Josef und seine Brüder

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Aus dem Zweimonatsheft für gläubige Schriftforscher:
"Das prophetische Wort“ (Jahrgang 1923-25)
Begründet von Professor E. F. Ströter

Herausgegeben von Heinrich Schaedel
Maranatha-Verlag, Klosterlausnitz i. Thür.

Siehe weitere Abschriften

Das erste Buch Mose

von: Prof. E. F. Ströter
Inhaltsangabe: 1Mo 1-50

16. Josef und seine Brüder

Zweiundvierzigstes Kapitel

Hungersnot in Kanaan

Jetzt kehren wir wieder zurück zu dem Geschick der Söhne Jakobs und kommen zu deren Zuge nach Ägypten.

Die Hungersnot drückt. Das Vieh hatte kein Futter mehr. Der Reichtum Jakobs bestand ja vornehmlich in Vieh. Das hatte gelitten in der Dürre, und das bedeutete einen beträchtlichen Vermögensverlust. Es mangelte ihnen an Getreide, aber nicht an Mitteln, etwas zu kaufen.

Da tritt uns der kostbare Zug entgegen, wie Gott Mittel und Wege hat, Seine Mühle langsam aber deutlich in Gang zu bringen. Im Plane Gottes war festgelegt, dass dieser Joseph von seinen Brüdern in der Heiden Hände überantwortet, und nach dem weltlichen Ägypten hinweggeschleppt werden sollte. Das gehörte zur Erziehung Josephs, zur Erziehung des zukünftigen Kanzler des Landes, was ja ein wunderbares Abbild für die Führung des eingebornen Sohnes vom Vater ist.

Ferner sehen wir aber auch in leuchtender Weise die besonderen Beziehungen zwischen dem Geschick Josephs und dem Geschick des ganzen Hauses Jakobs. Im vorigen Kapitel sind uns bereits Züge entgegengetreten, die ihre große geschichtliche vollständige Erfüllung erst in zukünftigen Zeitaltern finden werden, wenn die Völker ihre Berufung zum Eintritt in das Reich Gottes als Völker erhalten werden, nachdem Gott wieder die Geschichte Seines Volkes Israel aufgenommen haben und Sein Gesalbter den Völkern gegenüber treten wird, wie Joseph dem Pharao gegenüber tritt, um die Wege zu weisen zur Rettung für Volk und Land.

Doch dürfen wir nicht vergessen, dass zwischen dem förmlichen Abbruch der Beziehungen Gottes zu dem Hause Israel und der erneuten Aufnahme der Volksgeschichte der Heilsverwaltung ein Abstand, ein Zwischenraum liegt, über den uns der Apostel Paulus in seinem Geheimnis vom Leibe Christi näher belehrt. Dieser ganze Zeitraum ist ausgefüllt mit der Arbeit des Geistes, die Glieder dieses Leibes zu sammeln und zu vollenden zur Vollreife und zum vollen Wuchs.

Deshalb ist es auch nicht befremdlich, wenn wir es in unserm, und den folgenden Kapiteln mit einem erhöhten Joseph zu tun haben, der als solcher seinen eignen Brüdern nicht bekannt ist und von ihnen nicht erkannt wird. Und wenn auch in dieser so anschaulichen Josephsgeschichte der Gedanke Gottes von dem Leibe Christi aus den Völkern genommen, ausgesprochen nirgendwo hervortritt, so dürfen wir doch sagen, dass, obwohl das Geheimnis vom Leibe Christi von dem Munde der Propheten nicht verkündigt worden ist, dennoch in versteckter, verborgener Weise uns hier Ereignisse vorgeführt werden, die tatsächlich in den Rahmen des Zeitalters der Gemeine hinein gehören.

Der Joseph Gottes ist erhöht zur Rechten der Majestät, und während Er den Himmel bereits eingenommen hat, ist Er dennoch für die ganze Welt und in ganz besonderer Weise für das Volk der Wahl ein Fremder, Unbekannter, Unerkannter. Aber in ganz bestimmter kennzeichnender Weise ist hier das Verhältnis zwischen dem erhöhten Christus und der gesamten Völkerwelt vorgezeichnet worden.

Gezeigt wird, wie der Sohn zum Ansehen gekommen ist, wenigstens bei dem einen heidnischen Volk als Vertreter aller Völker (Nationen), aus denen die Gemeine gesammelt wird, während Sein eigenes Volk Ihn nicht erkennt. Das hat Gott schon lange zuvor ersehen, verordnet, und nun geht es in Erfüllung.

Vom Segen des Gerichtes

Der in der Schrift durchweg herrschende Grundsatz, der nicht oft genug eingeschärft werden kann, weil wir in dieser Linie nicht richtig erzogen sind, ist der, dass der Weg Gottes zur Durchführung Seiner Liebesgedanken mit Joseph und dem Hause Gottes, deutlich kein anderer ist als der Weg durch schweres Gericht. Es gibt nun einmal keinen andern Weg.

Wir werden freilich in der herkömmlichen Weise gelehrt, dass das Gericht Gottes zwar eine große Rolle spiele, aber das überwiegende, beinahe das ganze Gericht wird ausgelegt auf den endgültigen, abschließenden Charakter des Gerichts.

Die wenigsten Kinder Gottes haben ein Verständnis dafür, dass in ihrem eignen Leben und Wandel die Gerichte Gottes nur Durchgangspunkte sind zum Leben. Ihr Leben ist daher überwiegend von schwarzen, schweren Schatten umringt. Das ganze Leben wird dann zum Gericht.

Es ist nur zu gut bekannt, dass über den Häuptern vieler unzweifelhaft gläubiger Kinder Gottes der Gedanke an ein zukünftiges Gericht als ein drohender steht. Sie haben nicht verstanden, dass für sie das Gericht Schrecken nicht mehr haben kann.

Unzweifelhaft werden wir gerichtet vor dem Richterstuhl Christi. Und das möge ja niemand glauben, dass wir Belohnung bekommen, wenn wir ungehorsam waren. Es gibt keine Belohnung für unartige Kinder, für ungetreue Haushalter, für Brüder, die andere zurückgesetzt haben. Es wird nicht jedem Kinde Gottes ein Preis zuteil werden. Liebe Kinder Gottes bekommen ihre Strafe, aber das bedeutet nicht, dass sie verloren gehen (1Kor 3:12-15).

Es kann so weit kommen, dass ein Arbeiter Gottes, der auf dem einzigen Grunde, der gelegt ist, in seinem Dienste gebaut hat, aller seiner Arbeit verlustig geht, er selbst aber wird gerettet, sollte es auch nur sein wie durchs Feuer. Das ist eine ernste Wahrheit, aber keine drohende, da ja nie der Verlust des Lebens in Frage kommt.

Die Lebensfragen sind entschieden auf Golgatha. Wir leben aus Gnaden. Unser Leben ist nie die Folge treuer Dienstleistung. Wir werden nicht lebendig oder lebendiger gemacht, weil wir treu dienen und treu verwalten. Mit Leben hat das nichts zu tun, wohl aber mit Lohn und Strafe.

