Väterliche und mütterliche Erziehung - Spr 1:8

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aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
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4. Väterliche und mütterliche Erziehung - Spr 1:8

Höre, mein Sohn, die Unterweisung deines VATERS und verwirf nicht die Belehrung deiner MUTTER! Denn sie werden ein Kranz der Gnade deinem Haupte sein und ein Geschmeide deinem Halse!

Die Vaterunterweisung ist eine erziehliche, oft mit Züchtigung verbundene Unterrichtung. Das hebr. Wort für Unterweisung (musar) meint eigentlich die "Erziehung". Solche Züchtigung dient der Ertüchtigung (Hebr 12:11). So sollten Israels Väter ihren Kindern die Gottesgesetze einschärfen. Erscheint uns dies in einer Zeit "antiautoritärer Erziehung" nicht antiquiert und unannehmbar? Doch auch das NT spricht davon, dass niemand Gemeindedienste versehen soll, der seinem Hause nicht gut vorsteht, und seine Kinder nicht in "Unterordnung" und "würdigem Ernst" und "in der Zucht und Ermahnung zum Herrn" erzieht! Allerdings sollen die Väter dabei ihre Kinder nicht "zum Zorn reizen" und "ärgern", damit sie nicht mutlos werden (1Tim 3:5 - Eph 6:4 - Kol 3:21).

Wie wichtig eine solche Ausgewogenheit in der väterlichen Erziehung ist, mag man daran erkennen, dass sich im kindlichen Verhältnis zum Vater die Grundfähigkeit zum Gehorsam ausbildet, der sich später Gott gegenüber zu erweisen hat; es formen sich ersten psychische Grundzüge des Gottesbildes, der ja "der Vater aller Vaterschaften" ist (Eph 3:15); das Gottesbild erwächst am Vaterbild! Während nun der Vater - stellvertretend für Gott - die Instruktion seiner Kinder zu leisten hat, ist die ergänzende Aufgabe der Mutter, beispielgebende Belehrung zu geben (hebr. thora; BUB: Weisung; BA: Zielgebung). Die mütterliche Wärme in der Erziehung schafft dem Kinde ein psychisches Grundkapital, das sich später als Lebensfreude, seelisches Urvertrauen, als positives Grundverhalten, ja, in Ehetauglichkeit und Liebesfähigkeit auszahlt. Wir sehen, wie wichtig ein Zusammenwirken der Väterunterweisung und der mütterlichen Zielgebung auch für den späteren Glaubensstand ist, da sich ja auch in Gott ein väterliches und ein mütterliches Verhalten vereint.

Der Sohn soll solche Unterweisung und Zielgebung "hören". Über das Ohr, als dem Organ des Geistes, bildet sich der "Ge-hor-sam" aus, nach dem griech. "hypokoä" ein "Sich-unter-das-Gehörte-Stellen". So sagt Spr 23:12: "Bringe dein HERZ her zur Unterweisung, und deine OHREN zu den Worten der Erkenntnis!" Die Zunge eines Gottesgelehrten, der die Müden durch seinen Zuspruch aufrichten kann, erhält Vollmacht im heiligen Hörschweigen vor Gott, "der sein OHR jeden Morgen weckt" (Jes 50:4-6). Und weil solches Hören der Vaterunterweisung zum Gehorsam führt, dem eigentlichen Wesensmerkmal der Sohnschaft, hatte auch der Sohn Gottes "das geöffnete und durchgrabene Ohr" (Jes 50:5 - Ps 40:6). Das Hören des Sohnes und der Söhne aber ist, - wie auch der verborgene Mensch des Herzens und ein sanfter und stiller Geist - vor Gott wie ein kostbarer Schmuck. Dem Siegeskranz des Lebens (Jak 1:12), der Herrlichkeit (1Petr 5:1-4) und der Gerechtigkeit (2Tim 4:7-8) wird im vorliegenden Zusammenhang der Sprüche ein Kranz der Gnade (BA) für das Haupt und ein Diademgeschmeide für den gebeugten Nacken hinzugefügt.

Höre, mein Sohn, die Unterweisung deines Vaters...!
Wenn Jesus seine Bibel las, so mag er sich durch ein solches Wort besonders angesprochen gefühlt haben; das hebr. "beni" (mein Sohn) ist ja das Urwort des "Vaters aller Vaterschaften" an Seinen erstgeborenen Sohn: "Sohn mein (bist) DU - heute habe ich Dich gezeugt" (Ps 2:7).

Es ist sicher kein Zufall, dass diese Anrede mein Sohn (beni) 22mal im Buche der Sprüche erscheint, weil ja die Zahl 22 in der Bibel den Sohnesweg in Seinem Werden und Leiden zeigt. Sohnesgehorsam und Vaterunterweisung gehören also, was das Wesen der Sohnschaft und den Sohnschaftsweg anbetrifft, aufs engste zusammen. Es geht in der tiefsten, prophetisch-symbolischen Schau der SPRÜCHE um die Vaterinstruktion Gottes für Seinen erstgeborenen Sohn, während Seines Weges auf Erden, dann aber auch für die "nachgeborenen Söhne", die grundsätzlich den gleichen Sohnesweg zu gehen haben. Dem entspricht in der Spruchweisheit die Anrede "ihr Söhne". So ruft Spr 4:1: "Höret, ihr Söhne, die Unterweisung des Vaters...! und Ps 34:11 schließt sich dem an: "Kommt, ihr Söhne, höret mir zu: die Furcht JAHWEHs will ich euch lehren!" "Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem Hause, das meinem Vater gehört?" sagte der zwölfjährige Jesus seinen suchenden Eltern, als Er von ihnen endlich im Tempel gefunden wurde. Trotz dieses starken Bewusstseins Seiner Gottessohnschaft ordnete er sich aber Seiner Eltern wieder unter und ging mit ihnen zurück nach Nazareth (Lk 2:49-52); dort aber nahm Er zu an Weisheit und Gestalt, aber auch an Gnade bei Gott und den Menschen - nicht zuletzt auch durch die Unterweisung Seines irdischen Vaters und durch die Zielgebung Seiner Mutter Maria.

Auch der Sohn Gottes stand ja an Seinen Erdentagen in einem Werden, das im Einklang mit dem Wort der Bibel, mit der Instruktion Gottes und mit der Führung durch den Heiligen Geist geschah. Er ist nicht nur "geworden" aus der Väterreihe Israels, "geworden" aus dem Samen Davids und aus einem Weibe, "geworden" unter der Erziehung des Gesetzes, sondern Er ist auch ein barmherziger Hohepriester "geworden", ja, Er wurde vollendet zu völligem Gehorsam" in der Konfrontation mit Sünde und Versuchung. So gesehen war Er der "Unselbstständigste, der jemals auf Erden lebte: nichts konnte er aus sich selbst heraus tun, außer dem, was Er den Vater tun sah (Joh 5:19-20); Er richtet auch nicht aus sich selbst, sondern in Übereinstimmung mit dem, was Er vom Vater hörte (Joh 5:30): Er kam nicht aus eigenem Entschluss in diese Welt (Joh 7:28), gab Zeugnis nicht von sich selbst (Joh 5:31), verherrlichte nicht sich selbst (Joh 8:54), und redete nur, was Ihn der Vater gelehrt hatte (Joh 8:28 - Joh 12:40 - Joh 14:10). Er hörte die Unterweisung des Vaters.

Lies weiter hier:

5. Lockruf und Weg der Sünder - Spr 1:10.11-19