1. Gesicht auf Erden

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Abschrift des Buches: Offenbarung Jesu Christi von August Fuhr
erschienen 1950 im Philadelphia Verlag, August Fuhr, Reutlingen

in Bearbeitung

Inhaltsübersicht des Buches:
Kapitel davor:
1. Gesicht im Himmel (Offb 4 u. 5)

1. Gesicht auf Erden

Offb 6:1-7:8

Johannes ist "im Herrentag". In "Gesichten im Himmel" und "in Gesichten auf Erden" schaut und durchlebt er im Geist alles, was nach etwa 2000 Jahren am "Tag des Herrn", der ein Tag der Finsternis und tiefen Dunkels ist (Joe 2:1.2), auf Erden sichtbar in die Erscheinung treten wird. Das Gesicht im Himmel ist jeweils der Schlüssel und die Erklärung zu dem, was danach auf Erden geschieht. Grundlegend und grundsätzlich ist im ersten Gesicht im Himmel die Erlösung und Erneuerung der ganzen Schöpfung dargestellt. Niemand anders hat dies vollbracht als da Lamm, das geschlachtet it von Grundlegung der Welt an.

Es gibt kein Geschöpf, weder imHimmel noch auf Erden, noch unter der Erde (Offb 5:13), das nicht mit hineinverschlungen wäre in den Sieg des Lammes über Sünde, Tod und Hölle. Sind die Äonen zu ihrer Fülle gekommen, dann ist auch alles Todeswesen verschlungen in den Sieg des Lebensfürsten. Triumphierend wird Er dann ausrufen: "Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?" (!Kor 15:55). Nicht der Tod und nicht die Hölle haben den Endsieg über die Schöpfung; das Lamm hat ihn ausschließlich und absolut. Die ganze Schöpfung, ohne Ausnahme, betet das Lamm an. Die ganze Kreatur, der ganze Kosmos ist versöhnt mit Gott, wie Paulus (2Kor 5:19) sagt. "Gott war in Christo und versöhnte den Kosmos mit sich selbst." Da ist gar nichts ausgeschlossen. Sein kostbares Blut ist das Lösegeld (1Petr 1:18-20). Was dieses Lamm in Seinem blutigen Opfer auf Golgatha wurzelmäßig FÜR die ganze Schöpfung vollbracht hat, das wird jetzt von dem Löwen aus dem Geschlecht Juda mit königlicher Herrschergewalt AN dem ganzen All durchgeführt. So geht alles wachstümlich aus dieser Wurzel bis zur reifen Frucht. In Seinem Opfer sind wir erlöst noch Geist, Seele und Leib. Und doch warten wir noch auf unseres Leibes Erlösung, d. h. Vollerlösung (Röm 8:23). So ist auch der Satan im blutigen Opfer Jesu grundsätzlich und wurzelmäßig überwunden. Dennoch lässt ihm der Heiland noch nahezu 2000 Jahre Zeit, sich auszuwirken bis zur Vollreife. Das geschlachtete Lamm kann warten, bis es die volle Ernte seines allumfassenden Sieges von Golgatha einheimsen kann. Wir ungeduldigen Menschen meinen, wenn wir kaum angefangen haben, dann sollte schon alles fertig sein. Der Heiland kann warten; Sein sind die Äonen, und die Frucht Seines Sieges von Golgatha ist Ihm sicher. Nicht eine "Klaue" wird dahintenbleiben. Was wurzelmäßig vollbracht ist, das setzt sich von Äon zu Äon siegreich durch. Ein wesentlicher Teil davon wird am "Tag des Herrn" zielmäßig erfüllt sein. Das geschlachtete Lamm ist jetzt Löwe. Mit Löwengewalt wird Er Seinen Sieg durchführen und dem Räuber den Raub abnehmen.

Wie solches geschieht, wird in den nun folgenden Siegel-, Posaune- und Zornschalengerichten dargestellt. Dass es sieben Siegel, sieben Posaunen und sieben Zornschalen sind, zeigt an, dass Gott (3) mit der Welt (4) ÄUSSERLICH zu einem Ziel und Abschluss kommt, zum Königreich (7) auf Erden.

