Das Volk des Buches: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche
("Der uns geliebt hat")
(Besondere Ausdrücke in Offb 1-3)
Zeile 181: Zeile 181:
 
Einige davon genügen in sich selbst, um zu zeigen, dass die Gemeinde nicht das Thema der Apokalypse ist; auf diese ist schon aufmerksam gemacht worden. Doch noch andere sind von Bedeutung und  erfordern eingehende Behandlung; so gruppieren wir sie denn unter dieser Überschrift und weisen unsere Leser auf die folgende Auslegung hin, die ergänzende Erklärungen darüber enthält.  
 
Einige davon genügen in sich selbst, um zu zeigen, dass die Gemeinde nicht das Thema der Apokalypse ist; auf diese ist schon aufmerksam gemacht worden. Doch noch andere sind von Bedeutung und  erfordern eingehende Behandlung; so gruppieren wir sie denn unter dieser Überschrift und weisen unsere Leser auf die folgende Auslegung hin, die ergänzende Erklärungen darüber enthält.  
  
Um diese Ausdrücke zu finden, wollen wir jetzt nicht über das '''erste''' Kapitel hinausgehen, mit einer Ausnahme, die in den Kapitel 2 und 3 siebenmal vorkommt.
+
Um diese Ausdrücke zu finden, wollen wir jetzt nicht über das '''erste''' Kapitel hinausgehen, mit einer Ausnahme, die in den Kapiteln  2 und 3 siebenmal vorkommt.
  
 
Im ersten Kapitel sind Beispiele genug, die uns zeigen können, wie der Heilige Geist gleich an der Schwelle des Buches diese Ausdrücke zu unserer Beachtung und Leitung gebraucht hat. Wir finden sieben solcher Ausdrücke:
 
Im ersten Kapitel sind Beispiele genug, die uns zeigen können, wie der Heilige Geist gleich an der Schwelle des Buches diese Ausdrücke zu unserer Beachtung und Leitung gebraucht hat. Wir finden sieben solcher Ausdrücke:
Zeile 234: Zeile 234:
  
 
==== "Seinen Vater"====
 
==== "Seinen Vater"====
(Offb 1:6)
+
(Offb 1:6) Das ist ein wichtiger Teil des Ausdrucks, den wir soeben betrachtet haben.
 +
 
 +
Zweimal kommen die Worte in diesem Buch vor, von Christo gesprochen (Offb 1:5 und Offb 14:1), aber nicht ein einziges Mal  finden wir sie in den Paulinischen Briefen oder den Gemeinde Episteln.
 +
 
 +
In jeder der Episteln, die an die Gemeinde gerichtet sind, heißt es stets (17 mal) '''"Unser"''' Vater. Siehe Röm 1:7; 1Kor 1:3; 2Kor 1:2; Gal 1:4; Eph 1:2; Phil 1:2; Phil 4:20; Kol 1:2; 1Thes 1:1.3;  1Thes 2:11.13; 2Thes 1:1.2; 2Thes 2:15; Auch 1Tim 1:2 und Phim 1:3.
 +
 
 +
Wenn wir sagen, dass wir "Seinen Vater" in der Offenbarung niemals aber in den Episteln, und "unseren Vater" in den Episteln, niemals aber in der Offenbarung finden, so haben wir genug gesagt, um zu zeigen, dass wir hier einen weiteren Punkt haben, der sein Zeugnis ablegt für unseren Fundamentalsatz: Die christliche Kirche ist nicht Gegenstand der Apokalypse.
 +
 
 +
===="Am Reich und an der Geduld"====
 +
(Offb 1:9) Johannes ist in besonderer Weise der "Bruder" derer, die von dem Samen Abrahams waren. Der Ausdruck kann hier von bloßer menschlicher Bruderschaft oder von christlicher Bruderschaft gebraucht sein, da dieses ganze Kapitel, ja das ganze Buch so offenkundig jüdischen Charakter trägt.
 +
 
 +
Johannes sagt: '''"Ich euer Bruder und Mitgenosse in der Trübsal und dem Königtum und der Geduld mit Jesus."'''
 +
 
 +
Hier muss (nach allen kritischen griechischen Texten) "an" vor "Reich" ausgelassen, und '''"in'''" muss vor "Jesus" eingeschoben werden, während der Name "Christus" hinter "Jesus" ebenfalls ausgelassen werden muss. Der Vers lautet dann so, wie wir ihn hier wiedergegeben habe. Das Wort "en" in kann auch durch '''"mit"''' übersetzt werden, wie es im Neuen Testament oft geschieht.
 +
 
 +
Hier besteht die Gemeinschaft in dem '''geduldigen Harren.''' Denn das ist die Bedeutung des Wortes, da durch "Geduld" wiedergegeben ist; immer liegt der Gedanke des '''Ertragens''' zugrunde.

Version vom 23. Dezember 2019, 17:44 Uhr

Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)
(erschienen mit dem Titel: "Commentary on Revelation, or the Apocalypse"
Verlag: MARTINO FINE BOOKS - 6. Dezember 2012)

In Bearbeitung

Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung 1. Teil

Einleitung 2. Teil

Das Volk des Buches "Knechte"

Diese Bezeichnung sagt uns, wen das Buch besonders angeht, und wem die Offenbarung Jesu Christi gezeigt wird. Gleich am Anfang wird uns so vermittelt, dass wir uns nicht mehr auf dem Boden der Paulinischen Episteln befinden, die an "Kinder", nacht aber an "Knechte" gerichtet sind.

