Warum ist das Leben vieler Gläubigen verkrüppelt?

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Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht und Vorwort
VII. Das Geheimnis des Gleichnisses vom Netz

3. Warum ist das Leben vieler Gläubigen verkrüppelt?

Nachstehende Arbeit behandelt nicht den Zustand der modernen, laodizeischen Kirche, sie behandelt auch nicht das Leben des Namenchristen (von denen die Schrift sagt: Wache auf, der du schläfst usw.), sondern sie versucht das fruchtleere geistliche Leben derer zu schildern, die noch auf dem alten Grund des gekreuzigten und auferstandenen Herrn stehen.

Blicken wir in das Neue Testament und sehen den Zustand der Gläubigen der ersten Kirche, welch wunderschönes Bild entroll sich da unseren Augen. Hier finden wir:

  1. Eine große Beständigkeit (Apg 2:42) im Wort Gottes, in der Gemeinschaft, im Mahl des Herrn und im Gebet. Das war die vierfache Quelle, aus der sie Kraft, Licht und Trost schöpften.
  2. Eine große Freigebigkeit (Apg 2:45). Wie werden die vorgeschriebenen Zehnten (Mal 3:10) ganz gegeben worden sein! Das Geben für den Herrn war ihnen keine Last, wie vielen heute, sondern eine Lust.
  3. Die Gläubigen waren ein Herz und eine Seele (Apg 2:46), das Kennzeichen wahrer Jüngerschaft (Joh 13:34.35).
  4. Große Freude (Apg 2:47) Keine sauren, abschreckenden Gesichter , sondern Christen voll Sonnenschein.
  5. Viel Lob, Preis und Dank (Apg 2:47). Vor solchen flieht der Teufel, kein Wunder dass
  6. eine große Zunahme der Gemeinde von geretteten Seelen stattfand. Das war der Zustand einer geisterfüllten Gemeinde.

Wie kommt es, dass viele Gläubige, die doch die gleich Bibel haben wie die ersten Christen und dem gleichen Herrn angehören, vorgeben, den Herrn zu lieben, denn och ein so fruchtleeres, armes, ja oft ein verkrüppeltes Glaubensleben führen?

I. Nicht erfüllt sein mit dem heiligen Geist

Alle Gläubigen empfangen in der Bekehrung zum Herrn heiligen Geist, denn sie werden ja durch den Geist von neuem geboren (Joh 3:5) und niemand kann Jesus "Herr" nennen als durch den heiligen Geist (1Kor 12:3). Aber nicht alle werden in der Bekehrung sofort mit dem heiligen Geist erfüllt. Das war auch bei den Jüngern nicht der Fall, aber sie sollten ihn unbedingt empfangen. Deshalb befahl ihnen der Herr am Himmelfahrtstag in Jerusalem zu bleiben, bis sie mit der Kraft des heiligen Geistes erfüllt wären (Lk 24:39; Apg 1:3.8). Die Jünger befolgten den Befehl ihres Herrn, kamen täglich zusammen und flehten einmütig um die verheißene Fülle des heiligen Geistes. Ein Gedanke und ein tiefes Verlangen durchzog alle Herzen der Jünger: erfüllt zu werden mit der Kraft aus der Höhe. Und siehe, an Pfingsten wurde ihr Gebet erhört und sie wurden alle voll des heiligen Geistes (Apg 2:4). Die Jünger waren von der Stunde an völlig umgewandete Menschen.

Mit heiligen Geist erfüllt werden wir, wenn wir

1. mit unserer Armut nicht zufrieden sind, sondern, wie die Jünger (zwischen Himmelfahrt und Pfingsten) ein tiefes Verlangen haben nach seiner Fülle.
"Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Herr zu dir" (Ps 42:2)
"Die Hungrigen füllet er mit Gütern, aber die Reichen lässt er leer ausgehen" (Lk 1:53). Solch Hungrige, nach Seiner Fülle Schreienden, lädt Jesus ein:
"Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, welchen empfangen sollten, die an ihn glauben" (Joh 7:37-39).
2. fleißig sein wunderbares Wort, einschließlich des prophetischen Wortes zu lesen, ja zu erforschen. Wir sind alle von Natur arme, leere Gefäße, aber Jesus sagt:
"Die Worte, die ich rede, die sind Geist und Leben" (Joh 6:63)

Der heilige Geist aber, der vom Vater und vom Sohn ausgeht, wird uns in und durch sein Wort vermittelt. Endlich gehört dazu

3. treu zu sein, im Licht wandeln, treu im Zeugen und Arbeiten für den Herrn; und treu im Dulden, Leiden und Geben.

