Das erste Gesicht "im Himmel"

Aus Bibelwissen
Version vom 30. Januar 2020, 18:11 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Die vier Lebewesen)

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Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

In Bearbeitung

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: Die Menschen auf Erden - Offb 2-3

Das erste Gesicht "im Himmel" - Offb 4-5

Der Thron und seine Umgebung
Wir kommen nun zu dem Teil des Buches, den wir auf S 128 durch den Buchstaben X bezeichnet haben. Er besteht, wie wir gesehen haben, aus sieben Paar Gesichten.

Das erste Gesicht in jedem Paar ist ein Gesicht "im Himmel", das zweite ein Gesicht "auf Erden".

Jedes Gesicht "im Himmel" bereitet auf ein Gesicht vor, das danach "auf Erden" gesehen wird; und das "auf Erden" Geschaute ist die Auslegung des vorher "im Himmel" Gesehenen. Beide erklären sich gegenseitig. Die himmlische Vision erklärt, was auf der Erde gesehen wird, und die Äußerungen in jedem himmlischen Gesicht zeigen den besonderen Gegenstand der darauf folgenden Ereignisse. Die erste Vision in jedem Paar bildet also den Schlüssel zur folgenden.

Diese Einteilung ist vom Heiligen Geist selbst gemacht worden; und die von Menschen herrührende Kapiteleinteilung ist nur irreleitend, wo sie nicht mit der göttlichen Einteilung übereinstimmt.

Wir werden sie darum nur in der Bezugnahme berücksichtigen.

Diese himmlischen und irdischen Visionen werden die großen Kapitel in diesem Teil unseres Buches bilden. Wir werden jede der vierzehn Visionen in folgender Ordnung besprechen: zuerst geben wir den Gedankenaufbau mit den etwa nötigen Erweiterungen; sodann lassen wir unsere eigene Übersetzung folgen, die sich auf den revidierten griechischen Text (nach den in den Anmerkungen genannten Autoritäten) gründet, und fügen die zur Auslegung erforderlichen Erklärungen hinzu.

Die Strukturen sind äußerst lehrreich sie geben den Zweck jedes Abschnitts an und zeigen auf den ersten Blick, auf welche Gegenstände wir unsere Aufmerksamkeit zu richten haben.

Folgendes ist (kurz) der Gedankenaufbau von H1, dem ersten Gesicht "im Himmel" (Offb 4 und Offb 5)

Der Thron und seine Umgebung

H1 (im Buch = Seite 130)

A - Offb 4:1-8 = Der Thron, die Ältesten und die Lebewesen
B - Offb 4:8-11 = Die Äußerungen der Lebewesen und der Ältesten. Thema: Schöpfung
A - Offb 5:1-7 = Der Thron und das Buch. Der Löwe und das Lamm.
B - Offb 5:8-14 = Das neue Lied der Lebewesen und der Ältesten. Andere himmlische Äußerungen. Thema: Erlösung

Daraus ist zu erkennen, dass die Hauptgegenstände dieser Vision "im Himmel" sind. Der Anfang verleiht dem ganzen Buch sein eigentümliches Gepräge. Er ist der Schlüssel zu allem, was folgt, und führt uns durch den Geist in die zukünftige Zeit, zu dem "Tag des Herrn" Das Erste, was Johannes sieht (Offb 4:2) ist

Der Thron

Offb 4:2
"Sogleich war ich im Geiste. Uns siehe, ein Stuhl war gesetzt im Himmel".
Das sind hochbedeutende Worte, die unsere Gedanken auf die große, zentrale, das ganze Buch der Weissagung beherrschende Tatsache lenken.

Es ist der Tag, von dem in Ps 103:19 gesagt wird:

Der Herr hat Seinen Stuhl im Himmel bereitet,
und Sein Reich herrschet über alles".

Und in Ps 9 und Ps 10, die von der kommenden großen Trübsal (Offb 9:10; Offb 10:1) heißt es: Der Heerr "hat Seinen Stuhl bereitet zum Gericht".
In Ps 11:4-5 lesen wir:
"Der Herr ist in Seinem heiligen Tempel,

des Herrn Stuhl ist im Himmel;
Seine Augen sehen darauf,
Seine Augenlider prüfen die Menschenkinder.
Der Herr prüft den Gerechten;
Seine Seele hasst den Gottlosen und die gerne freveln.
Er wird regnen lassen über die Gottlosen
Blitze, Feuer und Schwefel,
und wird ihnen ein Wetter zum Lohn geben".