Das Wort heißt doulos und bedeute einen Leibeigenen

Wenn wir auch nicht leugnen wollen, dass die Glieder des Leibes Christi in gewissem Sinne die Knechte Christi sind, so ist es doch vollkommen klar, dass dies nicht der Titel derer ist, die in Christo vor Gott stehen. Es wird jedem von ihnen ausdrücklich erklärt: "Also seid ihr nicht mehr Knechte, sondern Söhne (Gal 4:7). Diese neue Stellung zu Christo wird besonders betont.

Durch das ganze Alte Testament hindurch wird von Gottes Volk Israel ständig als von Seinen Knechten gesprochen. Der Stellen sind zu viele, als dass man sie zählen könnte. Die Tatsache ist so allgemein bekannt, dass sie nur erwähnt zu werden braucht.

Ihre Bedeutung wird uns gleich klar werden, wenn wir zu den Schriftstellen im Neuen Testament kommen. Dort finden wir denselben Gebrauch des Wortes, so oft von Israel die Rede ist. Er kommt 124 mal vor, da es sich aber in 39 Fällen auf Diener im Hause oder Diner von Menschen bezieht, so haben wir nur mit 85 Fällen zu tun, in denen von Knechten Gottes die Rede ist. Von diesen 85 sind nicht weniger als 59 in den Evangelien und der Apostelgeschichte; nur sechs finden sich in den Gemeindebriefen (Röm 1:1; 1Kor 7:22; Gal 1:10; Eph 6:6; Phil 1:1; Kol 4:12 und sechs in den allgemeinen und anderen Briefen (2Tim 2:24; Tit 1:1; Jak 1;1; 1Petr 2:16; 2Petr 1:1; Jud 1:1).

Aber während es sich so in den Episteln verhält, kommt das Wort "Knechte" nicht weniger als vierzehn Mal im Buch der Offenbarung vor, und nicht nur als Ausnahme, wie in den Episteln, sondern als der einzig richtige und passende Titel für die, von denen das Buch handelt.

In den Briefen ist die Anwendung des Wortes eigentümlich, wie sich bei näherer Prüfung der Stellen zeigen wird. Von allen zwölf Stellen sind sechs jedes Mal im ersten Vers des Briefes und bezeichnen den besonderen Charakter seine Schreibers. Während alle Kinder dienen, und darum in diesem Sinne "Knechte" sind, sind "Knechte" als solche nicht notwendigerweise Kinder. Mit anderen Worten: ein "Kind" kann wohl "Knecht" genannt werden, aber ein Knecht niemals "Kind".

Darum konnten die Verfasser der Briefe, die alle im besonderen Dienst standen, wohl als Knechte bezeichnet werden. Und da die Apokalypse über Israel geschrieben ist, so wird von den Israeliten ebenso passend immer als von "Knechten" gesprochen.

Dieser Beweis mag in sich selbst nicht zwingend erscheinen; aber mit den anderen Gründen zusammengefasst, gibt er ein vollständiges Zeugnis für unsere Annahme, dass das Buch der Offenbarung nicht die christliche Kirche zum Gegenstand hat.

Als Glieder des Leibes Christi sind wir "in Christo", "Wir haben einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!... Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi" (Röm 8:15-17).

"Welche der Geist Gottes (d. h. die neue Natur) treibt, die sind Gottes Kinder; denn wir haben nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen" (Röm 8:14-15). Dies wird weiter in Gal 4:1-7 ausgeführt, wo die Tatsache noch klarer bewiesen und eingeschärft wird.

Liegt die Frage nicht nahe, warum, wenn die Apokalypse nur von der Gemeinde, von den Menschen niemals als von "Kindern" (oder Söhnen) gesprochen wird? Warum wird immer die Bezeichnung derer im Alten Testament, die "unter dem Gesetz" waren, gebraucht? Ist das nicht über die Maßen seltsam? Und ist es nicht die Pflicht jener Ausleger, die die Gemeinde als den Gegenstand des Buches betrachten, uns diese auffallende Eigentümlichkeit zu erklären?

Indem er zu den Zwölfen spricht, lenkt der Herr Jesus ihre und unsere Aufmerksamkeit auf die Veränderung, die in ihrem Verhältnis zu Gott stattgefunden hatte. Die Veränderung war noch nicht so groß wie die, welche im Mysterium offenbart und enthalten ist. Er hatte ihnen etwas aus der Zukunft gezeigt und sagt nun (Joh 15:15): "Ich sage hinfort nicht, dass ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe Ich gesagt, dass ihr Freunde seid." In der Apokalypse will Er ihnen offenbaren, was sich später ereignen soll, und Er nennt sie nicht "Freunde", noch weniger spricht Er von ihnen als "Kindern" (oder Söhnen), sondern Er geht zurück und stell sich in noch weiteren Abstand und nennt sie ohne Ausnahme "Knechte".

Ein sorgfältiges Studium des Alten Testaments mit Bezug auf das Wort "Knechte" wird dazu beitragen, unsere Stellung zu verstärken. 3Mo 25:42 erklärt Jehova von den Israeliten: "Sie sind Meine Knechte." Das 5. Buch Mose ist voll von Bezugnahmen auf diese große Tatsache, und wenn wir an die Apokalypse herantreten und sie als Fortsetzung von Gottes Tun mit Israel lesen, so ist alles klar; es ist uns dann kein Rätsel, warum sich alles auch Licht in Finsternis wandelt, warum die Kinder Gottes plötzlich als Knechte angeredet werden. Auch verursacht es uns keine Schwierigkeit, uns klar zu machen, warum die, welche "keine Knechte mehr", sondern "Kinder" (oder Söhne) sein sollen, beständig "Knechte" und nicht Kinder genannt werden.