In der 1. Ursache: Nichterülltsein mit dem heiligen Geist, sind alle folgenden Ursachen eingeschlossen, sie sind die natürliche Folge der ersten. -

II. Man lebt nur sich selbst

Eine Ursache eines fruchtleeren Glaubenslebens ist: dass man nur sich selbst lebt und infolgedessen immer wieder nur sich zu erbauen sucht.

Sich erbauen auf unseren allerheiligsten Glauben (Jud 1:20), das ist köstlich und durchaus biblisch. Wenn jedoch das ganze Glaubensleben nur aus einer fortwährenden Erbauung seiner selbst besteht und man sonst nichts tut, dann ist das durchaus unbiblisch und führt zur inneren Verarmung. Gerade dieses nur Sicherbauen ist das Christentum vieler. Sich erbauen ist Essen, doch wenn Gläubige immer nur essen wollen und sonst nichts tun für den Herrn, dann ist das unbedingt unbiblisch und deshalb verwerflich. Niemand dingt einen Arbeiter, der nur immer essen, aber nie arbeiten will.

In Eph 4:11 werden uns eine Anzahl Ämter ein der Gemeinde mitgeteilt: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer. Wozu sind diese?

"Auf dass die Heiligen zugerichtet (genauer tüchtig gemacht) werden zum Werk des Dienstes, damit der Leib Christi erbaut werde".

Die Heiligen sollen also tüchtig gemacht und ausgebildet werden zum Dienen in der Gemeinde, dann zum Dienen an der verlorenen, in Sünde und Schande liegenden Menschheit.

III. Direkter Ungehorsam gegenüber dem Herrn

Diese Ursache ist mit dem vorher erwähnten eng verwandt. Gott der Vater hat seinen Sohn in diese Welt gesandt, dass sie gerettet werden (Joh 3:17). Deshalb wurde Jesus Mensch, lebte ein wunderbares, heiliges Leben, litt, starb und stand am 3. Tag wieder auf, fuhr gen Himmel und goss den heiligen Geist aus. Durch sein großes Opfer auf Golgatha, das er für die Sündenschuld der ganzen Welt gebracht hat, wurde die ganze Welt mit Gott versöhnt (2Kor 5:19; 1Jo 2:2). Nun ist es Jesu großes Herzensanliegen, dass die Botschaft von dem großen Sündenheiland aller Welt gebracht werde, auf dass Menschen aus dem Sündenverderben gerettet werden. Doch wie können sie aus Sünde, Schande und Satansknechtschaft herauskommen, wenn sie nichts von diesem Erlöser hören? (Röm 10:14). Deshalb gab der Herr seinen Jüngern den strikten Befehl:

"Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur" (Mk 16:15).

Sie sollten seine Zeugen sein in Jerusalem, in Judäa, Samaria und bis an das Ende der Erde (Apg 1:8) und am Ostersonntag Abend sagt der Auferstandene zu seinen Jüngern:

"Also ist geschrieben und also musste Christus leiden und auferstehen von den Toten am 3. Tage. Und predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern und beginnend in Jerusalem" (Lk 24:46.47)

Weiter sagt er ihnen:

"Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch" (Joh 20:21).

Blicken wir nun ins Neue Testament, dann finden wir, dass jedes Buch an Gemeinden wie an Einzelne von einem Missionar, der Mission trieb, geschrieben wurde. Die 9 Briefe an die 7 Heidengemeinden wurden von einem Heidenmissionar "Christen" genannt. Die Ausbreitung des Evangeliums von Jesus Christus zur Seelenrettung, war den Aposteln wie den ersten Christen, genau wie ihrem Herrn, ihr Hauptanliegen und ihr Hauptgeschäft.

Es scheint, dass mancher in der Hölle mehr Verlangen hat, Seelen zu retten, als viele unserer heutigen Gläubigen. Das sehen wir sehr deutlich an dem reichen Mann in der Hölle. Dem war es ein großes Anliegen, dass seine 5 ungeretteten Brüder doch nicht auch an den Ort der Qual kommen möchten wo er war.