Diese drei Psalmen sagen die Ereignisse voraus, die in der Apokalypse ausführlicher beschrieben sind.

Daniel (Dan 7:9.10) spricht auch von diesem Tag, wenn er sagt: "Solches sah ich, bis dass Stühle gesetzt wurden und der Alte setzte sich; ... Sein Stuhl war eitel Feuerflammen, und desselben Räder brannten mit Feuer.Und von demselben ging aus ein feuriger Strahl. Tausend mal Tausend dienen Ihm, und Zehntausend mal Zehntausend standen vor Ihm. Das Gericht wurde gehalten, und die Bücher wurden aufgetan.

Dieser Thron hat mit dem Gericht zu tun; der "Gnadenstuhl" ist nicht mehr vorhanden. Die Gnade ist der gegenwärtigen Periode im Reich Gottes zu eigen, während Gericht, Gerechtigkeit und Recht in der zukünftigen Periode charakteristisch sein werden.

Die himmlische Stimme kündigt es an: "Gerecht und wahrhaftig sind Deine Wege, Du König der Nationen" (Offb 15:8ff), "Deine Urteile sind offenbar worden" (Offb 15:4). Du bist gerecht, der da ist und der da war, und heilig, dass Du solches geurteilt hast (Offb 16:5; s. auch Offb 16:7 und Offb 19:2.11). Die Märtyrer schreien: "Herr, Du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest Du nicht und rächst unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen" (Offb 6:10). Es wird ihnen nicht geantwortet, diese Forderung wäre nicht am Platze; aber sie ist verfrüht: sie sollen noch eine kleine Zeit ruhen. Der Himmel selbst fordert alle auf, sich zu freuen über die Ausübung des Gerichts (Offb 18:20; Offb 19:2). "Fürchtet Gott und gebt Ihm die Ehre (lautet der Ruf, der dann erschallen wird); denn die Zeit Seines Gerichts ist gekommen." (Offb 14:7).

Auch die letzte Vision zeigt das Gericht (Offb 20:4); es wird den Heiligen übergeben, die überwunden haben. Ps 149:5-9 spricht ebenfalls von dieser Schlussszene:

"Die Nationen sollen fröhlich sein und preisen,
und rühmen auf ihren Lagern.
Ihr Mund soll Gott (El) erheben,
und sollen scharfe Schwerter in ihren Händen haben,
dass sie Rache üben unter den Nationen,
Strafe unter den Völkern;
Ihre Könige zu binden mit Ketten
und ihre Edlen mit eisernen Fesseln:
dass sie ihnen tun das Recht, davon geschrieben ist.
Solche Ehre werden alle Seine Heiligen haben. Halleluja!

Daher ist der Thron, mit dem die erste Vision "im Himmel" beginnt, der große und zentrale Gegenstand. Das geht aus dem Gedankenaufbau hervor. Dieser zeigt auch andere wichtige Gegenstände, nämlich das Buch und das Lamm, sowie ihre Beziehung zur Schöpfung (Offb 4) und zur Erlösung (Offb 5).

Ehe wir zur Auslegung fortschreiten, müssen wir die Erweiterung von A (im Buch S. 212) Offb 4:1-8 geben. Die große Bedeutung des Thrones erkennen wir aus der Genauigkeit, mit der er geschildert wird.

Der Thron = Offb 4:1-8
A - a - Offb 4:1-3 = Auf ihm: der Thronende.

b - d - Offb 4:3 = Um ihn: ein Regenbogen.
e - Offb 4:4 = Um ihn: 24 Stühle.
c - Offb 4:5 = Aus ihm: Blitze.
b - d - Offb 4:5 = Vor ihm: sieben Fackeln.
e - Offb 4:6 = Vor ihm: ein gläsernes Meer.
a - Mitten auf dem Stuhl und um den Stuhl: die vier Lebewesen.

Wir gehen nun dazu über, die Auslegung jedes einzelnen Gliedes zu geben, dabei bezeichnen wir jedes Glied mit dem betreffenden Buchstaben, so dass seine Stellung in dem Gedankenaufbau leicht zu finden ist.

