Das antichristliche Reich der Endzeit: Unterschied zwischen den Versionen

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(Der letzte Weltherrscher)
(Die Ehrung des Teufels)
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Göttliche Ehrung des Satans (Offb 13:4) - bis zu dieser Tiefe soll die Menschheit noch sinken. Es ist eine grausige Stufenfolge: Nichtachtung Gottes - Selbstverherrlichung - Teufelsanbetung. Wir erschrecken billig darüber, dass das der Ausgang des Abfalls von Gott ist. Es sei aber darauf hingewiesen, dass dieses schreckliche Ergebnis eine lange Vorgeschichte hat. Paulus hat den Götzendienst der Völker sehr ernst beurteilt: hinter den Götzen, die freilich nichts sind, stehen die Teufel
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Göttliche Ehrung des Satans (Offb 13:4) - bis zu dieser Tiefe soll die Menschheit noch sinken. Es ist eine grausige Stufenfolge: Nichtachtung Gottes - Selbstverherrlichung - Teufelsanbetung. Wir erschrecken billig darüber, dass das der Ausgang des Abfalls von Gott ist. Es sei aber darauf hingewiesen, dass dieses schreckliche Ergebnis eine lange Vorgeschichte hat. Paulus hat den Götzendienst der Völker sehr ernst beurteilt: hinter den Götzen, die freilich nichts sind, stehen die Teufel. Denen wendet sich der Gott entzogene Dienst zu (1Kor 10:20). Das Heidentum unserer Zeit kennt aber auch unmittelbaren Teufelsdienst; die Missionsleute wissen davon zu erzählen. Nicht vergessen sollen auch sein die schlimmen Vorkommnisse innerhalb der Christenheit, die Luther unter dem Namen Zauberei beim 2. Gebot mit großem Ernst rügt, ob nun satanische Hilfe mit zaubernder Verwendung des Namens Gottes  oder unmittelbar begehrt wird.  Dies furchtbare Gebiet der weißen und schwarzen Magie darf nicht mit dem Namen Aberglauben als Irrtum auf die Seite geschoben werden. Hinter ihm steht eine schreckliche Wirklichkeit. Unser Volksleben wird weithin durch diese dinge zerfressen
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Nimmt man die Ausübung des Spiritismus, der Wahrsagerei, Zeichendeuterei und Astrologie dazu, so zeigt sich, dass die Teufelsanbetung der letzten Zeit längst vorbereitet ist. Die genannten schlimmen Erscheinungen des Volkslebens sind allerdings nicht nur Zeichen der gegenwärtigen Zeit, sondern sind aus alter Zeit ererbt; großenteils stellen sie das Erbe des früheren Heidentums dar, das durch jahrundertelange christliche Gewöhnung nicht ausgetilgt worden ist.  Darum ist einstens das Volk Israel vor seinem Einzug in Kanaan vor diesen mit dem Heidentum zusammenhängenden schweren Versündigungen gewarnt worden (5Mo 18:9-14). Auch wo die genannten Versündigungen nicht geübt werden, sind doch schuldhafte Verstrickungen in satanische Beeinflussungen möglich und müssen mit großem Ernst gemieden werden. Der Blick auf das schlimme Ende der Menschheit mit der Anbetung des Teufels macht jetzt schon die 7. Bitte des Vaterunsers dringlich, die Gottes Hilfe aus satanischen Banden zu erbitten anleitet.
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Dem Antichrist zur Seite steht der falsche Prophet (Offb 13:11-17), der zugleich des Antichrists und des Satans Priester ist. Es handelt sich um eine wirkliche Persönlichkeit. Er bringt die völlige geistige Einheit zustande, nicht allein durch sein Wort, sondern auch durch lügenhafte Zeichen. Von dem letzteren ist in 2Thes 2:1-12 ebenfalls die Rede; diesen Abschnitt kann man das paulinische Gegenstück zu Offb 13 nennen. Was für die Gemeinde Jesu der Heilige Geist ist, das ist für die Menschheit jener Tage der falsche Prophet. Nicht mit Unrecht ist schon darauf hingewiesen worden, dass es nicht bloß um eine göttliche Dreieinigkeit geben: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die letztgenannte Dreiheit tritt in völliger Klarheit freilich erst in der Endzeit in die Erscheinung; aber wirksam ist sie durch alle Zeiten. Denn der Satan ist zu allen Zeiten tätig, und Vorläufer des Antichrists gab es auch immer, sogar in großer Zahl (1Jo 2:18), ebenso falsche Propheten, die das Wirken solcher Männer religiös verklärten. Wir haben ja beim Gang durch die Menschheitsgeschichte darauf geachtet, dass die großen politischen und wirtschaftlichen Bestrebungen in der Regel sich eine falschgeistliches Gewand gegeben haben.
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Das Bild jener Tage wäre noch zu vervollständigen durch den Blick auf des Reiches Hauptstadt, Babel. In welchem Maß sie das Einheitsband des letzten großen widergöttlichen Menschheitsreiches ist, das ist in Offb 17 und 18 beschrieben. Babel sitzt auf dem Tier, d. h. es beherrscht die Menschheit vollständig. Zugleich ist es das getreue Abbild der widergöttlich und widerchristlich gewordenen Menschheit. Es ist eine geheimnisvolle Beziehung zwischen den drei Größen: wiedergöttliche Menschheit, Antichrist und Babel. Die beiden letzteren sind die Verkörperung des ersteren. An beiden wird sichtbar, wohin die Menschheit gekommen ist. Im engsten Bunde sollte die Menschheit stehen mit Gott und dem Christus, in einem Bunde, der an der Ehe sein Abbild hat; aber sie ist zur Hure entartet. Wer ist diese Menschheit? Großteils die frühere Christenheit und das frühere Gottesvolk. Sie sind zur Hure geworden. Das ist die tiefernste Wahrheit der reichsgeschichtlichen Auffassung von Babel, wie sie von Auberlen vertreten wird, der in Babel die entartete Christenheit sieht, während das neue Jerusalem als Gegenstück zu Babel die vollendete Gottesgemeinde darstelle. Auberlen hat nur insofern recht, als er die Stadt nur als Benennung für ihre Bewohnerschaft deutet. Eine Stadt aber ist ein Gebilde auch ohne ihre Bevölkerung. So ist da Babel der Endzeit eine wirkliche Stadt; als solche wird Offb 17:18 in der Auslegung des dem Johannes gewordenen Gesichts ausdrücklich bezeichnet; aber sie ist zugleich der Sammelort der überaus sündig gewordenen Menschheit, zu der auch die leer gewordene Christenheit gehören wird. So enthält auch das neue Jerusalem die neue Gemeinde; aber es ist mit derselben nicht völlig gleichzusetzen, sondern ist selber ein Schöpfung Gottes von wunderbarer Art, die verklärte Wohnstätte der verklärten Gemeinde.<br/><br/>
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===<big>'''Der Kampf mit dem rechten Israel'''</big>===
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Version vom 13. April 2020, 14:21 Uhr

