Unerträgliche Emporkömmlinge - Spr 30:21-23

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349. Unerträgliche Emporkömmlinge - Spr 30:21-23

Unter dreien erzittert die Erde, und unter vieren kann sie es nicht aushalten: unter einem Knecht, wenn er König wird, und einem gemeinen Menschen wenn er satt Brot hat; unter einem gehassten (unleidlichen) Weib, wenn sie zur Frau genommen wird, und einer Magd, wenn sie ihre Herrin beerbt.

Wenn die Erde erzittert, dann unter einer unerträglichen last, die sie kaum aushalten kann, wie etwa unter einer heranstürmenden tausendköpfigen Büffelherde in den vorliegenden Versen werden viererlei Emporkömmlinge genannt, die der Erde und damit der Erdbevölkerung unerträglich sind, und die durch einen politischen Umsturz oder durch die Änderung der sozialen und privaten Verhältnisse plötzlich zu Reichtum und Macht gekommen sind. Auch wir kennen in unserer Zeit die Blasiertheit und den Scheinadel der "Neureichen", die aus dem Schlammgrund ihrer Amoralität durch besondere Umstände, meist ohne Fleiß und Leistung nach oben geschwemmt worden sind! Denn trotz der gewaltigen Fortschritte von Technik und Wissenschaft ist doch der Mensch noch heute in seinem Grundwesen der gleiche wie vor Jahrtausenden!

Aber ist solch ein sozialer Umsturz nicht erstrebenswert und dem geringen Volk zu gönnen? So heißt es im Lobgesang der Maria: "Gott hat Mächtige von den Thronen hinabgestoßen und Niedrige erhöht. Hungrige hat er mit Gütern erfüllt und Reiche leer fortgeschickt" (Lk 1:52-53); doch ist dies Prophetie der messianischen Zeitenwende und nicht eine Aufforderung zur sozialen und politischen Revolte (vgl. Lk 1:54-55).

Im allgemeinen aber können wir, schon aus eigener Erfahrung, der Aussage unserer Spruchweisheit zustimmen. Es ist der Erde (es kann auch gemeint sein: dem Lande Israel) unerträglich, wenn ein Knecht König wird. "Nicht geziemt einem Toren Wohlleben, wieviel weniger einem Knecht, über Fürsten zu herrschen" (Spr 19:10)! Auch Spr 29:21 warnt vor dieser Gefahr "Wenn einer seien Knecht von Jugend auf verhätschelt, so wird dieser am Ende zum Sohn werden"!

Durch Königsmord und Revolte, oder aber durch die Wahl des Volkes ins Herrscheramt erhoben, sucht sich der empor gekommene Knecht für seine bisherige Niedrigkeit zu entschädigen; dabei kann er sich über die primitiven Gewohnheiten und den beschränkten Gesichtskreis seins früheren Sklaventums kaum erheben. Die jüngere Geschichte bietet mit Hitler, Stalin, Lenin, Honegger und anderen Potentaten genügend Anschauungsmaterial!

Auch der Gemeine (BA: der Verruchte; DEL: der Ruchlose), der unverdient zur Fülle, zur Übersättigung kommt - wovon das erwähnte Brot nur stellvertretend genannt wird, wird dadurch frecher lästiger, gefährlicher, aufdringlicher.

Ähnlich ist es mit dem "sitzengebliebenen" Weib, das von allen gemieden, ja gehasst wurde, weil sie nur Abstoßendes hatte, was ihre Unleidlichkeit wiederum verstärkte, wenn sie dennoch - verspätet - zur Frau genommen wird, dann trägt sie den Kopf ganz hoch und zahlt ihren Geschlechtsgenossinnen heim, dass sie früher von ihnen missachtet wurde; sie sind nunmehr für sie "Luft". Wie eine Fürstin unter den Frauen thront sie zur Rechten ihres Mannes, den sie als erobertes Eigentum ansieht, und der unter ihrer Unleidlichkeit auch nicht froh werden kann.

Unerträglich kann es auch sein, wenn eine Magd ihre Herrin beerbt, die kinderlos verstorben ist, oder die sie gar verdrängt hat. Herrschaft über Jaus und Hof und Geld geht mit der erschlichenen Erbschaft auf sie über. Solches musste auch Sara mit ihrer Magd Hagar erfahren: "Sie sprach zu Abram: Das Unrecht, das mir widerfährt, soll auf dich fallen! Ich habe meine Magd in deinen Schoss gegeben; und weil sie sieht, dass sie schwanger geworden ist, bin ich gering geachtet in ihren Augen. JAHWEH richte zwischen mir und dir!" (1Mo 16:5).

Wie ist dies aber geistlicherweise? Sind nicht auch wir, die wir "Sklaven der Sünde" und "Feinde Gottes" gewesen sind, durch die Wiedergeburt zu Söhnen Gottes, ja, zu Königen und Priestern geworden? "Bettler des Kosmos" wurden "reich und zu Erben des göttlichen Königtums" sagt uns Jak 2:5. Doch ist uns dies aus Gnaden widerfahren, wie Mephiboseth aus dem Hause Sauls, wurden wir an den Tisch des großen Königs geladen, beugen uns nieder und sprechen mit ihm: "Was ist dein Knecht, dass du dich zu einem toten Hund gesandt hast, wie ich einer bin?" (2Sam 9:7-8). Immer wieder fordert uns Gottes Wort auf, dessen zu gedenken, woher wir kamen, und aus welcher Niedrigkeit uns Gott in Sein Heil erhob. So sagt uns 1Kor 1:26: "Sehet eure Berufung an, Brüder, dass es nicht viele Weise nach dem Fleische, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle sind...!" In unserer Herkunft waren wir nicht anders als die vielen "Ungerechten, die das Reich Gottes nicht ererben werden", aber wir wurden "abgewaschen, geheiligt und gerechtfertigt im Namen des Herrn Jesus" (1Kor 6:9-11)!

Erzittert unter uns die Erde, sind wir unerträglich dem Lande und der Gemeinde, zu der wir gehören so dass sie uns nicht aushalten können? Oder gleichen wir Mordokai, der "wohlgefällig der Menge seiner Brüder" war, weil er "das Wohl seines Volkes suchte und zur Wohlfahrt seiner ganzen Generation redete" (Est 10:3)? Dann stehen wir auch in der demütigen Gesinnung der Maria, die nach Lk 1:47-48 bekannte "Meine Seele erhebet den Herrn, und mein Geist frohlockt in Gott, meinem Retter; denn Er hat hingeblickt auf die Niedrigkeit Seiner Magd; denn siehe, von nun an werden mich glückselig priesen alle Generationen!"


Lies weiter hier:

350. Wie groß ist Gott im Kleinen! I - Spr 30:24-28