Der Thronende

A - a - Offb 4:1-3
Offb 4:1
Nach diesen Dingen ... Sieben Mal in dem Buch haben wir diesen oder einen ähnlichen Ausdruck (Offb 4:1; Offb 7:1.9; Offb 15:5; Offb 18:1; Offb 19:1; Offb 20:3). Da in dem letzten Fall tausend Jahre dazwischen liegen, so geht daraus hervor, dass das Geschaute nicht unmittelbar folgen muss (Der Ausdruck ist ein hebräisches Idiom, vgl. 1Mo 22:1).

sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel .... Fünf Mal wird in dem Buch vom Auftun gesprochen; und wenn dadurch auch keine literarische Einteilung bezeichnet wird, so ist doch das Auftun stets von der größten Wichtigkeit. Siehe Offb 11:19; Offb 15:5; Offb 19:11 und 21:1. Hier wird zunächst eine Tür aufgetan, um Johannes einzulassen. Beim Hervorgehen der Heere es Himmels aber sagt Johannes: "Und ich sah den Himmel aufgetan" (Offb 19:11), nicht nur eine Tür. Dasselbe erfuhr Hesekiel, als er Gesichte sah, die "Gott zeigte".

und die erste Stimme, die ich gehört hatte (zu Anfang Offb 1:10) war als von einer Posaune, die zu mir redete, die sprach: "Steig her, und Ich will dir zeigen, was hernach geschehen muss."
Es ists nich nötig die Worte dei genesthai anders aufzufassen als in Offb 1:1.19; Offb 22:6; Mt 24:6; Mt 26:64; Dan 2:28.29. - Meta tauta bedeutet wörtlich übersetzt: nach diesen Dingen, wenn es im historischen Stil gebraucht ist; wenn der ausdruck aber in der Verheißung und Prophezeiung steht, so bedeutet er: danach. Siehe Offb 1:10 und Offb 9:12.

Offb 4:2
Alsbald war ich im Geist. Siehe Offb 1:10: Offb 17:3 und Offb 21:10. Und über den weiteren Gebrauch von en pneumati, im Geist, siehe Röm 9:1; Röm 14:17; Röm 15:16: 1Kor 12:3.9; 2Kor 6:6; 1Thes 1;5; Jud 1:20 und Mi 3:8.

Und siehe, ein Thron war gesetzt im Himmel, und auf dem Thron saß Einer, .... Dies ist augenscheinlich der Vater, der von nun an im ganzen Buch als Der auf dem Stuhl sitzt" bezeichnet wird. Er wird vom Sohn unterschieden in Offb 6:16; Offb 7:10.

Offb 4:3
und der da saß, war anzusehen gleich wie ein Jaspissstein und ein Sarder (Karneolstein); und ein Regenbogen war um den Stuhl, gleich anzusehen wie ein Smaragd. Es ist nicht genau zu sagen, was unter der Ähnlichkeit mit diesen Steinen gemeint ist, noch können wir sie genügend bestimmen. Über den Regenbogen aber kann kein Zweifel bestehen. Er weist auf das Gericht hin, auf das Gericht nicht durch Wasser, sondern durch Feuer; er spricht auch von Hoffnung und Befreiung der Glieder des Bundes, dessen "Zeichen" er ist. Seine Gestalt erinnert an den Bund von 1Mo 9:8-17, und seine Farbe, die den Gegensatz zu der des Feuers bildet, redet von Gnade inmitten des Gerichts (Hab 3:3; Ps 101:1).

Die vierundzwanzig Ältesten

Offb 4:4

Und um den Thron (siehe) vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste mit weißen Kleidern angetan, .... Das Wort für Throne der Ältesten ist dasselbe, welches für den Thron von Offb 4:2 gebraucht ist. Wahrscheinlich waren sie sowohl kleiner als auch niedriger, da sie augenscheinlich untergeordnet waren.

und auf ihren Häuptern goldene Kronen. Die gebräuchliche Auslegung sagt, dass in den Ältesten die Gemeinde sinnbildich dargestellt wird. Warum müssen sie aber etwas anderes bedeuten, als was sie sind?

