Weise Regenten und Richter - Spr 8:14-16

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72. Weise Regenten und Richter - Spr 8:14-16

Mein ist Rat und Besonnenheit, ich bin das Verstehen, mein ist die Tatkraft; durch mich regieren Könige, verordnen Machthaber Gerechtigkeit (gerechte Entscheidungen); durch mich herrschen Fürsten und Edle, alle Richter der Erde.

Fast erscheint uns dieser Text wie ein frommer Wunsch des Verfassers: "O mögen doch die Könige in Weisheit regieren, die Machthaber gerechte Entscheidungen treffen! Möchten doch die Richter der Erde in Weisheit richten!" Aber so lautet der Text nicht! Man könnte noch der Fassung ausweichen, dass alle Richter der Erde in Weisheit richten, indem man die andere Lesart des Hebräischen bevorzugt, die davon spricht, dass nur die Richter mit Weisheit begabt seien, die Richter in Gerechtigkeit sind.

Weisheitsvolle Regierung, gerechte Entscheidungen, weise Richtersprüche - wenn dem doch wirklich so wäre! Wenn der Mensch noch den Adel des königpriesterlichen Berufes hätte, den Adam vor dem Fall besaß, dann bliebe er sicherlich vor der Entartung der Macht zur Willkür und brutaler Gewalt bewahrt! Das Herrschen und Dienen in Weisheit war nach Ps 8. und 1Mo 1:26-28 sein ursprünglicher Beruf.

Freilich hat es bei den wenigen Weisen und wenigen Edlen, die diese Erde sah, Ansätze zu solchem Handeln in Rat und Besonnenheit und Tatkraft, Gerechtigkeit und Weisheit gegeben. Solches Handeln schwächte ihre Regierung nicht sondern stärkte sie im Ansehen der Menschen, denn "die Weisheit macht den Weisen stärker als zehn Machthaber in der Stadt" (Pred 7:19).

Als der junge Salomo noch nicht "wusste aus- und einzugehen" und sich von Gottes beratender Weisheit abhängig fühlte, bat er Gott: "So gib denn Deinem Knechte ein verständiges herz, um Dein Volk richten zu können, um zu unterscheiden zwischen Gutem und Bösem"; und der Herr gab ihm "ein weises und einsichtsvolles Herz", gab ihm "Weisheit und sehr große Einsicht und Weite des Herzens, wie der Sand am Ufer des Meeres (1Kö 3:9 - 1Kö 4:20).

Wer jedoch die Weltgeschichte und Herrscherchroniken ein wenig kennt, weiß, dass dies eine Ausnahme war! Herrschaft in Unweisheit und Ungerechtigkeit, Königtum in brutaler Willkür und zur Befriedigung der ungezügelten Eigenliebe, ja, die Knechtung der Untertanen bestimmen die Geschichte in den "Zeiten der Nationen". Nur wenige Herrscher, wie Salomo als das Vorbild des messianischen Friedenskönigs, waren begabt mit dem "Geist JAHWEHs, dem Geist der Weisheit und des Verstandes; des Rates und der Kraft, der Erkenntnis und der Gottesfurcht" (Jes 11:1-3; ein Wort, das eigentlich von der Geistesfülle des Messias spricht)! So dürfte unser Text den "Gottesspiegel" und das Idealbild der gesetzestreuen Könige in Israel bilden.

Wenn unser Text von Königen und Machthabern und, in scheinbarer Wiederholung, von Fürsten, Edlen und Richtern der Erde spricht, so hat er die sichtbaren und zugleich die unsichtbaren Regierungsmächte der Völker im Auge (s. Ps 2:1-3 - Jes 24:21 - Dan 10:13.20 - Eph 3:10 - Kol 1:16). Ist doch alle Ungerechtigkeit und Unterjochung auf Erden nur die Auswirkung von Ratschlüssen jener unsichtbaren Fürstentümer, die letztlich über die Nationen der Erde herrschen! Gewiss auch sie herrschen durch IHN, weil es nach Röm 13:1 keine Autorität gibt, die Gott nicht unterstellt wäre, und seinem Ratschluss dienen müsste! Doch sollte man einmal Ps 82. lesen, um zu erkennen, wie Gott in der "Götterversammlung" über die "Götter" und Richter der Erde Gericht hält (Ps 82:5-7). Dann kann man auch den Gebetsabschluss des Psalms verstehen: "Stehe auf, o Gott, richte DU die Erde! Denn Du wirst zum Erbteil haben alle Nationen!"

Letztlich wird sich Spr 8:14-16 erst im Friedensreich des Messias erfüllen, wenn Er mit den Seinen 1000 Jahre in Weisheit und Gerechtigkeit herrschen wird - richtend und rettend. Dann werden die Richter der Erde endlich auch Richter der Gerechtigkeit sein! Solche, die hier schon königlich herrschten über die Sünde, die sich selbst richteten und priesterlich den Brüdern dienten, dürfen in kommenden Weltzeiten als Königspriester regieren und die Stämme Israels, aber auch die Weltvölker, durch Gericht zur Wiedergeburt führen (Mt 19:28 - 1Kor 6:2).

Lies weiter hier:

73. Ich will dich lieben, meine Stärke - Spr 8:17