Mitteilungen und Grüße im Philemonbrief

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Von Daniel Muhl

Bibeltext

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ELB Phim 1:22 Zugleich aber bereite mir auch eine Herberge! Denn ich hoffe, dass ich durch eure Gebete euch werde geschenkt werden.

ELB Phim 1:23 Es grüßt dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christus Jesus,
ELB Phim 1:24 Markus, Aristarch, Demas, Lukas, meine Mitarbeiter.
ELB Phim 1:25 Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist!

Die Bitte um Vorbereitung

Die Beziehung zwischen Paulus und Philemon war so freundschaftlich, dass Paulus seinen Bruder darum bitten durfte, ihm eine Herberge oder Unterkunft zu bereiten. Die Tatsache, dass Philemon sowohl Sklaven hatte, als auch Versammlungen in seinem Haus durchführte, lässt darauf schließen, dass Philemon reich war und auch ein größeres Haus besaß, in dem es auch Gastzimmer gab. Wenn Paulus um die Bereitung einer Herberge bittet, dann kann das Zweierlei bedeuten:

  1. Philemon benutzte seine Gastzimmer sehr häufig. Das zeigt, dass er und seine Frau sehr gastfreundlich waren und es kaum längere Phasen gab, in denen die Gastzimmer nicht benutzt wurden. Sie mussten für Paulus also ein Gastzimmer reservieren, damit ein solches bei seiner Ankunft auch frei sein würde. Die Gästezimmer der Familie von Philemon wurden also regelmäßig benutzt. In diesem Haus gab es kaum unbenutzte Räume. Alle Räume sollten den Menschen dienen.
  2. Die zweite Möglichkeit wäre der Umstand eines fehlenden freien Gastzimmers, so dass noch bauliche Maßnahmen nötig waren, damit Paulus eine Herberge haben würde, wenn er bei Philemon eintrifft. Auch das wäre denkbar! Dabei werde ich an die wohlhabende Frau von Schunem erinnert, die mit ihrem Mann zusammen für den Propheten Elisa ein gemauertes Obergemach erstellte, so dass er bei ihnen immer eine Unterkunft hatte, wenn er vorbeizog (2Kö 4:8-10).

Es liegt ein ganz besonderer Segen darauf, wenn wir Menschen unseren Besitztum zum Wohle der Mitmenschen verwenden. Wer sein Vermögen zur Verherrlichung Gottes einsetzt, wird auch viel Freude erleben. An dieser Stelle dürfen wir uns die Frage stellen:

„Dient mein Vermögen – das der Herr mir geschenkt hat – auch zu Seiner Ehre und Verherrlichung? Dient es den Menschen oder nur meinem Genuss?“

Wenn wir diese Aussage aus allegorischer Sicht betrachten, dann dürfen wir auch hier zwei Möglichkeiten erkennen:

  1. Paulus verwendet sich für den einst „unnützen Sklaven“ bei Philemon. Dies zeigt auch, wie Jesus Christus sich für uns beim himmlischen Vater verwendet. Nach der Auffahrt Jesu hat der Vater Seinem Sohn vielleicht auch eine besondere Herberge geschaffen; einen neuen wunderbaren Wohnraum. Letztlich sind wir als Sein Leib auch Sein Tempel und Wohnraum.
  2. Wir wissen, dass Jesus Christus durch den Heiligen Geist in uns Wohnung gemacht hat. Er soll in allen Kammern unsers Herzens Wohnung machen! Wie schön ist es doch, wenn wir in unserem Herzen dem Herrn eine bleibende Herberge bereiten und wenn wir unsere Herzen von Ihm reinigen lassen, so dass Er jede Kammer unseres Herzens erfüllen darf? Letztlich hat das dann auch zur Folge, dass uns der Herr Jesus eine Stätte bereitet. So lesen wir im Johannesevangelium:
    „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich euch gesagt haben: Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin (Joh 14:2-3).„

