Gottes Zeiten 4

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

37. Gottes Zeiten 4

Dass zu „Gottes Zeiten“ auch die Zeit des Abfalls zählen kann, haben wir in der vorigen Abhandlung festgestellt. Gott weiß die satanischen Machwerke nicht nur zu wenden, sondern sie auch für seine Zwecke zu verwenden. Darüber wollen wir jetzt reden und fassen ins Auge:

Die Zeit der Wendung

Zunächst stellen wir die einzigartige Tatsache fest, dass Gott die Wendung vollführt. Würde er diese Aufgabe einer Kreatur zutrauen, dann könnte sie „kreatürlich“ ausgehen. ER behält die Aufgabe in seinem Walten. Er wendet alle Not und Traurigkeit in einen unsagbaren Triumph! Mag der Satan noch soviel Künste anwenden, das tut er laufend. „Groß’ Macht und viel List sein grausam Rüstung ist.“ Es bleibt dabei, dass der ganze Satanismus letztlich Gott dienen muss. Und Gottes Wenden aller Dinge kann niemand verhindern. Gott bleibt auf der ganzen Linie der erhabene und wunderbare Gott!

Betonen wollen wir, dass die göttliche Wendung ganz wunderbar ist; wunderbar im höchsten Grade; so wunderbar, wie Gott es selbst ist. - Es wäre verkehrt, wenn wir das Handeln Gottes nicht wunderbar sehen würden. „Wunderanfang, herrlich Ende, wenn's die wunderweisen Hände Gottes führen ein und aus. Wunderweislich ist sein Raten, wunderherrlich seine Taten, und du sprichst: Wo will’s hinaus?“

Zwei grundlegende Geschehnisse verwendet Gott, um eine, richtiger: um seine Wendung zu vollführen. Diese Grundgeschehnisse heißen: Gericht und Gnade!

Das Gericht

Gott kann und wird nicht zusehen, dass ein „Neben-Gott“ ersteht und besteht. „Ich bin der Herr, dein Gott“. Das ist sein Lebensprinzip. Darum greift Gott mit einer ihm entsprechenden Gründlichkeit ein, und verjagt den lügenhaften „Licht-Träger“ an einem Ort, der ihm geziemt. - Selbstverständlich verwendet der Satan an seinem neuen Wohnort alle Dinge nach seiner nunmehrigen Art. Die Bibel berichtet diesbezüglich: „Und die Erde war (wurde) wüst und leer, und es war (wurde) finster auf der Tiefe“ (1Mo 1:2). Dieses Wort besagt nicht nur das Machwerk des Satans, sondern zeigt auch das furchtbare Gerichtsgeschehen, das über den früheren Licht-Träger verhängt wird; und nicht nur über ihn, sondern auch über seinen ganzen Anhang. Ja, das Gericht ist noch umfassender und noch schwerwiegender, weil in dasselbe ein Teil der Kreatur hineinbezogen wird, die an dem Ab-Fall unbeteiligt war. Höre: „Die Erde wurde wüst und leer.“ Die Erde, die zu den sichtbaren Bezirken gehört, und von den unsichtbaren Welten distanziert war, ist wider ihren Willen zum „Wohnort“ des Satans geworden, und geriet demzufolge in ein schreckliches Gerichtsverfahren. Furchtbar sind diese Gerichte Gottes. Nicht nur, weil sie sich in aller Härte an den Schuldigen, sondern auch an den Unschuldigen erweisen. Die Gerichte umfassen Dimensionen, die wir nicht übersehen können. Sehr zutreffend ist jenes Wort: „Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“ (Hebr 10:31)

Diese Wendung, die Gott mit seinen Gerichten herbeigeführt hatte, ja herbeiführen musste, ist nicht nur erschreckend, sondern sogar sehr grausam. Hier ist das Wort Wendung kaum angebracht. Denn da ist ein Gang in die tiefsten Abgründe festzustellen. - Unter Gottes Wendung möchte man gern etwas anderes sehen.

