Joh 17:12-14 - Jesus als Geber der Freude und des Wortes

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Von Daniel Muhl

Bibeltext

14* o. verloren gegangen, umgekommen
15* nämlich Judas Iskariot (vgl. 2Thes 2:3)
16* vgl. Ps 41:10 - Joh 13:18

HSN Joh 17:12 - Als ich [noch] mit ihnen zusammen war, bewahrte ich sie immer in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe [sie] behütet und es ist keiner von ihnen ins Verderben geraten (14*) außer dem "Sohn des Verderbens" (15*), damit die Schrift erfüllt würde (16*).
HSN Joh 17:13 - Nun aber komme ich zu dir; doch dies rede ich [noch] in der Welt, damit sie meine Freude in ihrer ganzen Fülle in sich tragen (17*).
HSN Joh 17:14 - Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat ihren Hass auf sie gerichtet, weil sie nicht von der Welt sind (18*), gleichwie ich nicht von der Welt bin (13*).

Vers 12

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Jesus behütete die Seinen im Namen des Vaters

+5083 · behüten · 📖 Vorkommen · 🖌
τηρέω‭ teréo = auch: bewahren
→ von ‭τέρος‭ = behütend, beschützend
Möglicherweise verwandt mit +2334‭ ‭θεωρέω‭ the–oréo ‭‭= anschauen, fokussieren, konzentriert anschauen
‭‭‭ Erklärung:
‭Sorgfältig auf Personen, Dinge oder Zustände achten:‭ jemanden oder etwas behüten, bewachen, bewahren; auf etwas oder jemanden aufpassen!
Bild:
Ein guter Hirte, der seine Schafe behütet und bewacht.
+5442 · bewahren · 📖 Vorkommen · 🖌
φυλάσσω‭ phylásso = bewahren, bewachen
→ Vielleicht von‭‭ ‭φυλή‭ phylé +5443 = Stamm‭‭ (Geschützt durch Eingepfroft-sein Röm 11:17?)
Erklärung:
Auch ein Verwahren, damit er nicht entflieht und ihm etwas geschieht (verloren geht).

Jesus hat mit voller Konzentration auf die Seinen aufgepasst und sie behütet und bewahrt! Als der gute Hirte hat er seine Schafe vor bösen Einflüssen beschützt; er hat auf sie Acht gegeben und auf sie aufgepasst, indem er sie nicht "aus den Augen verloren" hat. Jesus hat sich ganz und gar auf die Seinen konzentriert. Für ihn hatten sie, nebst seiner Beziehung zum himmlischen Vater, höchste Priorität! Wie David entriss er dem "brüllenden Löwen" die Beute (1Sam 17:34-35). Wir alle wissen auch, dass er sein Leben für die Schafe liess. In diesem "Hüten" steckt alles drin, was uns die Bibel über einen guten Hirten gesagt hat:

  • Er tut alles für das Wohl der Schafe
  • Er führt und leitet noch vollkommener als Mose und David das Volk Israel führten
  • Er versorgt und umhegt
  • Er gibt den Schafen alles was sie brauchen

In diesem Vers gibt es auch noch ein zweites griechisches Wort, das eine sehr ähnliche Bedeutung hat! Mit "phylásso" ist mehr ein "Bewachen" oder "Verwahren" gemeint, damit die Seinen nicht verloren gehen. Dieses Wort beinhaltet folgende Merkmale und bedeutet:

  • Bewahren vor ...
  • Schützen vor negativen Dingen (Apg 21:25)
  • Vor dem Zugriff anderer schützen (Apg 23:35)
  • Bewachen, damit dieser nicht fliehen kann (Apg 12:4)

Gerade beim letztgenannten wird deutlich, dass uns Jesus auch so festhält, damit wir nicht fliehen können und in der Verlorenheit enden. Gläubige Christen, die aus Gott geboren und gezeugt sind, können zwar eigene Wege gehen (vielleicht so wie Jona) aber sie werden von Jesus trotzdem so festgehalten, dass sie nicht verloren gehen!

