Zwei Männer, eine Frau und eine Wiederheirat

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche
Von Daniel Muhl


Der Text aus 5Mo 24 wirft einige Fragen auf, die ich hier etwas näher erläutern will. Doch zuerst noch einmal der Text:

  • ELB 5Mo 24:1-4 - Wenn ein Mann eine Frau nimmt und sie heiratet und es geschieht, dass sie keine Gunst in seinen Augen findet, weil er etwas Anstößiges an ihr gefunden hat und er ihr einen Scheidebrief geschrieben, ihn in ihre Hand gegeben und sie aus seinem Haus entlassen hat, 2 und sie ist aus seinem Haus gezogen und ist hingegangen und [die Frau] eines anderen Mannes geworden, 3 [wenn dann] auch der andere Mann sie gehasst und ihr einen Scheidebrief geschrieben, ihn in ihre Hand gegeben und sie aus seinem Haus entlassen hat oder wenn der andere Mann stirbt, der sie sich zur Frau genommen hat, 4 [dann] kann ihr erster Mann, der sie entlassen hat, sie nicht wieder nehmen, dass sie seine Frau sei, nachdem sie unrein gemacht worden ist. Denn ein Gräuel ist das vor dem HERRN. Und du sollst das Land, das der HERR, dein Gott, dir als Erbteil gibt, nicht zur Sünde verführen.

Dieser Abschnitt scheint relativ eindeutig zu sein, doch ich habe mir die Frage gestellt, warum dieses Verhalten vor dem Herrn ein Gräuel ist? Folgende Möglichkeiten sind mir dabei eingefallen:

  1. Der Mann, der seine Frau entlassen hat, weil sie ihm wegen einer Sache nicht gefallen hat, hat plötzlich den Eindruck, dass diese Frau doch nicht so schlecht war und er sie wieder zu sich nehmen könnte. Wenn er sie wieder zu sich nehmen könnte, weil der ursprüngliche Grund, sie zu entlassen, gar nicht so schwerwiegend war, dann war der erste Scheidebrief wirklich ein Gräuel, weil hier die ertragende Liebe fehlte. Das Wieder-Annehmen der ersten Frau vermittelt hier so ein bisschen den Eindruck, nach einem unverbindlichen Lustprinzip zu leben. "Mal gefällt sie mir, mal nicht und dann wieder doch!“ und je nachdem, wie man sich gerade fühlt, nimmt man eine Frau oder man wirft sie wieder weg! Das ist ein Gräuel vor dem Herrn. Wer nach diesem Prinzip lebt, soll dann eine solche Frau nicht einfach wieder bekommen, wenn er Lust dazu hat. In diesem Fall hat der erste Mann seine Frau „unrein gemacht“, indem er so etwas Anstößiges an ihr entdeckt hat, dass es aus seiner Sicht nicht mehr möglich war, mit dieser Frau zusammen zu sein. Wenn er danach diese „Unreinheit“ doch nicht so schwerwiegend beurteilt, dann hat er das erste Mal versagt!
  2. Es stellt sich natürlich die Frage, ob das Unrein-gemacht-sein vielleicht auch eine andere Bedeutung hat? Ist die Frau durch ihre zweimalige „Eheunfähigkeit“ (weil zwei Männer etwas Anstößiges an ihr entdeckt haben und sie anschließend gehasst haben) nicht mehr würdig, die Frau eines Mannes zu sein? Ist es vor Gott ein Gräuel, wenn eine Frau, die sich zweimal als eheunfähig erwiesen hat, wieder zu ihrem ersten Mann zurückgeht, weil sie vielleicht denkt, keinen „Besseren“ mehr finden zu können? Weil sie alleine auf der Straße steht und nicht mehr ein noch aus weiß, umwirbt sie ihren ersten Mann mit irgendwelchen Versprechungen, dass sie sich jetzt gebessert habe. Sie schmeichelt ihm und verführt ihn vielleicht, so dass er sich wieder erweichen lässt und sie dann wieder annehmen will.