Damit haben wir das göttliche Gerichtsgeschehen nur zum Teil aufgezeigt. Es muss noch ein sehr wichtiger Umstand berücksichtigt werden. Es fehlt nämlich der Höhe-Punkt: Die Vernichtung! Jedes Gericht, dass das schwerste Verbrechen zu beurteilen und zu verurteilen hat, muss auch die schwerste Strafe verhängen, das ist die Todes-Strafe! Vernichtung! Aus! Eine Wiederholung dieses Verbrechens ist dann nicht mehr möglich. Damit ist die höchste Schuld auch mit der höchsten Strafe ganz gerecht gesühnt. - Fest steht, dass Luzifer sich am tadellosen Leben, am Ur-Leben, am heiligsten Leben versündigt hat. Diese entsetzliche Missachtung des Lebens kann nur im Tode enden. „Der Tod ist der Sünde (Trennung) Sold.“ Darum sollte es mit dem abgefallenen Luzifer restlos aus sein. Er fiel vom Leben ab, darum fiel er in den Tod. Also: Aus! - In dieser Sicht müsste Gottes Gericht ein Hin-Richten, ein Auslöschen sein. Das Hin-Richten stände auch mit der heutigen Juristik in vollem Einklang. Gott hatte dazu nicht nur ein volles Recht, sondern auch die dringlichste Pflicht.

Hat Gott den Schuldigen hingerichtet?

Hat wenigstens einer der Schuldigen, sagen wir der Hauptschuldige, sein Dasein einbüßen müssen? - Bitte, kehren wir dieser schwerwiegenden Frage nicht den Rücken. Schauen wir sie uns nochmals an: Hat Gott mit seinem Gericht die Schuldigen hingerichtet, vernichtet, ausgelöscht?

Diese Frage brauchst du, lieber Leser, nicht zu beantworten, denn sie ist längst beantwortet. Verstehe recht: Gott hat die abgefallene Kreatur schwer gerichtet. Diese Gerichte haben sogar einen erschütternden Umfang angenommen. Aber, Gott hat niemand hingerichtet, sondern Maßnahmen ergriffen um her-zu-richten! - Erkennst du hierin die wunderbare Wende?

Wir werden auf ein Gerichtsgeschehen aufmerksam, das ganz anders geartet ist, als wir es annehmen. Das sind Tatsachen, die niemand leugnen kann. Wer das tut, wird unwahr. Tatbestand ist: Gottes Gericht ist nicht ein Hin-Richten, sondern ein Her-Richten. - Wenn auch das Her-Richten Zeiten, sogar viele Zeiten benötigt. Das ist nicht ausschlaggebend. Wichtig ist das Resultat. Überlassen wir die Zeiten dem „Aus-Richter“. Er hat es gleich am Anfang bewiesen, dass sein Richten nicht ein Auslöschen, sondern ein Wiederherstellen bedeutet.

Diese Gerichtsweise bringt eine Wende, die wir wahrhaftig als wunderbar kennzeichnen müssen. In diesem wunderbaren Gerichtsverfahren wird auch der zweite Grundsatz Gottes ersichtlich:

Die Gnade

Das Gnadengeschehen brauchen wir nicht mit besonderer Spitzfindigkeit irgendwo zu suchen. Es ist schon am Anfang des Gerichtsgeschehens feststellbar. Der biblische Bericht vom Gericht ist gleichzeitig ein Zeugnis der Gnade: „Und der Geist Gottes brütete über den Wassern“ (1Mo 1:2). Beachten wir die wunderbare Tatsache: Mitten im schwersten Gerichtsgeschehen wird das Gnadengeschehen offenbar. Auf Gottes Gericht folgt Gnade. Oder: In Gottes Gericht liegt Gnade. - Welch eine herrliche Wendung.