An die Glieder der Gemeinde schreibt Johannes durch denselben Geist (1Jo 3:2): "Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder. Er nennt sie so in der Aussicht, dass sie Ihn sehen werden, wie Er ist. Aber indem er für die schreibt, die während der Zeit der großen Trübsal auf der Erde sein werden, gibt ihm der Geist ein, von ihnen nicht als "Gottes Kindern" zu sprechen, sondern von "Gottes Knechten".

Um diesen Punkt ganz klar zu machen, wiederholen wir. "Kinder können einen besonderen Dienst verrichten udn darin "Knechte" genannt werden; "Knechte" aber, war für einen Dienst sie auch leisten mögen, können niemals den Stand oder die Bezeichnung "Kinder" beanspruchen.

Der Titel des Buches

Unser nächster Beweis ist der Titel, den der heilige Geist dem Buch verlieh, als er es dem Johannes eingab.

Es heißt nicht "die Offenbarung von St. Johannes, dem Gottesmanne", so würde ein von Menschen gegebener Titel lauten. Wir finden tatsächlich in den späteren Manuskripten fünfzehn oder sechzehn verschiedene Artikel, aber der göttliche im Text heißt "die Offenbarung Jesu Christi".

Das Wort ist Apocalypsis. Daher stammt die Bezeichnung Apokalypse, die in dem Buch so häufig gegeben wird.

Der Name kommt von den Zeitwort: apocalypto: enthüllen von apo: hinweg von und kalymma: ein Schleier. Apocalypsies bedeutet also das Hinwegnehmen eines Schleiers (wie wenn ein Standbild enthüllt wird), so dass dem Auge offenbar wird, was bis dahin wie unter einem Schleier verborgen war: Enthüllen ist das genau entsprechende deutsche Wort.

Das Wort wird in doppeltem Sinne gebraucht, nämlich von dem Kundtun, wenn ein Schleier der Unwissenheit hinweggenommen wird, und von jemandes sichtbarem Erscheinen, der vorher unsichtbar, wie durch einen Schleier verborgen war.

So behaupten wir nun: wenn das Wort von einer sichtbaren Person oder Sache gebaucht ist, so bezeichnet es stets die sichtliche Offenbarung jener Person, dasselbe gilt für alle materiellen oder sichtbaren Dinge.

Dies ist keine bloße Meinung, sondern eine Tatsache über die sich unsere Leser leicht vergewissern können, indem sie die Schriftstellen nachprüfen.

Das Wort kommt achtzehn Mal vor und ist an den folgenden zehn Stellen von einer Person gebraucht.

Lk 2:32: "Ein Licht, zu erleuchten die Nationen", wörtlich: "ein Licht zur Offenbarung der Nationen". Was für ein Licht war das? Es war eine Person, der Heiland selbst in Simeons Armen, von dem der greise Simeon sagt: "Meine Augen haben Deinen Heiland gesehen."

Röm 2:5: "Den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes." Hier bezieht es sich auf die sichtbaren Strafgerichte Gottes, die am "Tage des Zorns" allen offenbart werden sollen.

Röm 8:19: "Die Offenbarung der Kinder Gottes" d. h. die sichtbare Offenbarung der Kinder Gottes, wenn sie erscheinen und und offenbart werden in der Herrlichkeit mit Christo (Kol 3:4).

1Kor 1:7: "Wartet auf die Offenbarung unseres Herrn Jesu Christi". Hier bezieht es sich zweifellos auf das persönliche Erscheinen Christi. Diese Stelle zeigt uns, dass wir das Wort Apokalypse nicht pressen dürfen, als wäre es ein technischer Ausdruck. Wenn der "Herr selbst" Seinem Volk in der Luft entgegenkommt, das wird Seine Apokalypse oder sichtbare Erscheinung sein. Wenn Er mit ihnen später zur Erde kommt, so wird das Seine Apokalypse oder Offenbarung vor der Welt sein und die "Offenbarung der Kinder Gottes", nach der die Kreatur sich sehnt.

2Kor 12:1: "Ich will kommen auf die Gesichte und Offenbarung des Herrn" Hier ist das Wort mit Gesichten verbunden, als sollte es das sichtbare Erscheinen des Herrn bezeichnen. 2Kor 12:7: (Auf dass ich mich nicht der hohen Offenbarungen überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch) kann entweder bedeuten: "Offenbarungen der Wahrheit" oder "sichtbare Bilder der Herrlichkeit" oder auch beides.

Gal 1:12: "Ich habe es (nämlich das Evangelium, welches er verkündigte) von keinem Menschen empfangen noch (von Menschen) gelernt, sondern eine Offenbarung (d.h. ein Gesicht oder eine sichtbare Erscheinung) Jesu Christi." Es ist kein Grund vorhanden, warum das Wort nicht beide Bedeutungen haben sollte. Warum sollte der Herr ihm nicht erschienen sein und ihm jene Botschaft, die ihm gegeben war, verkündigt haben? Sie muss ihm auf irgend eine Weise kundgemacht worden sein,und er sagt mit Bestimmtheit, Jesus Christus, (nicht der Heilige Geist) sei der Verkündiger gewesen. Es muss daher in einer jener vielen "Gesichte" geschehen sein, die er zu verschiedenen Malen sah, und wahrscheinlich während der drei Vorbereitungsjahre in Arabien (Gal 1:1.18).

In Gal 1:16 ist das Verbum, nicht das Substantiv gebraucht; unsere jetzige Untersuchung hat darum nichts damit zu tun.

2Thes 1:7: "Wenn nun der Herr Jesus wird offenbart werden vom Himmel samt den Engeln Seiner Kraft." Obwohl hier im Deutschen das Zeitwort gebraucht ist, steht in Griechischen das Substantiv. Es heißt dort also: "Euch aber, die ihr Trübsal leidet, Ruhe mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesu vom Himmel samt den Engeln Seiner Kraft". Diese Stelle lässt keinen Zweifel aufkommen (s. unten das Kapitel über "das Ziel des Buches, aus seiner Stelle im Kanon gefolgert").

