Paulus sehnt sich nach der Gemeinde in Rom

Aus Bibelwissen
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Der Dank für den Glauben der Römer

Die Verse 8 bis 15 machen deutlich, wie groß die Verbundenheit des Apostels mit seinen Brüdern in Rom war.

  • GTÜ Röm 1:8 - Als Erstes (zwar) danke ich meinem Gott (bevollmächtigt und geleitet) durch Jesus Christus für euch alle, dass eure (Glaubens-)treue verkündet wird in der ganzen Welt.

Zuerst dankt Paulus seinem Gott für das, was der Herr in der Gemeinde (w. Herausgerufenen) zu Rom bewirkt. Er sah vor allem das Wirken Gottes und das veranlasste ihn zu tiefster Dankbarkeit. Es war für Paulus eine sehr große Freude zu sehen, welchen Glauben in der Römergemeinde entstanden ist. Der Inhalt seiner Freude war nicht die Tatsache, dass er einen erfolgreichen Einfluss auf diese Menschen hatte, sondern der Umstand, dass immer mehr Menschen in eine Vertrauensbeziehung zu Gott hineinkommen und dass Menschen den Zugang zum wahren Leben gefunden haben. Gott ist dabei der "Hauptakteur" und nicht Paulus. Paulus freute sich vermutlich auch darüber, dass er für Gott ein Werkzeug zum Segen für andere sein durfte!
Der vorbildliche und tiefgründige Glaube der Römer hatte damals, wie heute, zu reden gegeben. Da die Bibel heute in der ganzen Welt zu finden ist, gibt auch heute noch der Glaube der Römer von damals zu reden. Was war an ihrem Glauben so beachtenswert und was war der Grund für diese Bekanntmachung?

- War es der Glaube an einen gekreuzigten und auferstanden Juden?
- War es der Glaube, dass es nur einen Gott gibt?
- War es der Glaube, an einen Gott, von dem es kein Bild gab?
- Sind vielleicht schon einige durch ein Martyrium gegangen, das zu Reden gab?
- War es die Liebe und die Andersartigkeit der gläubigen Römer?
- War es der Glaube an einen Gott, der aus Liebe zu uns, sein Wertvollstes gab

Alles wäre denkbar.

Die treuen Gebete

Die treuen Gebete des Apostels machen seine tiefe Verbundenheit zu den Brüdern deutlich:

  • Röm 1:9-10 - Denn Gott ist mein Zeuge, dem ich in meinem Geist an dem Evangelium seines Sohnes diene, wie unablässig ich euch erwähne 10 allezeit in meinen Gebeten, indem ich flehe, ob ich nun endlich einmal durch den Willen Gottes so glücklich sein möchte, zu euch zu kommen.

Das Bekenntnis, treu für die Geschwister zu beten, war nicht einfach ein leeres Geschwätz, sondern eine Tatsache, die sogar Gott bezeugen würde. Wenn ich sage, "Gott ist mein Zeuge, dass ich täglich für euch bete", obwohl es nicht der Wahrheit entspricht, dann missbrauche ich den Namen Gottes für eine Lüge. Eine solche Aktion würde ein schweres Gericht nach sich ziehen; solches lässt Gott nicht ungestraft. Nie würde Paulus so etwas schreiben und Gott als Zeuge aufrufen, wenn es nicht wahr gewesen wäre! Ein Gottesfürchtiger würde sich nie trauen, Gott als Zeuge für etwas aufzurufen, das nicht der Wahrheit entspricht. Die unablässige Erwähnung der Römer in seinen Gebeten, offenbart Paulus als einen Menschen, mit einer väterlichen Liebe. Alles was den Kindern widerfährt, betrifft auch immer zutiefst die Eltern, sofern sie ihre Kinder lieben. Mütter sprechen manchmal von einer unsichtbaren Nabelschnur. Genauso war auch Paulus mit den Römern verbunden. Die Römer waren für Paulus nicht einfach irgendwelche Objekte, an denen eine Arbeit oder Aufgabe vollzogen werden musste, sondern sie waren seine Brüder, deren Schicksal, auch sein Schicksal war.
Wenn Paulus in seinem Geist an dem Evangelium des Sohnes Gottes dient, dann bedeutet das nicht, dass er nicht auch mit Herz, Seele und Leib dem Evangelium diente, sondern es bedeutete, dass sein (Gottes-)Dienst am Evangelium von seinem Geist (der mit dem Heiligen Geist erfüllt war) geprägt und dominiert war. Es war also ein Dienst, der weit über das Seelische und Körperliche hinausging.
Wenn Paulus inständig dafür fleht, einmal so glücklich zu sein, die Römer zu besuchen, dann hatte er nicht die totalitäre Einstellung, dass Gebet und Flehen nichts bewirken würde. Er wusste, dass der Wille Gottes in jedem Fall geschehen würde, aber er wusste auch, dass die Gebete den "Arm Gottes" bewegen können.

