Der zweite Thessalonicher Brief

Aus Bibelwissen
Version vom 17. Februar 2021, 16:40 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) ('Allgemeine Einleitung’)

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Abschrift des Buches: Der zweite Thessalonicher Brief (Philipperbrief)
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Neu durchgesehene Auflage 1957
St.-Johannis-Druckerei, Lahr-Dinglingen (Baden)

weitere interessante Abschriften:

Inhaltsverzeichnis:

Allgemeine Einleitung siehe unten

Im Lichte des Tages des Herrn:
I. Die Trübsal in Christus
Kapitel 1


II. Die antichristliche Zeit
Kapitel 2


III. Die tägliche Arbeit
Kapitel 3



Allgemeine Einleitung

Der zweite Thessalonicherbrief ist eine der ältesten und ersten Gemeineschriften des Apostels Paulus. Er bringt, sonderlich im zweiten Kapitel, solche Wahrheiten, die für unsere Zeiten von der entscheidendsten Wichtigkeit sind. Antichristentum und Kommen des Herrn werden uns da grundlegend dargelegt.

Es ist ein B r i e f, vor dem wir stehen. Die eigentlichen Gemeineschriften sind fast lauter Briefe. Das ist einleuchtend - warum? Der Brief ist das A l l e r p e r s ö n l i c h s t e, was es gibt. Nun aber ist in der Gemeine das P e r s ö n l i c h e der Grundcharakter. Das Haupt der Gemeine ist die Person aller Personen - unser Herr Jesus Christus. Er, der voll und ganz Gottdurchdrungene, darum Gottperson über alles, Er ist Grund, Leben und Ziel der ganzen Gemeine. In der Gemeine hängt alles an Christus, und die Gemeine zielt alles aus Christus. Das ist das Charakteristikum der Gemeine, dass jedes Glied voll und ganz in Christus hängt und durch des Heiligen Geistes Bereitung selbst eigentlich ein Christus-Strahlbild wird. So sehr die einzelnen Glieder aneinander hängen und einander brauchen, so hängt doch jedes ganz in Christus, und eins weist das andere zu Ihm. Gleichwie aber in Ihm alles zusammengefasst ist, so hängt wieder ein Glied am anderen durch die Gelenke der brüderlichen Liebe. Eben deswegen haben wir sonst schon gesagt, die Gemeine habe keine Geschichte. Sie besteht von Anfang an bis zum Ende aus lauter f r e i e r w ä h l t e n Persönlichkeit G o t t e s, welche alle wieder gar keinen anderen Zusammenhang haben als Ihn. Darum kann man von der Gemeine nur Einzelpersönlichkeitsbilder zeichnen. - Da war eine, dort war eine; da war eine, dort war eine. Auch in der sichtbaren Erscheinung, zu welcher die Gemeine da und dort durchbricht, sind alles und machen alles die gottgeborenen und gottdurchleuchteten Persönlichkeiten. Sind solche irgendwo nicht mehr da, dann haben wir auch keine Gemeine mehr, sondern irgendeine religiöse Versammlung. Die Gemeine ist nur da, wo Gotteskinder sind.

Mit denen redet auch der Apostel in seinen Briefen. Da geht es von Person zu Person. Darum hat es dem Heiligen Geist wohlgefallen, durch Briefe zu den Gläubigen in Christus zu reden, damit dies Persönlichkeitsmäßige recht zum Ausdruck komme. Darum braucht auch die Gemeine keine äußere Organisation - wo sie heraustritt, sind es zusammengeführte Personen, durch die Liebe Christi verbunden. Sind solche Personen nicht mehr da, dann dürfte auch die äußere Erscheinung der Gemeine füglich verschwinden. In den sieben Sendschreiben in der Offenbarung des Johannes redet der Herr auch immer vom Wegtun. Und bezeichnend ist es, dass die sieben Sendschreiben auch Briefe sind, sogar persönlich an den E n g e l oder Vorsteher der Gemeinen gerichtet oder an den alles zusammenfassenden Personmittelpunkt der Gemeine. Der Brief ist also das beste Gefäß für die Gemeine. Da werden alle Verhältnisse und Umstände aus dem Sachlichen heraus ins Persönliche hineingeführt. Der Brief atmet am reinsten Persönlichkeitsduft - Persönlichkeitsleben. Leben, quellmäßiges Leben sollen aber doch diese apostolischen Briefe geben. Darum strömen auch stark die ewigen Quellen in diesen Gottesbriefen.

Und in die persönlichsten Innen- und Außen-Dinge greift ein Brief hinein. Der Brief ist der allererste und allernächste Ersatz für den Verkehr von Person zu Person, wenn zwei nicht beisammen sein können. Darum drängt und treibt ein Brief auch immer auf das Zusammenkommen, auf das einander Sehen, wie wir das auch in den paulinischen Briefen oft lesen. Durch den Brief kann das Ewigkeitsleben hineingeleitet werden in alle Lebenskanäle, und da sehen wir dann Ewigkeit, Heiligen Geist in allem Irdischen wirksam. Und aus dem Persönlichkeitsleben heraus entspringen die Briefe. Es sind immer ganz bestimmte Lebensumstände, welche die Briefe veranlassen. Und Lebensumstände der einen haben Lebensbewegungen bei den anderen ausgelöst, und diese ausgelösten Lebensbewegungen schlagen sich im Briefe nieder. Liest dann ein empfängliches Herz dies niedergeschlagenen, in Buchstaben festgewordenen Lebensbewegungen, dann lösen sie sich wieder in Leben auf und beleben das lesende Herz. Ein wunderbarer Lebensträger ist der Brief, vorausgesetzt, dass er vom Leben entzündet ist. Er kann auch ein Todesträger sein, gleichwie der Brief Davids an Joab, den er durch Uria sandte, Tod für diesen in sich trug. Die apostolischen Briefe sind im höchsten Sinne Lebensträger.

So hat die Gemeine B r i e f e , und wir stehen heute vor dem zweiten Thessalonicherbrief. Jeder dieser apostolischen Briefe hat seine ihm ganz eigentümlichen Lebensausstrahlungen. Je nach den Lebensäußerungen unter den Gläubigen, welchen der Brief zunächst galt, und je nach dem Schreiber, der die Antwort gab, sind die Lebensstrahlen, von denen ein jeder seinen eigenen Glanz hat, strahlt das geistige Leben ins irdische Leben hinein und wirkt sich dort aus. - Unseres Briefes Schreiber ist Paulus. Wir kennen ihn, ein göttlicher Lebensmensch, wie es wenige gab. Paulus, schon sein Name sagt’s, war ein Kleingewordener, ein Neugeborener, ein ganz Christus Übergebener. Ein Lebensquell, vom ewigen Lebensquell gespeist, der Tausenden floss. Auch in Thessalonich war dieser Lebensquell geflossen und hatte viel fürs Leben Christi gewonnen.