Verworfen

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
19. Gethsemane Mt 26:36-46 (1926)

20. Verworfen

  • Mt 26:57-68 (ELB) (57) Die aber Jesus gegriffen hatten, führten ihn weg zu Kaiphas, dem Hohenpriester, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten versammelt waren. (58) Petrus aber folgte ihm von weitem bis zu dem Hof des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Dienern, um den Ausgang zu sehen. (59) Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten falsches Zeugnis gegen Jesus, um ihn zu Tode zu bringen; (60) und sie fanden keins, obwohl viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei falsche Zeugen herbei (61) und sprachen: Dieser sagte: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen ihn wieder aufbauen. (62) Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts? Was zeugen diese gegen dich? (63) Jesus aber schwieg. Und der Hohepriester sagte zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes! (64) Jesus spricht zu ihm: Du hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels. (65) Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat gelästert. Was brauchen wir noch Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Lästerung gehört. (66) Was meint ihr? Sie aber antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig. (67) Dann spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten; einige aber schlugen ihn ins Gesicht (68) und sprachen: Weissage uns, Christus, wer ist es, der dich schlug?

Die Nacht der Entscheidung

Wir stehen vor der großen, entscheidenden Stunde. Der Herr Jesus vor dem Hohepriester, Hohem Rat, vor Schriftgelehrten und Pharisäern. Es war eine Vollversammlung mitten in der Nacht. Die ganze Vertretung und Leitung des jüdischen Volkes war vollzählig beisammen. So war noch kein Synedrium gehalten worden, seitdem es ein erwähltes Volk Gottes gab. Es sollten entscheiden über seinen verheißenen Messias und König und damit über sein eigenes Sein und Nichtsein. War diese Jesus von Nazareth der wahrhaftige Sohn Gottes? War er der verheißene Messias der Christus; war die große Zeit, die Heils-, Rettungs- und Segenszeit gekommen oder nicht. Der ganze Rat Gottes, in welchen Israel durch Wahl des Herrn verflochten war stand zur Beratung. Ist wohl je eine Sitzung von Menschen gehalten worden mit solch einem Gegenstand? Ist eine welterschütterndere und weltbewegendere Stunde wohl je gewesen? Um die Erlösung der Kreatur ging es hier. Israel war von Abraham an, durch alle Zeiten hindurch stets mit allen Nationen verknüpft gewesen, und aller Nationen Heil hing von der Stellung Israels ab. Der Gang der Welt der kommenden Jahrtausende wurde in der Entscheidung dieser Nacht eingefädelt. Waren sich jene Männer der Bedeutung jener Stunde bewusst?

Ach, was für ein kleines, selbstsicheres Geschlecht saß in der Nacht der Entscheidung auf den Bänken des Hohen Rats! Ja, in der Geschichte der Menschen wirkt nur e i n Großer mit, das ist der H e r r, alles ist erbärmlich klein und elend - und die Größten sind oft die Kleinsten; und Kleine sind oft die wahrhaft Großen. Eine Maria von Bethanien sah mehr von der Bedeutung dieser Stunde als der ganze Hohe Rat, und als nachher Pilatus. Die Menschen sind Getriebene oft von den niedrigsten Treibern, Gott allein in Seinem Sohne ist der Treibende und als Leidender treibt Er am meisten.

Ja, als Leidender! Was ist doch das in dieser Sitzung? Jesus steht ja als Gebundener da. Ist denn die Entscheidung schon gefallen? Ist der Herr von Seinem Volke schon verworfen? „Die Jesum gegriffen hatten, führten Ihn zu dem Hohepriester Kaiphas, dahin die Schriftgelehrten und Ältesten sich versammelt hatten.“ Der Heiland war nicht mehr frei. Und Seine Jünger, Petrus vor allem, der musste sich hinten anschleichen und hineinstehlen in das Hohepriesters Palast, damit er sähe, wie es hinausginge. Fürwahr, es lag ein entsetzlicher Geist über der Vollversammlung des Hohen Rates. Lüge und Mord hatten die Oberhand. Eine Menge Lügenzeugen hatten sie aufgestellt und waren entschlossen, Ihn zu töten.

