Geistesblicke

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Michael Hahn

Einführung in seine Gedankenwelt
mit einer Auswahl aus seinen Werken

Von Gottlob Lang (1921)
Quellverlag der Ev. Gesellschaft, Stuttgart

Inhaltsverzeichnis des Buches
Kapitel davor:
Der Schriftsteller und seine Geistesart

Geistesblicke

Vom Geist der Ewigkeit zum Geist der Herrlichkeit

Gott! Eine Lebensfülle steigt Hahn herauf, wenn er diesen Namen nennt, ein „Ungrund“, unräumlich, untastlich, unberührlich durch das All hindurchgehend. Und doch kennt er zugleich einen geoffenbarten Gott als Licht und Leben, als Wort, dessen Sprechen Schaffen ist, als Weisheit und als Herrlichkeitsfülle. Diesen unterschied, diese Doppelheit verlegt er in Gott selber als einen ewigen Geburts- oder Werde-Prozess. Er schaut – sein Erkenntnismittel ist ja nicht ein diskursives, auseinanderlegendes Denken, sondern ein intuitives Schauen – als letztes einen Quell von Kräften, die sich in Bewegung befinden, deshalb legt sich ihm das Bild eines sich beständig drehenden Rades nahe (Geburtsrad, Seelenrad). Von den Zentralkräften oder Schoß-Kräften im Ungrund treten zwei hervor: Aktion und Reaktion, wirkende und leidende, anziehende und einziehende, einfassende und wieder ausdehnende, zeugende und gebärende, als väterliche und mütterliche Kräfte (die Terminologie ist sehr verschieden, vgl. System 54, 191, 326 und öfters). Eine dritte steht ihnen ständig gegenüber: Die Lustursache, die unwesentliche [allgemeine?] Weisheit, die um das Zentrum lockend spielt und ihm die Lust, sich zu offenbaren, weckt und so das Rad in Bewegung setzt. Durch diese Kräfte tritt Gott aus dem Ungrund und offenbart sich im unzugänglichen Lichtraum seiner Herrlichkeit als Jesus Jehova, Lebenswort und wesentliche Weisheit.

Für die Zentral- und Schoß-Kräfte hat Hahn seltsam klingende Namen. A und O entnimmt er der Bibel (Offb 1,8), hierzu tritt, entnommen aus der Ursache aller Dinge, dem göttlichen Darum: das U. Für die ewige Lebensbewegung des göttlichen Rades dient ihm, vielleicht auf die einfachen unter den Lesern berechnet, als Veranschaulichungsmittel: das gedrehte A ist ein V (=U) und, wenn sie zusammengesetzt werden, ein O.

Es wäre nicht richtig, wenn wir nur einen naturhaften Prozess sich abwickeln sehen würden – es gibt Stellen, wo das Ganze als ein persönlich erlebter, ja man dürfte vielleicht sagen: als ein Weg zur Verpersönlichung beschrieben wird. So sagt er einmal: „Gott, da er in seiner Selbstoffenbarung soll beschrieben werden, hat auch eine Art von Angst und Begierde nach Freiheit im Licht der Herrlichkeit zu ruhen empfunden; ... der Geist der Ewigkeit hungert nach Freiheit und Herrlichkeit im Licht, und da er sich in allen Seinen Lebenseigenschaften und Weisheitsarten offenbaren will um Seiner Weisheit willen, muss Er im Anziehen der wirkenden Kraft sich im Geburtsrad mit dem gewollten Selbst füllen; das verursacht dem anziehenden Willen eine Art von Finsternis, Unruhe und Dunkelheit; Er sieht aber in sich schon die Freiheit, Herrlichkeit und Licht in der Weisheit, um derentwillen der Wille anzieht, und bricht in dieselbe Lichts-Geburt aus, als in Seine Herrlichkeit“ (V Offb, 3.Abt, S.101).

Sein Wille will und macht sich voll,
Weil Gott geoffenbart sein soll
Im Licht, als Licht und Leben;
Doch, ist der Will‘ durchs Wollen voll,
So ist ihm nicht darinnen wohl,
Will sich in Freiheit geben,
Geht, als ein Licht, in Freiheit aus;
Macht lauter Licht sein herrlich‘ Haus.