David bildete die vierundzwanzig Priesterordnungen (1Chr 24:3-5) nach dem himmlischen Vorbild. Es wurde ihm alles vom Geist gegeben. "Das alles" sagt David, "ist mir beschrieben gegeben von der Hand des Herrn" (1Chr 28:11-13.19). - Ebenso war es bei der Stiftshütte, welche diente als "Vorbild und als Schatten des Himmlischen; wie die göttliche Antwort zu Mose sprach, da er die Hütte vollenden sollte. Schaue zu, sprach Er, dass du machst alles nach dem Bild, das dir auf dem Berge gezeigt wurde" (Hebr 8:5 und Parallelstellen)

Darum werden die Hütte und alle Gerät "der himmlischen Dinge Vorbilder" genannt(Hebr 9:23). Ebenso war es bei David und dem Tempel. Was David auf Erden bildete, war ein Bild der wirklichen "himmlischen Dinge". Die Anbetung im Tempel auf Erden war also jener Anbetung, die im Himmel geschieht, nachgeahmt; und würden wir jetzt in den Himmel entrückt, so könnten wir sehen, wie sie von diesen Ältesten, die dem himmlischen Gottesdienst vorstehen, verrichtet wird.

Die Ältesten sind die Häupter der himmlischen Priesterschaft, die Hohenpriester oder Ältesten des himmlischen Gottesdienstes. Der Komparativ presbyteros, der Ältere, ist von den ältesten Zeiten an von presbytes, der Alte, dadurch unterschieden worden, dass es den Titel einer amtlichen Stellung bezeichnete. (Wie das deutsche "Aldermann").

In den Papyros wird es wiederholt sowohl von bürgerlichen als auch von religiösen Leitern gebraucht. Die Angelegenheiten der gesamten Üriesterschaft der ägyptischen Mysterien wurden von einer jährlichen Ratsvversammlung von 25 presbyteroi geleitet. Das Wort bedeutete keinesfalls "Priester"; denn wir finden oft die Bezeichnung "Presbyter-Priester" für einen Leiter der Priester; es gab also sowohl priesterliche wie bürgerliche Vorsteher. In diesem Sinne ist das Wort im AT von den "Ältesten der Priester" gebraucht (s. Jes 37:2; Jer 19:1). Auch hier hat das Wort diese Bedeutung.

David verteilte die vierundzwanzig Ordnungen, sechzehn auf die Söhne Eleasars und acht auf die Söhne Itamars. Diese waren "Oberste im Heiligtum und Oberster vor Gott" (1Chr 24:5). Fragen wir: "Warum vierundzwanzig?" so lautet die Antwort: Zwölf ist die Zahl, welche Vollkommenheit mit Bezug auf die Regierung ausdrückt; und wo immer wir zwölf oder ein Vielfaches von zwölf finden, da ist die Zahl mit Regierung und Herrschaft verbunden.

Es war die Zahl der Leviten (24 000), die dem Werk am Hause des Herrn vorstehen sollten (1Chr 23:3-4).
Es war die Zahl der Propheten, welche die Gesänge zum Lobe Gottes mit Musikinstrumenten zu begleiten hatten (1Chr 25:31).
Der Torhüter von den Söhnen Levi waren vierundzwanzig (1Chr 26:17-19).
Dieselbe Zahl herrschte sowohl im Tempel als auch im Palast vor.

Zwölf Oberste waren gesetzt über 24 000 (1Chr 27:1-15)-
Zwölf Beamte standen den Gütern des Königs vor (1Chr 27:25-31).

So sind die vierundzwanzig Ältesten die fürstlichen Leiter der himmlischen Gottesanbetung. Sie sind Könige und Priester. Sie waren nicht und können nicht die Gemeinde sein. Sie wurden schon gekrönt zur Zeit, da der Thron gesetzt wurde. Sie sind nicht erlöst worden; denn sie unterscheiden zwischen sich und denen, die erlöst sind. Siehe ihr Lied Offb 5:9.10. Sie sprechen von der "Zeit, zu geben den Lohn Deinen Knechten" (Offb 11:18), sagen aber nicht uns, Deinen Knechten. Sie sind himmlische Wesen, die nicht gefallen sind, und sind darum "mit weißen Kleidern angetan".

Sie reden von der Schöpfung (Offb 4:8-11). Und ihr Lied von der Erlösung (Offb 5:8-14) ist ein "neues Lied". Das Lied von der Erlösung würde der Gemeinde nicht neu sein; es wäre das alte Lied, das sie auf Erden so oft gesungen hat. Einer der Ältesten redet zu Johannes (Offb 7:13-17), als stehe er abgesondert und sei unterschieden von der großen Schar und auch von Johannes selbst. Sie opfern "goldene Schalen voll Räucherwerks, das sind die Gebete der Heiligen (Offb 5:8).

