Gottes Zeiten 7

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

40. Gottes Zeiten 7

Nachdem wir die „Zeiten Gottes“ in der Heilsanbahnung und in der Heilsvollführung gesehen haben, behandeln wir abschließend:

Die Zeit der Heilsvollendung

Viele Bibelstellen könnten wir anführen; der Kürze wegen nur fünf. „Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind. Ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen seien in eins, und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast, und liebst sie, gleichwie du mich liebst. Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe die Welt gegründet war! (Joh 17:22-24). „Meine Lieben, wir sind nun Kinder Gottes, und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1Jo 3:2). „Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge“ (Röm 11:36). „Danach das Ende, wenn er das Reich Gott und dem Vater überantworten wird, wenn er aufheben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und alle Gewalt. Er muss aber herrschen, bis dass er alle seine Feinde unter seine Füße lege. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. Denn er hat ihm alles unter seine Füße getan. Wenn er aber sagt, dass es alles untertan sei, ist’s offenbar, dass ausgenommen ist, der ihm alles untergetan hat. Wenn aber alles ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf dass Gott sei alles in allen“ (1Kor 15:24-28). „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren werde, so (im alten Verhältnis) kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“ (Joh 3:5).

Diese Schriftaussagen machen uns die Heilsvollendung klar. Freilich werden uns die letzten Ausmaße und Ausgestaltungen unübersehbar bleiben. Und doch wird uns das Wesen der Vollendung erkenntlich durch die Heilsvollführungen in den Zeiten. Darum ist eine klare Übersicht über die Heilsvollführungen notwendig. Je übersichtlicher uns die Heilsvollführungen sind, umso klarer wird uns die Heilsvollendung. Vollführung und Vollendung liegen auf der gleichen Linie und haben das gleiche Wesen.

Das ganze Heilsgeschehen

Es ist darum notwendig, dass wir uns nochmals das ganze Heilsgeschehen vergegengwärtigen. Wie sieht es aus? Diese schwerwiegende Frage wollen wir mit der Dreifaltigkeit des Heilsgeschehens beantworten: Kindschaft, Sohnschaft, Erbschaft. - Lies Röm 8:17!

1. Gottes Kindschaft ersteht durch Wieder-Geburt! Wiedergeburt ist nur möglich durch die Zeugung des Geistes Gottes (Röm 8:14-16). Bei diesem Geschehen ist folgende Tatsache zu erkennen: Die Geistgeszeugten und Geistgeborenen sind absolut wesensgleich mit dem Vater. Das Leben des Vaters und das Leben des Kindes sind eins! - Kinder Gottes sind wahrhaftig die Kinder des himmlischen Vaters. Die Lebens- und Wesens-Gleichheit muss als die Haupt-Sache angesehen werden.
Es steht einwandfrei fest, dass die Kinder Gottes nicht nur herausgehoben sind aus ihrem sündigen und vergänglichen Wesen, sondern auch herausgehoben aus ihrer gesamten Kreatürlichkeit. Bis dahin waren sie Erschaffene, darum Geschöpfe. Nunmehr sind sie Geborene, darum Kinder! - Dieser Unterschied muss genauestens gesehen werden. Geschaffenes und gezeugtes Leben sind in einer großen Verschiedenheit. Höre: Geschaffenes Leben ist zeitmäßig, darum zeitlich. Gezeugtes Leben ist (Gott-)vatermäßig, darum ewig. Die gesamte Kreatur, soweit sie für das ewige Leben vorgesehen ist, steht in der gottgewollten Erwartung der Wieder-Geburt! Lies Röm 8:19-23!
2. Die Sohnschaft ist der wachstümliche Fortgang der Kindschaft. Wachstum darf nicht ausbleiben. „....und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi. Auf dass wir nicht mehr Kinder seien, und uns bewegen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre, durch Schalkheit der Menschen, damit sie uns erschleichen zu verführen. Lasset uns aber rechtschaffen sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus“ (Eph 4:13-15). Höre: Erst das „erwachsene“ Kind (= Sohn) hat Anwartschaft auf das Erbe. Ohne Sohnschaft keine Erbschaft. Lies Gal 4:1.2! - Wahrscheinlich wird das Wachsen und Heranreifen auch nach dem „Ablegen der Leibeshütte“ weitergehen. „Nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verklärt in dasselbe Bild von einer Klarheit zu der anderen, als vom Herrn, der der Geist ist“ (2Kor 3:18). - Der Schächer am Kreuz ging ein ins „Paradies“ ohne Wachstum. Soll ihm das „Heranreifen zum vollen Wuchs des Christus“ verlorengehen? Wohl nicht.
3. Der Erbe steht im Abschluss der Kindschaft-Sohnschaft. Anders gesagt: Das Erbe ist die Krönung der Kindschaft-Sohnschaft. Wer ist ein Erbe Gottes? Nicht der, der „Güter und Reichtümer“ erlangt. Das Erbe des Kindes und Sohnes ist nicht weniger als der Vater. ER ist das höchste „Gut“! Sobald die Kinder und Söhne Gottes „mit Christus alles ererben“, werden sie mit ihm den Vater erben. Ein kleineres Erbe hat der Sohn des ewigen Vaters nicht. „Und nun verkläre mich du, Vater, bei dir selbst mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war“ (Joh 17:5). Wir erinnern uns des Grundsatzes im gesamten Heilsgeschehen: „Denn von ihm, und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“ - Dieser Grundsatz hat auch für die gesamte Kreatur eine fundamentale Bedeutung.