Während der Siegel die ganze Periode, den ganzen "Tag des Herrn", von seinem Anfang bis zu seinem Ende, also bis zum sichtbaren Erscheinen des Herrn (siehe 6. Siegel) umschließen, sind die Posaunen- und Zornschalengerichte Ereignisse, die nacheinander zu bestimmten Zeiten innerhalb des Herrntages eintreffen. Es sind verschiedene - in ihren Auswirkungen sich steigernde Gerichtsperioden. Am deutlichsten wird das offenbar bei einem Vergleich der Posaunen und Zornschalen. Die Posaunengerichte kehren in den Zornschalengerichten gesteigert wieder. Aus dem 7. Siegel entfalten sich die sieben Posaunengerichte und aus der 7. Posaune die sieben Zornschalengerichte. Alles wächst sich aus zu einer Reife, und damit zu einer Ernte, zu einem Abschluss.

Sechs Siegelbrechungen

Das 1. Siegel

Offb 6:1.2: Und ich sah, dass das Lamm eines von den sieben Siegeln öffnete, und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen sagen mit Donnerstimme: Komm! Und ich sah, und siehe ein weißes Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen; und es ward ihm eine Krone gegeben, und er zog aus als ein Sieger, und dass er siegte.
Damit beginnt der Tag des Herrn auf Erden. Der Prophet Daniel zeichnet ihn in kurzen markanten Strichen so. "Und er (der Antichrist) wird einen festen Bund mit vielen schließen (für) eine Woche und mitten in der Woche wird er Schlachtopfer und Speiseopfer abschaffen, und auf der Zinne werden Gräuel (Götzen) des Verwüsters aufgestellt sein, und zwar bis Vernichtung und Festbeschlossenes über den Verwüster ausgegossen werden" (Dan 9:27). Das zeigt, dass es sich in erster Linie um Israel handelt, weil ja Daniel die Geschichte seines Volkes schaut und die Weltreiche dabei nur insoweit erwähnt, als sie mit Israel - wenn es in seinem Lande und in seiner Stadt ist - in Verbindung treten. Es ist eine grundlegende Wahrheit zum Verständnis des prophetischen Wortes, die leider meinst nicht beachtet und vielfach auch nicht erkannt wird, dass die Völker seit dem Turmbau zu Babel von Gott DAHINGEGEBEN sind. Dort hat Gott sie zerstreut, so wie Er auch später im Jahre 70 n.Chr. Israel um seiner Sünde willen hinausgestreut hat unter die Nationen. Unter dem FLUCH Gottes sind die Nationen zerstreut in die ganze Welt, weil sie einst unter Seinem Segen nicht gehen wollten. Dieser Fluch wird jetzt von einzelnen Menschen genommen, wenn sie an Jesus Christus glauben. Man darf sich nicht dadurch täuschen lassen, dass zwar viele Völker christianisiert, aber nie christlich wurden. Es hat noch nie christliche Völker gegeben. Es waren immer nur wenige Gläubige unter den automatisch "Christ" gewordenen Menschen. Die Menschen werden einfach hinein getauft mit der Wassertaufe, ohne dass sie den Heiligen Geist jemals empfangen hatten. Sie kennen weder Gott noch Christus.

Dies wirkt sich verhängnisvoll aus. Die Völker als solche sind nach der Schrift bis auf den heutigen Tag dahingegeben. Dieser Fluch wird erst im 1000jährigen Reich von den VÖLKERN genommen werden, wenn das Haupt der Völker, Israel, zu seiner Nationalbuße gekommen sein wird. Was Gott an den Völkern seit der Ausgießung des Heiligen Geistes und der Bekehrung des Paulus tut, ist nicht Völkerbekehrung, sondern Herausrufung der Erstlinge aus den Völkern. Etwas anderes ist in den bald zwei Jahrtausenden nicht geschehen. Seit dem Turmbau zuBabel überlässt Gott die Menschen sich selbst; sie sollen sehen, wie sie jetzt ohne Ihn zurechtkommen, d. h. nicht zurechtkommen, sondern immer mehr in Jammer und Elend hineingeraten. Was müht sich doch die Menschheit von Geschlecht zu Geschlecht um die Herbeiführung idealer Zustände ohne Gott! Dabei wird es von Geschlecht zu Geschlecht schlimmer! Wenn Gott wirklich die Menschheit regierte, wie man sagt, dann wäre dies ein furchtbares Fiasko Gottes. Dann hätten die Feinde Gottes recht.

Darum finden wir im prophetischen Wort von der Geschichte der Völker nur dort etwas, wo die Völker oder eines von ihnen zum Gottesvolk Israel in eine direkte Beziehung tritt, und auch dann nur, wenn dies Volk Israel im SELBEM Lande und seiner Stadt Jerusalem wohnt. Solange Israel in der Zerstreuung ist, schweigt sich Gott über alle Welt- und Völkergeschichte aus. Wer das nicht erkennt und nicht fasst, muss bei der Beurteilung der Prophetie und der Geschichte immer wieder auf Abwege geraten.