Die Sehnsucht des Paulus

Die Sehnsucht des Apostels kommt in den nächsten Versen zu Ausdruck:

  • Röm 1:11-13 - Denn mich verlangt sehr, euch zu sehen, damit ich euch etwas geistliche Gnadengabe mitteile, um euch zu stärken, 12 das heißt aber, um bei euch mitgetröstet zu werden, ein jeder durch den Glauben, der in dem anderen ist, sowohl euren als meinen. 13 Ich will aber nicht, dass euch unbekannt sei, Brüder, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen - und bis jetzt verhindert worden bin - damit ich auch unter euch einige Frucht haben möchte, wie auch unter den übrigen Nationen.

Ein egoistischer und ehrsüchtiger Prediger könnte zwar ähnliche Worte wie Paulus sagen, aber in seinem Herzen wäre da ein anderes Motiv. Er wäre bestrebt, auch noch von den Römern bewundert zu werden; es ginge ihm darum, dass auch die Römer über sein Wissen und über seine Erkenntnisse staunen würden.
Doch Paulus hatte ganz andere Wünsche. Er sehnte sich nach den Römern, er wollte sie stärken, damit sie im Glauben fest wurden. Er wollte ihnen wohltun, damit sich ihr Bewusstsein immer mehr "in Christus" befand. Durch den Dienst des Apostels würden die Römer zusätzlich mit geistlicher Gnadengabe beschenkt. Diese bewirkt sowohl eine Auferbauung der einzelnen Glieder, als auch der Gemeinde.
Von der ersehnten Gemeinschaft erwartete Paulus einen gegenseitigen Trost. Offensichtlich benötigten sowohl die Römer, als auch Paulus selbst diesen Trost. Bei diesem Trost ging es um einen "Beiseiteruf" oder um einen gemeinsamen und beistehenden Zuspruch. Paulus hat nicht gesagt: "Ich stehe über allen und deshalb können die Geschwister nur noch von mir lernen; ich jedoch benötige sie für meine Auferbauung nicht mehr!" Paulus brauchte den Zuspruch seiner Brüder; er sehnte sich auch nach ihrem Beistand und gleichzeitig wollte er auch ihnen beistehen. Jede echte christliche Gemeinschaft bewirkt eine gegenseitige Stärkung der Glaubenstreue. In einer echten Gemeinschaft erhalten nicht nur die Belehrten einen beistehenden Zuspruch, sondern auch die Lehrer. Der Glaube im Bruder und in der Schwester bewirkt die Stärkung und Festigung der eigenen Vertrauenstreue!
Ein geplantes Vorhaben, das vorderhand nicht umsetzbar ist, löst in der Regel Stress aus! Ob das bei Paulus auch so war, will ich einmal offen lassen. Vermutlich hat er gelernt, hartnäckig dafür zu beten, dass sein Dienst in Anwesenheit, zur Auferbauung der Gemeinde Wirklichkeit werden darf (was ja durchaus im Sinne Gottes war)! Andererseits durfte er es wohl auch mit einer gewissen Gelassenheit aus den Händen Gottes genommen haben, als er immer wieder verhindert wurde nach Rom zu gehen. Diese "Verhinderungen" haben aber nicht dazu geführt, dass er sein Gebetsanliegen einfach einstellte.
Das große Bedürfnis, den Römern geistliche Gnadengabe mitzuteilen und der Umstand, dass er bis dato verhindert wurde, löste in Paulus vermutlich den Entschluss aus, den Römern einen Brief zu schreiben, damit sie endlich eine geistliche Gnadengabe erhalten würden. Hier stellt sich die Frage: "Hat Gott den Paulus verhindert, die Römer zu besuchen, damit unter anderem der Römerbrief entstand?" Sehr gut möglich! Da können wir heute alle nur sagen: "Halleluja! Dank sei dir oh Gott, dass du den Paulus verhindert hast, damit wir heute diesen wunderbaren Brief in Händen halten dürfen!" Jede zugelassene Verhinderung Gottes bewirkt noch etwas weit Besseres! Durch diesen Brief wurden alle Christen, die ihn lesen durften, reich gesegnet! Zuerst aber die Römer selbst!
Hätte Paulus im Gebet nicht für eine geistliche Auferbauung der Gemeinde gerungen, hätte er einfach gesagt, 'es ist halt nicht Gottes Wille', dann wäre wohl kaum der Römerbrief entstanden.