Dieses Gotteslicht zerlegt sich in drei Strahlen: Drei Kraftgestalten und zugleich „Kraftfarben“ werden dem Seher offenbar: des Vaters Natur und Eigenschaft in feuriger Sardisgestalt (rot), die Eigenschaft des Sohnes in lichtheller Jaspisgestalt (weiß), und des Heiligen Geistes Natur in lichthell blauer Saphirgestalt [Beschreibung der Dreieinigkeit s. S. 27]. Es scheint, dass damit auch die Urkräfte A, O und U wieder aufgenommen und gewissermaßen auf der Stufe der Offenbarung weitergeführt werden sollen. Die Einheit in der Dreiheit aber ist Jesus Jehova, der Generalnenner aller Weisheitsarten und Geschöpfs-Gattungen, der Vokal zu allen ausgeborenen und noch auszugebärenden Buchstaben und „Charakteren“ Gottes (V Offb, 3.Abt, S.94; 9.Brief. Charakter hier im Sinn von Ausprägung) – und nehmen wir es gleich voraus: die himmlische Menschheit, das Originalbild, nach dem der Mensch geschaffen worden und nach dem er wieder neu geschaffen werden muss.

Das Hereinnehmen der Menschheit in das Gottesbild klingt unvermittelt und ist in der Tat nicht verständlich ohne eine zweite Konzeption, die die erste ergänzt und in gewissem Maße durchkreuzt. Hahn hat die Entdeckung gemacht – es ist ihm wirklich eine Entdeckung – dass die menschliche Seele ein Abbild der göttlichen Herrlichkeit ist, und derselbe Blick, der dem Geistesschauer die Wunder der Seele auftut, schließt ihm auch etwas auf vom Wunder des göttlichen Geburtsrads. „Gott, wie er in sich selber war, vor seiner Offenbarung, war einer menschlichen Seele gleich, ohne Leib“ (VIII, 1.Abt, S.8; Betrachtung). So kann vom Menschen auf Gott geschlossen werden:

„wer alle unsichtbaren Dinge will kennen,
wird sie am besten am Menschenkind innen“,

freilich am Menschen, wie er unverderbt und unzerteilt war vor dem Fall. Wenn z.B. beim Menschen alle Kräfte zusammenwirken müssen, um ein Wort zu reden, das nicht eine unvollkommene Geburt heißen muss, sondern die Seele verständlich kundgibt und wirksam wird: so ist dies unvollkommen und der Prozess begrenzt, wie wenn Gott sich offenbart (V, 3.Abt, S.90; 9.Brief).

Den Schlüssel zu seiner Erkenntnis gab ihm eine Vision Ezechiels [Hesekiels] (Hes 1), auf die er immer wieder zurückkommt und in die er in der Zusammenschau mit einer Vision des Sehers der Offenbarung (Kp 4) sich so stark eingefühlt hat, dass eine eigenartig neue daraus geworden ist.

Er geht davon aus, dass das, was Ezechiel [Hesekiel] schreibt, eine genetische Entwicklung des Lebens ist und zugleich eine höchste Art von Selbstbeschreibung. „Ezechiel sah das Edlere, Höhere nach dem Geringeren und aus demselben gleichsam hervorgeboren“ (V, 3.Abt, S.108; 10.Brief). Das sensualisch organische Leben der Sinne und der mit Sinnen begabten Kreaturen ist dargestellt in vier Lebewesen, Generalgeschöpfen; über diesem erhebt sich das Leben der Seele in ihren oberen Kräften (Verstand, Wille, Gedächtnis – eins im Gemüt) als ein vierfaches Rad. In der Vision wird der Wunderwagen von einem Wind bewegt: die Seele mit dem Umlauf all ihrer Kräfte ist bewegt entweder vom Geist der Finsternis oder der Natur oder von Gottes Geist, sie ist entweder ein Thron Gottes oder des Weltgeists oder des Teufels. Ist sie von Gott beseelt, dann ist sie Gottes Bild und vermag ihn als das Original des Abbilds, als sich gleich zu erkennen. So schaut Ezechiel nicht bloß sich, sondern der Geist in ihm sah in seinen Muttergrund und Ursprung. Die liest er heraus aus dem 26. Vers: auf dem Thron (zu dem sich die Räder und Tiere zuletzt gestaltet haben) saß einer gleichwie ein Mensch gestaltet... dies war das Ansehen der Herrlichkeit des Herrn. – Dasselbe schaut Johannes, nicht von außen herein, sondern als ein schon fertiges von innen heraus, entsprechend dem Reifestand des Schauenden: Am Thron der Herrlichkeit wohnen die vier Lebewesen als die inneren Sinne der Seele, und die vierundzwanzig Ältesten „zeigen an, dass Gott in allem Fleisch seine Herrlichkeit offenbaren will, damit er in allen Geschöpfen der geoffenbarte Jesus = Jehova sei“ (V, 3.Abt, 102; 9.Brief). Auch hier ist das gefühlsbetonte Moment, dass die Seele des Schauenden ein Bild vom Originalthron der Gottheit war, „und freilich sah er diese auch zugleich in diesem ewigen Zentrum“ (ebenda, S.100).