Es mag sein, dass bei Seiner Erscheinung Gotteskinder beschämt zurückstehen müssen wie ungehorsame Kinder, wenn Papa heimkehrt, und nicht wagen werden, Ihm ins Gesicht zu schauen (1Jo 2:28). Aus dem Hause aber werden sie nicht gejagt, wenn ihnen auch Beschämung nicht erspart bleiben mag. Das Kindesrecht haben sie nicht verscherzt.

Das sind einfache Linien, die viele Kinder Gottes nicht verstehen und daher alles durcheinander werfen und so sich vom Feinde bange machen lassen vor dem zukünftigen Gericht. Dabei soll es sie in erster Linie zur Treue antreiben, dass man als Kind Gottes nicht das Seine sucht, nicht sich selber lebt, sondern Dem, Der Sich selbst für uns dahingegeben hat um unsrer Sünde willen, und auferstanden ist um unsrer Gerechtigkeit willen. Es soll uns warnen, nicht unsern Lohn aufs Spiel zu setzen, wenn wir auch des Lebens nicht verlustig gehen.

Wir haben gerade an diesem Punkte bei vielen Kindern Gottes einen Mangel gefunden, der anzusehen ist als eine Folge ungenügender Erziehung und Ausbildung auf den biblischen Linien, als unausbleibliches Ergebnis dessen, dass man das Evangelium auf die einfache Linie der Rettung der eignen Seele beschränkt hat, alles andre geht sie nicht an.

Das bedeutet eine Verkrüppelung unsers Lebens, das uns Gott geschenkt hat. Viele Kinder Gottes sind dafür nicht verantwortlich, da andere ihnen das so weitergegeben haben. Verkümmerte, verkrüppelte Kinder Gottes gibt es in Fülle, die nicht das von Gott gewollte Wachstum haben. Das ist tief, tief schmerzlich und bricht einem das Herz, wenn man es sieht.

So kommt es denn, dass nicht nur viele Kinder Gottes für das eigne Leben den Blick nicht haben, sondern dass ihnen auch die Fähigkeit abgeht, das Gericht zu verstehen, den Segen des Gerichts, den Segen, dass wir uns durchrichten lassen dürfen von dem Wort, das schärfer ist als ein zweischneidiges Schwert und Seele und Geist, auch Mark und Bein durchdringt (Hebr 4:12.13), so dass man fertig wird mit Eigenwilligkeit, Ihm aber Gelegenheit gibt, sich Ihm alles zu unterstellen. Meidet man dies, so leidet man Schaden.

Doch noch viel weniger verstehen viele Kinder Gottes, die größte Tragweite der Liebesgerichte Gottes. Darum wollen wir den Finger darauf legen, damit es uns möglich wird, bestimmten Kreisen entgegenzutreten.

Die Gerichtswege Gottes bedeuten niemals Seine letzten Ziele; sie führen vielmehr zu einem andern Ziele, nämlich durchs Gericht zur Herrlichkeit. Und zwar immer ohne Ausnahme gilt dieses Grundgesetz. Es gibt kein Gericht Gottes, das um Seiner selbst willen dastünde, das Gott verhängt, um abzuschließen; unter allen Umständen sind es Mittel zum Zwecke des Lebens, zum Zwecke der Zermürbung. Es gibt wohl schonungslose, aber nicht endlose Entladungen des Zornes Gottes. Sie sind nur Mittel zu einem Zweck, der über sie hinausliegt. Alles muss Ihm dazu dienen, Seinen Lebens- und Liebeswillen durchzuführen.

Das tritt uns hier in der Geschichte in sehr deutlicher und lieblicher Weise hervor. Während die Hungersnot nichts Erfreuliches an sich hatte, war sie in der Hand Gottes ein sehr wirksames Mittel, diese Söhne Jakobs, die sich schmerzlich versündigt hatten, nun einmal ihrem Bruder Joseph Auge in Auge gegenüber zu stellen, wenngleich sie den nun buchstäblich zur Rechten der Majestät erhöhten Bruder, auf dem ihre Augen ruhen können, ganz einfach nicht erkennen (1Mo 42:8).

Man hat gefragt, ob so etwas denkbar sei. Aber man vergesse nicht, dass, als Joseph vor Pharao stand, er schon dreißig Jahre alt war, und dass zwischen siebzehn und dreißig Jahren die Gesichtszüge der Menschen, wie z. B. durch den Bartwuchs, eine ganz bedeutende Veränderung erleiden. Nehmen wir hinzu die fremde Umgebung und die fremde Tracht, in der ihnen ihr Bruder entgegentrat, so ist dieses Nichterkennen durchaus erklärlich.

Hier ist ein anschauliches Bild gegeben von dem, was Paulus (Röm 11:8), der Herr selbst (Mt 13:15) und Jesaja (Jes 6:10), gesagt haben: „Mit ihren Augen werden sie nicht sehen, noch mit ihren Ohren hören, so dass sie nicht verstehen mit ihrem Herzen“. Das ist aus der Herrlichkeit Gottes heraus geredet (Jes 6:1-4). Vergessen wir zukünftig dieses Wort nicht. So gewiss dieses Wort aus der Herrlichkeit geboren, erzeugt ist, so gewiss wird die Herrlichkeit des Gottes, der Jahrhunderte, Jahrtausende lang sein Volk in Verstockung, Verfinsterung gelegt, wieder erscheinen, um es in den vollen Glanz Seiner Herrlichkeit zu führen.

Fährt man durch den St. Gotthard, so vernimmt man nur das Rollen und Donnern, aber niemand ist beunruhigt, denn jedermann weiß es, dass, sobald man das Ende des Tunnels erreicht haben wird, die Sonne Italiens lacht. Längs der Jahrtausende währenden Beiseitestellung Israels bewegt es sich in äußerster Finsternis, wo Heulen und Zähneklappen ist, aber am Ende der Bahn erstrahlt ihm der Glanz der Gnade.

Josefs Brüder in Ägypten

So werden die Brüder nach Ägypten getrieben durch die Not, aber den Benjamin lässt Jakob nicht mitgehen (1Mo 42:4), was ja leicht begreiflich ist. Das war ein Umstand, der für die Geschichte von Bedeutung ist; denn da hakt der Große Joseph ein.

Seine älteren Brüder erkennt er auf den ersten Blick (1Mo 42:7), wie ja auch ältere Männer in dreizehn Jahren sich nicht so verändern, wie Jüngere zwischen siebzehn und dreißig Jahren. Doch sah er sofort, dass einer fehlte, sein eigner Bruder, der Sohn der Rahel, der seiner Mutter das Leben gekostet hat.

Es war vorauszusehen und ganz natürlich, dass die Brüder zum zweiten Male nach Ägypten kommen mussten, und jener Umstand muss ihm dazu dienen, ihr Gewissen aufs Tiefste zu durchdringen, durchbohren (1Mo 42:21.22). Gott versteht es, Seine Führungen und Fügungen so zu gestalten, wie Er den Menschen, die Er haben will, auf die wirksamste Weise beikommen kann. Das dürften wir besser lernen, weil wir ohne Frage es auch mit Menschenkindern zu tun haben, die uns schwer auf der Seele liegen, von denen wir wünschen, dass etwas an ihnen geschähe. Da werden wir nun so leicht versucht, das selbst zu tun oder andern zu schreiben, damit sie sie herumkriegen. Oder man hat einen schweren Druck in Bezug auf jemand, den man nicht mitteilt und so lässt man sein Gemüt niederdrücken Wochen, Monate, Jahre lang. Das ist auch so eine Gattung von Unglauben, die bei Kindern Gottes sehr zu Hause ist.

