Höhenvorgänge in der Endzeit IV.

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

107. Höhenvorgänge in der Endzeit IV.

Zu den Höhenvorgängen der Endzeit gehört auch das Vollendungsgeschehen der Gemeinde Jesu Christi. Das Vollendungsgeschehen ist die Entrückung. Sie gehört zu den höchsten Heilsvorgängen dieser Zeit.

Drei Gründe sind es sonderlich, die die Entrückung der Gemeinde erforderlich machen. Sie sollen hier nochmals angedeutet werden, damit der dritte Grund (auf den es hier ankommt) im wesenhaften Zusammenhang klar erkannt wird. Sehr wichtig sonderlich für die ekklesialen (= herausgerufenen) Menschen dieser Zeit. Nun zu den Gründen.

Die Entrückung der Gemeinde Jesu Christi

1. Im Ende dieses Zeitalters ist das große und entscheidende Treffen des Christus mit dem Antichristus. Beide Christusse sind dann auf ihrer Vollzugshöhe. Gleich wie der himmlische Christus zu seinem endgültigen Handeln verkörpert sein muss, so auch der irdische Christus (= Abgrundschristus). Zu seiner Verkörperung gehört nicht nur die totale Weltvereinigung, sondern auch die entsprechende Freiheit, d. h. Befreiung von allen Hindernissen und Hemmungen. Wer behindert die antichristliche Welt in ihren Auswuchsbestrebungen? Die Gemeinde Jesu Christi! Sie ist nach der paulinischen Darstellung das Aufhaltende! Erst wenn das Aufhaltende hinweggetan sein wird, alsdann wird der Boshafte mit seiner Gipfelwesenhaftigkeit in aller Kraft, auch in aller Glückseligkeit sich offenbaren können. Lies 2Thes 2:5-8. - Merken wir uns den ersten Tatbestand: Die verkörperte Antichristenwelt kann erst dann endgültig offenbar werden, wenn die aufhaltende Gemeinde hinweggetan, d. h. entrückt ist. Darum ist die Entrückung der Gemeinde für die letzte Ausgestaltung der antichristlichen Welt von ausschlaggebender Bedeutung. Höchst notwendig!

2. In der ausgereiften Antichristenzeit (nicht früher) kommt auch Israel zu seiner weltumfassenden Heilsbedeutung. Darüber sprachen wir in der vorhergehenden Abhandlung. Hier sei nur nochmals gesagt, dass Israel nach dem Ratschluss Gottes erst dann seine „Heils-Auferstehung“ hat, wenn sein Vor-Gänger zu seiner Bestimmung eingegangen ist. Sein Vorgänger ist die Gemeinde. Lies Röm 11:25.26. - Auch im Blick auf die Heilszukunft Israels ist die Entrückung der Gemeinde Jesu Christi ein Erfordernis. Auch für Israel ist die Gemeinde (zwar in einem ganz anderen Sinne) das Aufhaltende.

3. Von noch höherer Bedeutung ist die Entrückung der Gemeinde Jesu Christi für ihren Christus! Denn Christus wartet auf den Heimruf der Gemeinde ganz dringend, weil er wiederkommen will „mit seinen Berufenen und Auserwählten und Gläubigen“. Lies Offb 17:14. - Bei seiner Wiederkunft ist (wie bereits erwähnt) sein entscheidendes Treffen mit der verkörperten Antichristenwelt. Darum muss auch der Christus durch seine Gemeinde sein Dienst-Voll-Maß erlangen.

