Klage und Vertrauen nach Ps 102

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aus HSA: "Die Psalmen Israels"

Klage und Vertrauen (Ps 102)

Situation: Nach Meinung von E. König war der Verfasser "einer, der auf dem Rückwege aus dem Exil (der babylonischen Gefangenschaft) als Kranker zusammenbrach" (V. 24). Er schildert in den Versen Versen 1-12 seine persönliche Not (und damit auch die seines verschleppten Volkes). Umso erstaunlicher ist die Zuversicht der folgenden Verse, wo der Beter geradezu als Prophet in die Zukunft schaut - über begonnenes Heil zum vollendeten Heil im messianischen Reich (V. 13-23) - und wo er das Wesen des ewig bleibenden Gottes schildert, der als Schöpfer und Vollender über die vergängliche Schöpfung unendlich erhaben ist (Worte, die der Hebräerbriefschreiber in Kap. 1 übernommen hat).

Sinn: Dieser Psalm ist der fünfte der sieben altkirchlichen Bußpsalmen (vgl. Ps 51). Doch es handelt sich in den Versen 1-12 mehr um ein Klagelied als um einen Bußpsalm, ganz zu schweigen von den Versen 13-29, wo sich die Klage des Kranken zu einem Lobpreis der Herrschaft und des unwandelbaren Wesens des Ewigseienden erhebt. - Wohl jedem Kranken, der es sich schenken lässt, so klar und zuversichtlich über die eigene Not hinweg auf Gottes Tun und Wesen zu blicken!

Gott hatte offensichtlich damit begonnen, sich Zions zu erbarmen, sich der ins babylonische Exil Weggeführten wieder anzunehmen - wahrscheinlich hatte nicht lange davor der Perserkönig Kyrus im Jahr 538 v. Chr. sein berühmtes Edikt erlassen, das den Juden die Heimkehr in ihr Land und den Wiederaufbau erlaubte. Doch noch gab es Trümmer und Schutt in Jerusalem (V. 15) und Gefangene in Babel (V. 21). Der Beter schaut weit hinaus ins messianische Reich. Nachdem sich die Nationen in der Endzeit gegen Jerusalem (und den Gott Israels) versammelt hatten (Sach 12:3 - Sach 14:2), werden sie sich dann versammeln, um Jahweh zu dienen (einen Anfang macht Ägypten, Jes 19:21-25).

Noch einmal blickt der Beter in V. 24 auf seine eigene Not; dann stellt er unserer kurzen irdischen Existenz (vgl. die Psalmen 39, 49, 90) die Unendlichkeit Gottes gegenüber. Nun schaut er als Prophet noch weiter - bis ans Weltende, das er als Weltverwandlung deutet (Offb 21:1). Noch einmal sei gesagt: Es ist ganz erstaunlich, was Gott einem kranken, schmerzerfüllten, schlaflosen, appetitlosen, fast schon sterbenden Menschen offenbaren kann, der bereit ist, über sich selbst hinaus auf Gottes Erbarmen und Heilshandeln zu blicken!


Siehe auch:
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📕 Klage und Vertrauen nach Ps 102 (H. Schumacher)