Gottes Zeiten 1

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

34. Gottes Zeiten 1

In einer Traktatreihe (sieben Nummern) soll zu dem oben genannten Thema Stellung genommen werden. Das erste Unterthema lautet:

Der Übergang der Ewigkeit in die Zeit

Zunächst stellen wir die Tatsache fest, dass Ewigkeit und Zeit im schärfsten Gegensatz stehen. Niemals können viele Zeiten eine Ewigkeit ausmachen. Die Zeiten bleiben ein notvolles Stückwerk und können nur dann in die Ewigkeit eingehen, wenn sie überwunden sind. - Die Überwindung der Zeiten ist erforderlich.

Tatsache ist auch, dass das Wesen der Ewigkeit absolut göttlich ist. Man kann noch deutlicher sagen: Die Ewigkeit ist Gott! Dagegen ist das Wesen der Zeit widergöttlich, satanisch. Die Zeiten gehören dem Durcheinanderwerfer! - Das braucht nicht bewiesen zu werden, denn solches ist offensichtlich.

Achten wir auf Folgendes: Die Ewigkeit hat einen friedevollen und beglückenden Zustand. Dagegen sind die Zeiten nicht nur voller Unruhen, sondern sie geben auch eindeutig zu wissen, dass sie für die Dauer untragbar sind. Darum ist ihre Überwindung so notwendig. Das prophetische Wort sagt hierzu: „Und ihre Tore werden nicht verschlossen des Tages; denn da wird keine Nacht sein... Und wird keine Nacht da sein, und sie werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichtes der Sonne; denn Gott der Herr wird sie erleuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offb 21:25; Offb 22:5). Hören wir: Die Äonen müssen überwunden werden. Kein anderer als der Ewige wird sie überwinden. Wenn ER das tun muss, dann hat das seine Richtigkeit.

Wie kam es zu den Zeiten?

Bei dieser Schau steigen aber viele Fragen auf. Wie kam es zu den Zeiten? Wie und wann sind sie aus der Ewigkeit herausgebrochen? Hat der Ewige solches zulassen können? Wer ist es, der diesen Herausbruch bewerkstelligt hat? Konnte es der Herr der Ewigkeiten gestatten, dass ein anderer Herr, ein Herr der Zeiten erstand? Trägt Gott da nicht die erste und höchste Verantwortung? - Können diese und ähnliche Fragen von uns Menschen beantwortet werden? Nein! Beantwortet sie die Bibel? Ja!

Es steht fest, dass die Ewigkeit - Ewigkeit im Sinne der Unendlichkeit - zuerst war! Wohlgemerkt: die Ewigkeit war, - nicht wurde. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott“ (Joh 1:2).

Dieser Ausspruch des Johannes besagt nicht nur, dass Gott im Anfang war, sondern deutet auch ganz klar an, dass bei diesem ewigen „Sprecher“ auch das prophetische Wort war! Dazu ist zu beachten, dass des Sprechers Wort der Geborene ist, der Sohn. Der Sprecher ist Gott der Vater, der da war. Das Wort ist Gott der Sohn, der da war. Der Vater war, darum war auch der Sohn. Der Tatbestand ist also der: Gott-Vater und Gott-Sohn haben keinen Anfang. Immer wieder muss Johannes ganz eindeutig betonen: „Im Anfang war!“ Da, wo die Anfänge zum Anfang kamen, war das Wort bei Gott. Also war vor allen Anfängen der Vater und der Sohn.

Paulus weiß diesbezüglich zu sagen: „Welcher ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor allen Kreaturen“ (Kol 1:15). Auch Johannes sagt dasselbe. Freilich noch deutlicher mit dem Wort: „Der Erstgeborene“. Dieser Begriff soll nicht erklären, wann der Sohn geboren ist, sondern dass er geboren ist. Geboren! - nicht erschaffen. Seine absolute Gottgleichheit soll damit bezeugt werden. Gleichheit auf der ganzen Linie. „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10:30).