1Petr 1:7: "Dass euer Glaube erfunden werde... zu Lobe, Preis und Ehre, wenn nun offenbart wird Jesus Christus." Auch hier steht im griechischen Text das Substantiv. Der Zusammenhang zeigt, dass die Bedeutung hier dieselbe ist wie 2Thes 1:10, und dass sich die Worte auf Christi sichtbares Erscheinen mit den Gläubigen in der Luft bei Seiner Offenbarung beziehen.

Wenn aber Petri Worte sich auf die Zurückbleibenden beziehen sollen, so gilt diesen die sichtbare Erscheinung.

So haben wir auch in 1Petr 1:13 Verse denselben Ausdruck "durch die Offenbarung Jesu Christi."

Auch 1Petr 4:13 lesen wir von der Zeit der Offenbarung (d.h. der sichtbaren Kundgebung) Seiner Herrlichkeit."

Geht nun aus allen zehn Schriftstellen nicht klar hervor, dass das Wort Apokalypse, wenn es sich auf etwas Sichtbares (ein Ding oder eine Person) bezieht, immer das sichtbare Erscheinen jener Person oder Sache bedeutet?

Wenn es sich so verhält, so haben wir auch in dem Buche der Offenbarung damit zu tun. Es ist ein Bericht der verschiedenen Ereignisse, die im Himmel und auf Erden stattfinden werden in Verbindung mit Christi sichtbarer Enthüllung. Es ist Seine Apokalypse, zu der Ihm Gott die vollmacht verliehen hat, um Seinen Knechten kundzutun, was sich in Kürze ereignen muss.

Weil man den Sinn des Kundtuns einer Wahrheit in das Wort hineinlegen will, das, von einer Person gebraucht, die Erscheinung jener Person bezeichnet, so setzt man häufig den Plural und spricht von dem Buch der "Offenbarungen".

So haben wir denn im Titel dieses Buches einen weiteren Beweis dafür, dass der Gegenstand des ganzen Buches das sichtbare Erscheinen Jesu Christi in Macht und Herrlichkeit ist, Christi Kommen zum Gericht über die Erde. Es will nicht eine Reihe von Offenbarungen über Jesus Christus geben, sondern ist das Buch, welches uns die Einzelheiten über die Ereignisse darbietet, die mit Seiner eOffenbarung und Erscheinung verbunden sind. Seinen "Knechten", wie wir im vorigen Abschnitt sahen, ist diese Offenbarung besonders kundgetan.

Die Bezeichnung des Buches

Die bezeichnenden Titel, die dem Buch gegeben sind, markieren es als einzigartig, verschieden von den anderen Büchern des Neuen Testaments: dem Charakter nach ist es verwandt mit den prophetischen Büchern des Alten Testaments und geht in ihrer Bahn. Es wird genannt:

"Das Wort Gottes"

Dieser Name Offb 1:2 wird nicht gebraucht als allgemeine Bezeichnung der Heiligen Schrift *) vielmehr in einem besonderen, dem Alten Testament nicht ungewöhnlichen Sinne, von dem "Worte, das von Gott kommt", welches Er spricht, also einer prophetischen Botschaft.

  • (Da die Bibel aus "Worten" Gottes" besteht, so ist es natürlich auch angemessen und richtig, die gesamten Schriften "das Wort Gottes" zu nennen. Siehe Jer 15:16-)

1Sam 9:27: Samuel sprach zu Saul: "Du aber stehe jetzt stille, dass ich dir kund tue, was Gott gesagt hat."

1Kön 12:22: "Es kam das Wort Gottes zu Semaja, dem Mann Gottes (d.h. de. Propheten) und sprach" (vgl. 2Chr 11:2; 2Chr 12:15)-

1Chr 17:8: "Aber in derselben Nacht kam das Wort Gottes zu Nathan." (ebenso 2Sam 7:4)

Es ist manchmal schwierig, zwischen dem geschriebenen Wort und dem lebendigenWort, Christus, zu unterscheiden. Beide verkündigen und offenbaren Gott.

1Mo 15:1 lesen wir: "Zu Abraham kam das Wort des Herrn im Gesicht und sprach: "Fürchte dich nicht Abraham, Ich bin dein Schild" usw. Hier ist augenscheinlich von dem lebendigen Wort die Rede, obwohl beides gemeint sein kann.

Kommen wir nun zur Apokalypse, so sind wir gleich darauf vorbereitet, beides zu finden: Die Vision des lebendigen Wortes und das prophetische Wort des lebendigen Gottes; beide tun den Knechten Gottes die Gesichte und Worte "der Weissagung" kund (Offb 1:3).

Fünf Mal finden wir den Ausdruck "das Wort Gottes" in dem Buch (Offb 1:2.9; Offb 6:9: Offb 19:13; Offb 20:4), nicht in dem allgemeinen Sinn wie in den Evangelien und Episteln, sonder in diesem besonderen Sinn einer prophetischen Botschaft.

In Offb 1:9 sagt Johannes, dass er "auf der Insel, die da heißt Patmos" war "um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses Jesu Christi." Indem wir den letzteren Ausdruck jetzt unberücksichtigt lassen, bemerken wir, dass die allgemein verbreitete Auslegung des Wortes "... willen" *) auf einer Tradition gegründet ist, die zweifellos aus dem Missverständnis dieser Worte herkommt. Der Gedanke der Verbannung ist nicht darin ausgedrückt. Es war kein Zufall dem war diese Weissagung zu verdanken haben. Johannes ging nach Patmos um der Weissagung willen (Wie Paulus nach Arabien ging, Gal 1:17). Wenn seine Predigt des "Wortes Gottes" der Grund eines Aufenthaltes in Patmos gewesen wäre, so wäre ein anderer Ausdruck gebraucht. Siehe die Auslegung von Offb 1:9.