Bei dieser engen Verbindung zwischen Gott und Seele ist es kein Wunder, wenn der Prozess „vom Geist der Ewigkeit zum Geist der Herrlichkeit“ auch in ihr sich abspielt oder sozusagen fortsetzt. „Das Rad der ewigen Naturgeburt greift sie an in ihrem ewigen Grunde und verlangt in ihr den Geist der Herrlichkeit und Gottes Bild herzustellen, daraus kommt ihr solche Angst und Qual, denn sie ist ein Zorncharakter Gottes und seines Lebensrads, weil Tod, Sünde und Teufel in ihr primieren [am ersten Platz stehen] und herrschen, und soll doch die Liebe in ihr ausgeboren werden und Gottes Bild; je mehr der Hunger der Ewigkeit nach demselben sich regt, je mehr regt sich die Sünde und das Sündengesetz; daraus kommt der Seele größere Qual, aber wenn‘s rechter Art ist, auch größere Traurigkeit, Angst und Begierde nach Freiheit, bis das Naturfeuer endlich den Willen stärker treibt nach Freiheit zu sehnen, und dann endlich das lichthelle Paradies sich eröffnet in der Seele, dann sind die Sinne geändert, dann ist das Reich unseres Gottes und seines Christus geworden. Jetzt gäbe die Seele, wenn es sein sollte, auch einen Propheten wie Ezechiel war, oder einen Gesandten und Propheten, wie vor siebzehnhundert Jahren schon Johannes einer gewesen“ (ebenda, S.99).

Die Offenbarung Gottes

Bewegungen in Gott, die zur Offenbarung führen (IV, Hebr, S.547; 44.Brief).

„Der Dreieinige allein Anbetungswürdige sagt von sich selbst: Ich bin das A und O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte; denn damit ist, meines Erachtens, sehr viel und alles klar gesagt. Gott nennt sich A und O, nicht A, O und U. Wenn sich aber die Kräfte des, der sich in Seinem Lichts-Raum offenbaren wollte, um des willen alle Dinge sind, der da ist der Ursprung aller Dinge, in ihrer Aktionskraft bewegend drehen im ringenden Rad-Quell der Kräfte: so ist [wird] das lateinische A ein V (=U); darum ist auch die weitere Aktion in gänzlicher Umwendung ein O [zusammengesetzt aus A und V]; sie sind also somit zu betrachten: Ursachen der Bewegung, ferner Aktions- und Reaktionskräfte, die sich in einen Anfang von Ewigkeit selbst einführen und offenbaren in der weißroten Blume in dem weiten Saron der göttlichen Ewigkeit. Ich verstehe also unter dem A und O die mancherlei Kräfte Gottes, also den Anbetungswürdigen im Ungrund der Unermesslichkeit und Unanfänglichkeit. Gott außerhalb aller Natur und Kreatur offenbart sich selbst, in sich selbst, aus sich selbst um Seiner selbst willen in Wort und Weisheit oder Herrlichkeit, welches ist der Anfang ohne Anfang und das Ende ohne Ende, also der geoffenbarte Gott. Da nun aber leidende und wirkende Kräfte [dabei im Spiele sind], so ist der geoffenbarte Gott der jungfräuliche Sohn, von beiden Tinkturen männlich jungfräulich, wie die Kräfte, die Ihn als sich selbst offenbarend zeugen und gebären. Denn wo Kräfte der Gebärung sind, da müssen auch Kräfte der Zeugung sein. Diese sind die Zentralkräfte aller Kräfte und sind der Schoss der väterlichen Mutter, in welcher der Eingeborene Sohn ist. Dieser Eingeborene ist das Wort des Lebens und [zugleich] die Herrlichkeit des unsichtbaren Gottes, ist also männlich-jungfräulicher Tinktur, ist der Ursprung aller Dinge, ist der, durch den und zu dem alles geschaffen ist, im Sichtbaren und Unsichtbaren, ohne Ausnahme; denn um seinetwillen sind alle Dinge, haben das Wesen und sind geschaffen, alles was gut ist, ist aus Ihm, durch Ihn und zu Ihm (Röm 11:36). Er ist der erste Geistleibliche, im Ersten, das ist in der angenommenen Menschheit und wird auch der Letzte im Letzten sein, der zur Geistleiblichkeit gelangt.

