Oh Durchbrecher aller Bande (Lied)

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Oh Durchbrecher aller Bande,
der Du immer bei uns bist
bei dem Schaden, Spott und Schande
lauter Lust und Himmel ist,
übe ferner dein Gerichte
wider unsern Adamssinn,
bis dein treues Angesichte
uns führt aus dem Kerker hin

Ist´s doch deines Vaters Wille,
dass du endest dieses Werk;
hierzu wohnt in Dir die Fülle
aller Weisheit, Lieb und Stärk´
dass Du nichts von dem verlierest,
was Er dir geschenket hat,
und es aus dem Treiben führest
zu der süßen Ruhestatt.

Ach so mußt Du uns vollenden,
willst und kannst ja anders nicht,
denn wir sind in deinen Händen
Dein Herz ist auf uns gericht´t,
ob wir wohl vor allen Leuten
als gefangen sind geacht´t,
weil des Kreuzes Niedrigkeiten
uns veracht´t und schnöd gemacht.

Schau doch aber unsre Ketten,
da wir mit der Kreatur
seufzen, ringen, schreien, beten
um Erlösung von Natur
von dem Dienst der Eitelkeiten,
der uns noch so hart bedrückt,
ob auch schon der Geist zu Zeiten
sich auf etwas Besser´s schickt

Ach erheb die matten Kräfte,
sich einmal zu reißen los
und durch alle Weltgeschäfte
durchzubrechen frei und bloß.
Weg mit Menschenfurcht und Zagen,
weich, Vernunftsbedenklichkeit,
fort mit Scheu vor Schmach und Plagen,
weg des Fleisches Zärtlichkeit!

Herr zermalme, brich, vernichte
alle Macht der Finsternis,
unterwirf sie dem Gerichte.
Mach des Sieges uns gewiss!
Heb´ uns aus dem Staub der Sünden,
wirf die Schlangenbrut hinaus,
laß uns wahre Freiheit finden
droben in des Vaters Haus!

Wir verlangen keine Ruhe
für das Fleisch in Ewigkeit;
wie Du´s nötig findest, so tue
noch vor unsrer Abschiedszeit
aber unser Geist der bindet
Dich im Glauben, lässt Dich nicht
bis er die Erlösung findet
welcher Zeit und Maß gebricht

Herrscher herrsche, Sieger siege,
König brauch dein Regiment;
führe deines Reiches Kriege
mach der Sklaverei ein End!
Aus dem Kerker führ die Seelen
durch des Neuen Bundes Blut
Laß uns länger nicht so quälen
denn Du meinst´s mit uns ja gut

Ach wie teu´r sind wir erworben,
nicht der Menschen Knecht zu sein
drum so wahr Du bist gestorben
mußt Du uns auch machen rein
rein und frei und ganz vollkommen
nach dem besten Bild gebild´t
der hat Gnad um Gnad genommen
wer aus deiner Füll sich füllt

Liebe, zeug´uns in dein Sterben;
laß mit Dir gekreuzigt sein
was Dein Reich nicht kann ererben
führ ins Paradies uns ein
Doch wohlan, Du wirst nicht säumen,
lass uns nur nicht lässig sein
werden wir doch als wie träumen
wenn die Freiheit bricht herein!

Gottfried Arnold 1666 - 1714