Dienstausgestaltung des Fülle-Christus

Dienstvollmaß Christi durch seine Gemeinde? Wie ist das zu verstehen? Paulus gibt auf diese sehr wichtige Frage eine klare Antwort. Wir lesen: „Und (Gott) hat alle Dinge unter seine (Christi) Füße getan, und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle (Pläroma = Vollausgestaltung) des, der alles in allen (und allem) erfüllt. (Eph 1:22.23). Mit aller Deutlichkeit wird hier (und vielen anderen Stellen der paulinischen Briefe) gesagt, dass Christus erst dann füllemäßig, d. h. vollendungsmäßig zu handeln beginnt, wenn er selbst seine diesbezügliche Dienst-Fülle (= Mitarbeiterstab) erlangt hat. - Die Gemeinde Jesu Christi ist für diese wunderbaren und unerforschlichen Vollzugsdienste berufen und wird darum zur gegebenen Stunde (= Sekunde) gerufen. Von diesen Volllzugsdiensten hat Paulus zu sagen: „Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? ... Wisset ihr nicht, das wir über die Engel richten werden?“ (2Kor 6:2.3) Jawohl, klar und deutlich wird uns gesagt, dass alle weltenumfassenden Vollzugsdienste durch den Fülle-Christus vollführt werden!

Genau wie der Antichrist erst dann in seiner „Fülle“ auftreten kann, wenn das ihn Aufhaltende hinweggetan sein wird, also wird auch der Christus erst dann zu seinen Füllediensten antreten, wenn seine Gemeinde (die da ist sein Leib) zu ihm hingerückt sein wird. - Die Entrückung der Gemeinde ist darum in jeder Hinsicht von höchster Bedeutung.

Bleiben wir bei der wunderbaren Tatsache, dass die Gemeinde Jesu Christi nicht nur um ihres Heiles willen diese wunderbare Berufung hat, sondern noch weit mehr um Christi willen. Sie ist nun einmal die erstmalige, und darum einmalige Dienstausgestaltung des Fülle-Christus! - Hier wird uns die Gemeinde Jesu Christi in ihrer ganz erhabenen Berufung ersichtlich und verständlich. Darum muss sie auch zu ihrem Christus hingerückt werden, damit sie am „Preisrichtstuhl Christi“ in den Fülle-Christus eingeordnet, und mit ihm restlos verkörpert wird. Und dann beginnen die Fülle-Dienste!

Die Berufung der Gemeinde Jesu

Über die ganz wunderbare Berufung der Gemeinde Jesu Christi wäre noch viel zu sagen. Der Kürze wegen sei hier nur angedeutet, dass man solches alles in den paulinischen Briefen erforschen kann. Nur Paulus hat den Auftrag, die Gemeinde Jesu Christi in ihrer ganzen Wesenhaftigkeit, und auch in ihrer ganzen Verwendbarkeit darzustellen. Er sagt diesbezüglich: „Mir, dem aller Geringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, unter den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen, und alle zu erleuchten, welches die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her (vor Grundlegung der Welt) verborgen war in Gott. ... Dieses Geheimnis ist groß, ich sage aber von Christus und seiner Gemeinde“ (Eph 3:8-12; Eph 5:32). Höre: Paulus hat nicht nur zu sagen, dass die Gemeinde „der Leib Christi“ sei, sondern er hat auch einiges zu sagen über die Größe der Gemeinde in ihrem Christus! Gleichgestaltet in Christus!

Bei dieser klaren Gemeindeschau ist uns die Gemeinde nicht nur in ihrem Wesen verständlich, sondern auch in allen sie betreffenden Vorgängen. Dann ist auch die Entrückung kein Problem, über das man sich streiten kann oder sogar streiten muss. Der Entrückungsvorgang ist dann restlos geklärt allein durch den Begriff: Fülle-Christus! Christus benötigt zu seinen Füllediensten (die bei seiner Wiederkunft beginnen) die Verkörperung durch seine Gemeinde. Mit dieser Feststellung ist gleichzeitig die brennende Frage geklärt: Wann ist die Entrückung? Höre: Nicht nach seiner Wiederkunft (= Epiphanie). Denn er kommt wieder mit seinen Berufenen, mit seinen Auserwählten, mit seinen Gläubigen. Die Entrückung findet bei der vorausgehenden „Zukunft Jesu Christi (= Parusie) statt. Die „Zukunft Christi betrifft das Vollendungsgeschehen der Gemeinde Jesu Christi, die Wiederkunft betrifft das Weltgerichtsgeschehen durch den Fülle-Christus. Diese beiden Vorgänge sind (zeitlich gesehen) durch die letzten sieben Weltjahre getrennt. Parusie leitet die Jahrwoche ein, Epiphanie beschließt die Jahrwoche.