Die Dreieinigkeit im Geistessinn und im kirchlichen Verständnis

Ein erleuchteter Bibelchrist glaubt, dass Gott sei; glaubt, dass er einig sei im Wesen und dreifaltig in Seiner Offenbarung. Wenn er sagen soll, dreifaltig in Person, so kann er es nicht mit Ruhe und Überzeugung, weil die Heilige Schrift wohl vieles von der heiligen anbetungswürdigen Dreieinigkeit enthält und schreibt; aber nicht von dreifacher Persönlichkeit, sondern dreifacher Offenbarung. Das was von drei Persönlichkeiten für Grund angegeben wird, scheint mir nicht genug Gottgeziemend. Denn wie sollte, zum Beweis, der Heilige Geist, da er sich in der Gestalt einer Taube bei der Taufe Christi sehen ließ, in seiner heiligen Persönlichkeit immer nur so zu betrachten sein? Denn Gott kann sich verschieden offenbaren; ganz anders sah Johannes in seiner Offenbarung den Dreieinigen, ganz anders das Lämmlein und am Lämmlein die sieben Geister Gottes. Wir haben aber nichts gegen die Lehre der Kirche von drei Personen in der anbetungswürdigen Einheit der dreieinigen Gottheit; nur ist es mein Bedenken, ob’s nicht gottgeziemender und schriftverständiger wäre, wenn man bekennte: Gott ist einig im Wesen, aber dreifaltig in Seiner Offenbarung, nicht aber Persönlichkeit. Ich denke, dass man nicht gottgeziemend dächte, wenn man sich drei majestätische herrliche Menschen vorstellte, oder sonst herrliche Bildnisse und Gestalten; ich denke, dass dies ganz wider die Heilige Schrift sei; dass Gott ein Geist ist, weiß der Mensch aus der Schrift und aus der Erfahrung; dass aber alle Fülle der Gottheit in Christus leibhaftig und persönlich ist, kann ihm auch die Schrift sagen (Kol 2:9).

Die Gottheit ist also nur in Christus leibhaftig und persönlich; demnach muss Christus, der Sohn Gottes, der im Anfang war und selbst der Anfang und Ursprung aller Dinge ist, schon als Herr vom Himmel gekommen, persönlich gewesen sein, ehe Er Fleisch und Mensch geworden. Sollte das denn nicht der einige Herr sein, von dem die Schrift sagt: Höre doch Israel, der HERR unser Gott ist ein einiger HERR? (5Mo 6:4) Oder ist’s nicht dies, wenn es heißt: Gott schuf den Menschen Ihm selbst zum Bilde, ja zu seinem Bilde schuf Er ihn? (1Mo 1:27) Ist wohl da nicht die Persönlichkeit des Herrn, des Einigen in der dreieinigen Gottheit zu verstehen? Daraus denke ich, dass man nicht mehrere Bilder Gottes, sondern nur eine Persönlichkeit in dreifacher Gestalt und Offenbarung sich vorzustellen habe, wie Johannes Ihn gesehen, den Dreieinigen, den Vater in Sardis- den Sohn in Jaspis- den Heiligen Geist in Saphirs-Gestalt; fast ebenso sah ihn auch Ezechiel, nach dem Inhalt seines ersten Kapitels. (1/6)

Der Wesensgrund, das große Eins

Kommt, lasst uns Gottes Herrlichkeit,
Die liebe Mutter malen
In ihrer schönen Ewigkeit
Samt ihren Liebes-Strahlen.
Kommt Kinder, kommt nur still und arm,
Ihr Strahlenlicht macht reich und warm,
Ist reiner als kristallen.

