Onesimus (Bibellexikon)
Aus dem Bibellexikon „International Standard Bible Encyclopedia“ übersetzt. Der Artikel stammt von John Rutherfurd.
Der Name Onesimus übersetzt: "gewinnbringend", "hilfreich" (Kol 4:9 / Phim 1:10)):
Inhaltsverzeichnis
Mit Paulus in Rom
Onesimus war ein Sklave (Phim 1:16), welcher Philemon gehörte, der ein wohlhabender Bürger von Kolossä war und ein bekanntes Mitglied der dortigen Gemeinde. Onesimus war immer noch Heide, als er seinen Herrn betrog und von Kolossä weglief. Er fand seinen Weg nach Rom. Dort, in diesem Zentrum, gab es die Tendenz, dass sich übel gesinnte Menschen dort sammelten, wie Tacitus uns sagt. In Rom kam er in Kontakt mit Paulus, der sich damals in seinem eigenen gemieteten Haus in Militärhaft befand.
Was ihn mit Paulus in Kontakt gebracht hat, wissen wir nicht. Es kann Hunger gewesen sein, es können Gewissensbisse gewesen sein. Er konnte nicht vergessen, dass das Haus seines Meisters in Kolossä der Ort war, wo sich die Christen wöchentlich zur Anbetung Christi trafen. Er konnte auch nicht vergessen, wie Philemon oft von Paulus gesprochen hatte, dem er seine Bekehrung verdankte. Nun, da Onesimus in Rom war - was für ein seltsamer Zufall -, war Paul auch in Rom.
Das Ergebnis ihrer Begegnung war, dass Onesimus durch die Vermittlung des Apostels zu Christus bekehrt wurde ("Mein Kind, das ich in meinen Fesseln gezeugt habe", Phim 1:10). Seine Dienste waren für Paulus sehr nützlich gewesen und er hätte Onesimus gerne bei sich behalten; aber da er dies ohne das Wissen und die Zustimmung von Philemon nicht tun konnte, sandte er Onesimus zurück nach Kolossä, zu seinem Meister.
Paulus' Briefe an die Kolosser und Philemon
Zur gleichen Zeit schrieb Paulus in anderen Angelegenheiten an die Gemeinde in Kolossä und er vertraute diesen Kolosserbrief Tychicus und Onesimus gemeinsam an. Der Apostel empfiehlt Onesimus den Geschwistern in Kolossä als "treuen und geliebten Bruder, der einer von euch ist", und er sagt weiter, dass Tychicus und Onesimus ihnen alles, was Paulus in Rom widerfahren ist, mitteilen werden. Ein solches Lob würde die Rückkehr Onesimus' nach Kolossä sehr erleichtern.
Aber Paul macht noch mehr. Er stellt Onesimus einen Brief zur Verfügung, den er selbst an Philemon geschrieben hat. Als er in eine Stadt zurückkehrte, in der bekannt war, dass er weder ein Christ noch ein ehrlicher Mensch war, brauchte er jemanden, der für die Realität des Wandels, der sich in seinem Leben vollzogen hatte, bürgen konnte. Und Paulus tut dies für ihn sowohl im Brief an die Kolosser als auch im Brief an Philemon.
Mit welch einfühlsamer Zartheit wird Onesimus eingeführt! "Nehmt ihn auf", sagt der Apostel,"denn er ist mein eigenes Herz" (Phim 1:12). "Der Mann, den die Kolosser, wenn sie ihn kannten, nur als wertlosen entlaufenen Sklaven kannten, wird ihnen also empfohlen nicht mehr als Sklave, sondern als Bruder, nicht mehr als unehrlich und ungläubig, sondern vertrauenswürdig; nicht mehr als ein Objekt der Verachtung, sondern der Liebe" (Lightfoot's Commentary on Col, 235).
Onesimus ist gewinnbringend
Der Apostel bittet daher Philemon, Onesimus den gleichen freudigen Empfang zu bereiten, den er Paulus selbst bereiten würde. Die Vorgeschichte von Onesimus strafte die Bedeutung seines Namens Lüge. Er war nicht "gewinnbringend" - weit davon entfernt. Aber schon sein konsequentes Verhalten in Rom und sein bereitwilliger Dienst an Paulus dort, haben das alles verändert; er war für Paulus gewinnbringend, und er wird auch für Philemon gewinnbringend erweisen.
Paulus' Garantien
Onesimus hatte offensichtlich seinen Meister bestohlen, bevor er Kolossä verließ. Dazu schreibt aber der Apostel, dass er, wenn er Philemon in irgendeiner Weise betrogen hat, er selbst dafür Bürge wird. Philemon kann Paulus' Handschrift als eine Bürgschaft betrachten, die die Zahlung garantiert: "Rechne diesen Betrag mir an", sind seine Worte, "Ich werde es zurückzahlen". Wäre Philemon kein Christ gewesen und hätte Paulus nicht diesen wundervollen Brief geschrieben, so hätte Onesimus wohl Angst gehabt, zurückzukehren. Im Römischen Reich wurden Sklaven ständig für weit kleinere Vergehen gekreuzigt, als die, für die er sich schuldig gemacht hatte. Ein Dieb und ein Ausreißer hatten nichts als Folter oder Tod zu erwarten.
Die Veränderung, die Christus vollzieht
Aber jetzt unter der Herrschaft Christi, ist alles anders geworden. Der Meister, der betrogen wurde, ist nun ein Jünger Jesus. Der Brief, der ihm von seinem Sklaven übergeben wird, ist von einem gebundenen "Gefangenen Jesu Christi" geschrieben worden. Auch der Sklave ist nun ein Bruder in Christus und wird von Paulus geliebt; sicher wird Philemon diese Liebe teilen. Paulus deutet darauf in an, er hoffe, bald freigelassen zu werden, und dann wird er kommen und sie in Kolossä besuchen. Wird Philemon ihn als Gast in sein Haus aufnehmen?
Das Ergebnis
Man kann sich nicht vorstellen, dass dieser Appell zugunsten von Onesimus vergeblich war. Philemon wird mehr tun, als Paulus verlangt hatte und bei einem Besuch des Apostels in Kolossä würde er aufs Herzlichste empfangen werden, sowohl von Philemon als auch von Onesimus.