Hiskias Krankheit und Genesung - Jes 38:1-8

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aus HSA: "Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (1-39) Bd.1"

Hiskias Krankheit und Genesung - Jes 38:1-8 (Jes 38)

Mit der chronologischen Einordnung des Geschehens von Jes 36-39 tun sich die Ausleger schwer. Es gibt eine Früh- und eine Spätdatierung der Regierungszeit Hiskias, die 29 Jahre betrug (2Kö 18:2). Nach der Frühdatierung regierte er von 728-699. Er wurde ja König im dritten Jahr Hoseas, des Königs von Nordisrael (2Kö 18:1), der 730 seine Herrschaft antrat. Und der Sieg des Assyrerkönigs über Samaria und die Wegführung der Bewohner Nordisraels (722) nach Assur geschah nach 2Kö 17:6 und 2Kö 18:10 im sechsten Jahr Hiskias, das war das neunte Jahr Hoseas.

Nun aber gibt es eine Schwierigkeit: Nach 2Kö 18:13 und Jes 36:1 "zog Sanherib, der König von Assur, im 14. Jahr des Königs Hiskia gegen alle befestigten Städte Judas herauf" und bedrohte auch Jerusalem. Dieser Zug wird im Allgemeinen auf das Jahr 701 datiert. (Auf den Assyrerkönig Salmanassar folgte 722 Sargon, nach Sargons Ermordung bestieg 705 Sanherib den Thron.) Nun kann aber das Jahr 701, folgt man der Frühdatierung unmöglich das 14. Regierungsjahr Hiskias gewesen sein. Darum vertreten manche eine Spätdatierung, nach der Hiskia von 715-686 König war. Dann wäre 701, das Jahr seiner Krankheit und Genesung, tatsächlich sein 14. Regierungsjahr, wonach er noch 15 Jahre zu leben hatte. So kommt man auf 29 Jahre.

Die Spätdatierung kommt aber mit 2Kö 18:1 - 2Kö 18:10 in Konflikt (siehe oben). Darum halten sie manche für willkürlich. F. Delitzsch und E. Kautzsch bieten folgenden Ausweg an: Der Vermerk "Im 14. Jahr des Königs Hiskia" befinde sich an der falschen Stelle, er habe ursprünglich wohl nicht in 2Kö 18:13, sondern am Anfang von 2Kö 20 gestanden, und ebenso nicht in Jes 36:1, sondern am Anfang von Jes 38. (Bei der Zusammenstellung der Kapitel sei etwas vertauscht worden.) Der Zeit nach gehörten Jes 38 und Jes 39 vor die Kapitel 36 und 37, ebenso 2Kö 20:1-19 vor 2Kö 18:13 bis 2Kö 19:37. Sanheribs Zug gegen Jerusalem falle nicht in das Jahr der Erkrankung und Genesung Hiskias, das 14. Jahr seiner Regierung, sondern sei später geschehen. Tatsächlich liegt in Jes 38:6 Jerusalems Rettung vor Sanherib noch in der Zukunft; also geschah, was Jes 37 schildert, später als das, was Jes 38 und Jes 39 berichten. Auch sind die Schatzkammern Hiskias in Jes 39:2 (= 2Kö 20:13) noch gefüllt, in 2Kö 18:15 aber geleert.

Wir lassen offen, wie es sich im Einzelnen verhält. Jedenfalls ist die Frühdatierung nach den genauen Angaben in 2Kö 18 wohl unabweisbar, und vielleicht haben Delitzsch und Kautzsch ja Recht: In die Mitte der Regierungszeit Hiskias (14. Jahr) fielen Krankheit und Genesung und die Hinzufügung weiterer 15 Lebensjahre, die Geschehnisse von Jes 36 und Jes 37 aber in eins der letzten Jahre.

Nun aber verlassen wir die Chronologie und blicken auf das Geschehen von Jes 38:1-8. Der Text birgt mehrere Überraschungen:

  • a) Ohne erkennbaren Grund lässt Jahwe dem erkrankten Hiskia sein bevorstehendes Sterben ankündigen. -
  • b) Dieser aber, obwohl ein gehorsamer Diener Jahwes, sagt nicht einfach "Ja und Amen" dazu; er rebelliert auch nicht; er bittet einfach demütig und unter Tränen, dass Jahwe das Angekündigte nicht ausführen möge! Darf man so mit klaren Ankündigungen des Allerhöchsten umgehen? Ist ein Gottesspruch nicht unumstößlich? - Nicht in jedem Fall. Hätte Hiskia getrotzt, sich aufgebäumt, heftig gestritten, so hätte Gott wohl nicht auf ihn gehört. Doch er seufzt nur und fleht demütig: "Ach, Ewigseiender, gedenke doch ..." So kann man mit Gott reden, und er lässt mit sich reden. Nicht immer geht der Herr auf solche Wunschgebete ein, doch gelegentlich geschieht es, so auch hier. Gott sah ja auch die Motivation seines Knechtes, sie war keineswegs rein egoistisch. "In der Kraft des Mannesalters (im 39. Lebensjahr, vgl. 2Kö 18:2), in einer so unentschiedenen Lage des Staats, ohne Thronerben sterben zu sollen, das war ihm schrecklich" (Delitzsch). -
  • c) Gott antwortet schnell und verspricht ihm Heilung, Lebensverlängerung und die Errettung Jerusalems aus der Gewalt des Königs von Assyrien (2Kö 20:4-6; man beachte die Zusätze gegenüber Jes 38:4-6).

Mehrmals ist im Buch des Propheten Jesaja von Zeichen die Rede (Jes 7:11 - Jes 7:14 - Jes 8:18 - Jes 20:3 - Jes 38:7 - Jes 38:22). Gott weiß, dass der noch ungefestigte Glaube sich gern auf Zeichen stützt, und so geht er zunächst darauf ein. Auch Jesus vollbrachte auf Erden Zeichen und Wunder, doch er beanstandet in Joh 4:48 einen Glauben, der sich davon abhängig macht; er will zu einem Glauben hinführen, der nicht schaut und doch vertraut (Joh 20:29 - vgl. 1Kor 1:22 - 2Kor 5:7 - Hebr 11:27).

Über das Zeichen von Jes 38:8 schreibt F. Delitzsch: "Die Stufenuhr des Ahas mag aus 20 oder mehr Stufen bestanden haben, welche die Tageszeit nach Halb- oder auch nach Viertelstunden maßen. Wenn die Leistung des 'Zeichen' eine Stunde vor Sonnenuntergang stattfand, so gelangte der Schatten, indem er 10 Stufen von je einer halben Stunde zurückging, wieder dahin, wo er sich in der Mittagsstunde befand. Aber wie ist das bewirkt worden? Keineswegs dadurch, dass der Achsendrehung der Erde die entgegengesetzte Richtung gegeben ward, was furchtbare Revolutionen der gesamten Erdwelt zur Folge gehabt hätte, sondern, da es sich hier um ein verbürgendes 'Zeichen' handelt, das als solches nicht einmal übernatürlich zu sein braucht, lediglich durch ein Brechungsphänomen (Keil); denn es genügt, dass der in der Nachmittagszeit unten befindliche Schatten durch eine nicht voraussichtliche, plötzlich eintretende Brechung nach aufwärts gelenkt ward."


Siehe auch:
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✏️ Kommentare aus Biblebub - Jes 38
📕 Hiskias Krankheit und Genesung - Jes 38:1-8 (H. Schumacher)
📕 Hiskias Danklied - Jes 38:9-22 (H. Schumacher)