Sie sagt: ich bin das A und O,
Der Anfang und das Ende!
Fragt doch, Geliebte, mich nicht: wo
Ich diese Mutter finde?
Sie ist in mir und ist in euch,
Und ist im ganzen Schöpfungsreich,
Und nahe jedem Kinde.

Doch kennen sie die Kinder nur,
Die sie selbst hat geboren
Zur neuen Gotteskreatur,
Zu ihrem Bild erkoren;
Weil sie in ihrem Hause sein,
Sie mögen groß sein oder klein;
Verkannt von weisen Toren...

Wo ist denn Gott? so fragest du,
So fragen alle Blinden
Die Ihn und seine Gottesruh
Bisher nicht konnten finden.
Er ist in seiner Herrlichkeit,
Im Lichtraum seiner Ewigkeit
An allen Ort und Enden.

Er ist in dir und allem Ding,
Was man nur immer nennet,
Nicht eingeschlossen bang und eng,
Wie man im Grund erkennet.
Er ist durch alles A und O,
Und lebt und wirkt im Grund also
Auch da, wo man sich trennet.

Merk nur, von Gott kommt alles her,
Nur kann‘s in ihm bestehen,
Nur manches Ding ist lichtes-leer
Und kann das Licht nicht sehen.
In diesem ist Gott allezeit
Wie in der strengen Ewigkeit,
Wie wir an Teufeln sehen.

Stell eine Reihe Nullen hin,
Was sind sie? null und nichtig;
Und fasse also unsern Sinn;
Die Sache sei dir wichtig.
So ist die ganze Weltnatur
Und alles, was man nennet nur;
Bedenk’s, dann sagst du: richtig.

Ein einzig Eins kann jede Null
Und all‘s zu etwas machen.
Merk doch, was dieses sagen soll,
Denn es sind teure Sachen.
Gott A und O, im U, das Eins,
Macht alles würdig seines Seins,
Des mag der Spötter lachen.

Da also A und O im U
Das Eins in allen Dingen;
So lasse doch, mein Herz, auch du
Dich zum Verstande bringen.
Denn Gott in seiner Herrlichkeit
Ist auch in deiner Ewigkeit,
Du fühlst ja oft sein Dringen.

Es hungert auch in dir ein Ding,
Das wir als ewig nennen. (Pred 3:11)
Ach, achte es nicht so gering!
Es will das Eins erkennen,
Es will in ihm ein Etwas sein.
Ach, gehe in dasselbe ein!
Es kühlt und nährt dein Brennen.

Dies Ding steckt sonst dein Lebensrad
Begehrend an ins Wollen;
Und darum willst du in der Tat
Das, was du nicht wirst sollen.
Du merkst nicht auf des Lichtes Lust,
Nicht auf das U in deiner Brust,
Verhältst dich gleich den Tollen.

Die Lichtes-Lust im A und O
Wird sich in allen regen,
Im tiefsten Sinn, frag doch nicht: wo?
Dort wird sich eins bewegen.
Kehr ein, ach kehre doch nicht aus!
Denk: was steckt tief im Nullen-Haus,
Was fühl ich in mir hegen!

Du sprichst: es wird mir ärger bang,
Je mehr ich einersinke.
Herz, tu es doch, und wart nicht lang,
Und merke, was sich kränke.
Das Nullen-Etwas soll vergeh’n,
Wenn sich das wahre Eins lässt sehn;
Dies, teurer Mensch, bedenke.

Gott ist in seiner Herrlichkeit
So ruhig, selig freilich.
Fehlt dies in deiner Ewigkeit,
Dein Zustand ist abscheulich.
Er gleichet eher Höllenqual,
Als einem Gottes-Freudenmahl,
Und vor Gott bist du greulich.