Unter der Macht der Finsternis

Der Lügner und Mörder von Anfang war der geistige Präsident der Versammlung. Grauenvoll! Die geistige Vertretung des Volkes Gottes, seine Meister in der Schrift und seine Pfleger des Heiligen: unter der Macht der Finsternis. Ein Mensch, in den Satan gefahren war, hatte ihnen Jesum ausgeliefert; und sie hatten ihn schlecht bezahlt. Wie war das möglich, dass ein erwähltes Volk aus der göttlichen Gnade so sinken konnte unter die Mächte der Finsternis? O, das Selbstwesen in der Eigengerechtigkeit war mächtig unter ihm aufgerichtet. Und im Selbstwesen herrscht Satan. Im Selbstwesen der Eigengerechtigkeit herrscht die Lüge. Der Mensch betrügt sich selbst, hält sich für mehr, als er ist. Der Mensch betrügt in der Selbstgerechtigkeit die andern, erhebt sich über sie und dünkt sich groß. Der selbstgerechte Mensch betrügt Gott. Er hält sich, Ihm gegenüber für gerecht und weiß nicht, dass er ist elend, arm, blind und bloß. Und wer den selbstgerechten Menschen stört und reißt ihm die Larve vom Gesicht, und macht ihn zum Sünder nach der Wahrheit, gegen den braust er auf, den hasst er, den tötet er. Die entlarvte Lüge wird zur Mörderin.

Fleischlich gesinnt sein, ichmäßig gesinnt sein, ist eine Feindschaft wider Gott. In Jesu war ihnen Gott gegenübergetreten. Vor dem reinen Sohne Gottes mit dem wahrhaftigen Gottleben war all ihre Larvengerechtigkeit zusammengebrochen. Da war vom Lügengeist der Mordgeist ausgefahren. Niemand hasst wahres Gottleben bis heute so, wie die selbstangemaßte Bravheit im religiösen und bürgerlichen Leben. Und dieser Geist lag auf der Versammlung - der Geist der Lüge und des Mordes. Er feierte in der Entscheidung über Jesus seine Reife-Stunde. Und er hatte, mit Jesus anfangend, und nachher mit den Gläubigen fortfahrend, seine Auswirkungsstunde. Jesus war schon verworfen in dieser Versammlung, es handelt sich nur noch darum, wie man die Verwerfung begründen und formulieren sollte. Die ganze Versammlung war Lüge. Man suchte Rechtsform, um sein Unrecht zu decken. Ist soviel Finsternis unter gesetzlicher Frömmigkeit verborgen? Ist soviel Lüge, wo man der Wahrheit zu dienen vorgibt; ist soviel Finsternis im religiösen Formenwesen? Ja, ja - sagt jegliches Kind Gottes, wie es auch der Heiland wohl wusste. An der Todfeindschaft gegen die Heiligen Gottes und gegen die im Glauben Lebendigen offenbart es sich. Israel hatte seinen Herrn, seinen treuen Jahwe-Jehova, der ihm nun im Fleische erschienen war, um es zu retten, schon verworfen. Nur der Weg war noch nicht klar.

Es sollte schwer werden

Es sollte ihm schwer werden. Alle Lügenzeugen verschlugen nicht. An der reinen, gottgeklärten Wahrheit des gebunden dastehenden Herrn glitten alle Lügen ab. Diese Reinheit konnte kein Schmutz beschmutzen, eher erhöhen. Die Versammlung fühlte das wohl. Das natürliche Wahrheitszeugnis ist in jedem Menschen, und das war in der Ratsversammlung durchs göttliche Wort, durch Gesetz und Verheißung noch verschärft. Da saßen sie auf ihren Stühlen, da stand der gebundene, schweigende Herr. Je mehr Lüge auftrat, umso mehr gewann der Herr, Er wurde größer, in all Seiner Niedrigkeit. Die Sache wurde peinlich, sehr peinlich. Innerlich wurden die Richter gerichtet; der Gebundene wurde freier und freier. Da traten Zwei auf, die sollten Kronzeugen sein, und auf zweier Zeugen Mund sollte die Sache bestehen. „Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen denselben bauen!“ so zeugten sie. Gräßlich! - eine solche Lästerung gegen das Haus, das sie so heilig hielten und das ein H e r o d e s ihnen gebaut hatte. Der Heiland schwieg. Der Hohepriester unterbrach die drückende Stille: „Antwortest Du nichts zu dem, was diese wider Dich zeugen?“ Der Herr schwieg. Jedermann fühlte: das Zeugnis der beiden war doch gar plump. Die Verlegenheit war groß. Der Herr gewann immer mehr inneren Raum - gerichtlichen natürlich. Innere Betretenheit war bei vielen da. Wer weiß, ob nicht etliche dachten: Er könnte es schaffen und den Tempel abbrechen. Er hat’s geschafft. Als der Tempel Seines Leibes zerbrochen war, stand Er nach drei Tagen im neuen Tempel des verklärten Leibes auf, und seitdem baut Er im Geist den wahrhaftigen Tempel der Gläubigen.

