Mittagskost der Heiligung

Dem Gesinde die feste Mittagskost der Heiligung in Christo Jesu darzureichen. Auch hier müssen wir mit Freude und Dank konstatieren, dass eine kleine Anzahl diese feste Mittagskost der Heiligung verabreicht infolgedessen eine Anzahl gottgeweihter Männer und Frauen da sind, die mit einem heiligen Leben und mit den ihnen anvertrauten Gaben und Kräften ihren Herrn zu verherrlichen suchen, wenn möglich bis an die enden der Erde. Diese sind hell scheinende Lichter in dem Dunkel dieser Letztzeit und ein kräftiges Salz, das noch die heutige Fäulnis aufhält. Doch vom größten Teil der Kirche wird diese feste Mittagskost der Heiligung leider nicht verabreicht. Die Kirche soll das Gewissen des Volkes und das Salz der Erde und ein Licht der Welt sein, ist es jedoch nicht; im Gegenteil, sie verliert mehr und mehr ihre Salz- und Lichtraft, das Salz wir mehr und mehr stumpf, und deshalb kommt der zunehmende Abfall im politischen, wirtschaftlichen und religiösen Leben.

Wir danken Gott, dass wir hier und dort noch Gläubige haben. Dass aber auch das Leben vieler Gläubigen, wie das der Kirche, nicht mehr auf biblischer Höhe steht, hat die Kirche verschuldet, allerdings schon lange vor uns. Es steht geschrieben: Heiligkeit ist eine Zierde deines Hauses ewiglich. Und: Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig. Und: Betet an den Herrn in heiligem Schmuck. Ferner: Jaget nach dem Frieden und der Heiligung, ohne welche wird niemand den Herrn sehen. Diese und ähnliche Forderungen zu einem heiligen Lebenswandel sind vielfach garnicht , manchmal sehr wenig und nicht kräftig genug von der Kanzel betont worden; infolge dessen die vielen Unheiligkeiten unter den Heiligen, wie Neid, Streit, Missgunst, Zank, Rechthaberei und andere ungöttliche Dinge. Diese Unheiligkeiten sind wohl heute das größte Hindernis im Werk des Herrn. Das ist nicht würdig gewandelt des Evangeliums sonder verunehrt den Herrn und gibt den Unbekehrten schrecklich viel Anstoß, dass sie sich nicht bekehren.

Ferner ist der fast gänzlich fehlende Missionssinn unter den Gläubigen zu erwähnen. Philadelphiachristen sollten die Gläubigen sein, doch die meisten sind das leider nicht. Bekanntlich sind die sieben Sendschreiben ein prophetischer Abriss der ganzen Kirchengeschichte von Pfingsten bis zur Wiederkunft des Herrn, außerdem ein Spiegelbild für Prediger und Gemeinden. Das vorletzte Sendschreiben an Philadeophia zeigt die vorletzte Kirchengestaltung auf Erden. Philadelphia ist die edle Frucht der Reformation. In Philadelphia wird uns das Ideal einer Mustergemeinschaft gezeigt. Erfüllt mit heiliger Gottes- und Bruderliebe, finden wir bei den Philadephiachristen eine doppelte Geistesrichtung. Eine in das Wort sich vertiefende: "Du hast mein Wort behalten und meinen Namen nicht verleugnet", und das unter Spott und Hohn und viel Anfechtung. Die andere Geistesrichtung war eine missionierende, arbeitende, den Herrn verherrlichende Richtung:

"Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen, denn du hast eine kleine Kraft.

Die Philadelphiachristen haben den Herrn verherrlicht nicht nur mit Worten, sondern auch mit der Tat. Durch sie sind Dutzende herrlicher Reichsgotteswerke ins Leben gerufen worden, durch die Ströme lebendigen Wassers geflossen und Hunderttausende, wenn nicht Millionen gesegnet und Hunderttausende gerettet worden sind. ich will hier nur einige dieser prächtigen Werke namhaft machen. Zum Beispiel die Pietisten oder Gemeinschaftsbewegung unter Spener, Joh. Arndt, Aug. Franke. Unsere Gebetsversammlungen sind "die Frucht und Fortsetzungen dieser Gemeinschaftsbewegung. Dann die herrliche Arbeit der Brüdergemeinde in vielen Teilen der Erde unter dem edlen Grafen Zinzendorf; die vielen Missionsgesellschaften der Inneren und Äußeren Mission;die vielen Bibelgesellschaften, die Judenmissionen, die Freikirchen, die Sonntagsschule, die Jugendvereine, und viele andere prächtige und gesegnete Werke zur Ehre Gottes, von denen, wie schon erwähnt, Ströme lebendigen Wassers geflossen sind und wodurch der Herr verherrlicht worden ist in aller Welt.