Jahwe greift ein - er befreit und tröstet sein Volk - Jes 51:9-16

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aus HSA: Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (40-66) Bd.2


Jahwe greift ein - er befreit und tröstet sein Volk - Jes 51:9-16

Mit einer doppelten Aufforderung (vgl. Jes 40:1) beginnen die Verse Jes 51:9 und Jes 51:17 unseres Kapitels, und zwar ist dabei eine Steigerung zu erkennen: Werde wach - werde wach! Mach dich auf - mach dich auf! Und noch einmal heißt es in Jes 52:1: Werde wach - werde wach! Hier in Jes 51:9 ist die Aufforderung zunächst an den "Arm Jahwes" gerichtet. Der Arm Jahwes soll wach werden - was heißt das? Gottes Arm weist auf Machtausübung hin, auf sein Eingreifen zur Durchsetzung von Gericht, Rettung, Herrschaft. (Jes 30:30 - Jes 40:10 - Jes 52:10 - Jes 63:5), aber auch zum Zweck schützenden Erbarmens (Jes 40:11). Während der Zeit des Exils seines Volkes in Babylon war Jahwes Arm "in schlafendem Zustand..., nicht leblos, aber regungslos" (Delitzsch), das soll sich nun ändern. - Rahab bedeutet Ägypten (vgl. Jes 30:7 - Ps 87:4). Die Verse Jes 51:9.10 weisen auf die Erlösung aus Ägypten unter Mose hin (wie Jes 43:16.17 und Jes 50:2). Der damals sein Volk befreite, kann und wird es auch jetzt tun! Dies bestätigt der Vers Jes 51:11, der fast genau wörtlich Jes 35:10 wiederholt. Jahwe ist Israels Tröster, der die in Babel Gefangenen befreit ("entfesselt"). Hunger und Todesgefahr ein Ende macht (Jes 51:14) und Jauchzen und bleibende Freude an die Stelle von Kummer und Seufzen treten lassen will (Jes 51:11). - Dabei ist zu bedenken, dass die Rückkehr durch die Wüste und der Anblick der Trümmer Jerusalems keineswegs ein Anlass zur Freude, sondern eher ein Grund zum Seufzen sein würde! Aber was bedeutet das schon gegenüber der Tatsache: - Wir sind frei - der Wiederaufbau kann beginnen!

Doch noch schaut der Prophet die Israeliten im Exil, und offenbar wurden viele von Zweifel und Menschenfurcht heimgesucht! Wie oft bleiben auch wir an den bedrückenden Umständen der Gegenwart hängen, statt mit den Zusagen Gottes wirklich zu rechen! Paulus schaute im Geist und im Glauben auf das Unsichtbare (2Kor 4:17.18), ebenso Mose (Hebr 11:27). Dieser Glaubensblick schenkt Kraft und Vertrauen und befreit von Menschenfurcht. Jehwe, der Ewigseiende, bringt sich immer wieder durch Jesaja als der Schöpfer von Himmel und Erde in Erinnerung, in Jes 51:16 auch als der Neuschöpfer. Sollte dieser große Gott, der seine Schöpfermacht und Rettermacht, seine Geschichtslenkung und Treue in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis gestellt hat, sein Volk nicht auch aus Babel retten könne? "Arm Jahwes, werde wach!" Das heißt: Herr, der du nur scheinbar schläfst und schweigst, tritt doch bitte in Aktion! Der Bitte Israels folgt die herrliche Verheißung von Jes 51:11 und die Mahnung des Ewigen, ihm dochwirklich zu vertrauen und nicht vor Menschen zu zittern.

Immer wieder bewegt auch heute die gläubige Gemeinde die Bitte, der Herr möge in Aktion treten! Der Herr möge kommen und mit ihm Gericht und Rettung, Totenauferstehung und Königsherrschaft; und in der Zwischenzeit möge er die Seinen ganz neu beleben und stärken. Der Liederdichter Czerwinski hat es in die Worte gefasst:

Haupt, durchdringe deine Glieder,
stärke sie mit Kräften wieder,
mach sie deinem Wesen gleich!
Fülle sie mit Geist und Leben,
dass du sie kannst bald erheben
auf den thron in deinem Reich!"
(aus: "In der Welt voll Leid und Sünde").