Jahwe, der Lenker der Weltgeschichte, erweckt Israel einen Befreier - Jes 41:1-7

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aus HSA: Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (40-66) Bd.2


Jahwe, der Lenker der Weltgeschichte, erweckt Israel einen Befreier - Jes 41:1-7

Mit Jes 41:1-5 tritt nun Kyrus (oder auch Cyrus, Kyros, Koresch geschrieben), der König der Meder und Perser, erstmals ins Blickfeld. (Man spricht von sogenannten Kyrusliedern; dazu gehören auch die Texte Jes 41:25-29 - Jes 44:24-28 - Jes 45:1-7 - Jes 46:9-11 - Jes 48:12-15.) Kyrus wurde von Gott erweckt, aktiviert, zum Handeln angeregt. Geheimnisvoll wird er zunächst als der von Osten bzw. Norden (von Gott) Erweckte dargestellt - beide Angaben sind richtig (Jes 41:2- Jes 41:25); erst in Jes 44:28 und Jes 45:1 wird er mit Namen genannt. Delitzsch schreibt: "Der Zukünftige tritt (wenn wir die jesajanische Abkunft dieser Reden festhalten) erst allmählich in den Gesichtskreis... des Propheten, und erst nach und nach wird der Prophet vertrauter mit der so ferner Zukunft angehörigen und ihm so nahe unter die Augen gerückten Erscheinung."

Kyrus bestieg 558 v. Chr. den Thron im persischen Kernland östlich und südöstlich von Babylonien. Er bezwang 550 das medische Reich seines Großvaters Astyages und wird fortan König der Meder und Perser. Medien aber lag nordwärts von Baylonien. Siegreich zieht er immer weiter - wohlbehalten, ohne dass man ihm etwas anhaben kann (Jes 41:3). In einem Blitzfeldzug besiegt er 546 den lydischen König Krösus und verleibt seinem Reich Lydien und andere kleinasiatische Staaten ein. Kyrus wurde, wie E. König schreibt, "ganz offensichtlich von der Geschichtslenkung begünstigt", er erlebte, "viele ganz außergewöhnliche Glücksfälle". Die Schnelligkeit seines unvergleichlichen Siegeszuges in den Jahren 553 - 546 hing auch damit zusammen, dass viele der unterworfenen Völker ihm freiwillig zufielen. Noch "ehe er 539 Babylon eroberte, hatte er sich alle Länder von den Höhen des Hindukusch bis zu den Gestaden des ägyischen Meeres unterworfen" (Delisch). 538 erteilte dann Kyrus den in der Gefangenschaft in Babylon lebenden Juden die Erlaubnis, in ihre Heimat zurückzukehren.

Der Hauptgedanke unseres Textes ist der: Jahwe ist der allmächtige Geschichtslenker, er hat Kyrus erweckt (vgl. Jes 41:25) und er ebnet seine Wege (Jes 45:13), sodass sich im Ablauf der Weltgeschichte Gottes Heilsgeschichte mit Israel vollzieht. Jahwes Wirken umfasst alle Generationen und Zeiten; keiner war vor ihm und keiner ist nach ihm, er ist der Erste und der Letzte (Jes 44:6 - Jes 48:12; vgl. Offb 1:17 - Offb 2:8). Die Verse Jes 41:5.6 beschreiben, wie durch des Kyrus unerhörte Kühnheit und Erfolge die Völkerwelt aus ihrer Ruhe aufgestört wird und sich zu haltlosen Bündnissen zusammenschließt, wie denn selbst Babylonien und Ägypten sich mit Krösus von Lydien verbündeten" (Kautzsch). Das alles nicht ohne religiösen Hintergrund: Götzenbilder, von denen man Rettung erwartet, werden in aller Eile fabriziert, wobei man sich gegenseitig zur Arbeit anfeuert (Jes 41:7).