Bei diesem dreifaltigen Heilsgeschehen (Kindschaft, Sohnschaft, Erbschaft) wird uns die Heilsvollendung klar. Die Vollendung kann wahrhaftig mit keinem besseren Wort gekennzeichnet werden als mit dem Wort „Vater!" Im Vater liegt alles. Der Vater ist alles. Zum Vater kommt alles. Er ist A und O, Anfang und Ende. - Was die Vollendung der Erben bedeutet, kann wohl am besten das paulinische Wort besagen: „Gott alles in allen“.

Die Krönung der Dienste

Wenn dem Kind-Sohn-Erbe diese Vollendung geschenkt wird, dann ersteht für ihn eine Ausgeglichenheit, eine Wesensgleichheit, die jetzt nicht zu beschreiben ist. Dann gibt es für ihn kein Mehr oder Weniger, kein „Vollwertig, Halbwertig, Minderwertig“, sondern eine unüberbietbare Einheit. „Auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch sie in uns eins seien“ (Joh 17:23). - Beachten wir die Tatsache: Für den Erben ist dann selbst sein ehrwürdigster Jesus Christus kein erhabener Herr mehr, sondern ein Bruder! „Sintemal sie von Einem kommen, beide, der da heiligt und die da geheiligt werden. Darum schämt er sich auch nicht, sie Brüder zu heißen.“ (Hebr 2:11). Höre: Der ganz erhabene Sohn Gottes, der dich zur Kindschaft-Sohnschaft-Erbschaft geführt hat, ist dann nichts mehr und nichts weniger als dein Bruder. Erkennst du in etwa deine Erhabenheit in der Vollendung?