Beides wäre ein stückweit möglich und beide Verhaltensweisen wären in den Augen des Herrn ein Gräuel, weil sie beide egoistisch motiviert sind. Das Land wird dann zur Sünde verführt, wenn man Menschen dazu motiviert, sich gegenseitig als "Verbrauchsartikel" zu benutzen, indem man einen Menschen "nimmt" um seine eigene Lust zu befriedigen und ihn dann später wieder "wegwirft", wenn er nicht mehr den entsprechenden Genuss vermitteln kann. Gefragt sind Menschen, die sich gegenseitig Wert geben, indem man die Würde des anderen achtet und ihn nicht einfach benutzt. Eine bedingungslose und verbindliche Liebe ist die beste Grundlage für eine wirklich erfüllte Sexualität!

Wie aber sieht die Sache aus, wenn die Frau den Mann verlassen hat (oder umgekehrt) und der Mann seine Frau immer noch liebt und auf sie wartet obwohl sie einen anderen geheiratet hat. Nach wie vor frage ich mich, ob es richtig ist, wenn der alleingelassene Mann auf eine Scheidung der zweiten Ehe seiner Frau hoffen darf, nur damit er sie wieder zurück haben kann? Wenn ein Mann die Scheidung nicht will (weil er seine Frau liebt), aber die Frau will sich scheiden lassen und heiratet anschließend einen anderen, dann ist dieses Verhalten der Frau ein Gräuel! Der Mann der seine Frau liebt und von ihr zurückgelassen wurde, hat sich auf jeden Fall nicht so verhalten, wie derjenige in 5Mo 24. Er hat in seiner Ehe vielleicht einige Fehler gemacht, aber er trägt nicht die Hauptschuld für die Scheidung, sofern er seine Frau wirklich liebt und das Beste für sie gesucht hat.
Wenn sich die Frau von ihrem zweiten Mann auch scheiden lässt oder wenn er stirbt und sie wieder zu ihrem ersten Mann zurückgehen will und ihr erster Mann sie wieder annimmt, weil er sie immer noch liebt, dann hat er von sich aus eigentlich keinen Fehler begangen (es sei denn, er hätte die zweite Scheidung der Frau, durch sein aktives Handeln ausgelöst).
Doch die Frage stellt sich hier: „Was sind die Motive der Frau, wenn sie wieder zu ihrem ersten Mann zurückkehrt?“ Denkt sie: „Der erste war ja gar nicht so schlecht und ich brauche schließlich jemanden, der mich versorgt, aber so richtig innig und selbstlos lieben tue ich ihn nicht!“ Diese Haltung wäre dann auch ein Gräuel und aus dieser Einstellung heraus fände ich eine Wiederheirat falsch!
Sollte die Frau aber echt Buße getan haben, sollte sie umgekehrt sein und erkannt haben, dass sie beim ersten Mal schändlich gehandelt hat und sollte sie mit dem Herrn Jesus wirklich einen echten Neuanfang gemacht haben, dann wäre für mich eine Wiederheirat mit dem ersten Mann denkbar! Aber die Frau sollte sich wirklich so verändert haben, dass sie ihren ersten Mann bedingungslos und mit großer Treue lieben will; sie sollte sich von ganzem Herzen an der Liebe Gottes orientieren! Das Zusammenkommen des ursprünglichen Ehepaares sollte nicht einfach leichtfertig vollzogen werden, sondern vielleicht wäre wieder eine Freundschafts- und Verlobungszeit angesagt (obwohl sie einmal verheiratet waren), um damit auch zu zeigen: „Ich kann auf den anderen warten und der andere ist mir so viel wert, dass ich ihn jetzt nicht einfach wieder benutze, weil ich gerade Lust dazu habe!“

Aufgrund der Gnade, die uns durch Jesus Christus erschienen ist, ist ein Neuanfang immer möglich! Nur sollte der Neuanfang einer Ehe nicht leichtfertig vollzogen werden. Ein Neuanfang sollte auf der Grundlage einer Sinneserneuerung und einer echten Buße (w. Umdenken oder Mitdenken mit dem Wort Gottes) geschehen. Bei beiden Partnern sollte dieses Mitdenken und die göttlichen Liebesmotive vorhanden sein, bevor sie wieder „ein Fleisch“ werden!

Ps. Wolfgang Bühne beschreibt in Seinem Buch „Kann denn Liebe Sünde sein?“ sehr eindrücklich, wie man sich selbst auf einen künftigen Ehepartner vorbereiten kann.
Mehr Informationen finden Sie hier!