Geklärt ist auch die Frage: Unter welchen Umständen findet die Entrückung statt? „... denn der Herr selbst wird mit dem Befehlsruf, mit der Stimme des Botenfürsten und mit der Posaune Gottes herabsteigen vom Himmel, und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Darauf werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen zusammen weggerafft werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft, und also werden sie immerdar mit dem Herrn zusammen sein“ (1Thes 4:16.17). Verstehen wir recht: Der Herr selbst wird die Seinen zu sich rufen. Das ist ein „Posaunen-Ruf“ (= Heimruf) des Herrn für die Seinen. Nur die dann noch lebenden Glieder des Leibes Christi (mit allen im Herrn Entschlafenen) werden diesen Ruf hören. Alle anderen sind für diesen Ruf taub. Unter diesen Umständen findet die Entrückung statt.

Verschiedene Auferstehungen

Noch viele andere Fragen tauchen immer wieder im Blick auf die Entrückung auf. Als Beispiel sei die Auferstehung erwähnt. Drei Auferstehungen sind in der Bibel erwähnt: Erstlingsauferstehung (= Herausauferstehung), erste Auferstehung und zweite Auferstehung. Welche Auferstehung steht der Ekklesia (= Herauswahl) zu? Der Gemeindemann Paulus gibt auf diese Frage eine klare Antwort. Lies Phil 3:10.11. Nur wer es mit dem Erstling Christus zu tun hat, wird auch in der Erstlingsauferstehung dem Christus gleichgestaltet. - Wer die paulinischen Lehr-Begriffe: Erstlingsschaft, Ebenbildlichkeit und Gleichgestaltung in Anbetracht der Gemeinde Jesu Christi zu erkennen vermag, dem geht ein Licht auf für alle wunderbaren Vorgänge der Gemeinde. Der kann mit Paulus sagen: „O, welche eine Tiefe des Reichtums, beide der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege. Denn ... (Röm 11:33-36).

Noch ein wichtiger Punkt sei erwähnt, der in der klaren Gemeindeschau alle Problematik verliert. Dieser weithin sehr missverstanden Punkt läuft unter den Begriffen: Leib und Weib Jesu Christi. Oder: Bräutigam und Braut. Damit verbunden ist auch die brennende Frage: Ist die Gemeinde Jesu Christi „das geistliche Israel?“ Hat Israel überhaupt noch eine Existenz? - Wer die Gemeinde Jesu Christi mit dem Weib Christi kennt, der kann den Leib Christi mit dem Weib nicht vermengen. Der weiß, wer zum Bräutigam gehört und wer zur Braut gehört. Der weiß auch die Erwählten unter den Nationen und die Erwählung Israels zu unterscheiden. Der wird auch dem gottbeauftragten Gemeindemann Paulus nicht zumuten, dass er in 2Kor 11:2 und Eph 5:26.27 in so seltsamer und vermengender Weise von der Gemeinde als der Braut Christi spricht. Höre: Die Gemeinde Jesu Christi sieht hier Paulus nicht im Brautverhältnis, sondern in der Reinheit und Keuschheit einer Jungfrau. Bei Paulus bleibt auch hier (und gerade hier) die Gemeinde als der Leib Jesu Christi.

Wer wird entrückt?

Zum Schluss müssen wir noch eine Frage aufleuchten lassen. Die Frage lautet: Wer wird entrückt? Oder: Wer wird den Posaunenruf (komm heim) hören. Immer wieder hört man die Deutung, dass zu den Entrückten nur ein gewisse Gruppe der wahrhaft Gläubigen zählen wird. Man steigert sich sogar zu der „Glaubensmeinung“, dass nur die vom Herrn versiegelten 144 000 für die Entrückung infrage kommen. Damit hat man schon das so gefährliche Gemenge zwischen Gemeinde aus den Nationen und Israel fabriziert.