  • (Siehe die Bedeutung desselben Wortes Hebr 2:9 "Durchs Leiden des Todes [wörtlich: um des Leidens willen] gekrönt mit Preis und Ehre" und Hebr 2:10 "um deswillen alle Dinge sind, und durch den alle Dinge sind." Ebenso Röm 4:25 "um unserer Gerechtigkeit willen".)

Offb 1:2 sagt uns, dass "das Wort Gottes: in dem, "was er gesehen hat" besteht. Wie konnte Johannes nach Patmos verbannt werden um des willen,was er in Patmos sah!

Nein, die hier berichtete Wahrheit ist, dass Johannes dort war, um des Wortes Gottes willen, d.h. um die prophetische Botschaft, "das Wort der Weissagung" zu empfangen.

Wir lassen hier die zweite Bezeichnung folgen, die dem Buch ihren Stempel aufdrückt. Es wird auch genannt:

"Die Weissagung"

Offb 1:3 Sieben Mal haben wir das Wort "Weissagung" in diesem Buch (Offb 1:3; Offb 11:6; Offb 10:10; Offb 22:7.10.18.19), und Weissagung ist sein einziges großes Thema.

Es ist also "Weissagung" für uns und nicht Geschichte. Es ist eine Weissagung dessen, was sich "danach", "am Tage des Herrn" ereignen wird, d.h. an dem Tage, wo der Herr Richter sein wird, im Gegensatz zum gegenwärtigen Tag (1Kor 4:3), wo die Menschen richten (was die meisten von uns schon schmerzlich erfahren haben). Siehe Auslegung von Offb 1:10).

Die Ausleger, welche die Offenbarung geschichtlich auffassen, halten das Buch teilweise für Prophezeiung. Die meisten derer, die es auf die Zukunft deuten, fassen es von Offb 4:1 an als Prophezeiung auf.

Wir wenden uns der ersten Seligpreisung in Offb 1:3 zu: "Selig, ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung."

Das Lesen beginnt sofort, das Hören beginnt mit dem Lesen. Keines von beiden kann bis zu einer noch kommenden Zeit aufgeschoben werden, oder bis zu einem besonderen Teil des Buches, wir werden auch nicht in Unwissenheit darüber gelassen, wo unser Lesen und unsere "Segnung" beginnt. Wir glauben, dass "Weissagung" wirklich "Weissagung" bedeutet, und dass wir sofort anfangen, sie zu lesen und den Segen zu erlangen. Es kann nicht sein, dass wir weiter lesen und bis zu einem besonderen Vers warten sollen, wo der Segen anhebt.

Unsere Aufmerksamkeit für das Geschriebene soll nicht verschoben werden. Alle Worte sind "Worte des Weissagung" Johannes sollte Zeugnis ablegen von allem "was er gesehen hat" (Offb 1:2), und der Befehl lautet: "Was du siehst, das schreibe in ein Buch." Wir haben es also mit "einem Buch" zu tun; dieses Buch enthält alles, was Johannes sah und hörte, und es heißt "die Weissagung" Das ganze Buch ist also " eine Weissagung" für uns. "Was darin geschrieben ist", müssen wir "behalten", und wir wollen uns damit beschäftigen als mit einem ganzen Buch. Wir halten es für sicherer, uns leiten zu lassen von der Bezeichnung, die Gott selbst dem Buch gegeben hat, und lassen nicht die Menschen darüber bestimmen, was Weissagung ist und was nicht. Wenn all, die uns darüber aufklären möchten, unter sich einig wären, so wäre das noch etwas; aber wenn sie selbst in der Auslegung auseinandergehen, so können wir nicht viel dadurch gewinnen, dass wir auf sie hören.

Der Beweis, den uns diese Bezeichnung darbietet, ist dies: da das ganze Buch Weissagung ist, so ist die christliche Kirche nicht sein Gegenstand; denn wie wir gesehen haben, ist die Kirche nicht Gegenstand der Weissagung, sondern der "Offenbarung". Über die Zukunkft der Kirche ist in den Paulinischen Briefen geschrieben, damit wir es lesen und Segen davon empfangen können; besonders 1Thes 4:15 lesen wir darüber, wo der Apostel Paulus es uns "als ein Wort des Herrn" sagt (was hier, ebenso wohl wie auch sonst eine prophetische Verkündigung bedeutet). Ferner können wir hinzufügen; als dem Johannes geboten wird, ,abermals zu weissagen (Offb 1:10.11), handelt es sich nicht um die Kirche, sondern um "Völker und Nationen und Sprachen und Könige.2

"Des Zeugnis von Jesus Christus"

(Offb 1:29) Das kann nun bedeuten: das Zeugnis betreffs Jesu Christi (Objekt im Genitiv) oder: das von Ihm kommt (Genitiv des Subjekts oder des Ursprungs), das Er ablegte.

Nehmen wir den ersten Sinn, so stimmt es mit dem ganzen prophetischen Wort überein, das Ihn betrachtet, als den, "der da kommt".

Nehmen wir die andere Bedeutung, so bezieht sich die Bezeichnung auf die Natur des Zeugnisses, dass der Herr Jesus ablegte, als Er auf der Erde war, und geht nicht darüber hinaus. Jenes Zeugnis bezog sich auf das Königreich, nicht aber auf die Gemeinde.

