Mahnung an Israel - Jes 48:1-19

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aus HSA: Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (40-66) Bd.2


Mahnung an Israel - Jes 48:1-19

Gott ermahnt sein Volk, und zwar das nach Babel ins Exil geführte Israel. Es versteht die Wege Gottes nicht und lehnt sich innerlich dagegen auf. Mit ungewöhnlicher Härte und Schärfe führt Gott - vor allem in den Versen Jes 48:4 und Jes 48:8 - seinem Volk seine Treulosigkeit vor Augen. Zugleich ruft er es mit Worten inniger Liebe zur Umkehr (Jes 48:18). Die Sünde beginnt (darauf weist Jahwe immer wieder hin) mit dem Nicht-Hören. Er hat gemahnt, gewarnt, geweissagt, Verheißungen geschenkt, doch man beachtete es nicht. Hatte Gott nicht schon durch Mose Israel Segen und Fluch vorgelegt, ihm die Folgen von Gehorsam und Ungehorsam mahnend und weissagend vor Augen geführt (5Mo 28)?

Nun aber hat Jahwe Neues angekündigt (Jes 48:6, vgl. Jes 42:9 - Jes 43:19); die Erlösung aus Babel. Das ist ja das große Hauptthema der Kapitel Jes 40-48. Gott will seinem Volk, das es wahrlich nicht verdient hat, mit Treue und Barmherzigkeit begegnen, ihm die Rückkehr aus Babel und einen Neuanfang in der Heimat ermöglichen. "Das tue ich um meinetwillen, um meinetwillen", betont der Herr (Jes 48:11).

Er mussste seinem ungehorsamen und götzendienerischen Volk mit Zorn begegnen, anders ging es nicht. "Wir waren von Natur Kinder des Zorns", betont auch Paulus (Eph 2:3). Doch es war kein vernichtender Zorn, sondern ein abmilderter Zorn. Das Exil in Babel sollte Israel nicht vernichten, sondern läutern und "prüfen im Schmelzofen des Elends" (Jes 48:10). Jahwe "verlängert seinen Zorn, d.h. er verlangsamt dessen Ausbruch, erweist sich also als langmütig; er zähmt, bändigt, dämpft ihn (Jes 48:9)... und zwar um seines Namens, seines Ruhmes willen, welche die Durchführung des Heilsplans fordern, auf den die Existenz Israels angelegt ist... Das Zornverhängnis hatte einen heilsamen Zweck und in diesem Zweck lag von vornherein die Absicht, es nur eine Zeit lang dauern zu lassen; darum macht er ihm nun ein Ende um seiner selbst willen, d.h. nicht durch Verdienste Israels bewogen, sondern rein aus Gnaden" (Delitzsch).

Wieder hebt Jahwe in den Versen Jes 48:12-15 sein göttliches Ich hervor. Das ist er sich selbst schuldig, denn es ist nun einmal in keinem andern Heil (Apg 4:12) und kein anderer als Gott (Vater und Sohn!) kann und darf von sich sagen: "Ich bin der Erste und der Letzte", Schöpfer, Erhalter, Erlöser und Vollender, allwissender und allmächtiger Lenker der Geschichte (Jes 41:4 - Jes 43:10.11 - Jes 44:6 - Jes 48:12 - Offb 1:17 - Offb 2:8 - Offb 22:13).

Zur Durchführung der Erlösung aus Babel hat Jahwe den Kyrus erweckt (Jes 44:28 - Jes 45:1). Er ist, wie wir sahen Jahwes Hirt und Gesalbter, der (politisch und militärisch) Jahwes Willensplan und Wohlgefallen durchführt (Jes 46:10.11 - Jes 48:14)- Überraschenderweise heißt es sogar in Jes 48:14, dass Jahwe ihn liebt! Wie aber seine Gnade immer unverdiente Gnade ist, so ist auch diese Liebe unverdiente Liebe. Sie äußert sich darin, das Kyrus Jahwe dienen darf - zum Guten. War Nebukadnezar Jahwes Gerichtswerkzeug für Israel, so Kyrus sein Gnadenwerkzeug.

Manche übersetzen Jes 48:18 in Vergangenheitsform: "Hättest du doch auf meine Gebote geachtet! Dann wäre dein Friede wie der Strom geworden..." Es klingt dann wie ein Klagelied über eine verpasste, nie wieder einzuholende Chance. Sollte der Sinn wirklich nur sein: "Durch Gehorsam hätte sich der Untergang von Reich und Volk, Hauptstadt und Tempel vermeiden lassen" (Kautzsch) - nun aber ist es eben vorbei mit dem Frieden, der dem Strome gleicht? So voller Resignation möchten wir den Vers nicht auffassen und haben deshalb mit F. Delitzsch und D. Schneider die Gegenwartsform gewählt. Gott ist ein Gott, der immer wieder einen Neubeginn schenkt. Jetzt möge Israel aufmerken und jetzt Frieden und Heil erleben! - Und auch uns Heutigen ruft der Herr aufmunternd zu: "Merke doch bitte auf meine Gebote! Sie heißen Glaube und Liebe (1Jo 3:23.24). Dann werden dich Friede und Gerechtigkeit überströmend umgeben (Röm 5:1).