Und dann bildet sich bei uns leicht die Meinung heraus, als ob Gott es nicht verstehe, dem Menschen beizukommen oder als ob Er die Sache aus dem Auge verloren habe. Gewiss wollen wir unsere Angelegenheiten Gott vorlegen. Man soll uns nicht so missverstehen, als ob wir auf Fürbitte keinen Wert legten. Wir sind nur der festen Überzeugung, dass unsere herzliche Fürbitte durchzogen sein soll von der klaren, zuversichtlichen Gewissheit, Gott habe diese Seele viel lieber als wir und Er werde Seine Zeit und Gelegenheit viel besser wahrnehmen als wir.

Unser Gebet ist nie verloren. Wir beten nicht zu einem Loch ohne Boden, noch in die Luft hinaus. Wir haben vor dem Angesichte des Vaters jederzeit doppelte Vertreter. Einen haben wir bei dem Vater, den ewigen Hohenpriester, Der Seines Amtes unausgesetzt waltet, was aber unsere Fürbitte nicht überflüssig macht, doch auch den Gedanken nicht aufkommen lässt, Er könne unser Anliegen vergessen und wir müssten sie Ihm immer wieder sagen; und dann haben wir den Geist, Der in uns ist, Der uns vertritt mit Seufzern, die unaussprechlich sind, so wie es Gott gefällt.

Unser fürbittender Dienst will mit sehr großer Keuschheit getan sein, nicht mit Drängen und Stürmen gegen den lebendigen Gott. Das soll indes nicht bedeuten, wir wollten die Hände in den Schoß legen. Bringen wir unsere Fürbitte immer wieder vor Sein Angesicht, weil das Verheißung hat, doch lassen wir in sie nie den hässlichen Beigeschmack von Unglaube oder Ungeduld hineinkommen. Wir haben viel gebetet in Unglauben, dem die tiefgreifende Zuversicht fehlte, dass Gott unter allen Umständen Seine Wege gehen wird, und dass Er die besten Mittel und die beste Zeit dafür weiß. Ernstes Gebet in treuem Glauben wird Wunderdinge erleben. Dem gibt Gott ganz deutliche Proben Seines Vermögens zu helfen.

Viel Seufzen, Plagen und Druck aber hätten wir uns sparen können. Wir haben unter keinen Umständen den Beruf, die Last so zu tragen, dass sie uns drückt, wund macht, sondern so, dass das Bewusstsein bleibt, Er trägt das dicke Ende, Er trägt die Hauptlast und wir fassen ein bisschen mit an. So trägt der Herr, und Er weiß ganz genau Bescheid, wann und wie Er eingreifen soll, den Schwierigkeiten beizukommen.

Auf Einzelheiten unseres Kapitels wollen wir nicht eingehen. Die Geschichte ist uns geläufig. Es genüge, sie kurz zusammen zu fassen. Wir vernehmen, wie Joseph redet mit seinen Brüdern, doch erkennen sie ihren eignen Bruder nicht, als er ihnen gleichsam entgegentritt wie ein Feind, in seiner Weise, die hart, durchtrieben genannt werden kann, so dass er ihnen das Herz schwer und das Gewissen heiß macht, und sie in die Klage ausbrechen: „Das haben wir an unserm Bruder Joseph verschuldet, da wir sahen die Angst seiner Seele und wollten ihn nicht erhören“ (1Mo 42:21). Zu einem klaren Durchbruch aber kommt es bei ihnen noch nicht.

       Dann wird ferner erzählt, wie Simeon als Geisel für die Rückkehr der andern Söhne einschließlich Benjamin zurückbehalten wird (1Mo 42:19); wie die andern nicht nur ihre Säcke, sondern auf insgeheim erteilten Befehl auch ihr Geld in ihnen zurückerhalten (1Mo 42:27.28); wie sie ihrem Vater nach der Heimkehr die Begebenheiten erzählen (1Mo 42:29-33) und wie er voller Verzweiflung ist, als er vernimmt, er solle auch seinen Benjamin das nächste Mal mitziehen lassen, weil er durch einen etwaigen Unfall dieses Sohnes der Rahel in das Totenreich – so ist überall im AT das Wort Scheol wiederzugeben – gebracht würde (1Mo 42:34-38).

Dreiundvierzigstes Kapitel

Juda bürgt für Benjamin

Jakob weigert sich, seinen jüngsten Sohn mitgehen zu lassen, aber er muss es gewähren; denn Hunger tut weh. Gott weiß es, Seine Gerichte so einzurichten, dass Sein Zweck erreicht wird. So lässt Jakob denn auch Benjamin mitziehen (1Mo 43:11-15).

Aber ehe es geschieht, wird beiläufig ein Nebenumstand berichtet, und das ist ein köstlicher Zug. Juda ist es, der für seinen Bruder Benjamin eintritt, und der sich selbst für ihn haftbar macht, der für ihn Bürge sein will (1Mo 43:1-9). Denn aus Juda soll ja Der Bürge kommen, der für Seine Brüder und für die ganze Menschheit eintreten würde vor Seinem Vater.

Wie wahr Juda seine Worte machen wollte, wie bitter ernst es ihm dabei war, das bekundet er ja, als sie zum zweiten Male nach Ägypten gekommen waren und er vor Joseph tritt, um das, was er dem Vater versprochen, auch auszuführen (1Mo 44:14-36) und wie er für Simeon ins Mittel tritt.

Und nun kommen sie zum andern Male nach Ägypten (1Mo 43:16). Dieses zum andern Male wollen wir uns fest einprägen. Verschiedentlich ist schon darauf hingewiesen worden, wie Ägypten den größten Gebrauch von diesem sehr wichtigen Grundgesetz des göttlichen Handelns macht, dass alle Gottesgedanken in Seiner wunderlichen Weisheit, wenn sie zum ersten Male in die Menschheit hineingeworfen werden, einem vollständigen Mangel an Verständnis begegnen und nicht zur Durchführung gelangen; beim zweiten Male aber geht Gott durch und zwar mit unfehlbarer Sicherheit, trotz unserem Unvermögen, wenn auch durch Gericht.

Gott ändert Seinen Plan nie; der Grundgedanke bleibt; höchstens erweitert Er ihn. Aber Er setzt immer wieder auf derselben Linie ein. Das ist ein Schlüssel zum Verständnis des Waltens Gottes, der sehr zu empfehlen ist, aber wir müssen sorgfältig damit verfahren.

Gelingen mit dem Zweiten

Das deutlichste Beispiel dafür tritt uns am Anfang der Menschheit entgegen im ersten Adam, dem im NT der zweite gegenüber tritt. Der erste schlug fehl. Beim ersten kam es nicht zur Durchführung des göttlichen Planes; denn sein Sohn war nach seinem Bilde, nicht nach Gottes Bilde. „Aber wie wir getragen haben das Bild des irdischen, also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen“ (1Kor 15:49), des zweiten Adam.