Das griechische Wort für Zeugnis ist der Beachtung wert. Es ist martyria (Fem.) und nicht martyrion (Neutr.). Wenn nun zwei Substantive von derselben Wurzel gebildet sind, das eine ein Femininum um das andere ein Neutrum, so ist ein deutlicher Unterschied zwischen beiden, den wir sorgfältig beachten müssen, d.h. wenn wir glauben, dass wir es mit dem Worten, die der Heilige Geist lehrt, zu tun haben, was wir gewiss glauben.

Der Unterschied ist klar und bestimmt, einige Beispiele werden uns davon überzeugen.

Das Substantiv im Neutrum, das auf ion endigt, bezeichnet etwas Bestimmtes und Körperliches; während das Substantiv im Femininum auf ia die Sache bezeichnet, auf die man sich bezieht, oder die in dem sächlichen Substantiv enthalten ist.

Zum Beispiel Emporia heißt Ware, während emporion der Platz oder das Gebäude ist, wo die Ware (emporia) aufgestapelt liegt (der Stapelplatz).

Apostasia bezeichnet die Sache, um derentwillen Abtrünnigkeit, Abfall oder Empörung entsteht (Apg 21:21; 1Thes 2:3), während apostasion die Tat des Abfalls oder die Urkunde is, in welcher der Abfall sich äußert. Drum ist es auch der technische Ausdruck für einen Scheidebrief (Mt 5:31; Mt 19:7; Mk 10:4).

Georgia heißt Ackerbau; georgion ist das Feld, auf dem der Ackerbau betrieben wird (nur 1Kor 3:9).

Gymnasia bezeichnet körperliche Übungen (1Tim 4:8) gymnasium den Platz oder das Gebäude, wo die Übungen verrichtet werden.

Dokime ist die Prüfung oder der Beweis (Röm 5:4; 2Kor 2:9; Phil 2:22), während dokimion die Probe ist bei der die Prüfung vollzogen wird und die Beweise gegeben werden (nur Jak 1:3; 1Petr 1:7).

Mneia heißt Gedenken oder Erwählung (Röm 1:9; Eph 1:16; Phil 1:3; 1Thes 1:3; Phim 1:4); mneion ist das Grabmal oder die Grabstätte, wo das Gedenken geschieht.

Soteria ist eine Rettung oder Befreiung (und steht im Neuen Testament immer für "Heil"), während soterion der Akt des Rettens ist und die Person des Befreiers. Siehe Lk 2:30 (wo es zu "sehen" ist) Und Lk 3:6; Apg 28:28; Eph 6:17. *)

  • In einigen Fällen unterstützen diese Schriftstellen die Tatsachen; in anderen müssen die Schriftstellen dadurch ausgelegt werden. Die Worte auf ion sind eigentlich alle Adjektive: daher wechselt das wirkliche Substantiv, das in jedem Fall ergänzt werden muss, mit der Natur des Substantivs, aus dem das Adjektiv gebildet ist. Für den Unterschied zwischen beiden gilt die allgemeine Regel: Die Wörter auf ia bedeuten einen Vorgang oder eine Gewohnheit und das auch unter weiblicher, nicht männlicher Form, während die Neutra einen besonderen Akt oder ein Beispiel dieser Gewohnheit oder des Vorganges bezeichnen, oder auch einen Stoff, ein Werkzeug oder einen Ort wodurch oder in dem die Gewohnheit oder der Vorgang ausgeführt wird.

In der Apokalypse nun haben wir martyrion (das Neutrum) Zeugnis nur einmal: Offb 15:5, wo es von einer Sache gebraucht ist, "der Hütte des Zeugnisses", d.h. dem Zelt und den steinernen Tafeln, die darin standen. In allen anderen Fällen (9x) haben wir martyria d.h. die Äußerung eines Zeugnisses (Offb 1:2.9; Offb 6:9; Offb 11: 7; Offb 12:11; Offb 19:10 2x; Offb 20:4). In all diesen Fällen also ist der Akt des Zeugnisablegens gemeint, wie man bei einer Prüfung der Stellen sehen wird.

So erscheint es denn ganz klar, dass, wo wir in dieser Weissagung von "dem Zeugnis Jesu" lesen (Offb 1:2.9; Offb 12:17; Offb 19:10* = 2x), das Zeugnis gemeint ist, welches der Herr Jesus auf der Erde in den Tagen Seiner Erniedrigung als "Jesus" ablegte (nicht als der von den Toten erstandene Christus).

  • Offb 20:3 ist es ohne Zweifel das Zeugnis betreffs Jesu, um dessentwillen die Bekenner des Zeugnisses enthauptet wurden (Genitiv des Objektes).

Dieses Zeugnis bezog sich, wie wir schon gesagt haben, auf Sein Reich und auf Israel (s. Röm 15:8); dasselbe Zeugnis gibt derselbe Jesus im Buch der Weissagung.

Besondere Ausdrücke in Offb 1-3

Durch die ganze Apokalypse hindurch werden gewisse Ausdrücke gebraucht, die den in Verbindung mit der christlichen Gemeinde oder in den Gemeindebriefen vorkommenden Ausdrücken gänzlich untypisch sind.

Einige davon genügen in sich selbst, um zu zeigen, dass die Gemeinde nicht das Thema der Apokalypse ist; auf diese ist schon aufmerksam gemacht worden. Doch noch andere sind von Bedeutung und erfordern eingehende Behandlung; so gruppieren wir sie denn unter dieser Überschrift und weisen unsere Leser auf die folgende Auslegung hin, die ergänzende Erklärungen darüber enthält.

Um diese Ausdrücke zu finden, wollen wir jetzt nicht über das erste Kapitel hinausgehen, mit einer Ausnahme, die in den Kapiteln 2 und 3 siebenmal vorkommt.