Wir müssen den Bericht von der Gnade noch deutlicher sehen. Was ist unter dem „Gottes Geist brütet über den Wassern“ zu verstehen? Nehmen wir das Wort wörtlich. Gottes Geist konnte nicht im Wasser sein, weil dieses Element von einem anderen Geist durchdrungen war. Gottes Geist musste darum schon „über den Wassern sein“. Keineswegs soll aber hier die Meinung aufkommen, dass Gottes Geist im Rückzug oder auf der Flucht war. Nein, der Geist „brütete“ über den Wassern. Der Geist blieb beharrlich mit seiner Wirkungsstimmung dabei. Das Vorhaben des Helfens, der Wiederherstellung, des Herrichtens, der Begnadigung, wird ersichtlich. Hier werden wir gewahr, dass eine gründliche Wendung im Werden ist.- Im Her-Richten wird Gnade bewiesen. Und Gnade ist beendetes Gericht. Gottes Gerichte und Gottes Gnade stehen in einem wunderbaren Zusammenwirken. „Wunder der Gnade“ und „Wunder der Gerichte“ (Röm 11:33). Gottes Handeln verläuft im Gnaden-Gericht. Wir können auch sagen: Gottes Handeln verläuft in der Gerichts-Gnade. Wenn im Gericht Gnade einsetzt,m dann ist das Hin-Richten endgültig vorbei.

Und Gott sprach: Es werde Licht!

Sobald Gnade im Gericht offenbar wird, ist die absolute Wende da. Darum lautet die Fortsetzung des genannten Gerichtswortes: „Und Gott sprach: Es werde Licht!“ (1Mo 1:3). Hier beginnen die Erlösungsanbahnungen, Erlösungsverwirklichungen, die in den weiteren Zeiten ihr Füllemaß erlangen.

Es muss uns hier das Gnaden- und Gerichtsgeschehen noch etwas eingehender beschäftigen. Zunächst einige Fragen: Kann Gott in summa summarum Gnade erweisen? Wird er dabei nicht überfordert? Werden sich nicht Gnadenanwärter einstellen, die seine Gnade missbrauchen? Kann solche unbegrenzte Begnadigung nicht zu neuen Delikten führen? Leidet unter der totalen Begnadigung nicht die absolute Gerechtigkeit Gottes? Kommt bei solchen Gnaden- und Gerichtsüberforderungen nicht die „wunderbare Wendung“ in Gefahr?

Von dem Gerichtsgeschehen Gottes muss gesagt werden, dass es durch das Gnadengeschehen nicht aufgehoben wird, sondern eine barmherzige Wendung erfährt. Es bleibt dabei: Gott richtet hart, nach unseren Begriffen sogar überhart. Diese Härte ist nicht nur in den Anfängen - bei den unbefangenen Kreaturen - festzustellen, sondern auch an jenem Geschehen: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“ (Joh 1:29). „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass....“, usw. - Das Gerichtsgeschehen Gottes an seinem Sohn ist der höchste Beweis dafür, dass seine Gerechtigkeit nicht im geringsten benachteiligt wird. Im Gegenteil, die Gerechtigkeitsforderung ist auf dem Gipfelpunkt.

Da ist aber die Wendung im Gericht. Es wird nach dem Heilsvorsatz Gottes jemand gerichtet, der nicht - höre es genau - hingerichtet werden kann, sondern durch seinen Gerichtseinsatz die wunderbare Her-Richtung bewirkt. In dem Gericht an dem Sohne Gottes ist die Gerechtigkeit ganz groß, aber da ist auch die Gnade Gottes ganz groß!

Bei dem Gnadengeschehen ist es gleichfalls so, dass da nicht eine bedingungslose Gnade erteilt wird. Die Bedingung lautet: „... auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3:16). „So wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt, und reinigt uns von aller Untugend“ (1Jo 1:9). Das ist das Gnadengeschenen. ER trägt unsere Schuld. Er bezahlt unsere Schuld. Aber sie muss ihm gesagt und gebracht werden. Und das in der ehrlichsten und wahrhaftigsten Weise. Andernfalls wird das Gnadenangebot verachtet! Dann kann die Gnade nicht wenden, sondern anklagen! Dann kehrt die Gnade zurück zum Gericht.

So bleibt Gottes Gericht in der denkbar schärfsten Weise, weil es sogar den reinen und heiligen Sohn Gottes betrifft; nicht nur die „harmlose“ Kreatur. Weil es aber den Sohn Gottes an unserer Statt betrifft, darum kann uns volle Gnade zuteil werden. Sein Gericht muss aber „unser Gericht“ werden. Dann betrifft auch die Gnade us. Dann können wir „aus seiner Fülle nehmen Gnade um Gnade“ (Joh 1:16). Dann ist die vollkommene Wende bei uns da!