Darum können wir nie einen dritten erwarten, weil Gott mit dem zweiten unmittelbar, unfehlbar zum Ziele kommt. Man fühlt es bald allein heraus; wenn es beim ersten Male Ihm nicht gelingt, so ist das nicht Gottes Fehler, sondern es ist ein Unvermögen, Ungenüge des Menschen, wobei der Macht der Finsternis weiter Spielraum gewährt ist.

Jedoch wird auch mit unfehlbarer Sicherheit das andere Wahrheit werden: „Wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christo alle lebendig werden“ (1Kor 15:22), Seiner eigenen Lebensfülle teilhaftig werden. Die Gegeneinanderstellung ist fehlerlos.

Ein anderes deutliches Beispiel dieser Art ist das Vorliegende. Als die Söhne Jakobs zum ersten Male nach Ägypten kommen, um Einkäufe bei Joseph zu machen, erkennen sie ihn nicht; beim andern Male aber gibt er sich ihnen zu erkennen.

Weiter zurück aber liegen ähnliche Dinge. Im Leben Abrahams ist der Ruf an Abraham (1Mo 12:1), Vater und Freundschaft zu verlassen, unzweifelhaft der Zweite, denn nach Apg 7:3.4 hat sich die Familie auf den Ruf Gottes aus Ur in Chaldäa schon aufgemacht, sie wurde aber aufgehalten und es bedurfte erst des Todes des Vaters, ehe der Auszug zur Ausführung kam. Dann aber kam Abraham in das Land der Verheißung.

Ähnlich geht es in der ganzen heiligen Geschichte. Beim ersten Male versagte Mose, beim andern Male wird er der Retter seines Volkes und führt es aus Ägypten, geleitet von einer hohen Hand. Doch Mose, der erste große Führer des Volkes, bringt es nicht nach Kanaan, nur in die Wüste, und dort verfällt das aus Ägypten ausgezogene Volk: erst der Zweite, Josua, bringt das neu erstandene Volk in verheißene Land.

Der erste König Israels, Saul, ist eine Enttäuschung, er war ein Mann nach dem Herzen des Volkes; der zweite, David, war ein Mann nach dem Herzen Gottes und wird bestätigt.

David war erster, der sich vornimmt, Gott ein Haus zu bauen; Gott aber sagt: nein, nicht du, sondern deine Erblasser.

Nicht der erste David, sondern der zweite, ist der König, der endgültig Ruhe verschaffen wird, jedoch auch nicht beim ersten, sondern beim andern Male Seines Erscheinens.

Die großen Gedanken und Wege Gottes nehmen einmal einen klaren bestimmten Anfang, dann aber begegnen sie dem menschlichen Unvermögen, sie zu verstehen und darauf einzugehen. Dann sagt Gott gewissermaßen: Wenn ihr nicht soweit seid, dann wollen wir warten. Ich kann warten – ihr müsst warten. Dann aber greift Er zu Seiner Zeit zum zweiten Male ein, und dann muss es gehen, koste es, was es wolle.

Das ist ein kostbarer Hauptschlüssel für die ganze prophetische Darstellung. -- Als weiteres Beispiel dafür möge uns noch dienen die Verheißung der Wiederherstellung des Volkes Israel als Volk.

Die erste Wiederherstellung wurde von Gott den persischen Königen übertragen. Die gaben den Befehl zum Tempel- und Städtebau. Das erste Mal aber gelang die Wiederherstellung nicht; sie war keine Vollschöpfung und machte in der Folge gänzlich bankrott. Wohl hatte sich Israel als Volk des Glaubens erwiesen und als Volk nie mehr Götzendienst getrieben. Davon hatte es Gott völlig geheilt.

Jene Heimkehr nach Palästina war vorläufig e i n e , aber nicht d i e Wiederherstellung. Wenn Gott aber zum andern Male aussenden wird, Sein Volk zu sammeln, dann wird nicht eine Klaue (2Mo 10:26) dahinten bleiben, und das ganze Volk wird gerettet werden (Hes 39:28). Alles wird erfüllt werden, was Sein Mund gesagt hat. Dann wird man nicht mehr lesen von nur vorläufigen Erfüllungen, die zwar Wirkliche gewesen sind, wenn auch keine Erschöpfenden, sondern man wird ruhen in der großen Zweiten und endgültigen Erfüllung.

2. Begegnung Josefs mit seinen Brüdern

Beim zweiten Male begegnet Joseph seinen Brüdern so ganz anders als das erste Mal. Der Wandel seines Verhaltens war ein ganz gewaltiger. Wohl mochte ihnen dabei Angst und Bange werden (1Mo 43:16-24). Kann man ihnen den Argwohn verdenken, dass sie hinter der bezeugten Freundschaft eine List wittern, sie zu Sklaven zu machen? Auch dieser Argwohn ist Prophetie, da ihre Nachkommen ja wirklich Sklaven werden mussten. Die ihnen von ihrem Bruder erwiesene Freundlichkeit, die sie sich nicht zurecht legen konnten, lässt sie Schlüsse ziehen auf das ihrer Nachkommenschaft drohende Geschick.

Nun wird zu Tische aufgetragen. Die Tischgenossen werden dem Alter nach gesetzt. Die Erstgeborenen stets voran, die Jüngeren hintennach (1Mo 43:6-33). Uns, die wir den Zusammenhang kennen, ist die Erklärung dafür ja leicht. Für die Brüder aber nicht.

Joseph gibt ihnen stille, geheimnisvolle Winke, in denen er ihnen etwas zu denken geben will. Mussten sie sich nicht betroffen sagen: Was soll das bedeuten? Er ist ja mit unseren Verhältnissen so vertraut! Könnte er der sein, den wir verkauft haben? Wer weiß, ob nicht diese Gedanken ihnen wirklich durch den Kopf gegangen sind? Und dann musste sie ein um so größerer Schrecken überfallen. Jedoch mag dieser Eindruck bald einer fröhlicheren Stimmung gewichen sein.

So viel ist sicher, dass heute bei Ausführung der sinnbildlichen Züge durch die Köpfe Tausender aus Israel der Gedanke zieht: Ist nicht der, der bei den Heiden so hoch angesehen ist, am Ende doch unser Messias?? Sie sehen sich umgeben von so vielen Zügen, für die sie keine andere Erklärung finden können als die, dass sie mit ihrem Messias zusammenhängen müssen.

Freilich haben wir ihnen den so ägyptisch dargestellt, dass die Brüder Ihn nicht zu erkennen vermögen! So echt heidnisch haben wir „Christen“ den Kindern Israel ihren eigenen Bruder dargestellt, dass es erklärlich ist, wenn sie eine tiefe Abneigung haben, unseren Völker-Christus anzunehmen.

Unser „Christentum“ ist zersetzt von heidnischem Wesen! Wir haben ihm unendlich viel heidnische Philosophie eingeflößt. Dem großen Joseph haben wir einen ägyptischen Rock angezogen und den Bart zerkämmt. Aus dem Evangelium Christi ist eine Mischung von heidnischer Philosophie und göttlicher Wahrheit gemacht worden.

