Wesensmäßige Erziehung - Spr 22:6

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256. Wesensmäßige Erziehung - Spr 22:6

Erziehe den Knaben seinem Wege gemäß; er wird nicht davon abweichen, auch wenn er alt wird.

Israel war wohl das einzige Land der Antike, wo Kinder einen, auf Lesen, Schreiben und formales Denken ausgerichteten Unterricht empfingen. Überdies bemühte sich die Mutter von Anfang an um die religiöse Erziehung ihrer Kinder; diese umschloss die Unterweisung in der Gottesgeschichte mit Israel, die Lebensbilder der Erzväter, die Gebete und Bräuche Israels, die Weisungen der Thora und den jährlichen Festkreis; das schuf eine erste Grundlage dafür, dass sich auch späterhin Juden nicht mit den Völkern vermischten, unter die sie vertrieben waren. Auch die Mutter Maria hatten einen wesentlichen Anteil an der Erziehung ihres Kindes Jesus, so dass es "zunahm an Alter, Weisheit und Gnade bei Gott und den Menschen" (Lk 2:52). Sein Gebet am Kreuz: "Abba, in Deine Hände befehle ich meinen Geist" war Teil des Abendgebetes, das er als Kind von ihr gelernt hatte. 5Mo 6:4-7 gab die Anweisung zu solcher Erziehung die von Paulus in Eph 6:4 bestätigt wird. So ist eine "Erziehung zum Glauben" im Kindesalter wichtiger als eine frühzeitig erzwungene "Bekehrung", die ja meist dem Umbruch in der Pubertät nicht standhält. Der Elternerziehung schloss sich in Israel die Schulung in der Synagoge durch den "melamed", den Kinderlehrer, an. Diese geschah, nicht ohne Strenge, nach Spr 22:15: "Narrheit ist gekettet an das Herz des Knaben; die Rute der Zucht wird sie davon entfernen!"

Erziehe den Knaben seinem Wege gemäß - wie die "Elberfelder" anmerkt "seiner Weise gemäß, d.h. der Natur des Knaben angemessen". Gleiches gilt selbstverständlich auch für die Erziehung des Mädchens, wenn auch in den SPRÜCHEN das männliche "Modell" im Vordergrund steht. Wesensmäßige Erziehung bedeutet auch die "kindgemäße Auswahl des Lehrstoffs, wobei die Art der Darbietung - im fruchtvollen Wechsel von Tadel und Lob in angemessener, entwicklungsgemäßer Methode - der Natur und dem Wesen des Kindes angepasst sein soll. Es ist wohl die eigentliche erzieherische Begabung, die Grundstrukturen des Wesens und der Anlagen und Begabungen in einem Kind zu erkennen, sowohl, was die Stärken, als auch, was die Schwächen anbetrifft, und und danach die Instrumente der Erziehung einzusetzen. Erst bei solcher Übereinstimmung wird sie fruchtbar; sie führt dann zur Einübung und Gewährung in wesensangepasste Strukturen, zu einer Charakterprägung, die später kaum wieder gelöscht werden kann. So bedeutet "Charakter§ eigentlich "das Eingeprägte, Eingegrabene". Dass solche "bildhauerische Arbeit" am lebenden "Material" eine höhere Kunst ist als die am toten Stein, ist leicht zu verstehen.

Angeklebtes Wissen kann im späteren Leben oft als nutzlos empfunden und abgetan werden; charaktergemäße Prägung auf der weichen Tafel der kindlichen Seele bleibt durch die Jugend hindurch bis ins Erwachsenenalter hinein erhalten: ...er wird nicht davon abweichen, auch wenn er alt wird. Wie gut wäre es, wenn solche Erziehungsstrukturen und Seelenprägungen nicht nur der Natur des Kindes angemessen, sondern auch "dem Willen und Wesen Gottes gemäß" sind. "Das Kind im Manne" könnte sich dann im Sinne Jesu verwirklichen, der da sagte: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so könnt ihr nicht in das Gottesreich kommen" (Mt 18:2-4 - Lk 18:12 - Mk 10:15). Wer in sich "die Kindheit" bleibend aufbewahrt, wird nie zu einem erstarrten und vergreisten Erwachsenen werden!" Gläubige Eltern sind in unserer glaubensfeindlichen Zeit jedenfalls zu solcher wesensgemäßen Erziehung aufgerufen.

Nun gibt es aber auch geistlicherweise Wachstums- und Reifestufen: 1Jo 2:12-14 nennt KINDER, mit der Erfahrung der Sündenvergebung durch den Namen Jesu, ferner JUNGE MÄNNER, die das Wort Gottes in sich tragen und, also gestärkt, ein Überwinderleben führen sodann VÄTER, die den Vater erkannt haben und mit Ihm in der Gemeinschaft des Lichtes leben. Auch im Wachstum des Glaubens sollten Kinder ihrem Weg und Wesen gemäß erzogen, eingeübt und eingewiesen werden. Dieser Weg ist der Christusweg, das Wesen, demgemäß sie erzogen werden müssen ist das Wesen der Sohnschaft (Apg 9:2 - Hebr 10:20). Der Reifestufe der Kindlein in Christo entspricht es, dass sie das Evangelium als "wortgemäße, unverfälschte Milch" dargeboten bekommen (1Petr 2:1-3), während "Erwachsene im Glauben" die feste Speise des Wortes genießen sollten (Hebr 5:11-14). Wesensgemäße und wortgemäße Erziehung verzichtet auf die Methoden dieser Weltzeit, und seien sie noch so "modern". Seinem "echten Kind im Glauben", Timotheus, schrieb der Apostel Paulus: "Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast, und wovon du völlig überzeugt bist, weil du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die dich weise machen können zur Errettung durch den Glauben, der in Christo Jesu ist" (2Tim 3:14-15)


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257. Saat und Ernte - Spr 22:8-9