Allein Gott in Christus ist es zuzuschreiben, dass sein Gericht sich zur Gnade wendet und seine Gnade von der letzten Gerichtskonsequenz (hinrichten) abwendet. Der wunderbare Richter ist der einzigartige Gnadenstifter. Als Richter bezahlt er die ganze Schuld und vollbringt damit die einwandfreie Begnadigung.

Wer kommt in das Gericht?

Soll die Frage noch gestellt werden: Wer kommt in das Gericht? Diese Frage erübrigt sich, weil die dimensionalen Gerichte hierfür die beste Antwort sind. Schuld fordert Gericht. Auch wir sind da nicht ausgenommen. „Da ist keiner, der Gutes tue, aber nicht einer“ (Ps 14:3). „Sie sind allzumal Sünder und....“ (Röm 3:23). Aber nicht nur Sünder kommen in das Gericht, sondern - wie wir bereits festgestellt haben - auch die ahnungslose Kreatur. Also kommen in das Gericht weit mehr Kreaturen, als wir annehmen. Wir dürfen wohl sagen: Alle Kreaturen, die im Bereich des Abgrundsfürsten leben, kommen ins Gericht!

Soll noch gefragt werden, wer der Gnade teilhaftig werden kann? Auch diese Frage erübrigt sich. Haben wir nicht festgestellt, dass Gottes Gericht in Christus ein Gnaden-Gericht ist? Soll da jemand auszuschließen sein ? Allerdings, ausgenommen sind die, die ihre Schuld nicht bekennen! - Und wenn sie die Schuld (zufolge der schrecklichen Gerichte) doch einmal bekennen werden, was dann? Wird der Gnaden-Richter denen die Gnade versagen? Gibt es von seiner Site aus ein Gnadenversagen?

Gewiss haben wir mancherlei Einwände. „Wer die Gnadenzeit verpasst, für den ist sie vorbei.“ Stimmt das? Wird nicht auch den Toten das Evangelium gepredigt? (1Petr 4:6)- Ja aber: „Es sind viele da, die ein Übermaß an Schuld haben. Siehe Stalin, Hitler usw. Sollen solche Subjekte auch begnadigt werden?“ Wie gut, dass Jesus uns in Wort und Tat die volle Aufklärung gibt: "...Bis dass er ausführe das Gericht zum Sieg“ (Mt 12:20). - Beachten wir die einwandfreie Tatsache: Wer nicht steht im Urteil der Vernichtung, der steht im Plane der Hinrichtung!

Wir sollten über die Gnaden-Gerichte nicht philosophieren, sondern in tiefer Ergriffenheit danken, dass Gott in Christus Gnaden-Gerichte vollführt, und durch ihn die Gerichts-Gnade zuteil werden lässt allen, die reumütig zu ihm kommen. In Christus führen die Gerichte zur Gnade; und die Gnade führt aus den Gerichten heraus. Diese Wendung zeichnete sich beim ersten Gerichtsgeschehen ab, und wird in den „Zeiten Gottes“ sich zum Füllemaß ausgestalten. Lies 1Kor 13:24-28! Diese Gottes-Wende kann niemand abwenden. Gott bleibt mit seinen Gnaden-Gerichten und mit seiner Gerichts-Gnade beständig, bis ER sein Ziel erreicht. „Was er sich vorgenommen, und was er haben will, das...“ Die Wende, die ER nach dem ersten Ab-Fall eingeleitet hat, wird bis zum Vollmaß durchgeführt. Wer an diesem Vorhaben Gottes (Gericht und Gnade) zweifelt, der möge zweifeln. Auch der Zweifel ändert daran nichts!

„Ja, Jesus siegt!“ Seufzt seine große Schar / noch unter Satans Joch, / die sehnend harrt auf das Erlösungsjahr, / das zögert immer noch, / so wird zuletzt aus allen Ketten / der Herr die Kreatur erretten. / Ja, Jesus siegt!"

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38. Gottes Zeiten 5