Wenn die Juden davor einen tiefen Abscheu haben, so nehme ich ihnen das nicht übel. Es wird ja auch nicht anders werden, als bis man ihnen ihren eigenen Messias im jüdischen Gewande zeigt und nicht mehr so, wie Er aus der heidnischen Drechslerbank kommt. –

Einzelne Juden gewinnen wir wohl, jedoch im Unterschiede zu allen ihnen daraus erwachsenen Segnungen bedeuten sie einen wirklichen Verlust für ihr eigenes Volk und einen recht fraglichen Gewinn für die christliche Kirche. Der Weg zur Anerkennung ihres Messias ist nur erschwert worden durch die Art, wie man ihnen ihren eigenen König dargestellt hat.

Vierundvierzigstes Kapitel

Nochmalige Prüfung der Brüder

In diesem Kapitel begegnen uns noch einige ganz wunderbare Züge in der Geschichte Josephs und seiner Brüder, die erwähnt werden müssen. Auf alles können wir nicht eingehen.

Ein ganz merkwürdiger Wandel hat sich vollzogen bei dem Verhalten Josephs gegen seine Brüder, als er ihnen entgegentrat beim andern Mal. Zwar haben sie ihren Bruder noch nicht erkannt, aber sie sind an seinem Tisch, essen, trinken und sind fröhlich. Und alles verläuft aus Schönste. Simeon war bei ihnen, Benjamin ist ausgezeichnet worden, und gnädig hat man sie entlassen. Die Säcke sind gefüllt. Und nun ziehen sie zur Stadt hinaus und atmen auf. Da gewahren sie Reiter hinter sich. Sie werden von ihnen überholt, angehalten und des Diebstahls beschuldigt. Dem großen Herrn sei ein silberner Becher entwendet worden, aus dem er weissagt (1Mo 44:1-6). Mit Entrüstung weisen sie das ab. Sie seien unschuldig; einer solch schändlichen Handlung seien sie unfähig. Beweis für ihre Ehrlichkeit sei das zurückgebrachte Geld vom ersten Einkauf, das sie in ihren Säcken gefunden hätten (1Mo 44:7-9).

Das half alles nichts. Der Hofmeister bestand auf Untersuchung ihrer Säcke. Mit gutem Gewissen öffnen sie die Säcke. Ausgesucht hob er beim Ältesten an, was anscheinend wohl in Ordnung war, hier aber einen absonderlichen Zweck hatte. Denn der Hofmeister hatte ja den Befehl vom Herrn empfangen, den Becher in des Jüngsten Sack zu stecken. Er ließ alle ihre Säcke der Reihe nach untersuchen und wirklich fand man den Becher in Benjamins Sack (1Mo 44:11-12). Der Hofmeister erklärt: Der Schuldige geht mit mir; ihr andern seid frei (1Mo 44:10).

Diese Entschuldigung war billig und recht. Der Tatbestand ließ keinen Einspruch aufkommen. Benjamin war der Schuldige. Man sieht, kein noch so deutlicher Augenschein und Tatbefund an sich ergibt einen sichern Rechtsgrund, um daraus allein ein Urteil zu fällen.

Das Ergebnis der Untersuchung macht sie bestürzt, wiewohl sie überzeugt sind von der Unschuld des Bruders. Das berechnete Verfahren Josephs enthüllt einen Zug der Geistesverfassung der Söhne Jakobs, der uns mit Freude und Genugtuung, aber auch mit einer gewissen Beschämung zu erfüllen geeignet ist. Es findet sich da ein Zusammenstehen und Zusammenhalten, wie es leider sonst nicht immer unter Brüdern sich findet, und wie es auch unter gläubigen Brüdern selten ist. Sie sind entschlossen, mit dem Einen zu gehen und zu fallen (1Mo 44:13).

Und so gehen sie denn in Josephs Haus. Der wartete auf die Entwicklung der Dinge, die er vorausgesehen hat.

Dieses einmütige Zusammenstehen ist ein Zug, der sich bis heute in der Eigenart Israels ausgeprägt zeigt, in derselben Tiefe und Stärke wie hier. Geschieht von irgend einer Seite her ein Angriff auf das Geschick, das Los, den Ruf, die Eigentümlichkeit Israels, dann hat der Angreifer ganz Israel gegen sich.

Das ist etwas Überwältigendes im Gegensatz zu der kühlen Haltung in christlichen Kreisen, wenn irgend ein Teil der Gemeine Jesu Christi angegriffen wird. Da treten wohl nur selten die übrigen Brüder und Schwestern in Christo auf, dem Angefeindeten beizustehen. Wird ein Methodist angegriffen, dann gehen vielleicht die Methodisten mit, ein Baptist aber nicht. Da heißt es: Was geht uns das an?

So ist es mit den verschiedenen Gliedern und Gruppen in der Familie Gottes: lehrmäßig glauben sie ja, und alle Jahre betonen sie es gerne vor der ganzen Welt, dass sie eins sind im Herrn – aus Herkommen. Packt aber jemand hinein und zieht etwas Unschönes ans Licht, dann wäscht jeder andere sich so gern in Unschuld: Da siehe zu; das ist deine Privatangelegenheit; du bist ja nicht von den Unsern. So stehen bei uns Theorie und Praxis, Lehre und Tat gegenüber.

Die bei jedem Angriff in die Erscheinung tretende Zusammengehörigkeit der Juden ist eine der köstlichsten Gaben des Heiligen Geistes, deren Nachwirkungen wir in diesem Volke bei all seiner Verkommenheit und seiner sonstigen beklagens- und bemitleidenswerten Eigenschaften so trefflich erhalten finden. Da können wir noch viel lernen.

Bei der Anschuldigung von Seiten Josephs tritt Juda als Wortführer auf (1Mo 44:14.18). Er wusste nicht, sich den Sachverhalt zu erklären, und konnte ihn auch nicht erraten. Aber er beteuerte ihre Unschuld. Sie hätten sich nicht vergangen. An der Entwendung des Bechers seien sie unschuldig. Juda hat keinen Augenblick an die Schuld Benjamins geglaubt. Davon also konnte keine Rede sein.

Schuldbekenntnis der Brüder

Aber etwas anderes brachte das wunderliche Verfahren fast ganz unvermutet hervor, darin sich spiegelt, was uns im geistigen Leben zuweilen begegnet. Haben wir uns auf gewissen Linien schuldig gemacht, so sind es nicht immer gerade diese Dinge, bei denen Gott uns anfasst. Oft kommt Er auf Umwegen ins Gewissen hinein und beleuchtet tiefe Schäden, wo wir es am wenigsten erwartet hätten. Er bringt uns in innere Bedrängnis an einer Seite, die zunächst in keinem Zusammenhang ist mit dem, was wir eigentlich verschuldet haben.