Das griech. Wort für „Herberge“ lautet xenia (+3578) und kommt vom Wort xenos (+3581), was mit „fremd“ oder „Gast“ übersetzt werden kann. Die Gastfreundschaft und das Aufnehmen von Fremden war damals für Durchreisende eine große Hilfe. Die Gastfreundschaft gehörte zur gesellschaftlichen Kultur, wobei sie nicht von allen selbstverständlich praktiziert wurde. Auch der Hebräerbriefschreiber musste die Empfänger zur Gastfreundschaft ermahnen. So lesen wir:

  • Hebr 13:2 - Die Gastfreundschaft vergesst nicht! Denn dadurch haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.

Die Gastfreundschaft verursachte natürlich Kosten und sie barg auch ein gewisses Risiko. Man wusste ja nie, ob man vom Gast bestohlen wurde. Paulus rechnete fest mit der Gastfreundschaft des Philemon.
An dieser Stelle dürfen auch wir uns fragen, wie sehr wir die Gastfreundschaft pflegen? Sie ist ein ganz wesentlicher Bestandteil der Gemeinschaft. Durch sie werden auch die zwischenmenschlichen Beziehungen gepflegt und vertieft. Sie ist ein Teil des Liebesdienstes an den Mitmenschen.

Beschenkt durch Gebet

Der zweite Teil von Vers 22 empfinde ich auch als ganz besonders schön:

  • Phim 1:22b - Denn ich hoffe, dass ich durch eure Gebete euch werde geschenkt werden.

Paulus sah sich als ein Geschenk für andere! Meine Brüder und Schwestern sind für mich ein Geschenk, ein Himmelsgeschenk, ein Geschenk meines Herrn an mich und ich darf ein Geschenk für meine Geschwister sein! Ich möchte immer mehr aus diesem Bewusstsein heraus leben! Was aber bedeutet es konkret, wenn meine Geschwister für mich ein Geschenk sein dürfen? Der himmlische Vater hat sie mir gegeben, weil ich durch sie reich werden darf. Durch sie bekomme ich das, was mir fehlt und durch die Geschwister kann ich auferbaut sowie auch vollendet werden. Das ist vor allem deshalb so, weil der Christus im Bruder und in der Schwester lebt! Mein Herr redet auch durch den Bruder zu mir und durch die Andersartigkeit meiner Geschwister werde ich immer wieder neu inspiriert.
Diese Kostbarkeit wird gerade auch aus dem Epheserbrief deutlich:

  • Eph 4:11-13 - Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, 12 zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, 13 bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Maß der vollen Reife Christi.

Paulus macht gerade hier auch darauf aufmerksam, dass die fünf Grunddienste in der Regel auch durch verschiedene Personen abgedeckt werden. Natürlich gibt es einzelne, die mehrere Dienste ausführen, aber in den meisten Fällen hat jeder ein oder zwei Dienste, auf die er sich hauptsächlich konzentriert. Philippus war hauptsächlich ein Evangelist und Agabus vor allem ein Prophet. Wenn ein Bruder das Gefühl hat, er müsse alles abdecken, dann muss er sich auch auf alle fünf Dienste konzentrieren, so dass er sich in den einzelnen Bereichen nur beschränkt vertiefen kann. Wenn der Herr einem Bruder nicht alle fünf Gaben geschenkt hat, kann er diese fünf Gaben sowieso nicht abdecken. Im Weiteren besteht auch die Gefahr, dass ein solcher Bruder plötzlich zu dem irrigen Schluss kommen könnte, dass seine Gemeinde oder Versammlung keine andersartigen Brüder mehr benötigt.
Für mich jedenfalls ist die Andersartigkeit der Geschwister ein Reichtum und ich bin meinem Herrn sehr dankbar, dass er mir Brüder und Schwestern zur Seite stellt, die das ergänzen, was bei mir mangelhaft vorhanden ist. Meine evangelistische Gabe ist ziemlich beschränkt und ich bin dem Herrn dankbar, dass Er einigen meiner Geschwister diese Gabe ganz besonders verliehen hat.
Meinen Reichtum, den ich in Christus habe, definiere ich je länger je mehr auch über meine Geschwister. Dass die Brüder und Schwestern für jeden Gläubigen auch ein Geschenk sind, darf man auch aus folgender Stelle erkennen:

  • 1Kor 3:21-23 - So rühme sich denn niemand im Blick auf Menschen, denn alles ist euer. 22 Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges; alles ist euer, 23 ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.

