Menschenzeit und Gotteszeit

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Gedanken von Julius Beck (1887-1962)
Neugründer der Evangelischen Lehrer- und Erziehergemeinschaft in Württ.

zum ersten Mal veröffentlich in: „Der Lehrerbote“ Nr. 5/1963 (gekürzt).

Siehe weitere Abschriften


Menschenzeit und Gotteszeit

Was steckt hinter der Behauptung: „Ich habe keine Zeit?“ Eigentlich ein kleiner Schwindel; denn jeder Mensch hat Zeit; aber er will sagen, er habe keine übrige Zeit. Das stimmt ja – leider! Jedermann hat Angst, wenn ihn jemand „nur einen Moment“, nur „eine Minute“ oder sogar nur „eine Sekunde“ sprechen will. Man fürchtet, die Zeit werde einem gestohlen; muss man doch seine Zeit sparen! Den vielgebrauchten Ausdruck: „Ich habe keine Zeit“ – müsste man variieren: „Ich habe keine Zeit – für Dich!“ Oder: „Ich habe keine Zeit, weil – die Zeit mich hat!“ „Ich bin nicht der Herr, sondern der Sklave meiner Zeit!“

Viele Vielbeschäftigte haben nicht einmal am Sonntag Zeit. So haben sie nicht nur keine Zeit, sondern auch keine Ruhe. Das ist schon schlimmer! Wir haben keinen Ruhetag Sonntag mehr, höchstens noch ein Wochenende. Nicht mehr einen Gottessabbat, aber dafür einen Hexensabbat – der Arbeit.

Warum haben wir keine Zeit mehr?

Wen der Sog des Geldes erfasst hat, der hat weder Zeit noch Ewigkeit mehr. Er ist Sklave des Mammons geworden. Das hängt aber wirklich mit dem Charakter – und mit der Weltanschauung zusammen! So sehr sind diese Leute im Banne des Geldes, dass sie nicht einmal mehr Urlaub nehmen können. Und sie sind auch noch stolz darauf! Sogar stolz darauf, keine Zeit zu haben oder müde oder gar krank zu sein!

Der Mensch ohne Zeit ist ein Mensch ohne Innerlichkeit, ohne Ewigkeit, ohne Gott.

Die Krankheit, keine Zeit zu haben, hat eine sehr ernste Hinterseite. Die Zeit frisst den Menschen im Menschen auf. Wer den Zeitgötzen der Technik und des Geldes sich opfert, verdient zwar viel Geld, geht aber innerlich zugrunde.

Je mehr der Mensch seine Zeit für das Äußere anwendet, desto weniger Zeit hat er für das Innere.

Zeit für das Innere

Wo der Mensch herrscht, da fehlt es an Zeit; wo Gott herrscht, da hat man Zeit. Das Leben ist göttlich geordnet. Wer ist der Herr unserer Zeit bzw. unseres Lebens? Wir müssen unter Umständen einen Systemwechsel vornehmen. Wir müssen für Gott mehr Zeit haben, dann füllt sich unsere Zeit mit Ewigkeit. Dadurch werden wir erlöst von den Dämonien unserer Zeit. Wer für Gott Zeit hat – Ihm dient und nicht den Götzen – ist abgeschirmt gegenüber den Zeitkrankheiten. Die Gotteszeit heilt unsere menschliche Zeit – und unsere Zeitkrankheit!