Juda muss bekennen: „Gott hat die Missetat deiner Knechte gefunden“ (1Mo 44:16). Gottes Erziehungskunst ist so sehr verschieden von der, die wir so gerne anwenden. Unser Verfahren ist geziemend formgerecht und geradezu. Unser Gott versteht es besser. Er kommt uns bei hinten herum, auf Wegen, auf denen wir es gar nicht vermuten. Das sollten wir uns merken. Gar manchmal möchten wir gewissen Seelen beikommen, und da meinen wir, wenn wir ihnen nicht an dem wunden Punkt zusetzen, dann sei ihnen überhaupt nicht beizukommen. Gott denkt und handelt anders und es kommt doch bei ihnen dahin, wo Er sie haben will.

Er fasst sie nicht an bei ihrer schnöden Versündigung an ihrem Bruder, sondern bei einem Ereignis, an dem sie keine Schuld haben. Da sind sie in Josephs Hände gegeben, der ihnen ihre andere schwere Schuld in erschütternder Weise ins Gewissen zurückrufen musste. „Gott hat die Missetat deiner Knechte gefunden“. Schon einmal kam dieser Zug zum Vorschein, als sie in Bedrängnis waren (1Mo 44:42.21).

Ja, unser Gott versteht es, mit den Menschen zu reden; und auch wir werden es können, je gründlicher wir es lernen wollen auch in unserm Verfahren mit andern, denen wir in seelsorgerlicher Weise dienen sollen. Gott gibt mit Sicherheit, dass wir in allen solchen Fällen, wenn wir die Angelegenheit ruhig in Gottes Hand gelegt haben, Gelegenheit finden, mit den Menschen über solche Vorfälle der Verschuldung zu reden, sofern wir gewillt sind, die uns entgegengebrachte Gelegenheit auszunützen. Doch unsrer Erfahrung nach gibt es auch nicht selten Fälle, wo es schwer, heikel, oder sogar unmöglich ist, Menschen geradewegs anzufassen. Solche schwierigen Dinge wollen wir getrost Gott überlassen und Ihm zutrauen, dass Er unfehlbar das gewünschte Ziel erreichen wird.

Joseph bestand darauf, dass der Mann sein Knecht sein soll, bei dem der Becher gefunden worden sei (1Mo 44:17). Gerade da aber wird ein köstlicher Zug offenbar in prophetisch-bildlicher Weise: der Geist der stellvertretenden Fürbitte, des Eintretens für den (scheinbar) Schuldigen. Der Tatbestand unterlag keinem Zweifel. Benjamin war der Schuldige.

Juda aber wird Fürsprecher für seinen Bruder, angesichts des großen Richters, vor dem er steht. Er entwirft ein anschauliches Bild von den Vorgängen vor dem zweiten Kommen der Brüder: wie ihm sein Bruder Benjamin auf die Seele gebunden worden sei, wie er sich für ihn verbürgt habe, wie sein Vater ins Totenreich sinken würde, falls Benjamin nicht heimkehren sollte, nachdem sein anderer Bruder schon umgekommen sei, und wie er nun an seiner Statt eintreten wolle (1Mo 44:18-34).

Das sind wunderbare Worte. Da ist der Unschuldige für den Schuldigen, Angeschuldigten in den Riss getreten. Vom geistlichen Standpunkt aus angesehen, mag es als eine gewisse Vermessenheit erscheinen, für einen Bruder einzustehen. Man kann sich mit Fug und Recht auf jenes Schriftwort Ps 49:8.9 berufen: „Es kann kein Bruder einen andern erlösen, noch ihn Gottes versöhnen; es kostet zu viel, ihre Seele zu erlösen; er muss es lassen anstehen ewiglich“.

Es gibt für den sündigen Menschen keine Möglichkeit, selbst mit Drangabe seines eigenen Lebens einen anderen frei zu bekommen. Das ist völlig ausgeschlossen. Aber wir haben es hier ja mit prophetischen Bildern zu tun, denen immer etwas von natürlicher Unvollkommenheit und Unzugänglichkeit anhaftet. Wenn nun auch ausgeschlossen ist, dass ein Bruder sich als wirklicher Stellvertreter für den andern hingeben könne, so gibt sich doch im prophetischen Abbilde deutlich die große Tatsche kund, dass einer aus dem Stamme Juda, ein wirklicher Unschuldiger und Sündloser, für die Schuldigen in den Riss treten musste und getreten ist.

Wie Er es bezeugt mit dem Propheten (Jes 63:5): „Ich sah Mich um, und da war kein Helfer und niemand stand Mir bei, sondern Mein Arm musste Mir helfen“. Und: „Niemand nimmt Mein Leben von Mir. Ich lasse es von Mir selber. Ich habe Macht es zu lassen, und habe Macht es wieder zu nehmen“ (Joh 10:18). Das konnte nur der Eine tun, in dem die Schrift erfüllt worden ist, die von Ihm zeugt und auf Ihn hinweist.

Fünfundvierzigstes Kapitel

Joseph konnte sich nicht länger enthalten. Nachdem er alle anderen hatte hinausgehen lassen, brach er in Tränen aus vor seinen Brüdern (1Mo 45:1.2). Das war eine so heilige, köstliche Stunde für Joseph, es war ein so reiner, herrlicher Triumph seiner brüderlichen Liebe gegen schuldige, schändliche Brüder, wie es in der Geschichte ähnliches nie wieder gegeben hat, wie es aber in höchster Vollendung in die Erscheinung treten soll, wenn der Große Joseph dem ganzen Hause Jakobs Sich zu erkennen geben wird.

Das steht fest, dass Gott nie prophetische Abbilder entwirft, die Er nicht auszuführen gedenkt. „Es muss alles erfüllt werden, was von Mir geschrieben ist im Gesetz Moses, in den Propheten und in den Psalmen“ (Lk 24:44).

Und während Jesus die gewöhnliche Dreiteilung der Bibel in diesem Worte gewissermaßen beglaubigt, sehen wir doch zugleich, wie Er das ganze AT abstempelt als volle Offenbarung auf Ihn. Davon machen die Bücher Mose keine Ausnahme. So berechtigt und notwendig es ist, sie geschichtlich zu nehmen, so verkehrt wäre es, wenn wir sie beschränken wollten auf ihre geschichtliche Bedeutung. Denn dann würden wir sie ihrer höchsten köstlichsten Bedeutung berauben. Sie sind eine unerschöpfliche Fundgrube, eine Schatzkammer prophetischer Wahrheiten, die erst zum kleinsten Teil in Erfüllung gegangen sind, und die, was die Herrlichkeit des Sohnes Gottes anbetrifft, noch in Erfüllung gehen werden.

Darum auch das Wohlgefallen des Geistes an der ins Einzelne gehenden Beschreibung der Herrlichkeit des zukünftigen Christus. Es ist ausgeschlossen, dass irgend eine Seiner Vorzeichnungen der Ausführung ermangeln würde.

Wir alle erfahren ganz ähnliche Kundgebungen seitens des Herrn in unserm Leben. Kommen wir zu Ihm doch als Schuldbeladene, wie begegnet Er uns da? Er überhäuft uns nicht mit Vorwürfen, sondern schließt uns in Seine Arme, zieht uns an Seine Brust, gibt uns den Kuss des Friedens und vergibt uns alle Schmach und Schande (1Mo 45:3-15). - So werden die Brüder von Joseph behandelt. Das ist die Erfahrung eines jeden Kindes Gottes.