Im ersten Kapitel sind Beispiele genug, die uns zeigen können, wie der Heilige Geist gleich an der Schwelle des Buches diese Ausdrücke zu unserer Beachtung und Leitung gebraucht hat. Wir finden sieben solcher Ausdrücke:

"Der uns geliebt hat"

(Offb 1:5) Weil es von Christus heißt, dass Er "geliebt hat die Gemeine und hat sich selbst für sie gegeben", so ist es uns durch die unserer Natur anhaftende Selbstsucht unmöglich, an andere als an uns zu denken.

In unserer Einbildung sehen wir nichts als uns selber.

Nicht einen Augenblick kommt uns der Gedanke, dass Jehova zu Israel gesagt hat: "Wie hat Er die Menschen so lieb!"*). Der Hass der Nationen gegen die Juden tritt zu der uns angeborenen Selbstsucht hinzu und macht, dass wir die Juden nicht allein vom Alten Testament ausschließen, sondern auch von der Apokalypse.

  • Chavav ein sehr starkes Wort für Liebe, das nur 5Mo 33:3 vorkommt und von "The Chovevi Zion" (d.h. die Zion Liebenden) als Titel für diese moderne jüdische Gesellschaft angenommen ist.

Bei den wiederholten Versicherungen Jehovas von Seiner Liebe zu Israel ist es zu verwundern, dass Israel von den Bibelgelehrten ganz übergangen wird, dass diese Liebe von Israel weggenommen und der Kirche zu eigen gegeben wird; Gottes Liebe und Segen wird Israel geraubt, nur Strafgerichte und Flüche überlässt man ihm.

Und doch steht von Israel geschrieben:
5Mo 7:7.8: "Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, darum, dass euer mehr wäre dann alle Völker; denn du bist das Kleinste unter allen Völkern; sondern darum, dass Er euch geliebt hat, und dass Er Seinen Eid erfüllt, den Er euren Vätern geschworen hat, hat Er euch weggeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von dem Hause des Dienste" usw. (s. auch: 5Mo 4:37; 5Mo 23:5).

Hos 11:1.4: "Da Israel jung war, hatt Ich ihn lieb, und rief ihn, Meinem Sohn, aus Ägypten... Ich ließ sie ein menschliches Joch ziehen, und in Seilen der Liebe gehen."

Jes 43:4: "Weil du wohl wert bis von Meinen Augen geachtet, muss du auch herrlich sein, und Ich habe dich lieb."

Jer 31:3 "Der Herr ist mir erschienen von ferne: Ichhabe dich je und je geliebt, darum habe Ich dich zu Mir gezogen aus lauter Güte."

Und der Herr, der Erlöser Israels, spricht (Jes 54:10) "denn es sollen wohl Berge weichen, und Hügel fallen; aber Meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund Meines Friedens soll nicht weichen, spricht der Herr, Dein Erbarmer."

Wir wissen wohl, dass die Kirche sich alle diese Stellen angeeignet hat; wir können darum kaum erwarten, dass man sie als Beweis dafür annehmen wird, dass die die Worte Offb 1:5 nicht für die Kirche gesprochen sind. Aber wir müssen die Worte hier stehen lassen. "Dies sind wahrhaftige Worte Gottes", und wenn man nicht glaubt, was Gott sagt, so können wir kaum erwarten, dass man glauben wird, was wir sagen.

Natürlich kann man einen Anwendung dieser Worte machen,aber das ist etwas ganz anderes. Wenn Israel sagen kann: "der uns geliebt hat", wie viel mehr können wir so sagen nach Eph 5:25; Apg 10:28 u.a.? Aber jetzt haben wir es mit der Auslegung zu tun und müssen uns damit begnügen, nur anzugeben, dass diese alttestamentlichen Stellen der Auslegung gemäß von Jehovas Liebe zu Israel und nicht zur Kirche handeln.Und da es sich so verhält, so können die Worte Offb 1:5 wohl von dem frommen Überrest Israels gesprochen werden, wie sie später dem ganzen Volk gehören werden.

Wir werden ferner vorwegnehmen, was eigentlich zu unserer Auslegung von Offb 2:4 gehört: wir finden dort die erste Anklage, die in diesem Buch gegen Gottes Volk gerichtet ist, nämlich "dass du die erste Liebe verlassen hast."

Hier haben wir dieselbe Sprache, die Jehova Jer 2:2 gebraucht, wenn Er Israel "eine geliebte Braut" nennt, und Hes 16:8, wo Er von der "Zeit, um dich zu werben" spricht. Man lese das ganze Kapitel Hes 16 und 2Mo 19:1-6, und entscheide, ob nicht hier der wahre Schlüssel zu Offb 2:4 liegt.

Ehe wir aber diesen Ausdruck verlassen, müssen wir die genaue Übersetzung des ganzen Verses (Offb 1:5) nach allen maßgebenden griechischen Texten geben. (Weitere Erklärungen weiter unten).

"Der uns liebt (es ist Gegenwart agoponti, liebt, und nicht agapesanti, geliebt hat; denn Jehovas Liebe zu Israel ist eine dauerhafte Liebe, sie ist ewig) und erlöst hat (Vergangenheit, lysanti, erlöst hat, und nicht lusanti, gewaschen hat) von unseren Sünden durch Sein Blut.

"Zu Königen und Priestern"

(Offb 1:6) Die Übersetzung des genauen Textes lautet, bei dem soeben wiedergegebenen Vers beginnend, wie folgt: "Und hat uns gemacht (Tregelles liest hermin, für uns) zu einem Königtum, (alle lesen basileian, ein Königtum, statt basileis kai, Könige und) zu Priestern Seinem Gott und Vater (oder zu Priestern Gott und Seinem Vater)."

