Daniels Wort zur christlichen Zeitwende: Unterschied zwischen den Versionen

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(3. Daniels Wort zur christlichen Zeitwende)
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:::Die Veranlassung dazu
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:::::''Anmerkung 34: Die Frage der Jünger Apostelgeschichte 1''
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Seither war die Rede, in welchem Maß die dem Daniel in seinen Gesichten gewährte Weissagung die späteren Zeitwend e n  und namentlich d i e große Zeit e n wende vor dem Kommen des Gottesreichs beleuchtet. E i n e s seiner Gesichte war noch nicht berührt, nämlich das im 9. Kapitel. Ob das nicht in besonderem Maß wichtig ist, weil es nämlich die Zeit des Neuen Testaments und weiter den letzten Abschnitt der Endzeit beleuchtet? Es war schon früher davon die rede, dass sich dieses Kapitel an das große Bußgebet Daniels anschließt, das ihn bewegte, als gerade die Zeit des babylonischen Reiches zu Ende gegangen und das medo-persische Reich an seine Stelle getreten war. Da legte sich ihm die Frage nahe, ob mit dem Ende Babels für sein Volk auch das Ende des Gerichts Gottes gekommen sei, durch welches  die babylonische Gefangenschaft über sein Volk verhängt worden war. War nun Israels Schuld getilgt? Fing nun Gott mit seinem Volk neu an ? War nun für sein Volk die Zeit der v o l l e n Erlösung angebrochen?  Daniel hat die Schriften der früheren Propheten gekannt. Es ist wohl möglich, dass ihm auch das 40. Kapitel des Jesajabuches ([[Jes 40]]) bekannt war, das im Blick auf das Ende der Gefangenschaft das schwer gezüchtigte Gottesvolk tröstete und ihm sagte seine Missetat sei ihm nun vergeben und die Zeit der Herrlichkeit Gottes sei im Begriff anzubrechen. Gerade an diesem Wendepunkt der Geschichte Israels kam dem Daniel noch einmal die ganze lange Kette der Versündigungen seines Volkes zu Bewusstsein, und er flehte um deren endgültige Vergebung.*<br/><br/>
:::::''Anmerkung 35: Tipps zum Forschen im prophetischen Wort''
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:''* [[Apg 1]] enthält eine ganz merkwürdige Parallele zu der Frage, die Daniel damals bewegte, da berichtet Lukas eine Frage der Jünger an den auferstandenen Herrn, als derselbe sie kurz vor seiner Himmelfahrt zum letzten mal zusammengerufen hatte. Wenige Wochen vorher war die bis dahin schwerste Versündigung Israels geschehen, nämlich die Ausstoßung seines Königs und dessen Überantwortung an die Völkerwelt zum Zweck der schmählichen und qualvollen Kreuzigung. Aber Gott hatte zur Kreuzigung Jesu die Auferweckung gefügt, und die Jünger wussten schon aus früheren  Worten des Auferstandenen, dass das die Nichtanrechnung der schweren Versündigung  bedeutete. Was hatte Gott nun mit Israel vor? Bedeutete dies die Erlösung des Volkes Gottes auch von der Unterstellung unter die Weltmacht, der es seit Daniels Zeit unterworfen war mit Ausnahme der Zeit des makkabäischen Königtums? Bedeutete dies die Wiedereinsetzung Israels in seine bevorzugte Sonderstellung innerhalb der Menschheit? Aus diesen Erwägungen heraus muss die Frage der Jünger an den auferstandenen und zur Himmelfahrt sich anschickenden Herrn verstanden werden: „Herr, wirst du in der jetzt anhebenden Zeit dem Israel seine Vormachtstellung wieder zurückgeben?“ Das war keine Frage der N e u g i e r , wie es oft aufgefasst wird, die dann durch die Antwort Jesu eine Z u r e c h t w e i s u n g erfahren hätte, wie man es der üblichen Übersetzung der Antwort des Herrn glaubt entnehmen zu können und  zu müssen: „es g e b ü h r t euch  nicht, zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat.“ Der griechische Urtext lässt eine andere Übersetzung geradeso zu, die mit Umschreibung folgendermaßen geformt werde kann: „Ihr lieben Jünger, mit solchen Fragen müsst ihr euch jetzt in diesem Augenblick nicht beschäftigen.“ S o verstanden enthält die Antwort des Herrn geradezu eine B e s t ä t i g u n g des Gedankens, welche der Frage der Jünger zugrunde lag.''
