Lösung der biblischen Probleme

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

93. Lösung der biblischen Probleme

Hat die Bibel wirklich soviel Probleme, dass sogar ihre Lösung erstrebt werden muss? Ja, und nochmals ja! Es ist wohl kaum ein Buch der Welt, das so umstritten ist. Aber das sind nur erfundene Probleme ihrer Leser und Deuter. Die Bibel an sich ist restlos problemlos. - Mit Bedauern müssen wir feststellen, dass die Menschen allenthalben so problemsüchtig sind. Der Bibel gegenüber erst recht. Warum? Weil die Bibel geistlich verstanden werden muss. Da aber der natürliche Mensch mit seinem „fleischlichen Denken und Handeln“ an sie herantritt, wird sie ihm eine Mythe von A bis Z sein. Da liegt die biblische Problematik begründet.

Menschliche Dogmatik und Sakramente

Zwei Grundsätze sind es sonderlich, die die biblischen Probleme so steigern: Menschliche Dogmatik (Glaubensehre) und menschliche Sakramente (Gnadenmittel). Die Dogmatik wird von den Menschen derart vermengt, dass sie nur als „Glaubens-Leere“ bewertet werden kann. Und die Gnadenmittel werden so benannt und so angewandt, dass sie restlos verfehlt sind. Man bedenkt nicht, dass dem Gnadenerleben die Schuldklarstellung vorausgehen muss. Man bereinigt eben die Schuld mit der „Gnaden-Leere“. Resultat: Probleme ohne Ende.

Selbstverständlich geben für diese Problemsteigerung nicht nur die eben genannten Grundsätze die Veranlassung. Einen ganzen Katalog von vielen religionsphilosophischen Begriffen könnten wir aufzählen, die alle gute Problemproduzenten sind. Aber sie sind mit dem Glauben, und mit der Begnadigung irgendwie verflochten, so dass sie nur auf dieser Linie wirksam sind. Höre: Alles, was mit Glauben und Gnade benannt wird, aber vom biblischen Glauben und von der biblischen Gnade entführt, ist bereits ein Problem, und drängt in immer neue Probleme.

Über diese Art biblischer Probleme, die im Liberalismus begründet sind, wollen wir hier nicht weiter reden. Diese Probleme sind zu profan (unheilig) und für die ernsten Christen zu absurd. Die Ernstmeinenden werden von diesen Problemen weniger berührt, denn sie sehen in ihnen nicht Probleme, sondern offene Verleumdungen des Wortes Gottes. Von denen wenden sie sich bewusst ab.

Biblische Probleme

Es gibt aber auch „biblische Probleme“, die die ehrlich-meinenden Bibelleser betreffen. Die sollen hier kurz aufgezeigt werden. - Man denke nur an den Umstand, dass unter den Gläubigen so viel Erkenntnisunterschiede bestehen. Oft sind es Unterschiede, die sogar zur gegenseitigen Seligkeitsverneinung führen: Sind das nicht auch Probleme? Sollen solche Probleme, die bis zur klaren Verdammung führen, bestehen bleiben? Unter Menschen, die hundertprozentig an die Bibel glauben, sollten derartige Probleme die Liebe zu allen Heiligen nicht im geringsten stören.

Gewiss gibt es in der Bibel Zeugnisse und Bekundungen, die über unser Verstehen gehen. Paulus hat sagen müssen: „Unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören“ (1Kor 13:9.10). Oder: „O welch eine Tiefe des Reichtums, beide der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm zuvor gegeben, dass ihm werde wieder vergolten? Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen“ (Röm 11:33-36). - Wenn schon bei Paulus manches Erkennen ein „Stückwerk“ war, wieviel mehr kann es bei uns sein. Wir wollen aber hierbei nicht die Tatsache verkennen, dass Paulus mit diesen Worten nicht von der grundsätzlichen Heils-Begründung spricht. Diesbezüglich hatte er immer nur zu sagen: „Ich bin gewiss!“ Aber im Bereich der Heils-Vollendung reichte ihm die Schau nicht immer aus. Höre: Heilsgeschehnisse in der „Ewigkeit“, richtiger gesagt in den kommenden Äonen (Heilszeitalter) sind so gewaltig und so herrlich, dass sie vielfach über unser Verstehen gehen. Die meinte Paulus.