Abschrift des Buches: Rom - Babel - Jerusalem
Der Weg der Menschheit im Licht der Schrift bis zur Vollendung des Gottesreiches

Verfasser: G. Thaidigsmann (Pfarrer in Waldbach) (1928)
Verlag: Gebrüder Schneider, Karlsruhe i. B.

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: 2. Der Abschluss des 6. Reiches

in Bearbeitung

3. Teil

3. Das antichristliche Reich der Endzeit

Der letzte Weltherrscher

Damit sind wir in die Beschreibung des antichristlichen Reiches eingetreten. Worin besteht dessen Fortschritt gegenüber der ganzen bisherigen Entwicklung? Da wird, um einen kurzen Ausdruck zu gebrauchen, alles auf die Spitze getrieben. Aus der Menschheit heraus, und doch zugleich teuflisch geleitet und völlig dem Satan dienstbar und von ihm zu Ehren gebracht, erscheint der Mensch der Sünde, d. h. der Mensch, dessen ganzes Wesen Sünde ist. Bis dahin war in jedem Menschen noch wenigsten ein göttlicher Funke, wenigsten EIN Punkt, wo Sehnsucht bestand nach dem lebendigen Gott und wo Er anknüpfen konnte. Bei dem Menschen der Sünde ist das nicht mehr der Fall. So stellt dieser Mensch die Spitze der von Gott abgewichenen Menschheit dar, in dem doppelten Sinn, dass in diesem Mann zur Reife gekommen und auf die Spitze getrieben ist, was in der Menschheit an Un- und Widergöttlichem auftauchte durch die Länge der Zeiten hindurch und über die Breite der Erde hin; und dass er deshalb auch an die Spitze der Menschheit kommt, in die überragende Führerstellung, wie sie vorher noch kein Menschheitsführer eingenommen hat, auch beim Turmbau nicht. Er bekommt tatsächlich seinem Wesen nach die abgefallene Menschheit verkörpert und weil die Menschheit ihn anerkennt, und weil er ihr vom Fürsten dieser Welt zum Regenten bestellt wird.