Die Sehnsucht und der Schmerz, immer wieder verhindert zu werden sowie die unablässigen Gebete des Apostels waren die "Geburtswehen", die den Römerbrief entstehen ließen!

Wie herrlich und wunderbar sind doch die Wege Gottes!

Leidenschaft für den Dienst

Welchen Stellenwert haben heute die Nachrichten, die Zeitungen, das Internet und alle anderen Medien, die uns mit den Aktualitäten versorgen? Sie sind kaum mehr wegzudenken. Wer nicht informiert ist, findet sich in dieser Welt immer schlechter zurecht. Gleichzeitig sind die Nachrichten und die Botschaften aus der Ewigkeit immer weniger gefragt. Wenn es der Menschheit schlechter geht, dann gewinnen diese Nachrichten wieder etwas an Aktualität, dann fragt man wieder mehr nach der Botschaft des Schöpfers! Dabei gäbe es nichts Wichtigeres, als über das nachzudenken, was unser Gott uns zu sagen hat. Die gute Nachricht Gottes ist nach 2'000 Jahren immer noch hoch aktuell, währenddem sich heute kaum noch jemand für eine zwei Monate alte Tageszeitung interessiert. Reporter, Journalisten, Politiker und Geschäftsleute sind ganz scharf auf aktuelle Nachrichten, aber kaum einer auf die Nachrichten aus der Ewigkeit.
So wie die Journalisten mit einer großen Leidenschaft die Tagesaktualitäten weitergeben, vermittelt Paulus mit einer unschlagbaren Leidenschaft das Evangelium Gottes.

  • Röm 1:14-15 - Sowohl Griechen als auch Nichtgriechen, sowohl Weisen als auch Unverständigen bin ich ein Schuldner. 15 Dementsprechend bin ich, soviel an mir ist, willig, auch euch, die ihr in Rom seid, das Evangelium zu verkündigen.

Keinem will Paulus das Evangelium vorenthalten! Ob einer weise oder unverständig ist, spielt für ihn keine Rolle! Jeder sollte die Botschaft Gottes hören. Die Botschaft, dass nicht wir selbst uns retten müssen, sondern dass Gott uns gerettet hat, indem er uns vom Tod losgekauft hat und uns gleichzeitig mit seinem göttlichen Leben beschenkt!
Wenn ich meinem Freund 100 Fr. schulde, dann muss ich ihm irgendwann einmal dieses Geld geben! Paulus fühlte sich zutiefst verpflichtet, jedem die Botschaft Gottes zu verkünden. Doch diese Verpflichtung war für ihn nicht nur ein Muss! Sie war für ihn ein Bedürfnis, weil er die bedingungslose Liebe Gottes erfahren hat und sich nichts sehnlicher wünschte, als dass jeder Mensch diese Liebe erkennen darf. Nur die Liebe Gottes allein befriedigt uns in Zeit und Ewigkeit! Alles andere hinterlässt früher oder später nur eine Leere!