Es sind also Priester, die für andere ihr Amt verrichten. Siehe 2Chr 5:11-14. - Tut das die Gemeinde) Und als "Älteste" waren sie auch Herrscher und sitzen darum auf Thronen (s. 1Mo 24:2; 2Mo 316; 1Sam 30:26; 2Sam 3:17; 2Sam 5:3). Sie stehen neben dem König und sind Seine Räte (vgl. 2Sam 17:4 und 1Kön 8:1-3).

Aus alledem ist die Stellung der vierundzwanzig Ältesten zu erkennen. Wollte man sagen, dass sie die Gemeinde darstellen sollen, so müsste man vielen Schriftstellen eine andere Bedeutung aufzwängen, die sie aber nicht haben können.

Die sieben Geister Gottes

Offb 4:5
Und von dem Thron gehen aus Blitze und Stimmen und Donner, und sieben Feuerfackeln brannten vor dem Thron, welches sind die sieben Geister Gottes. Siehe oben über Offb 1:4; Offb 3:1 und vergleiche Offb 5:6. Die sieben Geister sind "vor dem Thron" zum Dienste dessen, der darauf sitzt. Mit dem Thron wird all das Beiwerk des Gerichts verbunden, welches Furcht einflößt und vom kommenden Zorn redet.

Die vier Lebewesen

Offb 4:6
Und (siehe) vor dem Thron wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall .... Es wird nicht gesagt, was da war, sondern nur, wem es "gleich" war Nachdem wir das wissen, brauchen wir nicht nach einem weiteren Vergleich zu suchen. wir glauben, dass der Himmel voll herrlicher Wirklichkeiten ist, nicht voll wesenloser Schatten. Eines Tages werden wir sehen, was Johannes sah; dann werden wir es wissen. Jetzt haben wir zu glauben, was geschrieben ist, bis der Glaube durch das Schauen ersetzt werden wird.

und in der Mitte des Thrones und um den Thron vier Lebewesen, voll Augen vorn und hinten.

Offb 4:7
Und das erste Lebewesen war gleich einem Löwen, und das zweite Lebewesen gleich einem Stier, und das dritte Lebewesen hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und das vierte Lebewesen (war) gleich einem fliegenden Adler.

Offb 4:8
Und jedes der vier Lebewesen hatte sechs Flügel, ringsum und inwendig sind sie voll Augen. Das Wort für "Lebewesen" (bei Luther: "Tiere") ist nicht dasselbe wie in Offb 13 und Offb 17. Hier ist zoon und bezeichnet ein lebendes Geschöpf; In Offb 13 und Offb 17 aber ist es therion, ein wildes, ungezähmtes Tier. Es ist schwer, einen Ausdruck zu finden, der das Original genau wiedergibt; die Übersetztung "Lebewesen" wird am besten zutreffen.

Das erste Mal, wo zoa oder Lebewesen in der Bibel erwähnt werden, sind sie genannt, aber nicht beschrieben. 1Mo 3:24 sind sie als "die Cherubim" bezeichnet, welches Wort niemals übersetzt worden ist.

In Hesekiel (Hes 1:5-14) werden die Lebewesen beschrieben, und in Hes 10:20 werden sie mit den Cherubim identifiziert. "Das ist das Tier, das ich unter dem Gott Israels sah am Wasser Kebar, und merkte, dass es Cherubim wären." Die beiden Bezeichnungen werden in Hesekiel abwechselnd gebraucht. Vgl. Offb 1:22 und Offb 10:1.15. Niemand kann etwas über sie sagen, außer was Gott selbst uns gesagt hat. Die Meinungen der Menschen über das, was sie "darstellen", sind kaum wert, widerlegt zu werden. Auch unsere Meinungen sind wertlos, wir können unsere Leser nur hinweisen auf das, was Gott über sie offenbart hat.

Einige wollen haben, dass sie die Gottheit darstellen; doch ist kaum anzunehmen, dass Gott, welcher geboten hat, dass kein Bildnis der Gottheit gemacht werden soll, selbst ein Bild von sich machen sollte, noch dazu "das Gleichnis eine Stieres, der Gras frisst. (s. 5Mo 4:15.16; Röm 1:22.23; Ps 106:19.20). Außerdem beten sie an, werden aber niemals selbst angebetet (Jes 6.; Offb 4:5).

