Wie kommen wir zur Ruhe und Gelassenheit?

Aus Bibelwissen
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Von Daniel Muhl

Vielleicht wünschen sich nicht alle Menschen Ruhe und Gelassenheit, weil sie die Ruhe als etwas Langweiliges empfinden. Andere möchten keine Ruhe, weil sie dann ins Grübeln kommen und Dinge ins Bewusstsein rufen, die sie bis anhin erfolgreich verdrängen konnten. Ruhe hat für gewisse Menschen etwas Beängstigendes und Unheimliches.
Doch in einer Zeit der Hektik und des Stresses sehnen sich die meisten Menschen nach Ruhe. An dieser Stelle können wir uns fragen, wie wir die optimale Ruhe definieren würden? Eine mögliche Definition könnte wie folgt lauten:

Optimale Ruhe bedeutet Frieden, nach Innen und nach Außen. Sie würde ein völliges Entspannt-Sein beinhalten, wo wir von keiner Sorge mehr geplagt werden. Die optimale Ruhe enthält auch die Überzeugung, in Sicherheit und Geborgenheit leben zu können. Ruhe findet unsere Seele auch nur dann, wenn sie von keiner Schuld mehr geplagt wird. Wirkliche Ruhe gibt es auch nur da, wo man um eine bedingungslose Liebe weiß. Kurz gesagt: Die totale Ruhe können wir nur dann genießen, wenn wir völlig davon überzeugt sind, nach Geist, Seele und Leib versorgt zu sein.

Irgendwie spüren wir, dass wir diesen Idealzustand kaum je erreichen können und trotzdem jagen wir diesem Zustand, der völligen Sorglosigkeit nach, indem wir versuchen, viel Geld zu verdienen, gute Versicherungen abzuschließen, den optimalen Job zu finden, kurzum; wir optimieren, so gut es geht, alle Umstände und hoffen dabei die ersehnte Ruhe zu finden. Es kann zwar sein, dass uns eine „erfolgreiche Vorsorge“ das Gefühl der Ruhe für eine ganz bestimmte Zeit vermittelt, aber die wird nicht von Dauer sein. Selbst Milliardäre, die so viel Geld besitzen, dass sie nie mehr arbeiten müssten und auch keine Angst mehr haben müssen, je wieder zu verarmen, haben keine bleibende Ruhe, weil die optimale Ruhe viel mehr beinhaltet, als die garantierte Versorgung bis ans Lebensende. Der völlig arme und mittellose „Wanderprediger“ Jesus erzählte uns Menschen folgende Geschichte:

  • Lk 12:16-21 - Das Land eines reichen Menschen trug viel ein. 17 Und er überlegte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Denn ich habe nicht, wohin ich meine Früchte einsammeln soll. 18 Und er sprach: Dies will ich tun: Ich will meine Scheunen niederreißen und größere bauen und will dahin all mein Korn und meine Güter einsammeln; 19 und ich will zu meiner Seele sagen: Seele, du hast viele Güter liegen auf viele Jahre. Ruhe aus, iss, trink, sei fröhlich! 20 Gott aber sprach zu ihm: Du Tor! In dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Was du aber bereitet hast, für wen wird es sein? 21 So ist, der für sich Schätze sammelt und nicht reich ist im Blick auf Gott.

Seit dem Tsunami in Japan wissen wir einmal mehr: „Man kann sehr reich sein, ein erfolgreiches Geschäft haben, die schönste Villa am Meer besitzen und innert kürzester Zeit spült ein Tsunami alles weg und wenn dann eine radioaktive Verseuchung die ganze Heimat unbewohnbar macht, ist es gänzlich vorbei, mit der sorglosen Ruhe. Wer das Weltgeschehen und die Geschichte objektiv beobachtet, der muss auch erkennen, dass es die totale Sicherheit nicht gibt und deshalb gibt es auch keine totale Ruhe und Gelassenheit, die wir uns selbst aneignen könnten.
Menschlich gesehen ist dies eine absolute Unmöglichkeit. Solange wir unabhängig von Gott, eine bleibende Ruhe auf allen Ebenen unseres Daseins herstellen möchten, jagen wir einer totalen Unmöglichkeit nach. Doch was bei den Menschen unmöglich ist, ist bei Gott möglich! Abhängig von Gott und in Verbindung mit Gott, ist jedoch eine vollkommene Ruhe möglich. Jesus sagt:

  • Mt 11:28-30 - Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben. 29 Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und «ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen»; 30 denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Der Sohn Gottes allein, vermag uns eine Ruhe und Gelassenheit zu geben, die nicht nur jede andere Ruhe bei Weitem übersteigt, sondern die auch bleibend ist. Die Bedingung dafür ist jedoch, dass man zu Jesus kommt und bei ihm bleibt! Wir bleiben dann bei Jesus, wenn wir mit ihm verbunden bleiben, wenn wir zu ihm ein Vertrauensverhältnis haben. Der Glaube und das Vertrauen zu Gott sind die ultimativen Schlüssel zur Ruhe und Gelassenheit. Wer auf Gott vertraut, weiß zwar, dass es im Leben schwere und schmerzvolle Tage geben wird, aber er weiß auch, dass ihm letztlich alles zum Guten zusammen wirkt (Röm 8:28).
Als meine Brüder und ich, mit unserem Architekturbüro nahe vor dem finanziellen Ruin standen, hatte ich schlaflose Nächte, also keine Ruhe! In Ruhe schlafen konnte ich erst dann wieder, als ich zu der Gewissheit kam, dass es für meine persönliche Entwicklung gut sein würde, wenn dies geschehen würde und dass Gott für mich dann einen anderen Weg bereithält, der sogar noch besser sein wird, als wenn wir das Architekturbüro behalten könnten. Wenn das Architekturbüro nicht in die Insolvenz geht, ist das natürlich auch gut! Was Gott in meinem Leben zulässt, ist in jedem Fall gut! Allein mit dieser inneren Haltung kam ich zur Ruhe. Ich fand die Ruhe im Zustand der finanziellen Unsicherheit! Ist das nicht paradox? Ich hatte nach der Veränderung meines Denkens mehr Ruhe, als zu der Zeit, wo die finanziellen Verhältnisse solide waren. Damals wurde mir auch klar, dass die Sehnsucht nach Ruhe, nicht dadurch gestillt werden kann, indem ich möglichst viele eigene Vorkehrungen treffe, sondern dadurch, dass ich mein ganzes Vertrauen auf meinen Gott setze.
Wer sein ganzes Vertrauen auf Gott setzt, tut dies, indem er den Glauben praktiziert, wie ihn uns die Bibel beschreibt. Die Bibel vermittelt uns den direkten Zusammenhang zwischen Ruhe und Glauben und somit auch dem Vertrauen. Glauben ist ja biblisch gesehen, ein tiefes Vertrauen auf Gott!

  • Hebr 4:1-3 - Fürchten wir uns nun, dass nicht etwa - da die Verheißung, in seine Ruhe einzugehen, noch aussteht - jemand von euch als zurückgeblieben erscheint. 2 Denn auch uns ist eine gute Botschaft verkündigt worden, wie auch jenen; aber das gehörte Wort nützte jenen nicht, weil es bei denen, die es hörten, sich nicht mit dem Glauben verband. 3 Wir gehen nämlich in die Ruhe ein als die, die geglaubt haben, ...

Die Zusagen Gottes müssen geglaubt werden. Es nützt nichts, wenn wir die Botschaft Gottes hören und ihr nicht glauben. Wenn wir den Worten Gottes keinen Glauben schenken, dann können wir auch nicht zur Ruhe kommen und schon gar nicht in die Ruhe Gottes eingehen! Glauben wir den Aussagen von Jesus, wenn er sagt:

  • Mt 6:26-30 - Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie weder säen noch ernten, noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel wertvoller als sie? 27 Wer aber unter euch kann mit Sorgen seiner Lebenslänge eine Elle zusetzen? 28 Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. 29 Ich sage euch aber, dass selbst nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen. 30 Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen?