Hier aber handelt es sich um die ganz besondere Beziehung, die in unserm Leben nicht vorliegt, um das ganze Haus Jakobs, das sich der schändlichen Sünde des Verkaufs, des Verrats schuldig gemacht hat und noch weiter tief schuldig macht. Das gerade gibt dieser Darstellung den einzigartigen Reiz und die Bedeutung, die auch in der Erfüllung von niemand so empfunden werden wird, wie von dem Hause Israel.

Wenn die ganze Freundlichkeit und Leutseligkeit ihres Großen Joseph einst vor ihre Seele treten wird, muss das im ganzen Hause Israel einen Schmerz auslösen, wie er von niemand sonst empfunden werden kann. Darum will Joseph ganz allein sein mit seinen Brüdern (1Mo 45:1). Der Herr wird es wohl irgendwie zu fügen wissen, dass bei der endgültigen Offenbarung Seiner Liebe gegen Seine Brüder aus dem Hause Jakobs die Völker keine Zeugen sein werden.

Das aber will nicht von der Gemeine gelten, denn sie ist ja Sein Leib, und sie wird zu einer abgeschlossenen Vollendung gekommen und bei dem Herrn sein, ehe dieser prophetische Zug in Josephs Geschichte seine Verwirklichung finden wird, von deren Vorgang die große Völkerwelt nichts schauen wird.

Die Begegnung des Herrn mit den leiblichen Brüdern von dem Hause Jakobs, die zu den Ergreifendsten gehören wird, die je in der Geschichte dieses oder eines anderen Volkes sich zugetragen haben, wird wohl im innersten Heiligtum vor sich gehen.

In den Worten Josephs (1Mo 45:4-13) strahlt ein Lichtglanz göttlicher Gedanken auf die schaurige Tiefe der Versündigung, deren seine Brüder sich schuldig gemacht haben, dass man nur anbeten kann. Joseph hat sie sicher nicht aus seinem Geiste geredet; man kann nicht anders als annehmen, dass der Geist Christi in ihm war, als er mit seinen Brüdern sprach, und dass sich in ihnen treu wiederspiegelt die Gesinnung des Großen Joseph, und so auch in der Art, mit der Er die tiefe Führung, die Seine Brüder erlebt haben, beurteilt, wenn Er sich ihnen selbst vorstellt.

Ich bin Josef, euer Bruder

Indem er ihnen sagt: „Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft hat“ (1Mo 45:4), hat er ihnen die Demütigung, das Selbstgericht vor ihm keineswegs erspart; er sagte ihnen ihre schändliche Sünde auf den Kopf. Was für ein wunderbarer Gedanke ist es, den Joseph da äußert, unbeschadet dessen, dass die Sünde gerichtet wird in erster Linie. Halten wir das fest!

Es kann sich bei unseren Erwägungen des Gottesgedankens der Wiederherstellung der verlorenen, versunkenen Welt nur darum handeln, dass sie niemals geschieht auf Kosten der Sündhaftigkeit der Sünde. Wer so denkt und so spricht, der versteht sie von Grund aus falsch.

Es handelt sich dabei nicht um einen seichten Universalismus, der aus dem großen, heiligen Gott einen Schlafrockpapa macht, sondern die Sünde wird unnachsichtig, schonungslos gerichtet. Das aber ist nicht das Ende der Wege Gottes, sondern ein Durchgang und Anfang zu einem wahren Leben aus und in Gott.

„Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr verkauft habt“ (1Mo 45:4). Wie werden sie unter diesen Worten zusammengeschmettert sein in Herz und Gewissen! Da sahen sie ihre Schändlichkeit: sie waren Mordgesellen, die seinen Tod gewollt. Joseph aber sagt: „Grämt euch nicht; Gott hat mich vor euch her gesandt“ (1Mo 45:5). Ist das nicht wunderbar?

Das kann nicht bedeuten, dass sie nicht in tiefster Seele eingedenk sein sollten der furchtbaren Sünde und Schmach, die sie begangen hatten, aber es bedeutet, dass er den letzten Stachel aus der Wunde zieht, die er geschlagen hat. Das tiefe Schlagen geschah nicht zum Verderben, sondern zum Heil. Alles geschah, damit offenbar würde in deutlichster Weise, wie er heilen, wiederherstellen kann.

Wir hätten keinen gekreuzigten Heiland, wenn Seine Brüder Ihn nicht in der Sünde Hände überantwortet hätten. Da stehen wir vor Geheimnissen, die wir nie ergründen werden. Aber die Tatsache ist unleugbar.

Wie hätte es dazu kommen können, wenn nicht in der Menschheit eine solch entsetzliche Sünde begangen worden wäre, wie die Verwerfung des Sohnes Gottes. Die Erlösung wäre ohne das Kreuz unmöglich gewesen.

Das bedeutet aber niemals die Rechtfertigung einer solchen grauenhaften Tat. Diese hat unendlich viel zu bedeuten, aber nicht das, dass durch diese bodenlos tiefe Verderbnis die Gnade und Liebe Gottes verhindert, vereitelt, verkürzt werden könnte. Sie bildet vielmehr erst den Boden, auf dem sie sich entfalten kann.

Darum hat Gott nach der Schrift alles beschlossen unter die Sünde, damit Er sich aller erbarme (Röm 11:32), und wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade allmächtig geworden (Röm 5:20). Wo Gott der Sünde den weitesten Spielraum gelassen hat, da ist Seine Gnade überströmend!

Ihre Sünde, an ihrem Bruder begangen, hat das Mittel sein müssen in der Hand Gottes, zu eigener künftiger Errettung, wie Joseph sagt: „Bekümmert und ärgert euch nicht, denn G o t t hat mich zur Lebensrettung vor euch her gesandt“ (1Mo 45:5.7.8).

Kann ein Mensch es deutlicher aussprechen, als es hier geschieht? Unser Gott ist doch wieder einmal ein Meister der Formkunst. Warum sehen wir Menschen es nicht, dass diese tiefsten Sündenwege nur Mittel sind in Seiner Hand, Ihm Gelegenheit zu verschaffen, Seine überschwängliche Lebensfülle an diesen Brüdern zu offenbaren. Denn das wird uns so anschaulich und klar gezeigt.

„Nicht ihr habt mich hierher gesandt, sondern Gott“ (1Mo 45:8). Man möchte fast zurückbeben vor einer solchen klaren, bestimmten Aussage. Aber da steht es; und dass es im Geist und Sinne Jesu Christi geredet worden ist, dafür bietet die neutestamentliche Offenbarung die handgreiflichsten Belege.

Nach Apg 2:22.23 hat Petrus dieselbe wuchtige Wahrheit in derselben derben, granitnen Weise ausgesprochen in der Predigt vor der Volksmenge. Der Apostel nimmt nicht den geringsten Anstand, durch den Geist angesichts dieser schuldigen Menge schlichtweg zu erklären, dass der Messias nach Gottes vorbedachtem Rat und Plan den Sündern preisgegeben worden sei, dass also in dieser Verwerfung keineswegs eine Vereitelung, Verhinderung der göttlichen Absichten mit Jesu Christo stattgefunden, sondern dass darin sich eine gradlinige Erfüllung vollzogen habe. Macht das die Mörder zu Unschuldigen? Wie er es ihnen denn auf das Haupt sagt: „Den habt ihr genommen und getötet“.

