Das Zukunftsbild des Propheten Habakuk

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Aus dem Zweimonatsheft für gläubige Schriftforscher:
"Das prophetische Wort"
Begründet von Professor E. F. Ströter


Herausgegeben von Heinrich Schaedel
Maranatha-Verlag, Klosterlausnitz i. Thür.
XIX. Jahrgang 1928

Siehe weitere Abschriften
Weitere Referate: Die 12 kleinen Propheten

In Bearbeitung

Das Zukunftsbild des Propheten Habakuk

Von H. Hahn, Marburg

Zeit und Inhalt

Sein Name „Umringer“ oder „Umfanger“ sollte seinem Volke in aller und durch alle schwere Gerichtsheimsuchung den starken Trost geben, dass ihr Gott bei allen diesen Gerichtsheimsuchungen ihr „Umringer, ihr „Umfanger“ sei.

Dem Inhalt seiner Weissagung nach war er ein judäischer Prophet, der mit großer Kraft und Klarheit die göttliche Züchtigung ankündigte, die durch den Chaldäer Nebukadnezar über Juda kommen sollte. Wie er diese Verkündigung als eine Botschaft von erschreckender Neuheit ausspricht: (Hab 1:5), so ist annehmen, dass er der erste unter den Propheten war, welche in dem Schlage von Karchemisch, an welchen anknüpften auch dann Jeremia diese Richtung der Weissagung bis zu ihrem Ende verfolgt hat, Anfang und Anzeichen für die göttlichen Ratschlüsse für die nächste Zukunft erkannte. Seine Wirksamkeit scheint somit unter Jojakim ins letzte Jahrzehnt des siebten Jahrhunderts zu fallen, wie denn auch dem Charakter dieser Regierung seine Schilderung der öffentlichen Zustände in Jerusalem (Hab 1:2-4) deutlich entspricht. Auch alte Überlieferungen, deren Spuren wir schon in den apokryphen Zusätzen zum Buch Daniel finden (Drache zu Babel, Vers 32ff), datieren ihn in die Exilperiode, und mit ihnen halten auch einige neuere mit Berufung auf Hab 3:19 den Habakuk für einen Leviten.

Jedenfalls war er, was Gewalt und Fülle der Auffassung und Schönheit des Ausdrucks anbelangt, einer der bedeutendsten unter den Propheten des Alten Bundes; und wie sein Buch, auch schon rein literarisch angesehen, zu den schönsten des Alten Testaments gehört, so enthält es auf wenigen Seiten eine Fülle tief prophetischer Lehrsprüche, wie wenig andere; so die ergreifenden Worte von der Unverbrüchlichkeit der Heilsweissagung (Hab 2:3), von der gewissen Rettung der Frommen, wie sie durch die Heiligkeit Gottes verbürgt und der Glaubensbeständigkeit zugesichert ist (Hab 1:12 und Hab 2:4); von dem gewissen Untergang des Bösen, wie er in der Reinheit der Augen Gottes, in der Halsstarrigkeit und der Schuld der Selbstvergötterung der Bösen begründet ist (Hab 1:13; und Hab 2:3; Hab 1:11); von der Nichtigkeit alle widergöttlichen Bestrebens und der zukünftigen Fülle der göttlichen Herrlichkeitsoffenbarung (Hab 2:13-14); endlich die schöne Selbstdarstellung der Art, wie der Prophet durch innige, betende Versenkung in Gott des Schauens der Wahrheit teilhaftig wird (Hab 1:12; Hab 2:1).

Habakuk als Darsteller Jehovas

Wie das Heranrücken der Chaldäer, o ward ihm auch im prophetischen Ausblick die endgültige Vernichtung derselben versichert (Hab 2:4-20). Wie schon oben bemerkt, geht aus dem Inhalt der Weissagung Habakuks hervor, dass er ein Prophet in Juda war, aber genau wie bei Nahum steht auch bei ihm jede genaue Angabe über seine Person und die Zeit seiner Wirksamkeit. Dies hat uns gewiss auch etwas zu sagen; denn gewiss wird es auch hier nach dem Worte Hebr 7:3 gehen, dass er dem Sohne Gottes verglichen; d. h. nicht nur „Gottesworte“ redet, nein vielmehr „Darsteller“ des Herrn selber ist in seinem ganzen Handeln und Tun. Wenn wir das bei der Betrachtung des Zukunftsbildes dieses Propheten im Auge behalten, wird unser Herz jauchzen über der Treue Jehovas., wie sie uns hier entgegentritt. Wir sehen also den Propheten hier nicht nur als Sprachrohr, sondern als „Darsteller“ der Zukunftsgedanken und Aufgaben Jehovas, wie er unter der Ungerechtigkeit seines Volkes „mitleidet“, und wie ihm das Unrecht der Unterdrückten zu Herzen geht (Hab 1:2-3)

Alle Sünden und Verdrehungen des göttlichen Gesetzes bringt er vor Jehova. Wie schon oben gesagt, empfängt er durch das anbetende Sich-in Gott-Versenken Licht und Einblick in die kommenden Gerichte Gottes durch die Chaldäer. Sieht dann aber auch gleichzeitig, wie der große herrliche Gott durch alle Gerichte ein Doppeltes erreicht nämlich, erstens die Züchtigung und Erziehung seines ungehorsamen Volkes und zweitens i diesem Falle das Offenbarwerden der Raubtiernatur der Gerichtsvollstrecker (Hab 1:11), welche Jehova genau so strafen und zurechtbringen wird, wie sein ungehorsames Volk Juda.