Wie schwer ist doch der Unglaube! Wie muss er sich wehren, seine Positionen zu halten! Wie fürchterlich ist der Kampf gegen den lebendigen Gott! Es ist viel schwerer, ungläubig sein, als gläubig. Die Wahrheit ist nicht umzubringen. Ihre gebundenen und getöteten Zeugen reden schweigend. Überwältigend breitet sich Jesu Schweigen über die Geister. Auch dem Hohenpriester stellte sich innerlich im schweigenden, gebundenen, klar blickenden Jesus die überragende Hoheit des Sohnes Gottes dar. Da treibt’s den Hohenpriester heraus. Er muss die peinliche Lage zum Ende bringen. Auf Biegen oder Brechen. Er geht auf den Kern!

Die Entscheidung

Sie hatten in sich beschlossen, Jesum zu verwerfen, zu töten. Sie sollten es aber nicht tun können ohne nochmaliges, klarstes Zeugnis an sie alle. Und der Hohepriester musste dieses Zeugnis selber herausrufen. Er fragte als Vertreter des ganzen Volkes in feierlicher Weise: „Ich beschwöre Dich vor Gott, dem Lebendigen, dass Du uns sagest, ob Du seist Christus, der Sohn Gottes!“ Das war die Entscheidung - das war klar, das war hell. Das war wie ein Blitz in der schwülen Ratsatmosphäre. Es war heraus, was sie gewiss gerne umgangen hätten, aber eben nicht umgehen konnten. Christus - der Sohn Gottes - darauf lag die ganze Hoffnung Israel. Ein Gesalbter sollte kommen - einer von oben - Hohepriester, Prophet und König zugleich - Davids Sohn und Davids Herr. Und die Zeiten waren reif für Ihn, das wussten alle Gläubigen wohl. Und der Heiland hatte Sich selbst bezeugt in Wort und Werk, dass Er es sei. Nun musste Er im Angesichte des ganzes Volkes Sich offenbaren. Eine Todesstille herrschte im Saale. Aller Mund und Augen, weit geöffnet, strebten Jesus zu. Was wird kommen?

„Du sagst es!“ oder wörtlich: „Du sagtest es!“ Also - „Ich bin’s!“ Nicht Er selber sagt so, Er legt es dem Hohenpriester in den Mund. Er hat’s ja gesagt. Und der Heiland schiebt es ihm zu. Du wirst ja wohl wissen, dass das ganze Volk so glaubt - du wirst ja wohl wissen, dass du selbst im innersten Grunde es glaubst. Warum willst du Mich nicht anerkennen? Nur an euch fehlt’s noch, ihr Herrn, nur an dir, Hoherpriester, so wird das ganze Volk mit Jubel Mich bekennen. „Du sagtest es“ - das war ein Ja Jesu, aber hineingeworfen in des Hohenpriesters Gewissen. „Du sagtest es“ - das war eine Antwort, des Gottesohnes würdig. Er hat Sich nicht mehr zu bezeugen. Er ist bezeugt, und der Hohepriester weiß es. Er will Sich aber doch noch mal bezeugen; aber so, dass der Hohepriestser mitmuss oder seine Feindschaft herausgeben muss. Du aber, jüdisches Volk hast hier für alle Zeiten das Zeugnis, dass du deinen wahrhaftigen, verheißenen Messiaskönig, den ewigen Sohn Gottes, der in dir Mensch geworden war, gekreuzigt hast. Und du, o ganze Nationenwelt, höre, wer jener Gebundene und Verurteilte ist - der S o h n G o t t e s! In heiligster Stunde unter Eid ist’s bezeugt.