Natürliches Stückwerk

Den Heilsmenschen sollten die zukünftigen Heilsvorgänge nicht zum Zankapfel werden. Auch sollten ihre diesbezüglichen Erkenntnisunterschiede nicht zum Maßstab der gegenseitigen Heilsbeurteilung sein, sondern wie bei Paulus: Zur ehrfurchtsvollen Gottesanbetung und zum Lobpreis Gottes! „Natürliches Stückwerk“ als Anlage zur Gottverherrlichung. Verständlich ist es allerdings, wenn bei solchen Erkenntnisunterschieden über die zukünftigen Dinge ein Fragen aufkommt. Und nicht nur ein Fragen, sondern auch ein vielfältiges Sagen. Zumal auch ein gewisser Vorgang beachtet werden muss, nämlich die traditionelle Unterweisung. Der übernommene Religionsunterricht bleibt nicht ohne Einfluss. Und wenn nun jemand auch über die unerforschlichen Zukunftsgeschehnisse plötzlich vor neue Erkenntnisse gestellt wird, dann ist es erklärlich, dass ihm diese Neuerkenntnisse problematisch vorkommen. Aber, wie bereits gesagt, diese Neuerkenntnisse sollten nur anbetungswürdig sein.

Auch diese Probleme werden gelöst, wenn bei dem Heils-Geschehen das von der Bibel klar aufgezeigte Heils-Zeit-Geschehen erkannt und beachtet wird. Leider ist bei vielen Bibellesern die Zeitunterscheidung des Heilsgeschehens ganz unmöglich. Sie sagen nach ihrer übernommenen Überzeugung: Es gibt nur eine Heilszeit. Jetzt ist die Heils- und Gnadenzeit. Wenn die beendet ist, dann beginnt die Ewigkeit mit der endlosen Seligkeit und mit der endlosen Verdammnis. Wer etwas anderes bezeugt, der ist ein Irrlehrer. Der macht sich des Verdammtseins schuldig. - Probleme.

Die Gemeinde-Zeit

Nach der klaren Anzeige des Wortes Gottes leben wir in der Gnadenzeit. Diese Gnadenzeit ist aber die Gemeinde-Zeit! (Die Gemeinde-Zeit ist ein Kapitel für sich, das wir im nächsten Blatt behandeln werden.) Für die Gemeindezeit sollten wir die klare Erkenntnis haben, dass die Gemeinde die Herauswahl ist. Herausgewählt für Christus zu seiner Verkörperung. Lies Eph 1:22.23. Darum ist die Zeit der Auferbauung der Gemeinde nicht die alleinige Heilszeit, sondern die grundlegende Einleitung für die weiteren Heilszeiten. Wenn die Gemeinde, als der Leib Christi, zu ihrem Haupt kommt, dann übernimmt sie seine Fülle-Dienste. Sie beginnen mit dem Gericht über die antichristliche Welt. Darum: „Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? ... Wisset ihr nicht, dass wir über die Engel richten werden?“ (1Kor 6:2.3).

Das Gerichtsgeschehen ist aber nur die notwendige Einleitung des herrlich beginnenden Heilsgeschehens im tausendjährigen Friedensreich des Fülle-Christus. Sonnenklar zeigt schon das Alte Testament an, dass in diesem Zeitalter ein weltumfassendes Heil stattfinden wird.

Das tausendjährige Friedens-Reich

Ganz klar zeigt die ganze Bibel an, dass in diesem Zeitalter (Millennium) das „Volk der Wahl“ (Israel) eine große Rolle spielen wird. „In dir und deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ Bei der „Hoch-Zeit“ des Lammes (am Ende dieses Zeitalters) wird dieses Völkchen für die natürlichen Dienste im Reiche des Fülle-Christus hinzugetan, - denn das tausendjährige Friedensreich wird noch ganz natürlich und ganz irdisch sein. (Freilich befreit vom Einfluss des Satans). Hier wird Israel einen irdisch-zentralen Heilsdienst verrichten.