Was nützt es uns, wenn wir diese Worte hören, sie aber nicht glauben können? Wenn wir diesen Worten kein Vertrauen schenken, wenn wir nicht glauben, dass Gott uns versorgt und uns mit allem beschenkt, was wir brauchen, dann können wir auch nicht zur Ruhe und Gelassenheit kommen.
Mein Großvater durfte zur Ruhe und Gelassenheit kommen, weil er im Laufe seines Lebens lernen durfte, ganz auf Gott zu vertrauen. Als ich etwa 16 Jahre alt war, wurde mein Vater und mein Großvater, die zusammen ein Architekturbüro hatten, mit 800'000.- Fr. betrieben, d. h. sie bekamen eine Zahlungsaufforderung in dieser Höhe. Zufälligerweise war ich damals dabei und sah, wie diese Sache meinen Vater unheimlich stresste, nicht zuletzt deshalb, weil sie nur einen kleinen Bruchteil von dem hatten, was zu bezahlen war. Damals hatte mein Vater auch schlaflose Nächte. Als mein Vater meinem Großvater die Hiobsbotschaft mitteilte, sagte er ganz einfach: „Du Erich, das nehmen wir ganz gelassen aus Jesu Händen!“ Mein Großvater hatte damals die Gelassenheit, nicht weil er schon die Lösung des Problems kannte, sondern weil er den Problemlöser kannte und weil er damit rechnete, dass der himmlische Vater für ihn sorgen würde. Monate später einigte man sich, nach einem Vergleich auf 160'000.- Fr. Diese Summe hatten sie damals auch nicht. Das Architekturbüro Muhl durfte die Summe in vier Raten bezahlen und vor den entsprechenden Terminen sorgte Gott dafür, dass sie über dieses Geld verfügten. Sie hatten es nicht im Voraus, aber sie bekamen es immer zum richtigen Zeitpunkt. In solchen Fällen sagt meine Frau jeweils: „Gott kommt nie zu spät, aber manchmal unangenehm pünktlich!“
Ruhe und Gelassenheit hängen also nicht von den äußeren sogenannt „sicheren Umständen“ ab, sondern von einer inneren Haltung, die im uneingeschränkten Vertrauen auf Gott zum Ausdruck kommt. Dieses Vertrauen, das in die Ruhe und Gelassenheit hineinführt, muss geübt sein. Üben kann man es eigentlich vor allem da, wo man in Situationen geführt wird, die ausweglos erscheinen. Diese Situationen sind nicht einfach, aber sie lehren uns ganz fundamental wichtige Dinge; eben wie z. B. das uneingeschränkte Vertrauen in die Führungen Gottes. Diese schweren Situationen in unserem Leben gehören zum Erziehungsprogramm Gottes, das unabdingbar ist. Deshalb schreibt der Psalmist:

  • Ps 94:12-13 - Glücklich der Mann, den du erziehst, Herr, den du belehrst aus deinem Gesetz, 13 um ihm Ruhe zu geben vor den bösen Tagen, ...

Aus dieser Stelle geht hervor, dass wir dann zur Ruhe kommen, wenn wir von Gott erzogen und in seinen Geboten unterwiesen wurden. Das manchmal schwere Erziehungsprogramm Gottes hat das Ziel, uns in eine wunderbare Ruhe hineinzuführen, eine Ruhe und einen Frieden, der allen Verstand, resp. alles Denken übersteigt. Deshalb rät uns der Apostel Paulus:

  • Phil 4:6-7 - Seid um nichts besorgt (das kann man allerdings nur dann, wenn man sein Vertrauen auf Gott setzt), sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; 7 und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.

Wie kommen wir zur Ruhe und Gelassenheit? Das war die Frage, die wir uns zu Anfang gestellt haben. Dieses Ziel erreicht man nicht durch einen Intensivkurs oder Meditationsübungen, sondern durch ein uneingeschränktes Vertrauen auf Gott. Dieses uneingeschränkte Vertrauen auf Gott ist aber ein Wachstumsprozess, der vor allem dann voranschreitet, wenn Gott uns in seine Schule hinein nimmt. Diese Schule beinhaltet bei jedem Menschen eine andere Wegführung. Einige werden in finanzielle Nöte geführt, andere in familiäre Probleme, wieder andere in Krankheiten oder in Depressionen. Jeder hat sein eigenes Kreuz, aber jedes Kreuz lehrt uns noch mehr zu vertrauen und je mehr Vertrauen wir haben, desto mehr Ruhe und Gelassenheit gewinnen wir!