Der Weg des Heils

Der Weg des Heils und der Weg des Messiaskönigtums ging über Versöhnung und Erlösung durch das geschlachete Lamm Gottes. Und das verstand, und das versteht heute noch die Selbstgerechtigkeit n i c h t. Jesu Sohnesherrlichkeit, des Gekreuzigten und Auferstandenen, wird nur durch Buße hindurch erkannt. Ein zerschlagenes Herz braucht einen Heiland. Hier fehlte es nach dem innersten Teil. Diese Herren brauchen alle keine Buße. Sie waren die geistlichen Vertreter und Würdenträger des erwählten Volkes. Wenn der Messias kam, musste Er ihnen gewissermaßen Reverenz machen und sie dann Ihm. Diese Herrn brauchten keine Vergebung der Sünden im Blute des für sie hingegebenen Versühners. Sie waren weder verloren, noch verdammt in ihren Augen. Erlösen sollte sie und das Volk der Messias, aber durch äußere Macht und Herrlichkeit, in welche sie kraft ihres Amtes mit eingegangen wären. Aber als arme Sünder Gnade nehmen, und als Begnadigte mit dem schlichtesten Juden auf gleicher Gnadenstufe mit eingehen ins Königreich - nein, das konnte man ihnen nicht zumuten. Und dann - und hier lag das Schwerste; wenn das Königreich des Messas nach Jesu Sinn aufgerichtet wurde, ja - dann konnten ja die einfachsten Fischer, ja Zöllner, wenn sie Buße taten und glaubten, über sie kommen. In Jesu Königreich wo es nach Buße und Glauben ging, war es mit ihren Ämtern und Würden aus. Dass solches das prophetische Wort schon lange geweissagt hatte, das übersahen sie. Dass sie bußfertig gläubig in Christo etwas werden konnten, das wollten sie auf diesem Wege nicht. Ämter und Stellung waren ihnen wichtiger als das Heilsrecht Christi. Und so blieb und so wuchs ihr Widerstand. Das wiederholt sich immer wieder, auch in der Gemeinezeit, dass hier die Wurzel der Feindschaft sitzt.

„Vater, vergib ihnen!“

Aber, sagst du - und wir wollen dem hier nicht aus dem Wege gehen - m u s s t e n denn nicht die Juden den Herrn verwerfen? War das denn nicht geweissagt? Wer kann ihnen dann Schuld aufladen? Wie, wenn sie Ihn nicht verworfen hätten, dann hätten wir ja keinen für uns gestorbenen Versühner! Du hast recht - des jüdischen Volkes Sünde musste an seinem Messias offenbar werden und muss es noch. Des jüdischen Volkes Sünde musste auf den Messias geworfen werden. Und gewiss, in dieser Ratsversammlung in der Gründonnerstag-Nacht, legte der Hohepriester seine Hand auf den Sündenbock Jesus, und bekannte des ganzen Volkes Sünde auf Ihn, und dann taten sie Ihn hinaus außerhalb von dem Lager. Ja, dies alles musste so kommen. Es bleibt aber doch auch Schuld des Volkes und seiner Oberen. Der Herr aber in Seiner Opferliebe hat sie aus dieser Sünde frei gebetet: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Erst als das Volk und seine Oberen den G e k r e u z i g t e n und E r s t a n d e n e n verwarfen, kam das Gericht. Die Schuld aber stand schon vorher, und der Geist, welcher später den gekreuzigten Erhöhten verwarf, der war jetzt in der Ratsversammlung schon da. Die hohen Herren Beamten des Gesetzesvolkes wollten kein Königreich unter Führung von Petrus und Johannes, und doch geht es nicht anders, weder in der Gemeine, noch im Königreich; hier gilt nur Buße und Glaube und neues Leben.

Also der Heiland ist der Christus und ist der Sohn Gottes, und die Versammlung konnte nun die Entscheidung nach ihrem eigenen Gewissen fällen das liegt in dem: „Du sagtest es“. Der Heiland wusste, wie die Entscheidung fallen würde, da wollte Er ihnen noch in gewaltigem, prophetischen Worte die Zukunft weisen.