Protestierend wird diese eben genannte Heilsanzeige von vielen Gläubigen abgelehnt mit der Begründung: Das tausendjährige Reich ist längst da. Seit dem Kommen Christi ins Fleisch existiert sein „Friedensreich“. Die Jahreszahl 1000 darf nur symbolisch verstanden werden. Zu bedenken ist auch, dass in den vergangenen Jahrtausenden schon wunderbare „Heils-Friedens-Verhältnisse“ erstanden sind. Sie sind doch eine Bestätigung für das längst laufende Friedensreich. Nach guten Berechnungen kann auch gesagt werden, dass das tausendjährige Friedensreich mindestens im Jahre 1914 begonnen hat. Zwar ist es erst im Morgengrauen da, aber es ist da. - Auch die Anzeige von dem Heilsisrael, dazu noch der Hinweis auf die 144 000 aus Israel und dem Sonnenweib, ist als eine Phantasie abzulehnen. Denn „wir sind das geistliche Israel“! Wir sind darum auch die 144 000. Diese ebenfalls symbolische Zahl ist nur der Hinweis auf die Erwählung. Also, ob tausendjähriges Reich, oder hundertvierundvierzigtausend Erwählte, oder Sonnenweib mit der Geburt des Knäbleins (Christus), alles ist längst da. Israels Heilsexistenz ist übrigens vollends hin. - Probleme, Probleme, Probleme. Warum? Weil man das Wort nicht wörtlich nimmt.

Gerade der biblische Hinweis auf das tausendjährige Reich ist so unmissverständlich und auch so groß! - Wir können hier darauf nicht eingehen. Verweisen wollen wir aber auf die vorzügliche Abhandlung von Heinz Schumacher in seinem Buch: „Das tausendjährige Königreich Christi auf Erden“. (Paulus Verlag) Dieses wertvolle Buch wird viele diesbezügliche Probleme beseitigen. Man sollte es lesen. Hier in „Bibelwissen" zu lesen: [1]

Neuer Himmel und neue Erde

Weiter ist zu beachten, dass das Heilsgeschehen im tausendjährigen Friedensreich nicht beendet sein wird. Diese Heilszeit wird abgeschlossen mit der Loslassung des Satans, auch mit dem End-Gericht (jüngster Tag) und mit der Aufrichtung des neuen Himmels und der neuen Erde. Lies Offb 21. - Aber auf der „neuen Erde“ ist das mit dicken Mauern ummauerte neue Jerusalem. Diese „Absperr-Mauer“ hat zwölf offenbleibende Tore. Wichtig ist die Zwölfzahl. Heimkehrrufe an den Toren und Eingang durch die Tore ist möglich. Was soll das alles bedeuten? Wir lesen Offb 21:21:

„Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, und ein jegliches Tor war von einer Perle; und die Gassen der Stadt waren lauter Gold als ein durchscheinendes Glas. Und ich sah keinen Tempel darinnen; denn der Herr, der allmächtige Gott ist ihr Tempel und das Lamm. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Nationen, die da selig werden, wandeln in demselben Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in dieselbige bringen. Und ihre Tore werden nicht verschlossen des Tages; denn da wird keine Nacht sein. Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Nationen in sie bringen. Und wird nicht hineingehen irgendein Gemeines, und das da Gräuel tut und Lüge, sondern die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes.“

Korrigierend treten hier viele liebe Bibelleser auf und sagen: Der neue Himmel und die neue Erde ist das Endgültige nach dem Abschluss der Gnadenzeit. Neuer Himmel und neue Erde besagen die Ewigkeit. Das neue Jerusalem ist die ewige Gottes-Zentrale. Hier gibt es nur ein ewiges „Drinnen“ und ein ewiges „Draußen“. Hier kann von keinem weiteren Heilsgeschehen die Rede sein, wenngleich das Lamm noch dreimal genannt wird. Dieser hier ewige Herr und König wird von Johannes in der noch gewohnten Weise als das „Lamm" genannt. Gewohnheitsbenennung. Auch die offenen Tore werden als die früheren Zugangsmöglichkeiten gewohnheitsgemäß genannt. Der Hinweis auf die offenen Tore zeigt an, dass man sie früher nicht benutzt hat. Auch die Andeutung: „Die Nationen, die da selig werden“, ist nur eine historische Angabe für die Versäumer, also eine Gerichtsanzeige. Die Ausdrücke: „Gemeine, Lügenhafte, Gräuelhafte“ zeigen deutlich das „Drinnen" und „Draußen“ an. - Probleme.