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:''„Die Zeit e i n schnitte und Zeit a b schnitte (für die Wiedereinsetzung Israels in seine Sonderstellung und für seinen Sonderberuf) stehen bereits vor Gotte Auge. Nur hat er sie sich vorbehalten und wird sie zu s e i n e r Zeit verwirklichen. Was i h r zu tun habt, das ist nur das eine, dass ihr nach dem Empfang des Heiligen Geistes meinen Königsnamen bezeugt, zuerst in Jerusalem und im ganzen Heiligen Lande, dann abae bis ans Ende der Erde. Das ist e u r e Aufgabe. Und meines V a t e r s Aufgabe ist es, Israel zur gegebenen Zeit in seine ihm zugedachte bevorrechtete Dienststellung wieder einzusetzen.“ - In diesem Sinne verstanden, liegt die Antwort des scheidenden Herrn auf der gleichen Linie wie das Wort des Apostels Paulus ([[Röm 11]]) über die Wiederannahme und neue Indienststellung des alten Gottesvolkes im Reich Gottes auf Erden. Nur dass, als Paulus den Römerbrief schieb, die Geschichte Israels seit der Himmelfahrt seines Königs ein wichtiges und ernste Stück weitergeschritten war. Inzwischen hatte der erhöhte Herr durch seine Apostel dem Volk Israel im Angebot des Evangeliums die Friedenshand gereicht.  Aber der Hauptteil Israels hatte die Hand zurückgewiesen, ja war in den Kampf gegen das Evangelium  und damit auch gegen die Boten Jesu und den Herrn selber eingetreten. Das h a t der Herr bei der weiter oben besprochenen Frage der Jünger vor seiner Himmelfahrt schon g e w u s s t . Aber diese schmerzhafte und betrübliche Wirklichkeit hat der damals seinen Jüngern noch nicht kundtun wollen, um ihnen ihre nächste Arbeit nicht im voraus  zu erschweren. Andeutungen in dieser  Richtung hatte er ihnen früher schon öfter gemacht, besonders deutlich bei der großen Abrechnung mit den Führern des Volkes am Dienstag vor seiner Kreuzigung ([[Mt 23:34]]). Aber solche Andeutungen waren den Jüngern in den frohen Tagen, da sich ihnen der Herr nach seiner Auferstehung lebendig  zeigte, nicht mehr gegenwärtig. Sie hofften nun für ihr Volk das Beste.  Warum hätte der Herr damals ihre Freude und Zuversicht dämpfen sollen? Darum hat er sie nur schrittweise in die schmerzhafte Erkenntnis vom z w e i t e n Fall ihres Volkes hineingeleitet. Das Wunderbare ist nun, dass auch die n e u e Versündigung Israels zur Zeit der A p o s t e l den Heilsplan Gottes mit seinem Volk nicht aufgehoben  hat. Und d a s war es, was der Apostel Paulus, früher selber ein erbitterter Gegener des Herrn und seiner Gemeinde, in [[Röm 11]] aus der Schrift heraus  durch den Geist Gottes bezeugt hat: „Gottes Gaben und Berufung mögen ihn nicht gereuen“ ([[Röm 11:29]]). Gerade solche Einblicke in die Pläne und Wege Gottes durch alle menschliche Schuld h i n d u r c h können Mut machen, wenn das Wissen um p e r s ö n l i c h e Schuld das Gewissen beschwert, den glaubenden Aufblick hemmt und die Hoffnung zu schmälern droht.''<br/><br/>
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Bei jenen Fragen war Daniel eine Weissagung Jeremias von großem Wert, nämlich die Weissagung der 70 Jahre ([[Jer 25:11]] und [[Jer 29:10]]). Es ist wohl möglich, dass der genannte Zeitraum eine dreifache Beziehung hat: zur Dauer der Herrschaft Babels, der Gefangenschaft Israels und des Wüstliegens des Tempels. Die Herrschaft Babels, vom Anfang der Regierungszeit Nebukadnezars an gerechnet, hat einen Zeitraum von dieser Länge ausgefüllt. Die Dauer der Gefangenschaft scheint auf den ersten Anblick kürzer zu sein, weil die Wegführung des Volkes erst etwa 20 Jahr später erfolgt ist. Aber ein T e i l des Volkes wurde ja schon geraume Zeit vor dem Fall Jerusalems weggeführt, so Daniel selber und n ach ihm diejenigen, an welche Jeremia jenen Brief nach Babel geschickt hat, von dem in [[Jer 29]] die Rede ist. Damals war der Hauptteil Israels noch nicht weggeführt, und trotzdem ist von den genannten 70 Jahren schon in diesem Brief die Rede. Merkwürdig ist weiter, dass die Dauer der Verödung des Tempels ebenfalls etwa 70 Jahre lag gewährt hat. Zwar begann der Bau des neuen Tempels bald nach der Heimkehr aus der Gefangenschaft. Aber der Weiterführung und Vollendung des Tempels stellten sich solche Hindernisse in den Weg, dass er erst annähernd 20 Jahre später fertig wurde.
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Um nun noch einmal auf die dem Bußgebet Daniels zugrunde liegenden Fragen zu kommen: die 70 Jahre der Herrschaft Babels waren zu Ende gegangen. Babels Herrschaft bestand tatsächlich nicht mehr. Durfte nun auch das Volk wieder heim? Und wollte Gott wieder auf dem heiligen Berge inmitten seines Volkes wohnen? Die Antwort, die Daniel zuteil wurde, hat die Weissagung Jeremias nicht umgestoßen, aber erweitert. Gleichzeitig hat sie die Hoffnung Daniels auf ein r a s c h e s  Eintreten der e i g e n t l i c h e n Erlösung Israels korrigiert.*<br/><br/>
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:::Korrektur der Erwartung Daniel
 