IV. Den Herrn berauben

Das heißt, dass man dem Herrn nicht gibt, was dem Herrn gehört, sondern ihn beraubt.

In Mt 22:21 sagt der Herr den Juden und uns: "Gebt dem Kaiser (oder Staat), was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist".

Dem Kaiser bzw. dem Staat geben, was er verlangte, z.B. mancherlei Steuern, das taten die Juden höchst ungern. Sie mussten oft mit Gewalt eingezogen werden. Aber auch Gott sollen wir geben, was Gottes ist, was Er geboten hatte. Hier sind die Zehnten und besondere Dankopfer gemeint. Auch das hatten die Juden unterlassen und das nennt der Herr in Mal 3:8 ein Berauben also Diebstahl. Die traurigen Folgen in Israel sind, wie es in Mal 3:9 steht und - das römische Joch.

Gläubige wissen, was geschrieben steht, z.B.

"Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben und stehlen." (Lk 16:9). Und
"Wer kärglich sät, der wird auch kärglich ernten, und wird reichlich sät, der wird auch reichlich ernten" (2Kor 9:6). Ferner:
"Verflucht sei, wer des Herrn Werk lässig tut" (Jer 48:10). Und:
"Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote" (Joh 14:15)

und viele andere. Sie wissen auch, dass alles, was sie haben, nicht ihnen, sondern dem Herrn gehört, dass sie nur Verwalter des Herrn Gut sind. Sie wissen, dass sie von der Verwaltung des Herrn Gut einst Rechenschaft geben müssen. Sie wissen ferner, wie es dem ungehorsamen Saul und dem ungehorsamen Volk Israel, sowie dem ungehorsamen Jona und selbst Moses erging, der durch seinen Ungehorsam am Haderwasser wohl das gelobte Land sehen, aber nicht hinein durfte. Trotzdem glauben viele, durch recht viel Erbauung ihre Untreue, ihren Ungehorsam, ihren Diebstahl dem Herrn gegenüber und ihren Geiz (welcher Götzendienst ist Kol 3:5) zudecken zu können.

V. Vernachlässigung Israels

Aus Israel kam der Herr Jesus nach dem Fleisch und Israel hat uns durch Gottes Gnade das herrlichste Buch der Welt; die Bibel, gegeben und einer aus Israel hat zuerst den Heiden das herrliche Evangelium von Jesus Christus gebracht. Ja, "das Heil kommt von den Juden" sagt der Mund der Wahrheit (Joh 4:22). Auch in Zukunft wird das Heil Gottes wieder von Israel ausgehen (Jes 2:3). Dass Gläubige - wieder nicht Namenchristen, oder Diebe, Hurer und Ehebrecher - sondern Gläubige, dieses Volk, dem sie so unendlichen viel zu verdanken haben, so ganz links liegen lassen, ja so gröblich vernachlässigt haben, das ist fast unglaublich, aber dennoch traurig wahr. Ich habe in den 47 Jahren meiner Predigertätigkeit vielen Missionsfesten beigewohnt, habe aber nie ein Wort über Mission an Israel gehört, außer wenn ich es tat. Auch in Hunderten von Gebetsversammlungen, großen Versammlungen und Konferenzen habe ich nie ein Wort gehört, das betont hätte, dass wir als Gläubige die heilige Pflicht und Aufgabe haben, auch an Israel zu arbeiten und die Judenmission zu unterstützen. Es steht doch geschrieben:

"Ich will segnen, die dich segnen" (1Mo 12:3) und:
"Es wird wohl gehen, denen, die dich lieben" (Ps 122:6).

VI. Ein oberflächliches Glaubensleben

Über das unsaubere Leben mancher Gläubigen bitte ich, das über den Dornacker in 1. Gleichnis des Königreichs der Himmel Gesagte, nachzulesen. Die vielen Ermahnungen zum Lichtwandel, z.B.

"Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig (1Petr 1:16).
"Dass Gläubige würdig wandeln sollen des Evangeliums Christi (Phil 1:27; Kol 1:10; Eph 4:10). Und:
"Lasst euer Licht (nicht eure Finsternis) leuchten vor den Leuten, auf dass sie eure guten 8nicht schlechten) Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen" (Mt 5:16)

werden leicht genommen. Ein unheiliges Leben eines Gläubigen stammt nicht vom heiligen Geist und ein solches ehrt den Herrn nicht. Es vermehrt, ja schändet den Herrn, es fördert das Glaubensleben nicht, sonder es verkrüppelt und statt ein Licht, sind solche in ein abschreckendes Beispiel, wenn nicht ein Schandfleck, wie viele im alten Israel (5Mo 32:5). Von Israel lesen wir:

"Sie mengten sich unter die Heiden und lernten derselben Werke" (Ps 106:35).