Bleiben wir doch bei der klaren biblischen Anzeige, dass Christus zu seiner „Dienst-Verkörperung“ seine Gemeinde (die da ist sein Leib) benötigt. Glieder des Leibes Christi sind echt und recht, nicht etwa durch fromm-menschliche Meinung, auch nicht durch eine konfessionelle Zugehörigkeit, erst recht nicht durch eigene sakrale und sakramentale Machenschaften, sondern allein durch Jesus Christus! Paulus hat diesbezüglich zu sagen: „Dass die Heiligen zugerichtet werden zum Werke des Dienstes, dadurch der Leib Christi erbaut werde. Bis dass wir alle hinkommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes, und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi. Auf dass wir nicht mehr Kinder seien, und uns wegen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre durch Schalkheit der Menschen und Täuscherei, damit sie uns erschleichen zu verführen. Lasset uns aber rechtschaffen sein in der Liebe, und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus. Von welchem aus der ganze Leib zusammengefügt ist, und ein Glied am anderen hangelt durch alle Gelenke, dadurch ein dem anderen Handreichung tut nach dem Werk eines jeglichen Gliedes in seinem Maße, und machet, dass der Leib wächst zu seiner selbst Besserung; und das alles in der Liebe“ (Eph 4:12-16).

Diese und ähnliche Bibelstellen geben uns vollen Aufschluss zu der Frage: Wer gehört zu den Entrückten? Viele Merkmale sind genannt. Grundlegend brauchen wir nur zu sagen: Glieder des Leibes Christi müssen das Wesen des Hauptes haben. Anders können sie nicht seine Glieder und sein Leib sein. Also: Die das Christuswesen haben sind entrückungsberechtigt. Diese alle (aber auch alle) werden entrückt. Wer die dreifache geistliche Lebensgestaltung erlebt hat: Buße, Bekehrung und Wiedergeburt, der ist im Bereich des auswachsenden Heilsgeschehens bis hin zu dem Fülle-Christus! - Allerdings (und das muss nochmals gesagt werden) darf das Wiedergeburtsgeschehen nicht fromm-menschlich vorgetäuscht werden. Wiedergeburt (mit den vorausgehenden Motiven) ist absolutes Werk des Geistes. Darum: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Kinder Gottes“. Oder: „Derselbe Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. „ Oder: Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“ Oder: „Niemand kann Jesum einen (seinen) Herrn heißen ohne durch den Heiligen Geist.“ Man nehme diesbezüglich die biblischen Aussagen ganz ernst. Wer das tut, der gehört zu der göttlichen „Vorsehung der Entrückung!“

Aufhaltende

Zu dem echten Stand der Entrückungshoffenden gehört auch das von Paulus angezeigte Prinzip: Aufhaltende. Sonderlich in der Vor-Endzeit haben die Aufhaltenden eine hohe Aufgabe. Sie bezeugen vor der ganzen Welt in aller Wahrhaftigkeit: „Himmelan geht unsere Bahn, wir sind Gäste nur auf Erden.“ Wenn sie diese Laufbahn nicht ganz echt beschreiten, dann sind sie nicht mehr Aufhaltende, sondern Mitschwimmer im breiten Strom der Zeit. Den „Heimruf“ hören sie dann nicht!

Die wahren Christen (Wiedergeborene) sind für den „Leib Christi“ berufen, und werden zu seiner letzten Verkörperung in der vorbestimmten Sekunde gerufen. Dann kommt der Fülle-Christus wieder, um die Antiwelt hinzurichten und sein erwartetes Reich herzurichten. Zwischen diesen beiden „Richtungen“ liegt noch folgender Vorgang: „Halleluja, denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen. Lasset uns freuen und fröhlich sein, und ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet“ (Offb 19:6-7). - Die zweite Dienst-Körperschaft wird dem Fülle-Christus am Tage der „Hoch-Zeit“ angetraut. Sie übernimmt im neuen Haushalt (im irdischen Bereich) die Heilsdienste. Wer ist das angetraute Weib? Israel!

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