Auf diese Weise wird diese Führerpersönlichkeit der Endzeit zum Antichrist. Das Wort kommt zwar nicht in der Offenbarung vor - dort wird er abwechselnd mit dem antichristlichen Reich, das er verkörpert, schlechtweg mit Tier genannt; aber in 1Jo 2:18. Aus dieser Stelle geht zugleich hervor, dass das Wort vom Antichristen von Anfang an zum eisernen Bestand der christlichen Erkenntnis gehörte. Antichristus heißt Gegenchristus und hat einen doppelten Sinn: er ist das Gegenstück zum Christus und zugleich sein Widersacher. Er steht dem rechten Christus gegenüber als sein vollendetes Gegenteil. Er ist auch ein Christus, d. h. ein kraft Salbung mit einem überragenden Amt innerhalb der Menschheit Beauftragter. Aber seine Salbung stammt aus der Tiefe, sein Auftraggeber ist der Satan, sein Amt besteht darin, die Lostrennung der Menschheit von Gott vollständig zu machen. Darum ist er der geschworene Feind eines jeden, der ein göttliches Amt hat.

Vor allem ist er der Feind Christi, weil der Christus die Gott wohlgefällige Menschheit herstellen soll. Aber er ist auch der Feind der Organe Christi in dieser Welt, des Gottesvolks in seiner nationalen Gestalt oder des rechten Israels, wie es sich gerade in den Zeiten des Antichrists aus dem Judentum herausbildet, und des Gottesvolks in seiner aus allen menschlichen Verhältnissen gesammelten, aber an keine menschliche Form gebundenen Gestalt, also der Gemeinde Jesu. Christus selber ist seiner Feindschaft entzogen; darum macht er sich an seine beiden, auf der Erde erreichbaren Organe. Solange diese beiden vorhanden sind, ist der Auftrag des Antichrists der Menschheit gegenüber noch nicht vollendet. Deshalb müssen die beiden beseitigt, aus der Menschheit ausgetilgt werden.

Aber ehe der Kampf und seine geschichtliche Voraussetzungen dargelegt werden, ist noch ein Wort zu sagen über die Art, wie das Aufkommen des Antichrists vorstellbar ist.

Die Aussagen über die Wunde des Tieres (Offb 13:3) und über dessen Wiedererstehen aus dem Nichtsein (Offb 17:8) sind hierfür verwendet worden, indem man diese Aussagen auf den Antichrist deutete. Dann ergäbe sich der sinn, dass der Antichrist eine Zeit des Niedergans erleben werden, aus dem er sich zu um so stolzerer Höhe erheben werde. Weiter ist der Gedanke erwogen worden, ob er nicht eine kraft teuflischer Machtwirkung aus der Totenwelt wiedererstehende geschichtliche Persönlichkeit früherer Zeit sein werde. Nach Offb 17:11 müsst die letztere zur Zeit des Empfangs der Offenbarung bereit der Vergangenheit angehört haben. Hätte die letzter Deutung recht, dann wäre das Geheimnis des Antichrist noch größer als es vorher schon ist. Seine Einsetzung als Weltherrscher wäre in diesem Fall eine teuflische Nachäffung der Auferweckung Christi und seiner Erhebung zum Thron.