Wir haben die einzigartige Tatsache vor uns, dass im Ur-Grund die Ewigkeit souverän bestand. Sie ist das exakte Spiegelbild des Ewigen. Die sonderbaren Merkmale der Zeiten können da nicht gewesen sein. Der Unwandelbare kann das Wandelbare nicht bei sich haben. Bei ihm ist nur das, das ER ist! - So sieht die Ewigkeit aus. Sie ist nicht nur Gottes, sondern sie ist Gott!

Der Anfang der Schöpfungen

Wie kam es aber zu den Zeiten? Wo sind die Übergänge festzustellen? Welcher Art sind sie? Welcher biblische Ausspruch kann hierfür Aufklärung geben? „Am Anfang schufen Gottheiten (Elohim = Mehrzahl) die Himmel und die Erde“ (1Mo 1:1). Dieses Wort zeigt zwei gewaltige Vorgänge an.

  1. Der „Anfang" ist nunmehr da! Etwas völlig Neues tritt aus der Ewigkeit in die Anfang-Erscheinung. Hier kann nicht mehr vom war die Rede sein, sondern vom wurde! - Aber das, was da wurde, blieb nicht, sondern erfuhr eine Veränderung. Wir werden sofort gewahr, dass der „Anfang“ nicht von Bestand ist, sondern ein Fort-Gang, darum auch ein Ende hat.
  2. Der „Anfang“ ist begründet in den Schöpfungen. - Wir werden stutzig über die Neuheit des Geschehens, vor allem über die Ursachen dieser Neuheit. Die Ursachen sind die Schöpfungen! Nach dem Ewigkeitswesen des Vaters und des Sohnes wären nur Geburten zu erwarten; denn alles, was vom Vater und vom Sohn ausgeht, muss in voller Gleichheit sein. Statt dessen sehen wir, wie Schaffungen, Schöpfungen, Mach-Werke offenbar werden. Da ist wahrhaftig ein Anfang solcher Geschehnisse, die einer Wandlung unterworfen sind. Hier ist der Anfang der Zeiten.

Ehe wir uns diese Neuheit in den Schöpfungen grundsätzlich ansehen, ist es gut zu wissen, was geschaffen wurde. „Denn durch ihn (Sohn) ist alles geschaffen, das im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Obrigkeiten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen“ (Kol 1:15). Wahrhaftig, Paulus gibt einen Schöpfungsbericht, der umfassender nicht sein kann. Die Frage was erschaffen wurde, ist genauestens geklärt. - Man lese diesen einzigartigen Schöpfungsbericht mehrfach durch.

Wozu sind die Schöpfungen?

Dieser Mann, der den umfassendsten Schöpfungsbericht geben darf, sagt auch, warum der Gott-Vater durch den Gott-Sohn es zunächst nicht zu den Zeugungen und Geburten kommen ließ, sondern zu den unterstuften Schöpfungen. Hören wir genau hin: „....Es ist alles zu ihm geschaffen“ seinetwegen sind also die Schöpfungen. Also Schöpfungen nicht der Schöpfungen wegen, sondern seinetwegen! Warum? „Und ER ist vor allem, und es bestehet alles in ihm. Und ER ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde; ER, welcher ist der Anfang und der Erstgeborene von den Toten, auf dass er in allen Dingen den Vorrang habe. Denn es ist das Wohlgefallen gewesen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte, und alles durch ihn versöhnt würde zu ihm selbst, es sei auf Erden oder im Himmel, damit, dass ER Frieden machte durch das Blut an seinem Kreuz durch sich selbst“ (Kol 1:17-20).