Den gleichen Ausdruck finden wir Offb 5:10, wo der griechische Test ebenso verbessert werden muss.

Dort hat die Umänderung des Textes Veranlassung zu allen falschen Übersetzungen dieser Stelle gegeben.

Es ist das Lied, das neue Lied, das von den vier Lebewesen und den vierundzwanzig Ältesten gesungen wird. (Die Zahl vier und das Vielfache von vier (4x6) bedeutet, dass diese und ihr Lieder zur Erde und zu den Menschen gehören, nicht zur Kirche.) Sie sagen: (Offb 1:9) "Würdig bist Du zu nehmen das Buch und zu öffnen seine Siegel; denn Du wurdest erwürget und hast für Gott erkauft (das Wort "uns" muss ausgelassen werden: Lachmann, Tischendorf Alfort, Westcott und Hort).

Wir haben es hier mit einer Ellipse zu tun und können ergänzen "Leute" (Weizäcker). Alle Texte stimmen darin überein, dass sie in diesem und dem nächsten Vers andere Pronomina haben. Das macht die Auslassung von "uns" hier nötig. Wenn das Eine verändert wird, so muss, um der Übereinstimmung und des Sinnes willen, alles verändert werden. Aber dann fällt die Voraussetzung vollständig fort, dass diese himmlische Wesen selbst erlöst waren, dann handelte das Lied von ihnen selbst. Siehe bei Offb 5:9 durch Dein Blut (nämlich erkauft) von jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation, und hast sie (so heißt es in allen Texten und den ältesten Handschriften) unserem Gott (Alford lässt diese Worte aus) gemacht zu einem Königtum (so sagen alle und die besten Handschriften) und zu Priestern, und sie werden herrschen (so heißt es in allen Texten und den ältesten Handschriften auf der Erde". (siehe weiter Kap 5:9 und unten).

Hier haben wir wieder den Ausdruck "zu einem Königtum und zu Priestern". In den Briefen finden wir keinen Ausdruck, der diesem ähnlich ist; aber im Alten Testament sind einmal sehr ähnliche Worte gebraucht und wird eine ähnliche Wahrheit in Bezug auf Israel erklärt: 2Mo 29:5.6: "Werdet ihr nun Meiner Stimme gehorchen, und Meinen Bund halten, so sollt ihr Mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist Mein. Und ihr sollt mir ein priesterliches Königreich und ein heiliges Volk sein."

Wohl sind diese Worte im Neuen Testament zu finden, aber wie werden in dem Brief an die in der Diaspora, *) der "Zerstreuung" Lebenden gerichtet, an einen gläubigen Überrest des zerstreuten Israels. Diesen gilt die Verheißung von 2Mo 19:5.6 und Offb 1:6; Offb 5:10, nicht aber der christlichen KIrche.

  • Diaspora, in die Fremde zerstreut, wurde der Terminus technicus für den zerstreuten Teil Israels. Er findet sich in der Septuaginta Jer 34 (Sept. 41:17), Ps 147:2 (Sept. 141:2), Judith 5:19. Vergleiche Josephus "Kriege" 7. S. Im Neuen Testament haben wir das Wort Joh 7:35; Jak 1:1; 1Petr 1:1. Man vergleiche den Gebrauch der holländischen Bezeichnung "Geusen" d. h. "Bettler."

"Seinen Vater"

(Offb 1:6) Das ist ein wichtiger Teil des Ausdrucks, den wir soeben betrachtet haben.

Zweimal kommen die Worte in diesem Buch vor, von Christo gesprochen (Offb 1:5 und Offb 14:1), aber nicht ein einziges Mal finden wir sie in den Paulinischen Briefen oder den Gemeinde Episteln.

In jeder der Episteln, die an die Gemeinde gerichtet sind, heißt es stets (17 mal) "Unser" Vater. Siehe Röm 1:7; 1Kor 1:3; 2Kor 1:2; Gal 1:4; Eph 1:2; Phil 1:2; Phil 4:20; Kol 1:2; 1Thes 1:1.3; 1Thes 2:11.13; 2Thes 1:1.2; 2Thes 2:15; Auch 1Tim 1:2 und Phim 1:3.

Wenn wir sagen, dass wir "Seinen Vater" in der Offenbarung niemals aber in den Episteln, und "unseren Vater" in den Episteln, niemals aber in der Offenbarung finden, so haben wir genug gesagt, um zu zeigen, dass wir hier einen weiteren Punkt haben, der sein Zeugnis ablegt für unseren Fundamentalsatz: Die christliche Kirche ist nicht Gegenstand der Apokalypse.

"Am Reich und an der Geduld"

(Offb 1:9) Johannes ist in besonderer Weise der "Bruder" derer, die von dem Samen Abrahams waren. Der Ausdruck kann hier von bloßer menschlicher Bruderschaft oder von christlicher Bruderschaft gebraucht sein, da dieses ganze Kapitel, ja das ganze Buch so offenkundig jüdischen Charakter trägt.

Johannes sagt: "Ich euer Bruder und Mitgenosse in der Trübsal und dem Königtum und der Geduld mit Jesus."

Hier muss (nach allen kritischen griechischen Texten) "an" vor "Reich" ausgelassen, und "in" muss vor "Jesus" eingeschoben werden, während der Name "Christus" hinter "Jesus" ebenfalls ausgelassen werden muss. Der Vers lautet dann so, wie wir ihn hier wiedergegeben habe. Das Wort "en" in kann auch durch "mit" übersetzt werden, wie es im Neuen Testament oft geschieht.

Hier besteht die Gemeinschaft in dem geduldigen Harren. Denn das ist die Bedeutung des Wortes, da durch "Geduld" wiedergegeben ist; immer liegt der Gedanke des Ertragens zugrunde.