Weil der Antichrist das Gegenbild Christi ist, deshalb ist eine solche Möglichkeit nicht von vornherein von der Hand zu weisen. Aber die Zahl der in Betracht kommenden Persönlichkeiten ist dann beschränkt. Es ist an Antiochus Epiphanes gedacht worden, jenen Vertreter der griechischen Weltmacht, der es sich zum Ziel gesetzt hat, dem alttestamentlichen Gottesvolk seine göttliche Sonderstellung und seinen göttlichen Beruf zu entwinden. Darum scheint er sich auch für die gleiche Aufgabe gegenüber dem neuerstehenden Gottesvolk und gegenüber der Gemeinde Jesu zu eignen. Es ist auch schon an Judas Ischarioth gedacht worden. Dann wäre mit dem Verrat Jesu dessen Rolle noch nicht erschöpft.

Ohne die Möglichkeit der vorliegenden Deutungen ganz bestreiten zu wollen, muss aber doch gesagt sein, dass das Wort von der Wunde des Tieres und von seiner Wiederherstellung gar nicht vom persönlichen Antichrist verstanden werden muss. Mit dem Tier ist zunächst die Weltmacht selber gemeint. Zwar nicht in dem Sinn, dass eines der Weltreiche vor dem römischen Reich wieder in seine alter Führerstellung einrücken werde. Vielmehr ist an den versuch der ersten Menschheitsorganisation im ältesten Babel zu denken. Eine solche Eigenherrlichkeit wie damals war auch zur Zeit des gewaltigen Römerreichs nicht mehr vorhanden. Einst aber, wenn das antichristliche Reich unter seinem Führer fertig dasteht, dann wird es der Menschheit jubelnd zum Bewusstsein kommen: jetzt ist es wieder erreicht, was die Jahrtausende hindurch verschwunden war! Und es ist noch viel größer und herrlicher! Die tödliche Wunde ist geheilt, das Reich ist wieder erstanden! Denn die Wiedererstehung Babels wird die Erinnerung an jene alte Zeit wieder wecken.

So sind wir hinsichtlich der Herkunft des Antichrists auf Vermutungen angewiesen. Sehr nahe legt sich die, welche in ihm ein Glied des jüdischen Volkes sieht. Zu Israel gehört der Christus; so wäre es kein Wunder, wenn diesem Volk auch der Antichrist entstammen würde. Der Christus und das Israel nach dem Geist gehören zusammen; der Antichrist is die äußerste Spitze des unter satanischem Einfluss geratenen Gottesvolkes. Hat das Judentum im 7. Reich die Vorherrschaft, so wäre die Zugehörigkeit dieses Mannes zum Judentum nur die geradlinige Fortsetzung der bisherigen Entwicklung. Denn das 7. Reich leitet ja zur Endgestalt der Menschheit hinüber. Vollends wenn die Menschheit am Ausgang des 7. Reiches sich in voller Auflösung befindet, wie aus der Schilderung des 2. Wehes anzunehmen ist, dann wäre es nur natürlich, wenn ein Glied dieses Volkes die seinem Volk entgleitenden Zügel in die Hand nähme, um die ganze Lage zu retten. Endlich wäre es ein Triumph des Satans, wenn es ihm gelänge gerade durch das Gottesvolk und durch einen Führer aus dessen Mitte, die Lösung der Menschheit von Gott und dem Christus zu vollenden. Weitere Gedanken die ein genaueres Bild vom Aufkommen des Antichrists vermitteln werden bei Besprechung von Offb 13 zur Sprache kommen.

Die Entwicklung des Reichs und seine Hauptstadt

Über die politische Entwicklung des antichristlichen Reichs enthält die Offenbarung nur wenige Angaben. Völlig einheitlich ist auch dieses Reich am Anfang nicht. Offb 17:12.13 ist von den schon öfter erwähnten 10 Königen die Rede. Die politische Einheit des letzten Menschheitsreichs muss vom Antichrist erst geschaffen werden. Aber er muss sie nicht erst erzwingen, sondern sie fällt ihm von selber zu, indem sich diese einzelnen Mächte ihm zur Verfügung stellen. Wie früher ausgeführt, wird Dan 7:8 hierher zu ziehen sein, in dem Sinn, dass das zwischen den 10 Hörnern aufschließende kleine Horn auf den Antichristen zu deuten ist. Dann ergäbe sich der Sinn, dass drei dieser Mächte vom Antichristen gedemütigt werden, worauf die andern sich freiwillig zur Unterstellung unter ihn entschließen. Von dieser Schriftstelle war bereits S. 313 ff. die Rede. Sie wird wohl eine mehrfache Erfüllung haben.

Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse der ganzen Welt werden vom Antichristen vollständig beherrscht. Das geht daraus hervor, dass sogar der ganze wirtschaftliche Verkehr von der Verehrung dieses Mannes bestimmt ist: kaufen und verkaufen kann nur, wer das Zeichen des Antichrists trägt (Offb 13:16.17). Die wirtschaftlichen Kämpfe, die sich um die Worte Kapitalismus und Sozialismus gruppieren, sind ausgeschaltet. Die Menschheit politisch und wirtschaftlich geeinigt! Wer vermag das heute schon auszudenken, in deiner Zeit schärfster politischer und wirtschaftlicher Spannungen!

Aber auch geistig wird Einheit erreicht. Die Menschheit wird einig in der Anbetung des Tiers und des Teufels. In der Anbetung des Tiers: das wird ein Zweifaches umfassen: einmal die Huldigung der Menschheit vor sich selber, sodann die Huldigung vor dem Mann, in welchem die Menschheit ein leibhaftiges Abbild von sich selbst wahrnimmt. Die Bewunderung dieses Mannes muss grenzenlos sein. Die Gleichung: Antichrist = Menschheit, genauer = Verkörperung der Menschheit wird als vollständig empfunden werden. Der Zusammenhang des Textes Offb 13 macht es möglich, dass in der Geschichte dieses Mannes, vielleicht beim Beginn seines Aufstiegs, ein Absturz erfolgt, der einer tödlichen Wunde gleicht, der aber von einem um so glänzenderen Neuaufstieg abgelöst wird. Dann würde die Gleichung von Antichrist und Menschheit noch vollständiger: es würde sich am Antichristen als einer Einzelperson wiederholen, was die Menschheit auf ihrem bösen Gang im Großen erlebt: zuerst den tiefen Fall im ersten Babel, und dann doch die scheinbare glänzende Verwirklichung der ersten Menschheitstraums in der Endzeit. Aber die Anbetung des Tiers hat eine unheimliche Kehrseite: sie geht unmerklich über in die Anbetung des Teufels. Ihm huldigt der Antichrist und mit ihm die von ihm bezauberte Menschheit. Was der Satan von Jesus vergeblich erwartete, die Anbetung, das wird nun wirklich.

Die Ehrung des Teufels

Göttliche Ehrung des Satans (Offb 13:4) - bis zu dieser Tiefe soll die Menschheit noch sinken. Es ist eine grausige Stufenfolge: Nichtachtung Gottes - Selbstverherrlichung - Teufelsanbetung. Wir erschrecken billig darüber, dass das der Ausgang des Abfalls von Gott ist. Es sei aber darauf hingewiesen, dass dieses schreckliche Ergebnis eine lange Vorgeschichte hat. Paulus hat den Götzendienst der Völker sehr ernst beurteilt: hinter den Götzen, die freilich nichts sind, stehen die Teufel. Denen wendet sich der Gott entzogene Dienst zu (1Kor 10:20). Das Heidentum unserer Zeit kennt aber auch unmittelbaren Teufelsdienst; die Missionsleute wissen davon zu erzählen. Nicht vergessen sollen auch sein die schlimmen Vorkommnisse innerhalb der Christenheit, die Luther unter dem Namen Zauberei beim 2. Gebot mit großem Ernst rügt, ob nun satanische Hilfe mit zaubernder Verwendung des Namens Gottes oder unmittelbar begehrt wird. Dies furchtbare Gebiet der weißen und schwarzen Magie darf nicht mit dem Namen Aberglauben als Irrtum auf die Seite geschoben werden. Hinter ihm steht eine schreckliche Wirklichkeit. Unser Volksleben wird weithin durch diese dinge zerfressen