Außerdem sage Ich euch

„Außerdem sage Ich euch!" - dieses „Ich sage euch“, welches wir soviel in der Bergpredigt finden, geht immer auf die Neuordnung der Dinge im Königreich, im tausendjährigen Reich. Ach das „Ich sage euch“ unseres heutigen Textes weist hinaus. „Ihr werdet sitzen sehen des Menschen Sohn zur Rechten der Kraft.“ Das geschah ja schon nach der Himmelfahrt. Das gilt bis zu Seiner Wiederkunft. Für das jüdische Volk sitzt Er zur Rechten der Kraft. Dort wartet Er, bis alle Feinde zum Schemel Seiner Füße liegen, d. h. gerichtsreif sind, dann steht Er auf, Sein Reich anzutreten. Dann „kommt Er in den Wolken des Himmels.“ In des Heilands wunderbarem Wort liegt beides, die lange Gerichtszeit und die endliche Wiederkunft prophetisch beschlossen. Vor Seiner Verwerfung durch den gesamten Rat redet Er zu ihm von der endlichen Annahme in Seiner Wiederkunft. Wunderbare, anbetungswürdige Liebe! Zwei Jahrtausende muss sie noch warten, aber dann kommt es doch.

Die Versammlung hat den Sinn dieser Rede nicht ganz verstanden. Ach, dass ihn Israel und die Nationen heute verstünden! Ach, dass er sich recht bewahrheitete. Das jüdische Volk versteht ihn zur Stunde weniger als je. Doch es kommt.

Die Ratsversammlung verstockte sich vollends an diesen Worten. Wir begreifen das. Ja, wir begreifen das natürlich Fleischliche nur zu gut. Der Hohepriester, sicherlich tief getroffen innen, zerreißt sein G e w a n d. Wir denken an das prophetische Wort: Zerreißest eure Herzen, und nicht eure Kleider. Und er ruft in die Versammlung hinein: „Er hat Gott gelästert; was bedürfen wir weiter Zeugnis!“ Ja - entweder - oder. Entweder ist Er Gottes Sohn, und Er ist in Seinem Zeugnis die Wahrheit; oder Er ist es nicht, dann allerdings ist Er ein Gotteslästerer. Aber das ist Er nicht, nein, das ist Er nicht. Ist Jesus ein Gotteslästerer, dann ist der Teufel Gott - das sei ferne!

Der Verworfene und die Verworfenen

Verstockung treibt. Sie ist ein Gewächs. Wer A sagt in ihr, und tut nicht Buße, der kommt zum Z. Nun erfolgt die Verwerfung, und gleich auf die Verwerfung die Bespeiung, die Schläge, die Verspottung und der Hohn. Das schwerste ist der Ruf: „Weissage uns, Christe, wer Dich schlug.“ Das ist eine Herausforderung wie die: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder“. Armes Volk, in deinem Herrn hast du für lange Gerichtszeit dich selbst verworfen! O, Er prophezeit dir wer Ihn schlug. Du hast Ihn geschlagen, darum bist du nun verworfen. Du bist heimatlos; du bist gehasst, du bist unruhig und gejagt; du hast nicht Tempel noch Altar. Du bist ein armes Volk, so reich auch viele von dir sind. Und die Nationen sind um deinetwillen auch noch unterm Fluch. Es ist, als ob sie wüssten, dass du es bist, der sie aufhält, darum hassen sie dich.

Aber dies bespeite und zerschlagene Gesicht wird dir wieder erscheinen. Der Verworfene verwirft dich nicht ewiglich. Das sagt dir dein ganzes prophetisches Wort, das hat Er dir selbst vor der Verwerfung verheißen. Noch ist der Herr der Verworfene Israels, noch der Verworfene der Massen der Nationen. Noch bedeutet der Buß- und Glaubensweg von Christus für sie nicht den Heilsweg.

Aber, o Heiland, eine Gemeine ist da. Die kennt Dich, den Verworfenen. Sie lobt und grüßt Dich, dass Du Dich hast verwerfen lassen und hast in der Verwerfung unser Heil geschaffen. Ach, verwirf uns nicht von Deinem Angesicht! Wir Verworfenen in Sünde und Tod leben von Deiner Gnade. Mach sie täglich größer in uns! Und wenn die Welt uns verwirft um unseres Bekenntnisses willen zu Dir, so wollen wir uns mit dir verwerfen lassen. Es soll unsere Ehre sein. Gewiss, wir werden auch mit Dir herrlich sein und mit Dir wiederkommen, wenn Du aufrichtest Dein Reich. Dann wird der Verworfene die Verworfenen selig machen - dann wird der Verworfene herrlich sein. Komme bald, Herr Jesu!

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21. Von der geoffenbarten Gerechtigkeit Gottes Röm 3:21-27