Wie soll man mit Narren umgehen I - Spr 26:1+3-12

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298. Wie soll man mit Narren umgehen I - Spr 26:1+3-12

Vor uns steht ein ganzer Abschnitt, der dem Umgang mit dem Narren gewidmet ist. Das "Lexikon der Bibel" führt zu diesem Thema aus: "Narr, gibt eine Vielzahl hebräischer Wörter wieder, unter denen "kesil" oder "baar" den Menschen mit geringem geistigen Vermögen, das häufigere "nabal" den Menschen von geistiger Zuchtlosigkeit und Unbeherrschtheit meint... Der Narr steht im Gegensatz zum Weisen, manchmal auch zum Frommen... Gemeint ist gelegentlich der verstandesarme Mensch überhaupt, in der Regel allerdings der Mensch, der sein vorhandenes Denk- und Urteilsvermögen falsch gebraucht und dadurch in seinem Leben zu falschen Entscheidungen kommt."

Der in den vorliegenden Versen angesprochene Narr ist ein solcher nicht nur in der Karnevalstagen, sondern in seinem ganzen Leben. Es fällt auf dass im Sprüchebuch kaum eine Änderung seines Verhaltens und Denkens erwartet wird.

Damit der Tor wenigstens von seiner Narrheit überführt wird, ist es völlig falsch, ihm Ehre zu erweisen, in mit Ehrentiteln zu schmücken oder ihm öffentliche Ehrenämter zu verleihen. Dies würde nur über den Verfall seiner Persönlichkeit hinwegtäuschen und wäre eine erfolglose Verschwendung: Wie Schnee im Sommer und wie Regen in der Ernte, so ist Ehre dem Toren nicht geziemend, ebensowenig wie Wohlleben (Spr 26:1 - Spr 19:10). Schnee im Sommer ist in Israel überhaupt nicht zu erwarten, auch Regen in der Erntezeit nicht. Vielmehr würde das Gegenteil durch eine Ehrung des Narren erreicht: Wenn man auf eine treffliche, ihn beschämende Antwort verzichtet und sich an seine niveaulose Narrheit anpasst, würde man sich ihm gleichstellen, und er würde in seinen eigenen Augen als weise erscheinen (Spr 26:4-5). Solche Selbstverblendung aber würde den ganzen Fall hoffnungslos machen: Siehst du einen Mann, der in seinen eigenen Augen weise ist - für einen Narren ist mehr Hoffnung als für ihn (Spr 26:12), d.h., wenn er seine Torheit erkennen sollte: Spr 3:7 bestätigt dies für jeden Menschen: "Sei nicht weise in deinen Augen, fürchte JAHWEH und weiche vom Bösen!" In 1Kor 3:18 warnt auch der Apostel Paulus vor solchem Selbstbetrug: "Niemand betrüge sich selbst Wenn jemand sich einbildet, weise zu sein in diesem Zeitlauf, so werde er töricht, damit er (dann) weise werde!" Die Erkenntnis der eigenen Torheit ist nämlich der erste Schritt auf dem Weg zur Weisheit!

Von der erfolglosen Bemühung, einem Narren Ehre zu erweisen, spricht auch Spr 26:8: Wie das Binden eines Steines in der Schleuder, so ist, wer einem Narren Ehre erweist! Alle Bemühung und Aufwendung ist wirklich "verschleudert, weggeworfen. Dieser Vers wird von anderen Übersetzern so wiedergegeben: Wie ein Juwelengebinde in einem Steinhaufen, so ist es, wer einem Narren Ehre spendet (BUB/BA). Nicht die Gnade kann dem Narren Besserung bringen, sondern Erziehung und Zucht. Während die Freiheit in der Geistesführung den mündigen Söhnen zuteil wird, ist für die "Unmündigen" das züchtigende Gesetz notwendig, das als "Erzieher auf Christus hin" von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht überführt (Gal 3:23-26 - Gal 4:1-5). Die Peitsche dem Pferd, der Zaum dem Esel, und der Stock dem rücken des Narren! sagt Spr 26:3. Der Zaum dient dabei mehr der Führung und Lenkung des Tieres, die Peitsche mehr der Züchtigung des widerspenstigen Tieres. Darum spricht Gott uns in Ps 32:9-10 freundlich zu: "Seid nicht wie ein Ross, wie ein Maultier, das keinen Verstand hat; mit Zaum und Zügel, einem Geschirr, musst du sie bändigen, sonst nahen sie dir nicht!" Darauf folgt: "Viele Schmerzen hat der Gesetzlose" - durch Züchtigung und Gericht -, "wer aber JAHWEH vertraut, den wir Güte umgeben!"

Einen scheinbaren Widerspruch weisen die Verse Spr 26:4-5 auf, wo die Frage behandelt wird, ob man dem Narren auf seine Fragen antworten solle, denn "ein Narr kann mehr fragen, als zehn Weise antworten": Antworte dem Toren nicht nach seiner Narrheit, damit nicht auch du ihm gleich werdest (Spr 26:4)! Das Sich-Herabbegeben auf sein Frageniveau würde zu einer Anpassung und Wertminderung der Weisheit führen. Als Martin Luther einmal gefragt wurde, was Gott vor Grundlegung der Welt getan habe, antwortete er: Er saß in einem Birkenwäldchen und schnitt Ruten für solche, die dumme Fragen stellen. - Doch zeugte seine Antwort - eine dumme Antwort auf eine dumme Frage - nicht von Weisheit, weil ja die Hl. Schrift gar manches über Gottes Tun und Planen vor der Schöpfung bezeugt. Auch Jesus schwieg gegenüber der Torheit, Lüge und Heuchelei Seiner Ankläger, sowohl vor Kaiphas als auch vor Pilatus (Mt 26:62-63 - Joh 19:9). Was aber bedeutet es, wenn Spr 26:5 fast das Gegenteil bezeugt: Antworte dem Narren seiner Narrheit gemäß, damit er nicht weise sei in seinen Augen! Jüdische Ausleger sahen in Spr 26:4 die Verweigerung der Antwort des Weisen auf törichte weltliche Fragen, in Spr 26:5 jedoch die gebotene Antwort auf religiöse Fragen. In diesem Stück gilt es, dem Narren gegenüber Farbe zu bekennen, damit er nicht in seinen eigenen Augen scheinbar über die Weisheit triumphiert und "Ehre davonträgt". So ermahnt uns der Apostel Petrus: "Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung gegen einen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist" (1Petr 3:15 und Kol 4:6 fügt dem hinzu: "Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, um zu wissen, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt.


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299. Wie soll man mit Narren umgehen II - Spr 26:1+3-12