Nimmt man die Ausübung des Spiritismus, der Wahrsagerei, Zeichendeuterei und Astrologie dazu, so zeigt sich, dass die Teufelsanbetung der letzten Zeit längst vorbereitet ist. Die genannten schlimmen Erscheinungen des Volkslebens sind allerdings nicht nur Zeichen der gegenwärtigen Zeit, sondern sind aus alter Zeit ererbt; großenteils stellen sie das Erbe des früheren Heidentums dar, das durch jahrundertelange christliche Gewöhnung nicht ausgetilgt worden ist. Darum ist einstens das Volk Israel vor seinem Einzug in Kanaan vor diesen mit dem Heidentum zusammenhängenden schweren Versündigungen gewarnt worden (5Mo 18:9-14). Auch wo die genannten Versündigungen nicht geübt werden, sind doch schuldhafte Verstrickungen in satanische Beeinflussungen möglich und müssen mit großem Ernst gemieden werden. Der Blick auf das schlimme Ende der Menschheit mit der Anbetung des Teufels macht jetzt schon die 7. Bitte des Vaterunsers dringlich, die Gottes Hilfe aus satanischen Banden zu erbitten anleitet.

Dem Antichrist zur Seite steht der falsche Prophet (Offb 13:11-17), der zugleich des Antichrists und des Satans Priester ist. Es handelt sich um eine wirkliche Persönlichkeit. Er bringt die völlige geistige Einheit zustande, nicht allein durch sein Wort, sondern auch durch lügenhafte Zeichen. Von dem letzteren ist in 2Thes 2:1-12 ebenfalls die Rede; diesen Abschnitt kann man das paulinische Gegenstück zu Offb 13 nennen. Was für die Gemeinde Jesu der Heilige Geist ist, das ist für die Menschheit jener Tage der falsche Prophet. Nicht mit Unrecht ist schon darauf hingewiesen worden, dass es nicht bloß um eine göttliche Dreieinigkeit geben: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die letztgenannte Dreiheit tritt in völliger Klarheit freilich erst in der Endzeit in die Erscheinung; aber wirksam ist sie durch alle Zeiten. Denn der Satan ist zu allen Zeiten tätig, und Vorläufer des Antichrists gab es auch immer, sogar in großer Zahl (1Jo 2:18), ebenso falsche Propheten, die das Wirken solcher Männer religiös verklärten. Wir haben ja beim Gang durch die Menschheitsgeschichte darauf geachtet, dass die großen politischen und wirtschaftlichen Bestrebungen in der Regel sich eine falschgeistliches Gewand gegeben haben.

Das Bild jener Tage wäre noch zu vervollständigen durch den Blick auf des Reiches Hauptstadt, Babel. In welchem Maß sie das Einheitsband des letzten großen widergöttlichen Menschheitsreiches ist, das ist in Offb 17 und 18 beschrieben. Babel sitzt auf dem Tier, d. h. es beherrscht die Menschheit vollständig. Zugleich ist es das getreue Abbild der widergöttlich und widerchristlich gewordenen Menschheit. Es ist eine geheimnisvolle Beziehung zwischen den drei Größen: wiedergöttliche Menschheit, Antichrist und Babel. Die beiden letzteren sind die Verkörperung des ersteren. An beiden wird sichtbar, wohin die Menschheit gekommen ist. Im engsten Bunde sollte die Menschheit stehen mit Gott und dem Christus, in einem Bunde, der an der Ehe sein Abbild hat; aber sie ist zur Hure entartet. Wer ist diese Menschheit? Großteils die frühere Christenheit und das frühere Gottesvolk. Sie sind zur Hure geworden. Das ist die tiefernste Wahrheit der reichsgeschichtlichen Auffassung von Babel, wie sie von Auberlen vertreten wird, der in Babel die entartete Christenheit sieht, während das neue Jerusalem als Gegenstück zu Babel die vollendete Gottesgemeinde darstelle. Auberlen hat nur insofern recht, als er die Stadt nur als Benennung für ihre Bewohnerschaft deutet. Eine Stadt aber ist ein Gebilde auch ohne ihre Bevölkerung. So ist da Babel der Endzeit eine wirkliche Stadt; als solche wird Offb 17:18 in der Auslegung des dem Johannes gewordenen Gesichts ausdrücklich bezeichnet; aber sie ist zugleich der Sammelort der überaus sündig gewordenen Menschheit, zu der auch die leer gewordene Christenheit gehören wird. So enthält auch das neue Jerusalem die neue Gemeinde; aber es ist mit derselben nicht völlig gleichzusetzen, sondern ist selber ein Schöpfung Gottes von wunderbarer Art, die verklärte Wohnstätte der verklärten Gemeinde.

Der Kampf mit dem rechten Israel