Die ersten sechs Siegel gehören zusammen und folgen rasch aufeinander. Das 7. Siegel dagegen umfasst die ganze Zeit bis zur sichtbaren Erscheinung des Herrn. Das Lamm (der Heiland) ist der Siegelöffner oder Siegelbrecher. Er kann deshalb nicht zugleich auch der Reiter auf dem weißen Pferd sein. Auch kann Er nicht gerufen werden von den Cherubim, denn Er steht über ihnen, ist ihr Herr und Gebieter und sie haben auf Seinen Ruf zu folgen.

Ist das Siegel gebrochen, dann ruft eines der vier Lebewesen (= Cherubim): Brich auf! Sie selbst führen keine Gerichte aus. Sie rufen aber den Gerichtsvollstreckern und rüsten dieselben aus. Das ist eine grundsätzliche Wahrheit, die für die richtige Auffassung des ersten Siegels von Bedeutung ist.

Halte man sich immer vor Augen, dass die Ereignisse der Offenbarung nicht den Geschichtsablauf der vergangenen 1900 Jahre zeichnen, sondern den "Tag des Herrn", der noch zukünftig ist und die letzten sieben Jahre des gegenwärtigen Äons umfasst. Sie gehören also nicht der Vergangenheit an, auch nicht teilweise, sondern ganz und gar der Zukunft. Aber wie die ägyptischen Plagen m it diesen letzten Gerichten viel Ähnlichkeit haben, so zeigen sich auch in dem verflossenen Geschichtsablauf ÄHNLICHE Ereignisse, Gerichte und Katastrophen, wie wir sie in den Siegel-, Posaunen- und Zornschalengerichten finden. Aber man kann nicht agen, dass sie die ERFÜLLUNG der letzten Ereignisse seien. Was sich nach Mt 24:5-14 über etwa 2000 Jahre erstreckt, das ereignet sich konzentriert am "Tag des Herrn".

Eine ganz zuverlässige Orientierung gibt uns die große Zukunftsrede des Herrn in Mt 24. Die Gegenüberstellung derselben mit Offb 6. macht alles klar. Die Antwort des Herrn geschieht auf die Frage:Welches wird das Zeichen Deiner Parusia (Erscheinung) und des Endes des Äons sein? Von diesen beiden Dingen, von Seiner Parusie und von Ende des Äons, handelt auch die Offenbarung. DEshalb gehören beide Schriften zusammen und erklären und ergänzen einander. Dem persönlichen Antichristus gehen viele Antichristusse voraus. Jhannes schreibt 1Jo 2:18: "Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass ein Antichrist kommt, so sind nun viele Antichristen geworden." Ist das antichristliche Wesen in den Kindern des Unglaubens zur Reife gelangt, der Leib des Antichristus vollendet, dann tritt der heraus, der von sich sagt: "Ich bin Christus."

Vergleichen wir nun die Rede unseres Herrn in Mt 24. mit Offb 6. so ergibt sich folgende Darstellung:

1. Mt 24:5: Der personifizerte Anti-Christus

Offb 6: = 1. Siegel: Weißes Pferd, Anti-Christus

2. Mt 24:6: Kriege

Offb 6: = 2. Siegel: Rotes Pferd, Krieg

3. Mt 24:7: Teuerung, Hungersnot

Offb 6: = 3. Siegel: Schwarzes Pferd, Teuerung, Hungersnot

4. Mt 24:7: Pestilenz

Offb 6: = 4. Siegel: Fahles Pferd, Schwert, Hunger, Pestilenz, wilde Tiere

5. Mt 24:9-28: Große Trübsal, Märtyrer

Offb 6: = 5. Siegel: Märtyrer unter dem Altar

6. Mt 24:29-30: Zeichen am Himmel. Sichtbare Wiederkunft des Herrn.

Offb 6: = 6. Siegel: Naturkatastrophen am Himmel und auf Erden. Kommen des Herrn, Zorntag des Lammes.
7. Siegel geht über in die sieben Posaunen- und Zornschalengerichte.

Bleiben wir bei unserem Grundsatz, dass Schrift durch Schrift erklärt wird, dann wird im 1. Siegel das Heraustreten des "Anti-Christus" dargestellt.