Sogar Paulus, Apollos und Kephas gehören uns! Auch sie sind uns von Gott geschenkt und ein Teil unseres Reichtums. Umgekehrt dürfen wir auch erkennen, dass wir für unsere Geschwister ein Geschenk sein dürfen. An dieser Stelle dürfen wir uns folgende Frage gefallen lassen:

„Werde ich von meinen Geschwistern auch als Geschenk empfunden oder sehen sie in mir mehr einen Menschen, mit dem ein erfreulicher Umgang nur schwer möglich ist?“

Die Aussage „dass ich durch eure Gebete euch geschenkt werde“ macht Folgendes deutlich:

  1. Auch wenn der Wille Gottes das letztendlich Entscheidende dafür ist, ob Paulus dem Hause des Philemon noch einmal geschenkt wird, so spielten die Gebete doch auch noch eine Rolle.
  2. Gebete haben ein Beschenkt-werden zur Folge

Paulus sagt auch:

  • Röm 1:10 - allezeit in meinen Gebeten, indem ich flehe, ob ich nun endlich einmal durch den Willen Gottes so glücklich sein möchte, zu euch zu kommen.

Diese Stelle zeigt uns, dass der Wille Gottes letztlich das Entscheidende ist. Aber warum knüpft Paulus sein Besuch im Hause Philemon auch an die Gebete der Gläubigen, wenn es doch nur auf den Willen Gottes ankommt?
Persönlich vertrete ich die Meinung, dass unser Gott alle unsere Gebete bereits vor Grundlegung der Welt gesehen hat und sie in Seine Heilsgeschichte mit einbezogen hat. Ein flehendes, bittendes und liebendes Herz, das alle seine Hoffnungen auf Jesus Christus setzt, hat Gott schon vor der Erschaffung der Welt gesehen und deshalb auch seine Gebete in den vorherbestimmten Heilsplan integriert. Als Vater gibt Er diesem Herz alles, was ihm aus Seiner Sicht nützlich ist und darum bewirken aufrichtige Gebete viel mehr als wir denken!

Die Grüße

Das griechische Wort „aspazomai“ (+782) beinhaltet ein „an-sich-ziehen“. In der Bibel gibt es sowohl den „Begegnungsgruß“ als auch den schriftlichen „Gruß“. Durch den Gruß bekundet man eine Verbundenheit. Da der Gruß unter Freunden und Brüdern in der Regel mit einem Kuss in Verbindung stand, kann man davon ausgehen, dass beim Grüßen oft auch eine Umarmung stattfand, in der man das Gegenüber an sich zog. Dies erklärt vermutlich auch die unterschiedlichen Anweisungen Jesu:

  • Mt 10:12 - Wenn ihr aber in das Haus eintretet, so grüßt es!

sowie

  • Lk 10:4 - Tragt weder Börse noch Tasche noch Sandalen, und grüßt niemand auf dem Weg!