Winkt also Gottes Weisheit dir
Von innen und von außen,
So folge doch und glaube mir:
Unselig bleibst du draußen.
Licht ist des Lebens Nahrung ja,
Und dieses Licht ist innig nah,
Man sucht es nicht in Klausen. (im Verborgenen)

Es ist der Geist der Ewigkeit
In den geschaff‘nen Dingen,
Will sich zum Geist der Herrlichkeit
Im Licht gebührend dringen.
Das Eins begehrt, o das ist viel!
In allem Ding das Schöpfungsziel.
Ach möcht es ihm gelingen.

Das göttliche Geburtsrad

(„Aus den Betrachtungen“ VIII, 1.Abt, S.3-5)

Der geoffenbarte Jehova ist ein Licht und wohnt in eben diesem Seinem Lichts-Glanz, Er hat ein Lichts-Kleid, das ist Seine Lichtausstrahlende Herrlichkeit, und in dieses reine Licht kann niemand zukommen, als was Er selber ist. Gott ist kein solches Licht, das jemand angezündet hätte, es besteht auch dies Licht in und aus keinem andern Wesen, als aus und in Sich selbst. Denn das göttliche Geburtsrad der Dreiheit hat sich aus der Einheit in Vielheit geoffenbart, und ist und bleibt im vierten Rade als im ewigen Gemüte Eines, darin als im Spiegel der Weisheit sieht und will und versteht sich Gott in Sich selbst, zur Offenbarung. Es ist aber die ewige Weisheit oder das ewige göttliche Gemüt, weder der Vater, noch der Sohn, noch der Geist, sondern sie ist das Auge oder der Spiegel der Ewigkeit, darin Gott sich und alle Dinge sieht. Sie ist das Rad der drei Räder, gleichwie Verstand, Wille und Gedächtnis drei Räder, und doch nur Eins im Gemüt als dem vierten sind. Wir können auch in diesem Sinn die Weisheit nicht Weisheit nennen, wir bleiben beim Gemüte. Die menschliche Seele mit ihren oberen Kräften ist ein Bild Gottes, wenn sie wiedergeboren ist.

Nun siehe: Gott hat Sich in Dreiheit geoffenbart, und ist doch in Sich selbst die ewige Einheit. Die menschliche Seele hat drei Kräfte, und diese sind im Gemüte eines. Das Gemüt ist etwas, worin man eine Sache sehen, hören und fühlen, schmecken, erkennen und unterscheiden kann, ob man das, was man gesehen hat will. Vom Gemüt bekommt es der Verstand zum Prüfen. Ist’s nun gut, so bleibt’s im Gedächtnis, wie es gesehen und erkannt wurde. Da fährt nun der Wille aus, und das Rad wird getrieben, und der ausgehende Wille zieht das, was er will und versteht (wie er’s im Gemüt erkannt und im Gedächtnis behalten hat), im Willenstrieb und Begehrenszug durch den Verstand ins Gedächtnis herein, das Rad ist im Lauf und Gang, und das Gewollte muss geboren werden, und das Bild auf dem Rad oder Thron der Seele sitzen. Da muss dann eben das Bild geboren werden, welches gewollt wurde. Nun verstehe es auch recht: Gott, der Dreieinige, erkannte und sah sich selbst in all Seinen Kräften und Geistern. Und wie Er sich selber sah, erkannte, fühlte hörte und schmeckte im ewigen Gemüte, wo Er eines ist; siehe, so verstand Er sich auch und alles in Ihm, und war Ihm nichts verborgen. Weil Er Sich nun so gut verstand, so wollte Er sich auch. Dadurch brachte Er Sich als das Rad der Dreiheit (das im ewigen Gemüte Eines ist) ins Bewegen, in den Gang, und der Wille zieht das im Gemüt Erkannte oder Gesehene, und im Verstand gut befundene, und im Gedächtnis behaltene, durch den Verstand in das Gedächtnis herein, und so geht oder bewegt sich das Rad fort, und gebiert sich die Dreiheit in ein Bild, indem das Rad durch das scharfe Begehren in Hitze gerät und in Flammen ausbricht, und das geborene Bild ist Feuer und Licht, und das Wesen des dreieinigen Gottes selber. Und dieses Bild heißt der Sohn, das Herz der Gottheit; dieses Bild ist Licht, und entsteht in Ihm aus dem Feuer.