Eine weitere schöne prophetische Darstellung ist uns vom Propheten imersten Vers des zweiten Kapitels gegeben in den Worten: „Auf meine Warte will ich treten und mich stellen auf den Turm, dass ich spähe und sehe, was mir gesagt wird, und was für eine Antwort ich auf meine Klage bekommen soll.“ Was sind doch diese Propheten herrliche Typen auf den Christus Gottes, den „Mittler“ zwischen Gott und dem Menschen 1Tim 2:5!

Die Nichtigkeit der Kulturarbeit

Ergreifend ist es, wie er in dieser Eigenschaft ein fünffaches „Wehe“ über die titanenhaften Eroberer ausspricht, Hab 2:6.9.12.15.19.

Wer nun etwas mit der der Symbolik der Zahlen vertraut ist, versteht hier die Bedeutung des fünfmaligen „Wehe“ (man vergleiche mit Offb 15:1 wo mit den leuten 7 Plagen der Zorn Gottes vollendet ist).

Wie gewaltig und doch niederschmettern bezeugt er, dass alles Abmühen und Arbeiten der Völker und der Nationen im heutigen Zeit- und Weltlauf unter der Herrschaft und Direktion der Engel nur „fürs Feuer“ geschieht.

Welch ein vernichtendes Urteil über die so hoch gepriesene Kultur und ihre Werke! Ob der Apostel Petrus das im Auge hatte, als er in seinem zweiten Brief 2Petr 3:10 geschrieben, oder gab’s ihm der Heilige Geist ein, also zu schreiben? Jedenfalls sagen beide Schriftstellen ein und dasselbe aus über den Wert und die Bedeutung aller heutigen „Kulturarbeit“.

Wie sollten doch die Kinder Gottes aller Zeiten und Zonen an dem „Werturteil“ solcher geistgesalbter Männer über alle kulturelle Betätigung lernen, bezüglich ihrer Einstellung zu denselben.

„Fürs Feuer!“ wie vernichtend ist doch die übereinstimmende Urteil des Geistes durch diese Männer Gottes, und mit welch ohnmächtigem Grimm lesen und hören es schon jahrtausendelang die Machthaber und Gewaltigen der Finsternis, welchen es Jehova in seiner Weisheit und Gerechtigkeit erlaubte, durch diesen ganzen Welt- und Zeitlauf hindurch sich zu offenbaren, wer und was sie sind, und was sie vermögen und können. Und wie soll gerade an der Gemeine diesen Fürstentümern, Gewalten und Herrschaften Gottes kundgetan werden, Eph 3:10 also dass von derselben nicht für’s Feuer gearbeitet wird (1Kor 3:12-15). Gerade an der Gemeine soll die Geisterwelt die „Unfruchtbarkeit“ ihrer Werke erkennen, siehe hierzu Eph 5:11.

Aussprüche Gottes

Nun hat aber dieser Prophet nicht nur Negatives zu verkünden, nein, er tut ja „Aussprüche Gottes“, welche immer Leben und Herrlichkeit wirken. Wunderbarerweise liegt in den Aussprüchen Jehovas oft Negatives und Positives so nahe beisammen, dass wir davor erschrecken und uns nur schwer darin zurechtfinden. So in Jak 2:13 das unbarmherzige Gericht und die alles überdauernde und überwindende Barmherzigkeit. Genau dasselbe finden wir hier beim Propheten Habakuk; denn nach dem Wortlauf des 13 Verses starrt uns eine leer ausgebrannte Welt entgegen, aus welcher alles, was Völker und Nationen geschafft, und woran sie sich abmühen, wozu sie von den Intelligenzen (der Geisterwelt) angeleitet und angetrieben wurden, total ausgebrannt ist und was nun? fragt der Verstand des Menschen. Wie geht jetzt die Geschichte weiter, oder soll die Erde ein ewig glimmender, rauchender Brandherd, einewiger Schutthaufen bleiben, nachdem das „Feuer Gottes“ sein grausiges, auflösendes Werk getan hat? Ist Jehova hier am Ende seiner Macht, seines Könnens angelangt?

Auf alle diese gewaltigen, Herz und Welt erschütternden Fragen gibt der Prophet in erhabener Weise eine, Jehova zur Ehre gereichende, Antwort. Fürwahr, eine Antwort, wie sie allein imstande ist, ein zitterndes und zagendes Herz zu befriedigen, und wodurch Jehova in erhabener Weise in all seinem Run gerechtfertigt dasteht. Diese Antwort lautet: Denn die Erde wird erfüllt mit der Erkenntnis und der Herrlichkeit des Herrn, wie Wasser der Meeresgrund bedecken (Hab 2:14).

Wenn nun die Erde soll mit Göttlichem, Dauerndem, Unauflöslichen erfüllt werden, dann muss das Vergängliche, Wandelbare, Nichtige, unter Einfluss und Inspirition der Geisterwelt Geschaffene und Gewirkte entfernt werden, und darin hat dann das „Feuer“ ganze Arbeit getan.

Wenn wir nun hier die geistesgewirkte Gegenüberstellung oder Parallele beachten, sinkt unser Geist anbetend vor Jehova nieder, denn dieselbe lautet: Wie Wasser den Meeresgrund bedecken, so, im selben Maße und in derselben schier unergründlichen Tiefe, wir die Erde voll der Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn werden. Welch schöner Anklang an das Pauluswort: „Wo die Sünde mächtig gewesen (ihr Vollmaß erreicht, sich in ihrer ganzen Verderbtheit ausgewirkt), da ist die Gnade viel mächtiger (überfließender) geworden, Röm 5:20b.

So sehen wir nun hier an diesem Prophetenwort Hab 2:13 den endgültigen Abschluss der ganzen (heute so hoch gepriesenen und verehrten) Geister- oder Engelsherrschaft als ein großes „Fiasko“, dann etwas, das vom Feuer gefressen werden kann, ist nichts Dauerndes, Bleibendes.