:::Korrektur der Erwartung Daniel
 
:::::''Anmerkung 36: Geschichtliche Leerläufe''
 
:::::''Anmerkung 36: Geschichtliche Leerläufe''

Version vom 23. Dezember 2020, 17:30 Uhr

Abschrift des Buches: Zeitenwende
Eine Bibelhilfe aus dem Danielbuch

Verfasser: Georg Thaidigsmann (Pfarrer in Waldbach)
Verlag: Wilhelm Fehrholz Baden-Baden (1947)

Siehe weitere interessante Bücher unter: Abschriften

Inhaltsverzeichnis
Einführung
I. Die Wende zur Zeit Daniels
II. Das Vorbildliche an der Haltung Daniels
III. Die Prophetie Daniels

In Bearbeitung

III. Die Prophetie Daniels Fortsetzung

3. Daniels Wort zur christlichen Zeitwende

Die Veranlassung dazu

Seither war die Rede, in welchem Maß die dem Daniel in seinen Gesichten gewährte Weissagung die späteren Zeitwend e n und namentlich d i e große Zeit e n wende vor dem Kommen des Gottesreichs beleuchtet. E i n e s seiner Gesichte war noch nicht berührt, nämlich das im 9. Kapitel. Ob das nicht in besonderem Maß wichtig ist, weil es nämlich die Zeit des Neuen Testaments und weiter den letzten Abschnitt der Endzeit beleuchtet? Es war schon früher davon die rede, dass sich dieses Kapitel an das große Bußgebet Daniels anschließt, das ihn bewegte, als gerade die Zeit des babylonischen Reiches zu Ende gegangen und das medo-persische Reich an seine Stelle getreten war. Da legte sich ihm die Frage nahe, ob mit dem Ende Babels für sein Volk auch das Ende des Gerichts Gottes gekommen sei, durch welches die babylonische Gefangenschaft über sein Volk verhängt worden war. War nun Israels Schuld getilgt? Fing nun Gott mit seinem Volk neu an ? War nun für sein Volk die Zeit der v o l l e n Erlösung angebrochen? Daniel hat die Schriften der früheren Propheten gekannt. Es ist wohl möglich, dass ihm auch das 40. Kapitel des Jesajabuches (Jes 40) bekannt war, das im Blick auf das Ende der Gefangenschaft das schwer gezüchtigte Gottesvolk tröstete und ihm sagte seine Missetat sei ihm nun vergeben und die Zeit der Herrlichkeit Gottes sei im Begriff anzubrechen. Gerade an diesem Wendepunkt der Geschichte Israels kam dem Daniel noch einmal die ganze lange Kette der Versündigungen seines Volkes zu Bewusstsein, und er flehte um deren endgültige Vergebung.*

Anmerkung 34:

Die Frage der Jünger Apostelgeschichte 1
* Apg 1 enthält eine ganz merkwürdige Parallele zu der Frage, die Daniel damals bewegte, da berichtet Lukas eine Frage der Jünger an den auferstandenen Herrn, als derselbe sie kurz vor seiner Himmelfahrt zum letzten mal zusammengerufen hatte. Wenige Wochen vorher war die bis dahin schwerste Versündigung Israels geschehen, nämlich die Ausstoßung seines Königs und dessen Überantwortung an die Völkerwelt zum Zweck der schmählichen und qualvollen Kreuzigung. Aber Gott hatte zur Kreuzigung Jesu die Auferweckung gefügt, und die Jünger wussten schon aus früheren Worten des Auferstandenen, dass das die Nichtanrechnung der schweren Versündigung bedeutete. Was hatte Gott nun mit Israel vor? Bedeutete dies die Erlösung des Volkes Gottes auch von der Unterstellung unter die Weltmacht, der es seit Daniels Zeit unterworfen war mit Ausnahme der Zeit des makkabäischen Königtums? Bedeutete dies die Wiedereinsetzung Israels in seine bevorzugte Sonderstellung innerhalb der Menschheit? Aus diesen Erwägungen heraus muss die Frage der Jünger an den auferstandenen und zur Himmelfahrt sich anschickenden Herrn verstanden werden: „Herr, wirst du in der jetzt anhebenden Zeit dem Israel seine Vormachtstellung wieder zurückgeben?“ Das war keine Frage der N e u g i e r , wie es oft aufgefasst wird, die dann durch die Antwort Jesu eine Z u r e c h t w e i s u n g erfahren hätte, wie man es der üblichen Übersetzung der Antwort des Herrn glaubt entnehmen zu können und zu müssen: „es g e b ü h r t euch nicht, zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat.“ Der griechische Urtext lässt eine andere Übersetzung geradeso zu, die mit Umschreibung folgendermaßen geformt werde kann: „Ihr lieben Jünger, mit solchen Fragen müsst ihr euch jetzt in diesem Augenblick nicht beschäftigen.“ S o verstanden enthält die Antwort des Herrn geradezu eine B e s t ä t i g u n g des Gedankens, welche der Frage der Jünger zugrunde lag.
„Die Zeit e i n schnitte und Zeit a b schnitte (für die Wiedereinsetzung Israels in seine Sonderstellung und für seinen Sonderberuf) stehen bereits vor Gotte Auge. Nur hat er sie sich vorbehalten und wird sie zu s e i n e r Zeit verwirklichen. Was i h r zu tun habt, das ist nur das eine, dass ihr nach dem Empfang des Heiligen Geistes meinen Königsnamen bezeugt, zuerst in Jerusalem und im ganzen Heiligen Lande, dann abae bis ans Ende der Erde. Das ist e u r e Aufgabe. Und meines V a t e r s Aufgabe ist es, Israel zur gegebenen Zeit in seine ihm zugedachte bevorrechtete Dienststellung wieder einzusetzen.“ - In diesem Sinne verstanden, liegt die Antwort des scheidenden Herrn auf der gleichen Linie wie das Wort des Apostels Paulus (Röm 11) über die Wiederannahme und neue Indienststellung des alten Gottesvolkes im Reich Gottes auf Erden. Nur dass, als Paulus den Römerbrief schieb, die Geschichte Israels seit der Himmelfahrt seines Königs ein wichtiges und ernste Stück weitergeschritten war. Inzwischen hatte der erhöhte Herr durch seine Apostel dem Volk Israel im Angebot des Evangeliums die Friedenshand gereicht. Aber der Hauptteil Israels hatte die Hand zurückgewiesen, ja war in den Kampf gegen das Evangelium und damit auch gegen die Boten Jesu und den Herrn selber eingetreten. Das h a t der Herr bei der weiter oben besprochenen Frage der Jünger vor seiner Himmelfahrt schon g e w u s s t . Aber diese schmerzhafte und betrübliche Wirklichkeit hat der damals seinen Jüngern noch nicht kundtun wollen, um ihnen ihre nächste Arbeit nicht im voraus zu erschweren. Andeutungen in dieser Richtung hatte er ihnen früher schon öfter gemacht, besonders deutlich bei der großen Abrechnung mit den Führern des Volkes am Dienstag vor seiner Kreuzigung (Mt 23:34). Aber solche Andeutungen waren den Jüngern in den frohen Tagen, da sich ihnen der Herr nach seiner Auferstehung lebendig zeigte, nicht mehr gegenwärtig. Sie hofften nun für ihr Volk das Beste. Warum hätte der Herr damals ihre Freude und Zuversicht dämpfen sollen? Darum hat er sie nur schrittweise in die schmerzhafte Erkenntnis vom z w e i t e n Fall ihres Volkes hineingeleitet. Das Wunderbare ist nun, dass auch die n e u e Versündigung Israels zur Zeit der A p o s t e l den Heilsplan Gottes mit seinem Volk nicht aufgehoben hat. Und d a s war es, was der Apostel Paulus, früher selber ein erbitterter Gegener des Herrn und seiner Gemeinde, in Röm 11 aus der Schrift heraus durch den Geist Gottes bezeugt hat: „Gottes Gaben und Berufung mögen ihn nicht gereuen“ (Röm 11:29). Gerade solche Einblicke in die Pläne und Wege Gottes durch alle menschliche Schuld h i n d u r c h können Mut machen, wenn das Wissen um p e r s ö n l i c h e Schuld das Gewissen beschwert, den glaubenden Aufblick hemmt und die Hoffnung zu schmälern droht.