Keiner ging verloren, als nur der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde

+622 · verlieren · 📖 Vorkommen · 🖌
ἀπόλλυμι‭ ap–óllymi = verlieren, verderben, umkommen
aus:
→ ‭‭ἀπ̓‭ ap’‭ +575 = völlig‭‭
→ ὄλεθρος‭ óle–thros +3639 = Verderben
→→ In diesem Begriff steckt auch das Wort‭ ‭λύω‭ lýo ‭‭+3089 = lösen
wörtlich: "ganz loslösen", "gänzlich weglösen" (völlig abtrennen und damit von etwas lösen)
Erklärung:
Der "verlorene Sohn" löste sich ganz vom Vaterhaus und landete im Verderben (Lk 15:24). Doch das Verlorene, das "Losgelöste", soll wieder gefunden werden, wie alle drei Gleichnisse über die Verlorenheit deutlich machen (Lk 15).
+684 · Verderben · 📖 Vorkommen · 🖌
‭ἀπώλεια‭ ap–óleia = Verderben, Untergang
→ von‭ ‭ἀπόλλυμι‭ ap–óllymi ‭‭verderben +622 = verderben, verloren gehen
aus:
→ →‭ ‭ἀπ̓‭ ap’ ‭ +575 = völlig‭‭
→ → ὄλεθρος‭ óle–thros +3639 = Verderben‭‭‭
wörtlich: "Ganzweglösung"
Erklärung:
In diesem Begriff steckt auch das Wort‭ ‭λύω‭ lýo ‭‭+3089 = lösen‭‭

Bei Judas sehen wir eine Ausnahme. Die Begründung für seine Verlorenheit erklärt Jesus damit, dass die Schrift erfüllt werden sollte! Das AT hat diesen Verrat Ps 41:10, bzw. die Untreue prophezeit:

  • Selbst mein Freund, auf den ich vertraute, der mein Brot aß, hat die Ferse gegen mich erhoben.

Hier wird deutlich, dass die Schrift in jedem Fall erfüllt werden muss! Wenn das Wort Gottes prophezeit, dass diese Welt untergehen wird und dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird, dann muss das geschehen! Auch wenn wir mit dieser Schöpfung rücksichtsvoll und verantwortungsvoll umgehen sollen, so können wir sie doch nicht vor dem Untergang retten!

Was heisst Verlorenheit? Als Jesus sagte, dass er ein Gastzimmer (Unterkunft, Herberge) suche, benutzte er das Wort κατάλυμα‭ katá–lyma +2646 (w. Herablösung, i.S.v. Ausspannung; Mk 14:14). Hier konnte er sich auch von der Öffentlichkeit "loslösen". Durch seinen Verrat hat sich Judas aus der Gemeinschaft mit Jesus "losgelöst" oder "weggelöst", so dass er nicht mehr dazugehörte; er ging verloren!
Judas Iskariot, der auch als "Sohn des Verderbens" bezeichnet wird, könnte man aber auch als "Sohn der Verlorenheit" übersetzen und diese Bezeichnung erinnert uns wiederum an den verlorenen Sohn, der tot war und wieder lebendig wurde (Lk 15:24)! Judas war ohne Zweifel verloren. Wie lange diese Verlorenheit jedoch andauert, können wir nicht sagen. Auf jeden Fall hat Jesus allen seinen Jüngern in Mt 19:28 Folgendes verheißen:

  • "Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auch ihr werdet in der Wiedergeburt, wenn der Sohn des Menschen auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen wird, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten."

Damals war Judas noch unter den Zwölfen und die Berufungen Gottes sind laut Aussage des Apostels Paulus unbereubar (Röm 11:29).

Vers 13

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17* o. vollkommen in sich haben (Joh 15:11 - Joh 16:24). - Noch angesichts seines bevorstehenden Kreuzestodes spricht Jesus in Joh 14-17 von Freude und Frieden.

