Gericht über Edom und andere Völker - Jes 63:1-6

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aus HSA: Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (40-66) Bd.2


Gericht über Edom und andere Völker - Jes 63:1-6

Der Text passt schlecht zu Jes 60-62, doch er kann als Fortsetzung von Jes 59:15-20 verstanden werden; man denke auch an das in Jes 34:5-15 angekündigte Gericht über Edom.

Zwischen Edom (=Esau) und Jakob/Israel bestand so etwas wie eine Erbfeindschaft durch Jahrhunderte hindurch; die Ursprünge reichen zurück bis zu den in 1Mo 25:29-34 und 1Mo 27:1-40 geschilderten Begebenheiten. Deltzsch bemerkt dazu: "Die Edomiter charakterisierten sich von jeher - obwohl das Brudervolk Israel - durch unversöhnlichen, grimmigen, blutdürstigen Hass gegen Israel, über welches sie bei allen Gefahren udn Niederlagen desselben rücksichtslos und schadenfroh herfielen... Unter der Regierung Jorams hatten sich die Edomiter unabhängig vom Haus Davids gemacht (2Kö 8:20) und ein große Blutbad unter den in Idumäa ansässigen Judäern angerichtet - eine Freveltat, wegen welcher ihnen Joel Gottes Gericht verkündigt (Joe 4:19) und welche auch noch unter Usija, obwohl Amazja sie gezüchtigt (2Kö 14:22), als ungesühnt galt... Auch bei der Zerstörung Jerusalems durch die Chaldäer (586) und der Wegführung des Volkes (nach Babel) schlug sich Edom auf die Seite der Chaldäer, frohlockte über Israels Niederlage; sie benutzten diese Gelegenheit, um wieder einmal ihre Rachsucht an Israel abzukühlen, stellten sich dessen Feinden zu Diensten, lieferten ihnen flüchtige Judäer aus oder metzelten sie nieder."

Kein Wunder, dass wir in vielen Texten des Alten Testaments Vorwürfe oder Drohungen gegen Edom finden: Außer Jes 34:5-15 sind vor allem Jer 49:7-22 - Kla 4:21.22 - Hes 25:12-14 - Hes 35:1-15 - Joe 4:19 - Ob 1-4 und Ps 137:7 zu nennen. - Noch Maleach (Mal 1:3-5) spricht von einem Verwüstungsgericht über Edom; es "erfüllte sich zur Zeit der Makkabäer, indem Judas die Edomiter schlug, Jphannes Hyrkanos sie gewaltsam judaisierte und Alexander Jannai ihre Unterwerfung vollendete" (Delitzsch).

Bozra galt als Hauptstadt Edoms. "Das edomitische Bozra lag im Hochland auf 1022m ü.M. südsüdöstlich vom Südende des Toten Meeres" (H. Wildbergerr zu Jes 34:6).

Unser Text beginnt mit Frage und Antwort. Der Prophet schaut eine beeindruckende Gestalt in grellroten Kleidern und fragt, wer das wohl sein könnte. Die Gestalt selber gibt die Antwort. - Um wen aber handelt es sich? Es ist Jahwe selber, wie in Jes 59:15b-20. Ist es aber möglich, Jes 63:1-6 auf Jahwe-Jesus, unseren Herrn und Heiland, zu beziehen, den Leidensknecht von Jes 53, den Sanftmütigen und Demütigen nach Mt 11:28.29? - Wer meint, dies sei nicht möglich, übersieht, dass Gott der Vater, so auch der Sohn Retter und Richter in einer Person ist, und dass Jesus nicht nur wehrlos gelitten hat, als die Zeit dafür da war, sondern auch der kommende Richter und Völkerbezwinger ist (2Thes 1:6-9 - Offb 19:11-16) und in Offb 19:15 wird er wie in Jes 63:2.3 als "Keltertreter" dargestellt.

Doch immer sind seine Gerichte - so schrecklich die Gesrichtsschilderungen auch klingen mögen und so furchtbar Kriege und Naturkatastrophen auch sind - mit Heilsabsichten verbunden. Auf das Zerschlagen folgt das Heilen (Jes 19:22 - Offb 22:2) und auf das Vernichten die Erneuerung (Offb 21:1). So steht in unserem Text, ähnlich wie in Jes 61:2, dem Tag der Rache das Jahr der Erlösung gegenüber (Jes 63:4 ist nach König nicht "Vergeltung" sondern "Erlösung" die richtige Übersetzung). Und man sollte bei dem Wort Rache, wo es auf Gott bezogen ist, nicht an bösartige menschliche Rachegelüste denken, sondern an Gottes heilige und gerechte Vergeltung (wie es schon in den Erklärungen zu Jes 34:8 und Jes 61:2 erwähnt worden ist.)