Bei jenen Fragen war Daniel eine Weissagung Jeremias von großem Wert, nämlich die Weissagung der 70 Jahre (Jer 25:11 und Jer 29:10). Es ist wohl möglich, dass der genannte Zeitraum eine dreifache Beziehung hat: zur Dauer der Herrschaft Babels, der Gefangenschaft Israels und des Wüstliegens des Tempels. Die Herrschaft Babels, vom Anfang der Regierungszeit Nebukadnezars an gerechnet, hat einen Zeitraum von dieser Länge ausgefüllt. Die Dauer der Gefangenschaft scheint auf den ersten Anblick kürzer zu sein, weil die Wegführung des Volkes erst etwa 20 Jahr später erfolgt ist. Aber ein T e i l des Volkes wurde ja schon geraume Zeit vor dem Fall Jerusalems weggeführt, so Daniel selber und n ach ihm diejenigen, an welche Jeremia jenen Brief nach Babel geschickt hat, von dem in Jer 29 die Rede ist. Damals war der Hauptteil Israels noch nicht weggeführt, und trotzdem ist von den genannten 70 Jahren schon in diesem Brief die Rede. Merkwürdig ist weiter, dass die Dauer der Verödung des Tempels ebenfalls etwa 70 Jahre lag gewährt hat. Zwar begann der Bau des neuen Tempels bald nach der Heimkehr aus der Gefangenschaft. Aber der Weiterführung und Vollendung des Tempels stellten sich solche Hindernisse in den Weg, dass er erst annähernd 20 Jahre später fertig wurde.

Um nun noch einmal auf die dem Bußgebet Daniels zugrunde liegenden Fragen zu kommen: die 70 Jahre der Herrschaft Babels waren zu Ende gegangen. Babels Herrschaft bestand tatsächlich nicht mehr. Durfte nun auch das Volk wieder heim? Und wollte Gott wieder auf dem heiligen Berge inmitten seines Volkes wohnen? Die Antwort, die Daniel zuteil wurde, hat die Weissagung Jeremias nicht umgestoßen, aber erweitert. Gleichzeitig hat sie die Hoffnung Daniels auf ein r a s c h e s Eintreten der e i g e n t l i c h e n Erlösung Israels korrigiert.*

Anmerkung 35:

Tipps zum Forschen im prophetischen Wort



Korrektur der Erwartung Daniel
Anmerkung 36: Geschichtliche Leerläufe
Die Jahrwochen
Anmerkung 37: Die Textschwierigkeit Dan 9 und ihre Lösung
Die e r s t e Heilswoche Israels zur Zeit Jesu
4. Daniel Wort zur l e t z t e n Stunden (innerhalb Anm. 37)
Wiederholung der Heilswoche Israels bei Abschluss
Die große Trübsal
Anmerkung 38: Unterschied zwischen Trübsalen und der g r o ß e n Trübsal
Die Auswahl
Anmerkung 39: Geschichtliches dazu
5. Ausblicke Daniels auf das Reich Gottes auf E r d e n
Anmerkung 40: Was heißt „H i m m e l“ reich?
Anmerkung 41: Der „Menschensohn“
Anmerkung 42: Gemeinde Jesu, Kirchen und Reich Gottes
Israels Herrscherstellung im Zeichen des D i e n s t e s
Anmerkung 43: Das Gericht und der Richter
6. Blicke Daniels in die n e u e Zeit
Anmerkung 44: Der letzte Ausblick des P a u l u s
Anmerkung 45: Der Blick a u f wärts und v o r wärts
Vorläufiges Schlusswort
Der Dienst der Prophetie
Die Gegenwart als Zeitenwende