Heute ist's umgekehrt, die Welt drängt sich in die Kirche und lernt dann die Weise der Frommen? Weit gefehlt! sondern umgekehrt, die Frommen lernen dann, wie Israel, die Weise der Welt. so stellt man sich nach und nach der Welt gleich, statt umgekehrt (Röm 12:2). Dann wundert man sich, dass es trotz so vieler predigten und Erbauungsstunden nicht vorwärts, sondern rückwärts in der Gemeinde und im Glaubensleben vieler Gläubigen geht. Es ist, wie einst in Israel (Jos 7:12) ein Bann vorhanden, der trotz der vielen Erbauung weiter und weiter wie ein Krebs um sich frisst, bis die ganze Gemeinde ihre Salz- und Leuchtkraft verloren hat.

VII. Kein Verlangen nach tieferen biblischen Wahrheiten

Heute sucht man auf allen Gebieten gründliche Arbeit zu liefern, ja man bildet Spezialisten aus. Die meisten Kirchen und viele Gläubige wollen jedoch von einer gründlichen Arbeit nichts wissen. Denn wer verlangt heute nach tieferen, biblischen Wahrheiten? Wahrheiten über den ganzen Ratschluss Gottes, z. B. die großen Wahrheiten der Schrift über den Sohn Gottes:

"Jesus Christus gestern heute und derselbe in die Ewigkeiten" (Hebr 13:8)

Wie derselbe der Rettergott war gestern, bestimmt und geschlachtet als Lamm Gottes vor Grundlegung der Welt, dann wie derselbe der Rettergott ist heute, wie Er durch das Evangelium aus aller Welt eine Gemeinde sammeln lässt, die Leib, braut und Weib des Lammes und das Regierungspersonal des Königs in den zukünftigen Zeitaltern oder Ewigkeiten sein wird. Jesus Christus ist endlich derselbe große Rettergott auch in die Ewigkeiten, wie Er in den zukünftigen Äonen oder Ewigkeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch die Gemeinde im ganzen großen Universum darstellen oder erzeigen wird. (Eph 2:7) Wozu? Zur Errettung aller Menschen, die er erschaffen und erkauft hat mit seinem Blut und zur glorreichen Wiederherstellung all dessen, was der Teufel durch den ersten Adam verdorben hat. Damit verbunden sind all die großen Tatsachen, welche die Schrift erwähnt, z.B. die Wiederkunft des Hedrrn, zuerst für die Seinen und dann mit den Seinen, die 70. Jahrwoche Daniels, die große Trübsal, die Schlacht von Gog und Magog, dann die von Harmagedon, die grauenhafte Person des Antichristen, sein schauerliches Regiment und sein Ende, dann die Aufrichtung des 1000-jährigen Königreichs, Satans nochmaliger Aufruhr und Verbannung, der große Weltenbrand und endlich die herrliche Vollendung aller Dinge durch den Sohn Gottes.

Dann die andere große Wahrheit der Schrift, bezüglich des Wundervolkes der Weltgeschichte, Israel, die Aufhebung der Blindheit und Verstockung derselben, die Angst in Jakob, ihre Bekehrung zum Herrn und dann die zukünftige Herrlichkeit Israels wie hunderte von Bibelstellen in leuchtenden Farben sie schildern und endlich der Errettung der Völkerwelt durch ein bekehrtes Israel, das dann sein wird, wie Leben aus den Toten.

Von all diesen großen, schrecklichen, aber auch herrlichen kommenden Tatsachen hört man in den allermeisten Kirchen nichts, als wenn diese Wahrheit gar nicht in der Schrift stünden. Was für eine Unterschlagung biblischer Wahrheiten und was für eine Beraubung der Gemeinde. Milch und wieder Milch, am liebsten noch mit Wasser verdünnt, das ist, was heute am meisten begehrt und gebracht wird. Starke Speise, tiefere biblische Wahrheiten, Wahrheiten über den gesamten Ratschluss, wollen weder die meisten Kirchen, noch die meisten Gläubigen. Von Israel heißt es:

"Mein Volk geht zugrunde, weil es nicht lernen will!" (Hos 4:6)

Da werden die führenden Geister auch von so vielem, was der Herr befohlen hat, gesagt haben: "Das braucht man nicht!" Infolgedessen lesen wir weiter:

"Weil du Gottes Wort verwirfst, darum will ich dich auch verwerfen, dass du nicht mein Priester (der Völkerwelt) sein sollst" (Hos 4:6b).