HSN Joh 17:13 - Nun aber komme ich zu dir; doch dies rede ich [noch] in der Welt, damit sie meine Freude in ihrer ganzen Fülle in sich tragen (17*).

Jesus sprach, damit wir seine Freude völlig in uns haben

Die Aussagen Jesu in diesem Gebet und in dieser Welt, sind auch der Auslöser einer völligen Freude, die niemand mehr wegnehmen kann! Bereits in Joh 16:22 sagte Jesus:

  • "Auch ihr nun habt jetzt zwar Traurigkeit; aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude nimmt niemand von euch."

Diese völlige Freude, die niemand mehr wegnehmen kann, bedingt eine Positionierung, die uns Jesus in Joh 15:10-11 mitteilte:

  • "Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. 11 Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde."

"Meine Gebote halten" könnte man wörtlich auch wie folgt übersetzen: "Wenn ihr meine innersten Ziele hütet (auf sie fokussiert seid), dann werdet ihr in meiner Liebe bleiben!" Dieses Ausgerichtet-sein führt also dazu, dass wir in der Liebe Jesu drin sind! Es gibt nichts Schöneres, als sich im Raum seiner Liebe zu bewegen und sich gedanklich ins Herz der Liebe begeben! Da erkennen wir seine bedingungslose Liebe zu uns und dann wissen wir uns immer geliebt! Dann wollen auch wir lieben und empfinden es nicht als eine Pflicht, sondern als ein Bedürfnis und als die ultimative Lebenserfüllung.
Wer sich nun in das Paradies der Liebe Gottes begeben hat, wird mit völliger Freude erfüllt, die keine Umstände, keine Schicksalsschläge und keine Geschöpfe mehr wegnehmen kann.
Die Freude im Herrn war bei Paulus auch da, als er in der Gefangenschaft saß (Phil 1:13)! Wie gesagt, diese Freude kann sich nur dann völlig in uns auswirken, wenn wir uns in allem geliebt wissen! Wir dürfen uns geliebt wissen, ...

  • ... wenn wir Fehler gemacht haben
  • ... wenn wir nicht genügen können
  • ... wenn wir uns von den Menschen verlassen fühlen (2Tim 4:15)

Wie viele Gläubige fühlen sich von Gott nur beschränkt geliebt, weil sie den Eindruck haben, dass sie ihm nicht richtig genügen können! Gerade darum müssen wir uns immer wieder an die Aussage des Apostels Paulus aus Röm 8:38-39 erinnern:

  • "Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn."

Auch an dieser Stelle ist es wieder ganz erstaunlich, dass Jesus im Angesicht seines Martertodes von einer vollkommenen Freude spricht und dass diese seine Freude die Jünger Jesu ganz erfüllen wird!

Vers 14

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13* Mit einem siebenfachen "Gleichwie" schließt Jesus die Seinen in diesem Gebet mit sich und dem Vater zusammen: Wir hören vom "Gleichwie" des Einsseins (Joh 17:11 - Joh 17:21,22), des göttlichen Ursprungs (Joh 17:14 - Joh 17:16), der Sendung (Joh 17:18) und der Liebe (Joh 17:23).
18* vgl. Joh 15:19 mit Anm. 24,26

HSN Joh 17:14 - Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat ihren Hass auf sie gerichtet, weil sie nicht von der Welt sind (18*), gleichwie ich nicht von der Welt bin (13*).

Die Welt hasst uns, weil wir nicht von der Welt sind

Unsere neue Identität hat ihren Ursprung nicht in dieser Welt, sondern in Gott! Unser Fleisch ist von dieser Welt, doch das Fleisch samt seinen Begierden ist mit Christus gekreuzigt (Gal 5:24). Die Welt sieht unsere neue Identität nicht und wenn sie etwas erahnt, dann löst das in ihr Eifersucht und Ärger aus. Innerlich fragen sie sich vielleicht: "Warum haben die etwas, das ich nicht habe?" Als Folge davon, kann es dann vorkommen, dass man Sätze hört, wie ...