Und dasselbe prophetische Abbild von dem tiefen, köstlichen Geheimnis des göttlichen Waltens begegnet uns bei der Volksbildung Israels in Ägypten (2Mo 12), in der Einsetzung des jüdischen Passahs. Am zehnten Tage des ersten Monats musste jeder Hausvater ein unschuldiges, unbeflecktes Lamm nehmen, es aufbewahren bis zum vierzehnten, und dann Hand anlegen, es erwürgen und das Blut an die Pfosten und Oberschwelle der Haustür streichen.

Aus dem Blut und Leben des mit eigener Hand erwürgten Lammes erblühte der ganzen Erstgeburt in Israel Errettung, Deckung und Bewahrung. In derselben Nacht, in der die Ägypter in Totenklage ausbrechen und darniederliegen mussten, durfte und musste das ganze Volk Israel das Fleisch des mit eigener Hand geschlachteten Lammes essen, in sich aufnehmen. Wer dieses Fleisch nicht aß, wurde ausgerottet aus dem Volke; er hatte an Errettung und Bewahrung keinen Teil.

So ging das ganze Volk als ein erlöstes aus der Knechtschaft des Diensthauses Ägyptens heraus. Wir sehen hier also das so tief verborgene Geheimnis, dass Israel mit eigener Hand, Kopf für Kopf, Hand für Hand, das Lamm Gottes schlachten muss, aus dessen Blut und Leben nicht nur die erstgeborene Gemeinde Rettung hat, sondern aus dem die völlige Befreiung des ganzen Hauses Israel hervorgeht.

Dieses Passah hat nur eine teilweise Erfüllung gefunden bis auf den heutigen Tag. Denn wir stehen immer noch im Zeichen der Erstgeburt. Noch ist es nicht dazu gekommen, dass sich das ganze Volk Israel das Fleisch des Sohnes Gottes angeeignet hätte.

Deshalb hat auch die Christenheit kein Recht, den gläubigen Juden die Feier das Passah zu wehren. Da liegen noch unerfüllte kostbare Wahrheiten, die niemand im Stande ist, zu hüten als nur der gläubig gewordene Israelit. Diesem das kostbare Passah zu nehmen und ihm als Ersatz dafür die Ostereier zu geben, ist unsagbar abscheulich. Das kann kein Jude verstehen und er muss sich mit Abscheu und Ekel abwenden, dass wir ihn für sein so schönes Passahfest ein so armseliges Ersatzstück unserer Ostereier geben wollten.

„Joseph küsste alle seine Brüder und weinte über ihnen, und darnach redeten seine Brüder mit ihm“ (1Mo 45:15). Damit war dann das gottgewollte Verhältnis völlig wiederhergestellt. Das gehört auch zu den Dingen, von denen Petrus in Apg. 3, 19.20 spricht: Israel solle Buße tun, damit die Zeit der Erquickung von dem Angesichte des zukünftigen Herrn kommen könne, was unfehlbar geschehen wird, wenn der Herr wieder erscheint.

Bei Seinem ersten Kommen traten diese Zeiten nicht ein. Sie haben einen Aufschub erlitten uns zu gut, zum Zweck der Darstellung der Gemeinde. Aber bei Gott ist aufgeschoben nicht aufgehoben. Diese Erquickung wird gewisslich geschehen, wenn es zu einer lebendigen Berührung des Hauses Israel mit seinem Bruder Joseph kommen wird.

Die Nachricht von der wunderbaren Begegnung Josephs mit seinen Brüdern kommt in Pharaos Haus. Pharao schickt die Brüder mit Getreide beladen nach Hause und beauftragt sie, mit ihrem Vater nach Ägypten zu kommen. Ihren Hausrat sollen sie zurücklassen. Das Beste in Ägypten soll ihr sein (1Mo 45:16-20).

Das sind Züge, die wir in der Geschichte Israels, besonders aber in den prophetischen Schriften dargestellt und entfaltet sehen. Die Güter und Schätze der Völker sollen Israel zugeführt, es soll reichlich beschenkt werden. Bei dem Auszug aus Ägypten kam das zur Ausführung. Die Israeliten hatte man zur Fron gezwungen; Lohn wurde ihnen nicht gezahlt; das musste Ägypten ersetzen. Reich beladen mit Schätzen ziehen sie aus dem Lande der Knechtschaft.

Die Propheten sehen die Tage kommen, wo die Kinder Israel aus den Ländern, dahin Gott sie zerstreut hat, zurückgeführt werden in ihr Land, samt dem Silber und Gold, das ihnen gegeben wird im Namen des Herrn. Dann ist in Aussicht gestellt, dass die begnadigten Kinder Israel einen würdigen Gebrauch machen werden von ihren Gütern und Schätzen, als es die Völker verstanden haben.

Es ist ja eine furchtbare Sache, wenn man zusieht, wie die erleuchteten Völker der Christenheit, die Gott mit Gütern segnet, denen Millionen um Millionen in den Schoß geschüttet werden, nichts Besseres zu tun wissen, als diesen Reichtum in Mordwaffen anzuwenden, sich gegenseitig in Grund und Boden zu schießen, und sie bilden sich obendrein noch ein, das alles geschehe zum Besten des Friedens. Das ist erschütternd!

Es muss erst zu einem allgemeinen Völkerbund kommen, ehe wirklicher Friede werden wird, so wie es ja auch bei uns nicht zum Frieden kommen konnte, als bis wir bankrott wurden.

Es erhebt ordentlich das Herz, wenn man sieht, wie die prophetische Darstellung dieses Volk zum Beispiel und Vorbild gibt für einen ausgesprochen gesegneten Gebrauch von Silber und Gold. Sie erwerben mehr Edelmetall, als sie ihrer Zahl nach anzusprechen hätten. Dieses kleine Häuflein Juden übt eine Bevormundung und Beherrschung der Börse aus, die ganz außer Verhältnis zu ihrer Zahl und ihrer politischen Bedeutung steht. Das ist nicht von ungefähr. Israel wird aber einst seinen Reichtum zurückzuzahlen verstehen in dem Dienst des Reiches Gottes, dass man nur staunen wird.

Als Jakob hört, dass Joseph noch lebt, da hält es ihn nicht länger in Kanaan. Er muss seinen Sohn sehen.

„Und I s r a e l sprach: Ich habe genug, dass mein Sohn Joseph noch lebt! Ich will hingehen und ihn sehen, ehe denn ich sterbe“ (1Mo 45:25-28). Wie ein kleines Wort doch so viel sagt! Hier steht nicht der Name Jakob, sondern Israel, zu einem Zeugnis dafür, dass Jakob ganz unzweifelhaft im Geiste Gottes steht und redet, und dass er sich in gottgewollter Linie bewegt.

Lies weiter:
17. Rückkehr und Segen (1Mo 46-50)