Einige glauben, dass sie die vier Evangelien darstellen; doch können Tiere wohl kaum Bücher darstellen. Auch kann man sich nicht leicht denken, wie die vier Evangelien den Baum des Lebens bewahren oder in der Stiftshütte und im Tempel eine hervorragende Stellung einnehmen sollten.

Aus den folgenden Tatsachen geht hervor, dass sie nicht die Gemeinde darstellen:

  1. Drei der vier Lebewesen sind Tiere, und es muss zwischen einem Symbol und dem versinnbildlichten Gegenstand ein Übereinstimmung irgendwelcher Art bestehen.
  2. Sie rufen das Gericht herauf (Offb 6) und geben den sieben Engeln die Schalen "voll Zorns Gottes" (Offb 15). Dies ist gewiss nicht die Aufgabe der Gemeinde, weder jetzt noch in der Zukunft.
  3. Offb 5:9.10 zeigt nach dem genauen Text und in genauer Übersetzung, dass die Lebewesen nicht von sich selbst als von Erlösten reden, sich vielmehr von diesen absondern. Siehe unten, die Auslegung der betreffenden Wörter.
  4. Sie können nicht gewöhnliche Engel-Wesen sein, da sie in Offb 5:8.11 von den Engeln unterschieden werden. Es wird ihnen auch nie, wie den Engeln, ein Auftrag gegeben. Im Gegenteil, sie selbst erteilen Aufträge, was die Engel niemals tun.
  5. Sie stehen in Verbindung mit dem Thron Gottes, kommen nie ohne diesen vor.
  6. Wie wir schon gesagt haben, werden sie zuerst 1Mo 3:25 erwähnt: "Und trieb Adam aus und es lagerten (in einer Hütte) vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem bloßen hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens". Das Zeitwort "Bewahren" bedeutet so viel wie hüten, Fürsorge üben wie 1Mo 2:15; 1Mo 18:19 usw. - Sie treten also zuerst bei dem Sündenfall auf, und wir weisen auf die Tatsache hin, dass sie die lebende Schöpfung darstellen, daher ihr Namen Lebewesen. Ihre Zahl vier bringt sie mit der Erde in Verbindung und Röm 8:19-22 lässt die ganze Kreatur an den Wirkungen des Sündenfalls teilnehmen.

"Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Zumal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit ohne ihren Willen, sondern um des Willen, der sie unterworfen hat, nämlich auf Hoffnung. Denn auch die die Kreatur wird frei werden von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass alle Kreatur sich mit uns sehnt, und ängstigt sich noch immer" (Röm 8:19-22).

Diese Worte erhalten eine neue Bedeutung, wenn wir die Cherubim oder Lebewesen als die konkrete Darstellung der sich ängstigenden Kreatur betrachten und als Pfand dafür, dass ihr Sehnen eines Tages aufhören und ihre Hoffnung erfüllt werden wird. Die Hoffnung wurde gegeben, als sie zuerst, wie in einer Hütte (diese Bedeutung erhält das Wort), vor Eden gelagert wurden. Da wurde zu jener Zeit des Herrn Gegenwart kundgetan. Dorthin brachten Kain und Abel ihre Opfer, und Kain ging da hinweg "von dem Angesicht" des Herrn (1Mo 4:14-16).

Diese Hütte Gottes mag bis zur Zeit der Flut bestanden haben. Denn Sem wird als der Hüter der Hütte bezeichnet. Das Wort "lagerte" 1Mo 3:24 ist schakan, es bedeutet stationieren oder in einer Hüllte wohnen und wird gewöhnlich gebraucht, um Gottes Wohnen unter den Menschen zu bezeichnen.*)

  • ) Siehe 2Mo 25:8 und 2Mo 29:45.46; Jos 18:1; Jos 22:19; 1Kön 6:13; 1Kön 8:22; 2Chr 6:1; Ps 68:18 usw. - Aus diesem Zeitwort ist das Hauptwort schekinah = die herrliche Gegenwart Gottes abgeleitet.

In 1Mo 9:26.27 lesen wir:

Gelobt sei der Herr, der Gott Sems;
und Kanaan sei sein Knecht.
Gott breite Japhet aus,
und lasse ihn (d.h. Gott) wohnen (oder seine Hütte setzten) in den Hütten Sems.