So wird wohl in der Heilsvollendung jede Unterschiedlichkeit schwinden. Was in den „Zeiten Gottes, um der mancherlei Dienste willen verschieden sein musste, z.B. Leib und Weib Jesu Christi - Dienste „im Himmel und auf Erden“ - , so wird in der Vollendung das Dienstgemäße eingehen in den Glorienstand: „Der Vater alles in allen.“ Die Dienste führten zur Vollendung. Die Vollendung ist die Krönung der Dienste. In der gekrönten Vollendung zeichnen sich nicht mehr die zeitlichen Dienstgrade ab, sondern dann hat die Vollendung eine Ausgeglichenheit, die in ihrer jauchzenden Würde nur die Einheit und Gleichheit bezeugt. - Beachten wir die Tatsache: „In Christus ist weder Mann noch Weib, Knecht noch Freier, Grieche noch Jude“ (Gal 3:28). Wenn in Christus alle geschlechtlichen, sozialen und völkischen Unterschiede schwinden, dann werden in der Vollendung (im Erbe) auch alle Dienstorgane und Dienstunterschiede, die für die „Zeiten Gottes“ (für „Himmel und Erde“) nötig waren, schwinden, weil es da nur das „Reich des Vaters“ geben wird. Da ist die Erfüllung der Bitte Jesu: „Dein Reich komme!“ Unser Ziel heißt: „Vater unser, der du bist in den Himmeln.“

Selbstverständlich brechen hier ungezählte Fragen auf. Wie immer; sonderlich wenn überweltlichte und überzeitliche Dinge behandelt werden. Sie sind für unser natürliches Erkennen zu problematisch. Aber bitte: Das prophetische Wort hat eine andere Sicht. Die sollten wir uns schenken lassen. Menschliche und zeitliche Maßstäbe sind hier nicht anzuwenden und müssen schweigen. Der Höhepunkt der prophetischen Sicht heißt: Der Vater alles in allen.

Im Blick auf die Heilsvollendung beim Vater und im Vater können auch viele Probleme gelöst werden, die sich bei uns Menschen (auch frommen Menschen) ergeben. - Wir Menschen sind nun einmal große Problematiker und „verproblematisieren“ viele Dinge der Zeit, sonderlich der Ewigkeit. Auf einige Probleme wollen wir hier kurz eingehen.

Die Erwählunglehre

Da ist zunächst die Erwählungs-Lehre, die immer wieder mit vielen Fragezeichen versehen wird. Wer ist zum ewigen Leben erwählt und wer bleibt verdammt? Wieviele sind erwählt? Gehört zur Erwählung nur der vorherbestimmte Wille Gottes, oder auch der ehrliche Wille des Menschen? Wenn die Erwählung bestimmt ist „vor Grundlegung der Welt“, wer trägt für die Nichterwählung die Verantwortung? usw. Stellen wir doch bitte das Erwählungsproblem schlicht und klar unter folgendes Wort: „Deswegen beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, dass Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen, und ihr durch die Liebe eingewurzelt und gegründet werdet, auf dass ihr begreifen möget mit allen Heiligen, welches da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe; auch erkennen die Liebe Christi, die doch alle Erkenntnis übertrifft“ ([Eph 3:14]-19). Beachten wir die Tatsache: Der Erwähler ist der Vater. Der Erwählungsvollführer ist der Sohn. Das Erwählungsgeschehen ist in Zeugung und Geburt. Die Erwählten sind Kinder, Söhne, Erben. Alle „Verdammten“, die vor dem Vollführer ihre „Knie beugen“ und an ihn glauben, werden zum ewigen Leben gezeugt, und sind erwählt. Bei dieser Erwählung wird niemand ausgeschlossen. „Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern....“ - Freilich besteht noch eine andere Erwählung. Das ist die Dienst-Erwählung! Nur ein geringer Teil (Bruchteil) der Menschheit ist zum Leibe Jesu Christi erwählt. Sind mit dieser Erwählung die anderen ausgeschlossen? Nein, im Gegenteil mit der Erwählung zum Leib Christi ersteht die „Fülle des Christus“, die für die Gesamt-Heils-Dienste vorgesehen ist! Nur ein geringer Teil der Menschheit ist für das Weib Jesu Christi erwählt. Man denke an die Erwählung Israels. Ist das nicht gleichfalls eine Diensterwählung.