Zuerst darf man an dieser Stelle erwähnen, dass es sich in Lk 10:4 um eine spezifische Anweisung handelt, die Jesus den Jüngern damals gab, um deutlich zu machen, sich auf dem Weg nicht aufhalten zu lassen, indem man sich mit Fremden „freundschaftlich verbindet“. Aus dieser Stelle kann man wohl kaum eine allgemeingültige Anweisung für alle Christen ableiten, auf dem Weg niemanden zu grüßen, sondern eher den Hinweis, auf dem Weg zum Ziel, sich nicht durch „Fremde“ oder „Fremdes“ aufhalten zu lassen, indem man sich mit ihnen geistlich verbindet. Anders ist es da, wo man aufgenommen und willkommen geheißen wird.
Die Grüße in den Briefen zeigen auf jeden Fall an, dass zwischen den Schreibern und den Empfängern eine große Verbundenheit vorhanden war. Der Gruß (vor allem auch mit dem Bruderkuss) soll deutlich machen, dass man sich zu den Geschwistern hingezogen fühlt und in Christus eine Einheit bilden darf.

Die Mitarbeiter

Die Mitarbeiter des Apostels Paulus haben sehr interessante Namen, die zusammen gesehen auch eine sehr schöne Bedeutung ergeben. Die Namensübersetzungen stammen aus verschiedenen Lexika und Nachschlagewerken (BLB; Bibellexikon aus www.bibelkommentare.de; Namen- und Zahlenkonkordanz von F. H. Baader; Griechisch-Deutsch Strong-Lexikon von Importantia Strongbibel)

Epaphras (der Liebliche, Anmutige; +1889)

Ein geliebter Mitsklave und treuer Diener des Christus (Kol 1:7) sowie ein Mitgefangener des Paulus (Phim 1:23). DBR = allgebiets Erläuternder

Markus (Verteidigung, der Hammer, der Männliche, der Streitbare; +3138)

Der Verfasser des Markusevangelium. Der jüdische Beiname von Markus lautete Johannes. Er war ein Cousin von Barnabas und ein Begleiter von Paulus auf einigen Missionsreisen. DBR = bitterer Becher.

Aristarchus (der beste Herrscher, der beste Fürst; +708)

Ein Reisegefährte, Mitarbeiter und Mitgefangener des Paulus, der zu den Thessalonichern gehörte. DBR = gefälliger Anfangseiender.

Demas (Gouverneur des Volkes; +1214)

Ein Begleiter des Paulus, der den Apostel verlassen und die Welt wieder lieb gewonnen hatte und wieder nach Thessalonich zurückkehrte, als Paulus ein Gefangener in Rom war. DBR = Öffentlichkeitsnaher.

Lukas (der Leuchtende, Lichtverleihung; +3065)

Ein Heidenchrist und Begleiter des Paulus, der ihn auf seinen vielen Reisen begleitete und ein Mitarbeiter in der Verkündigung des Evangeliums war. Lukas war Arzt und Autor des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte im Neuen Testament. DBR = Erlichtung.

Wenn man die Bedeutung dieser Namen aneinanderreiht, dann darf man auch hier die göttliche Heilsgeschichte herauslesen:

Jesus Christus der Liebliche (der wohlgefällige Sohn) und der Anmutige, der auch alles erläutern kann, kommt auf die Erde und führt einen Streit, indem Er mit Seinem Hammer (Wort Gottes) die Festungen des Feindes zerstört. Christus verteidigt die Verlorenen und diejenigen, die im Tode sind, indem Er den bitteren Becher (Kelch) trinkt. Dann setzt Er sich zur Rechten Gottes und erweist sich als der beste Herrscher und als ein Wohlgefälliger, der schon von Anfang an war. Weil Er aber auch die Welt liebt (Joh 3:16) und will, dass alle Menschen gerettet werden (1Tim 2:4), naht Er sich der Öffentlichkeit erneut, damit alles mit Seinem Geist erleuchtet wird, so dass Gott alles in allen sein wird!

Nur der Heilige Geist selbst ist in der Lage auch aus den Namen von fünf Mitarbeitern die Heilsgeschichte aufzuzeigen. Auch hier zeigen sich wieder einmal die Weisheit und die Gnade unseres Gottes, so dass Paulus am Ende dieses Briefes wieder schreiben kann:

  • WEN Phim 1:25 - Die Gnade des Herrn Jesus Christus ist mit eurem Geist. Amen.