Die zweite Auferstehung

Wenn wir das Wort wörtlich nehmen, dann schwinden auch für diese Heilszeit alle Probleme. Denn diese Heilszeit beginnt nach einem ganz großen Eröffnungsgeschehen: Zweite Auferstehung! Bei der zweiten Auferstehung wird alles, aber auch alles, was noch nicht auferstanden ist, zum „Da-Sein“ gerufen. Lies Offb 20:12.13. Auch solche, die noch nie von Christus und seinem Heil etwas gehört haben. Zu diesen „solchen“ gehören die meisten Menschen, die jemals über die Erde gingen. Ohne Übertreibung kann man wohl sagen, dass hierzu der höchste Prozentsatz der gesamten Menschheit gehört. Die sind selbstverständlich nach ihrer Auferstehung alle „draußen“. Aber dieses Draußen hat jetzt die wunderbare Möglichkeit, mit dem „Drinnen“ vertauscht zu werden. Freilich nur „durch die Eintragung ins Lebensbuch des Lammes.“ Das kann vollgültig beim willigen Hinzukommen zu den offenen Toren geschehen. Darum ist das Lamm “drinnen“, damit die Draußenlebenden den gnadenvollen Zugang haben, sofern sie das angebotene Gnadengeschehen in Anspruch nehmen. Genau wird auch gesagt, dass viele die wunderbare Möglichkeit nützen werden: „Die Nationen, die da selig werden, wandeln in demselben Licht!“ Aus mit den Problemen.

Das Ende des Heilsgeschehens

Es geht noch weiter. Denn auf der „neuen Erde“ ist noch nicht das letzte Heilsgeschehen angezeigt, sondern der Fortgang. Aber der Fortgang führt zum Letzten. Mag das Letzte noch so weit entfernt sein, mal wird’s erreicht. Wie sieht das „Ende“ des Heilsgeschehens aus? „Danach das Ende, wenn er das Reich Gott und dem Vater überantworten wird, wenn er aufheben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und alle Gewalt. Er muss aber herrschen, bis dass er alle seine Feinde unter seine Füße lege. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. Denn er hat ihm alles unter seine Füße getan. Wenn er aber sagt, dass alles untertan sei, ist’s offenbar, dass ausgenommen ist der ihm alles untergetan hat. Wenn aber alles ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf dass Gott sei alles in allen (1Kor 15:24-28).

Wiederum die Meinung der „Protestanten“: Paulus hat mit den Worten „unter seine Füße getan“ nur ein Gerichtsverhältnis gemeint. Die Draußenseienden werden ewig getreten und zertreten. Auch kann der „Tod“ niemals in Beziehung zum Leben gebracht werden. Das wäre ja ein unmögliches Gemenge. Dann ist schon eher anzunehmen, dass der Tod mit all seinen Verhältnissen zuletzt beseitigt, d. h. ausgelöscht wird. „Der Tod ist nicht mehr.“ - Probleme und nochmals Probleme.

Wer kann solche Probleme beseitigen? Du, lieber Leser. Nimm das Wort wörtlich, d. h. so wie es geschrieben steht. Problematisiere nicht. Glaube doch, dass Gott sein Heil durch seinen Sohn vollführen wird. Glaube auch, dass er für diese Vollführung seine Zeiten festgelegt hat. Der Vollführer (Lamm Gottes) sagt: „Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk.“ (Joh 4:34). Darum wird er auch in den kommenden Zeiten „herrschen, bis dass er alles ...“ Ist das für Christus ein Problem? Ist seine Aussage für seinen Heils-Beschluss auch problematisch? Nur gut, dass das Heil und die Heils-Voll-Führung in seinem Vollzug ist. Halleluja, Amen.

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94. Gemeinde und Reich Gottes