Was bezeugt Paulus? Höre: Opfer, Erlösungen, Versöhnungen, das sind die Kardinalswahrheiten! Erlösungen liegen weit höher als die Schöpfungen. Darum die Schöpfungen, damit es zu dem Höheren und Höchsten kommen kann, nämlich zu den „Versöhnungen“. Versöhnungen aber nicht nur im Sinne des Ausgleichs und der Wiederherstellung, sondern im Sinne der einzigartigen Würdigung: Ihm gleich! Höre und verstehe: Geburten durch Erlösungen und Versöhnungen! - Durch Schöpfungen, die im Anfang waren - und dann mancherlei durchmachten -, geht es im Ende zu den Geburten, zur Kindschaft, Sohnschaft, Erbschaft, zu Gottgleichheit. „...auf dass Gott sei alles in allen“ (1Kor 15:28). Das sind Geschehnisse, die über unsere Begriffe gehen.

Sogleich bricht die Frage auf: Hat der Vater durch den Sohn mit den Schöpfungen erst den unsagbaren Fall ermöglicht, um dann durch Erlösungen und Versöhnungen zu der ihm gleichwertigen Lebensgestaltung zu gelangen? Ja! - Was für ein sonderbarer und rätselhafter Weg.

Doch sieh, obgleich die Schöpfungen im Handeln Gottes eine Degradierung bedeuten, sind sie dennoch in einer wunderbaren Erhabenheit. Man kann wohl sagen, die Schöpfungen sind in einer tadellosen Göttlichkeit. Denn sie sind in die göttliche Freiheit gesetzt! Sie haben die göttliche Handlungs- und Entscheidungsfreiheit. Sie können sich unterscheiden mit und für den Schöpfer zu leben, sie können sich auch entscheiden, ohne und gegen ihn den Schöpfer zu leben. - Diese Freiheit ist eine göttliche Erhabenheit, die nicht zu ergründen ist. Du wirst fragen, warum Gott solche Freiheit den Kreaturen anvertraut hat.

Der Ratschluss Gottes

Gott hat das Risiko übernommen, um Höheres zu erreichen. - Alle, aber auch alle Verlegenheiten sind Gottes Gelegenheiten. Der Mann mit dem einmaligen Schöpfungsbericht, Paulus, hat diesbezüglich Folgendes zu sagen: „Und Er hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen, so er sich vorgesetzt hatte in ihm, dass es ausgeführt würde, da die Zeit erfüllet war, auf dass alle Dinge zusammengefasst würden in Christo, beide, das im Himmel und auf Erden ist, durch welchen wir auch zum Erbteil kommen sind, die wir zuvor verordnet sind nach dem Vorsatz des, der alle Dinge wirket nach dem Rat seines Willens, auf dass wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christum hofften; durch welchen auch ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium von euerer Seligkeit; durch welchen ihr auch, da ihr glaubtet, versiegelt worden seid mit dem heiligen Geist der Verheißung, welcher ist das Pfand unseres Erbes zu unserer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit“ (Eph 1:9-14). Höre: „Lob seiner Herrlichkeit“ ist die Kardinalslwahrheit!

Was hat Johannes diesbezüglich zu sagen? „Und die Heiden, die da selig werden, wandeln in demselben Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in dieselbe bringen. Und ihre Tore werden nicht verschlossen des Tages; denn da wird keine Nacht sein. Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Heiden in sie bringen“ (Offb 21:24-26).

Beachten wir den Ratschluss Gottes: „Auf dass wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit“. „... dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit“. Was sind das für Herrlichkeiten, die durch die Lobeshymnen der „Sünder“ zum Höchstmaß geführt werden? Die Erlösungs- und Versöhnungsherrlichkeiten! Sie sind möglich durch den Erlöser, und das in Verbindung mit dem entsetzlichen Sündenfall der Geschöpfe Gottes. Dieser ganze Herrlichkeitsvorgang wird Wirklichkeit, indem der Sohn „der Erstgeborene von den Toten“ wird. Höre: Die „Toten“ werden durch den Erstgeborenen zur Erstgeburt geführt, und erlangen die Lebenshöhe des Sohnes und der Sohnschaft. Ihre frühere Kreatürlichkeit hat mit dem Fall zu einer Herrlichkeit Gottes geführt, die nicht zu beschreiben ist. Wahrhaft, die äonenumfassenden, rätselhaften Verlegenheiten sind die wunderbarsten Gelegenheiten geworden. „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, dass wir Gottes Kinder sollen heißen... Darum ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, dass Gott seinen einge-borenen Sohn gesandt hat in die Welt, dass wir durch ihn leben sollen. Darin steht die Liebe Gottes: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass ER uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Vergebung für unseres Sünden“ (1Jo 3:1; 1Jo 4:9.10). - Wie wunderbar bestätigen diese Worte die Erlösungsherrlichkeit, die nur möglich wird durch den Sündenfall.