Der Herr hat diese Drohung wahr gemacht, er hat Israel verworfen. Unser Volk, einschließlich vieler Gläubigen, bewegen sich auf dem gleichen Weg abwärts. Wie Israel zugrunde gegangen ist, weil es nicht lernen wollte (und deshalb es keinen heilsamen Einfluss auf die anliegenden Völker), so geht auch das neutestamentliche Volk Gottes so langsam aber sicher zu Grunde, weil es auch nicht lernen will. Also statt Fruchtbarkeit, Unfruchtbarkeit und endlich Reife zu Abgehauenwerden. (Jes 5:1-7; Mt 21:43; Offb 3:16).

VIII. Es geht uns zu gut

Die letzte Ursache ist, dass es uns zu gut geht. Vor vielen Jahren, als viele arm im Land waren und mehrere Familien in einem Haus wohnten, wie haben sie sich da geliebt und wie waren sie fleißig im Lesen ihrer Bibel und wie gern gingen sie in die Kirche und in die Versammlung. Heute dagegen wohnen viele in Palästen mit allem Komfort. Da ist alles aufs Feinste eingerichtet. Was ist geschehen? Die Leute sind reicht geworden und da setzte gleich der "Betrug des Reichtums", von dem der Herr Jesus (Mt 13:22 und Mt 19:23) spricht, ein. Der Dichter sagt:

"Es ist nichts schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen!"

Das haben viele Völker bis auf den heutigen Tag erfahren. In den guten Tagen, da sie reich, groß und stark wurden, wurden sie stolz, hochmütig, aufgeblasen, anmaßend, gottvergessen und andere herausfordernd, bis sie eines Tages fielen. In den schlechten Tagen dagegen erfuhren sie oft einen Aufstieg, während in den guten der Abstieg erfolgte.Der Reichtum hatte sie betrogen. Das haben nicht nur ganze Völker, sondern auch Millionen Einzelne, auch viele Gotteskinder erfahren. Von Israel lesen wir:

"Da aber Jeschurun fett war, ward er übermütig. Er ist fett und dick und stark geworden und hat den Gott fahren lassen, der ihn gemacht hat!" (5Mo 32:15)

Schlussbemerkungen

Wir stehen am Vorabend schwerer Gerichte. Brüder, Schwestern, wir leben in einer sehr bösen Zeit, die schwärzeste in der Weltgeschichte! Deshalb lasst uns die Zeit recht auskaufen (Eph 5:16). Lasst und die guten Tage und die uns noch verbliebene, vielleicht sehr kurze, kostbare Gnadenzeit dankbar und eifrig bemühen, um viel Frucht zu bringen (Joh 15:8) und unseren hochgelobten Herrn zu verherrlichen suchen bis an die Enden der Erde (Apg 1:8). Doch dazu ist ein Doppeltes nötig:

  1. Erfülltwerden mit dem heiligen Geist. Das erfahren diejenigen, die, wie die Jünger, ein tiefes Verlangen haben nach dieser Fülle und dem Herrn gehorchen (Apg 5:32), das heißt:
  2. In Christo bleiben. "Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht"

Dieses Doppelte erzeugt dann ganz von selbst ein gesundes, fruchtbares und glückliches Glaubensleben, von dessen Leibe Ströme lebendigen Wassers fließen. Dann verschwinden auch die weiter oben angeführten 8 Übelstände ganz von selbst, denn die Geistesfülle erzeugt niemals ein verkrüppeltes, sondern ein fruchtreiches Glaubensleben, das mit allen anvertrauten Gaben und Mitteln den Schönsten unter den Menschenkindern immer und überall zu verherrlichen sucht und zwar nach Jesu Wunsch und Befehl bis an die Enden der Erde (Apg 2:41-47; Apg 4:32-37).

Nächstes Kapitel:
4. Melchisedek, ein wunderbares Vorbild von Christus