Hier sind die drei Patriarchen erwähnt: Kanaan (d.i. Ham) und Japhet in den beiden mittleren Versen, Sem und der Herr, sein Gott, in den beiden äußeren. Nach dieser Stelle bestand die Hütte Gottes unter den Menschen bis zur Sündflut und enthielt die Cherubim.

Nach der Flut bildete man ihnen die Theraphim nach (wahrscheinlich ein Korruption von Cherubim), und sie wurden der Gegenstand der Anbetung. Die Erinnerung an sie wurde von den zerstreuten Völkern mitgenommen (1Mo 11), und vermutlich sind die assyrischen Bildwerke überlieferte Verzerrungen der Cherubim, denn sie bestehen aus einem Menschen mit einem Adlerkopf, aus einem Löwen oder einem geflügeltem Stier mit einem Menschenhaupt.

Als Gott die Stiftshütte in Israel aufrichtete, wollte Er unter den Kindern Israels "wohnen" (2Mo 25:8; wir haben hier dasselbe Wort, das 1Mo 3:24 durch "lagern" wiedergegeben ist. Zuerst wurde nicht die Stiftshütte selbst gemacht, sondern die Lade des Bundes mit dem Gnadenstuhl und den Cherubim (2Mo 25:10-12). Das waren natürlich nicht die wirklichen Cherubim, sondern nur Nachbildungen davon auf dem Gnadenstuhl. Abbildungen der Cherubim waren auch in den Vorhang eingewebt (2Mo 26:31; 2Mo 36:35). Es sollte dadurch gezeigt werden, dass von nun an die Hoffnung der Kreatur mit der Hoffnung Israels vereinigt wäre, und dass beide sich auf die Kraft des Versöhnungsblutes gründeten.

Gott redete von dem Gnadenstuhl, "zwischen den zwei Cherubim", un ddort wohnte Seine Herrlichkeit (schekinah) 1Sam 4:4; 2Sam 6:2; Ps 80:4.8.15.20; Jes 37:16. Der ursprüngliche Bund mit Adam und mit des Menschen Sohn selbst umfasst die ganze Schöpfung und redet von ihrer Hoffnung auf Befreiung (Ps 8:7-9; Ps 148:7-11). Die Herrlichkeit des Tausendjährigen Reichs wird nicht vollendet sein, ehe jene Hoffnung erfüllt sein wird (Jes 11:6-9).

In Offb 4 und Offb 5 will des Menschen Sohn die Hoffnung der Kreatur verwirklichen; darum freut sich die Schöpfung über die herrliche Aussicht. Die Lebewesen sind bei dem Thron zu sehen; sie reden von der Schöpfung. Die Erde soll gerichtet werden, und ihre Befreiung ist nahe. Darum sagen sie: "Herr, Du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn Du hast alle Dinge geschaffen, und durch Deinen Willen haben sie das Wesen, und sind geschaffen" (Offb 4:11). Sie sprechen von der Erlösung, auf welche sich die kommende Befreiung gründet (Offb 5:9.10; siehe unten); so geben sie darüber Aufschluss, warum sie mit dem blutbesprengten Gnadenstuhl in Verbindung standen.

In alle dem sind wir auf alttestamentlichem Boden; denn wo auf diese wichtigen Wahrheiten in Röm 8 hingewiesen wird, da wird die Hoffnung der Kreatur als eine andere von der Hoffnung der Gemeinde des Herrn dargestellt, obwohl sie mit ihr vereinigt ist und von ihrer Offenbarung in Herrlichkeit abhängt. Wir können also, um alles zusammen zu fassen, sagen, dass die Cherubim himmlische Wirklichkeiten sind, Lebewesen, über die wir aus Erfahrung nichts wissen. Aber die Bezugnahmen in der Schrift lehren uns, dass sie irgendwie von dem Teilhaben der Kreatur an den folgen des Sündenfalles sprechen und von der Hoffnung auf eine zukünftige Befreiung von dessen Folgen. Daher werden sie hier eingeführt, jetzt, wo die Befreiung bevorsteht, und darum auch ihre Worte, welche die Nähe der Erlösung kundtun.

Das führt uns zu den Äußerungen der Lebewesen und der vierundzwanzig Ältesten in B - Offb 4:8-11 (Buch S. 212)

Äußerungen der Lebewesen u. Ältesten

B - Offb 4:8-11