Die Heiligungslehre

Ein weiteres Problem ist die Heiligung. Man kennt die Bibelstelle: „Jaget nach der Heiligung, ohne welche wird niemand den Herrn sehen“ (Hebr 12:14). Warum beachtet man diese Gottesforderung so wenig? Weil man nicht weiß, was Heiligung bedeutet. Heiligung im Sinne des Wachsens, Zunehmens, Heranreifens, zum vollkommenen Mannesalter des Christus (Eph 4:13-16). Heiligung hat es darum mit der „Sohnschaft“ zu tun. Es sollte jedermann klar sein: Wer nicht wiedergeboren ist, ist kein Kind Gottes. Wer nicht in der Heiligung steht, erreicht nicht die Sohnschaft, d. h. den Mannesstand. Und wer die Manneswürde nicht hat, kann kein Erbe werden. Heiligung betrifft die Mitte der Heilsdreifaltigkeit: Kindschaft-Sohnschaft-Erbschaft. Wer die Heiligung verpasst, verliert alles! - Heiligung ist selbstverständlich auf der ganzen Linie erforderlich: „Wachsen in allen Stücken!“ Nicht nur lebensmäßig, sondern auch erkenntnismäßig. Leben und Lebens-Wissen gehören zusammen. Wer die gesamte Heilslehre gering achtet, der missachtet damit die Heiligung, das Wachstum!

Die Lehre von der Versöhnung

Ein ganz großes Problem ist die biblische Lehre von der Versöhnung. Hier mögen die größten Meinungsverschiedenheiten bestehen, die sich bis zu den krassesten Verdammungsurteilen steigern. Man überlege den tragischen Umstand: Über das Zeugnis von der Versöhnung kommt man zum Urteil der Verdammung. Man spricht von der Versöhnung, und wird dabei höchst unversöhnlich. Da liegt wahrhaftig eine Not. Übersehen wir nicht die Tatsache: Die Versöhnung mit Gott ist nicht eine Aus-Söhnung, bei der der sündige Mensch - oder die sündige Kreatur - mit einem netten Bußsprüchlein ins Reine kommen kann. Nein, die Versöhnung mit Gott beginnt mit der Wieder-Geburt! Die ist von Gott! Da ist das Alte vergangen und alles neu geworden. Bei der Wiedergeburt kommt nicht eine Aus-Söhnung infrage, bei der sich die alte Kreatur in der Gnade Gottes sonnen kann, sondern da ersteht eine Versöhnung im Sinne der Gott-Vater-Gleichheit! - Versöhnung ist wahrhaft mehr als sich nur die Hand reichen und über alles hinwegschauen. Versöhnung bedeutet Wesensgleichheit! -

Versöhnung liegt auf der Linie Kindschaft-Sohnschaft-Erbschaft. Diese von Gott bewirkte Versöhnung wird nicht haltmachen vor der Frage: Was war der Betreffende davor? Denn: „Das Alte ist vergangen!“ Diese Versöhnung wird auch nicht vor der Frage stehen: Was kann aus dem werden? Denn: „Siehe, es ist alles neu geworden!“ Diese Versöhnung wird sich auch nicht kürzen oder brechen lassen durch irgendeine Zeit oder durch die Zeiten. Im Gegenteil, der Vater ist der ewige Vater. Ewig steht vor ihm: Kind-Sohn-Erbe. Ewig will und muss er sein „alles in allen“. Die Zeiten verwendet er und nützt er, um sie zum Ruhm seiner Gnadenherrlichkeit zu gebrauchen. Sollte man meinen können, dass ER sich in seiner Vaterexistenz, und in seinem Vaterwalten von jemand aufhalten lassen wird? Nein, dieser Jemand wird seine Gnadenherrlichkeit nicht nur schauen, sondern sie selbst bezeugen, auch wenn dazu noch Zeiten nötig sind. Das sind „Gottes Zeiten“. - Falte die Hände, beuge die Knie und bete mit Paulus nach Röm 11:33-36!

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41. Welche Endgeschehnisse zeigt das Jahr 1960 an?