Die Sicht des Menschen

Freilich wird der Mensch mit seiner „Tiefenlogik“ über diese „Machenschaften Gottes“ stolpern. Sein Wenn und Aber lässt ihn ereifern und schließlich mit Gott hadern. Er macht Gott verantwortlich für seinen Fall. - Nur für die Erlösung möchte er Gott nicht verantwortlich machen. Hinsichtlich der Erlösung möchte der Mensch zu gerne im Selbstruhm glänzen. Das ist Menschenart.

Bitte lass die Rechthaberei! Sprich mit Paulus im kindlichen Glauben: „Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch das Werk zum Meister: Warum machst du mich also?“ (Röm 9:20). „O welch eine Tiefe des Reichtums, beides der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm was zuvor gegeben, dass ihm werde wieder vergolten? Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen“ (Röm 11:33-36).

Der Übergang der Ewigkeit in die Zeit ist uns Menschen sehr geheimnisvoll. Aber darum auch göttlich! Gottes Handeln steht über unserem Erkennen. - Darum ist es töricht, wenn wir uns zu mancherlei Behauptungen erdreisten. Wir behaupten, dass Gott den Satanismus gewollt hat, um sein oben genanntes Ziel zu erreichen. Und wenn er den Satan gewollt hat, dann ist er sein Schöpfer! Wie will er jetzt jemand verantwortlich machen? Mit solchen und ähnlichen Behauptungen wird zur Genüge verhandelt und gehandelt.

Gott weiß um die Zeiten

Doch ganz anders sieht schon das Verhältnis aus, wenn man die Möglichkeit - die auch Wirklichkeit sein kann - andeutet, dass Gott solches zugelassen hat. Seine Zulassung gibt der Verantwortung ein ganz anderes Bild! Und dann erscheint uns das „Lob seiner Herrlichkeit“ in einem anderen Licht! Dann ist der Lobende der begnadigte Sünder, der nur loben, loben und immer wieder nur loben kann. Ihm fällt kein Tadel, ihm fällt auch keine Beschuldigung ein. Das wahrhaftige Loben ist seine höchste Verpflichtung. - Stellen wir uns die Tatsache vor, dass Gott in seinem endgültigen Reich nur Lobende hat. Können wir uns da das Höchstmaß von dem „Lob seiner Herrlichkeit“ vorstellen? So gesehen sind die Zeiten nicht nur satanisch, sondern auch göttlich. Gott weiß die Zeiten des Durcheinanderwerfers in ewige Herrlichkeiten zu verwandeln. „O welch eine Tiefe des Reichtums!“ Der Satan, der nach freier Entscheidung der Satan wurde, der muss wider seinen Willen Gott dienen. Sehr viele Dienste sind es. Wir werden sie noch zu nennen haben. Sein höchster Dienst ist die Kreuzigung des unschuldigen Gottessohnes. Welche Schuld vor Gott, - und welch ein Dienst für Gott! Das ist „Lob seiner Herrlichkeit“ in Ewigkeit!

Unbegreiflich sind die Zeiten. Unbegreiflich sind auch Gottes Gerichte (Her-Richtungen) in den Zeiten. Und doch wird es einst in der Ewigkeit heißen: O selige Zeiten! „Was Gott tut, das ist wohlgetan, es bleibt gerecht sein Wille."

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35. Gottes Zeiten 2