  • "Ihr wollt etwas Besseres sein!"
  • "Wie könnt ihr an einen Gott der Liebe glauben, der so viel Ungerechtigkeit und Leid zulässt?"
  • "Wie könnt ihr annehmen, dass ausgerechnet ihr die absolute Wahrheit gefunden habt? Es gibt so viele Religionen und Philosophien und darum gibt es keine absolute Wahrheit!"
  • "Euer Glaube basiert auf einem ganz schrecklichen Geschehen! Ein allmächtiger Gott lässt seinen Sohn auf so furchtbare Art und Weise sterben und das sollen wir dann noch gut finden?"

Paulus hat erkannt, dass ein natürlicher, seelischer Mensch mit dieser Botschaft nichts anfangen kann und so schreibt er im 1. Korintherbrief, in Kap. 1:

  • 18 Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft.
  • 22 Und weil denn Juden Zeichen fordern und Griechen Weisheit suchen, 23 predigen wir Christus als gekreuzigt, den Juden ein Ärgernis und den Nationen eine Torheit.

Solange ein Mensch nicht von Neuem geboren wurde, kann er die Gedanken Gottes nicht erfassen und darum schrieb Paulus im nächsten Kapitel:

  • "Ein natürlicher (w. seelischer) Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird (1Kor 2:14)."

Der christliche Glaube wird vielfach als Torheit und Ärgernis angeschaut und wenn dann die Menschen noch den Eindruck haben, dass sich die Gläubigen als etwas Besseres sehen (was sie nicht tun sollten), dann ist die Eifersucht – und mit der Zeit auch der Hass – vorprogrammiert.

Leider schimmert bei manchen Gläubigen ein elitäres Denken durch. Die nachfolgenden Sätze werden kaum so gesagt, aber wenn man so denkt, dann wird die entsprechende Herzenseinstellung nonverbal vermittelt: "Ich habe mich halt bekehrt und wenn du dich nicht bekehren willst und ewig in der Hölle schmorst, dann bist du selber schuld! Ich lebe halt ein anständiges Leben und sündige nicht so wie du und deshalb geschieht es dir ganz recht, wenn du ewig leidest!" Eine solche Haltung ist nicht nur arrogant; sie ist auch völlig unbiblisch, denn Paulus sagt ganz klar, dass die Auserwählten Gottes meist zu den elenden und schwachen Menschen gehören, die nicht selten auch zu den größten Sündern gezählt werden können. Paulus sah sich selbst als der erste von allen Sündern! Die Auserwählten sind auf jeden Fall keine besseren Menschen. Gott hat die schlimmsten Sünder ausgewählt, auf dass sich "kein Fleisch rühme"!

Die Christenheit hat also überhaupt keinen Grund, sich als etwas Besseres zu fühlen! Aber selbst dann, wenn sich die Christen optimal verhalten würden, könnte es den Hass der Welt nicht verhindern! Auch dann nicht, wenn die Gläubigen so perfekt leben würden wie Jesus; die Welt würde sie trotzdem hassen, weil ihr das Verständnis fehlt und weil sie vom Bösen dazu verführt wird! Obwohl Jesus vollkommen liebte, wurde er trotzdem gehasst, ...

  • ... weil er die Selbstgerechtigkeit der frommen Elite angeprangert hat,
  • ... weil er sich mit den großen Sündern, die umgekehrt sind, die Vergebung zusprach,
  • ... weil er die Angesehenen bloßstellte
  • ... und weil er allen deutlich machte, dass sie aus eigener Kraft Gott niemals gefallen können.

Dies alles führte dazu, dass Jesus von den Mächtigen gehasst wurde! Wer aber seinen Bruder hasst, ist ein Menschenmörder und er kann ewiges Leben nicht bleibend in sich haben (1Joh 3:15).