Gott in der Seele

Aus den Betrachtungen (VIII, 3.Abt, S.354 f; Betrachtung 374)

Und nun mein Leser! Spricht dich dein Herz und Gewissen hier frei? Stehst du nicht mehr unter Anklage? Bist du errettet von der Obrigkeit Satans? Hat Gott sein Werk in dir? Sitzt er in deiner Seele als auf seinem Thron? Ist er der Beweger und Treiber deines Seelenrades und aller deiner Seelenkräfte? Ist sein göttlicher Lebensgeist in dir? Bewegt dich sein lebendiger Wind wo er will? Ist das eine Rad, der Verstand, lichthell, mit göttlichem Licht? Ist der Wille geheiligt und „vergottet“, als das zweite Rad? Ist auch das dritte Rad, das Gedächtnis, voll göttlicher, geistlicher Bilder und Formen, voll göttlicher Wahrheiten und Erkenntnisse? Ist ferner das vierte Rad, dein Gemüt, ein Sitz, ein Bild, ja ein Spiegel Gottes? Und ist endlich dies zusammen in dir das Reich Gottes, der Thron Gottes, und also ein einig Rad? Sind du und die heilige Dreieinigkeit auch ein Rad? Bist du eins mit Ihr, bist du in sie eingeflochten, ist alles wie ein lichter, klarer, heller Himmel in dir? Sitzt in dir Gott in Christo, dem Gottmenschen? Wohnt und regiert der in deinem Herzen? Bist du wie du sein sollst, oder ringst du so zu werden, was du sein solltest? Ei, ist dies alles [so], so bist du eine selige Seele schon hier in dieser Zeit; was wird dann in dir werden in der Ewigkeit! Wie herrlich wirst du mit Christo erscheinen, wenn er offenbar werden wird, in seiner Herrlichkeit! – Halte auf eine solche Weise das, was du hast, vermehre es durch die Gnade noch mehr, und sei Gott dem Herrn getreu bis in den Tod; so wirst du die Krone des Lebens empfangen und zu den Toren des neuen Jerusalems gehen dürfen, wo nichts gemeines (unreines) eingehen kann und wird. Amen.

Was, woher und wo die Seele sei?

Über Hes 1. (VI, 1.Abt, S.313; 38.Brief)

Immanuel!
(fast alle Briefe beginnen mit diesem feierlich, herzlichen: Gott mit uns!)

In demselben, werter, nach Deinem Ursprung hungernder und verlangender Geist!

So muss ich den laut Deines Schreibens Dir abermals zu Hilfe kommen, es helfe oder helfe nicht. Ich versuche es und lasse es drauf ankommen, was es helfen wird; ich tue was ich soll und lebe ohne Sorgen.

Du hast Dich mit dem, was ich von der Seele des Menschen geredet habe, als Du mich besuchtest, nicht recht und nicht genug verstanden, deshalb fragst Du mich schriftlich: was ist die Seele? Woher ist sie? Und wo ist sie im Menschen? Was die Seele sei, können wir nirgends besser erkennen, als im Propheten Ezechiel, Kap. 1, denn da ist sie beschrieben. Wer es erfahren hat, wird den Propheten verstehen.

Ich schreibe Dir also, was ich erfahren habe; aber freilich kann ich nicht alles beschreiben, und [einiges] muss [wird] Dir dunkel bleiben.

Leib, Seele und Geist machen einen Menschen aus in dem Bilde Gottes. Nachdem aber das Wort Gottes verloren gegangen, und der Mensch seelisch, tierisch geworden ist, so fehlt ihm der Geist, als das Bild Gottes, und deshalb werden die Kinder Adams geboren mit Leib und Seele und haben in Leib und Seele die Möglichkeit zu einer Geistgeburt, welche, wenn sie mit Gott in eine Wirklichkeit und Vereinigung tritt, wieder Geist ausgebären kann.

Die Menschliche Seele ist ein Feuerrad, zeitlich und ewig, in kugelförmiger Gestalt, aus Zeit und Ewigkeit zusammengesetzt; ihr ewiger Lebensgrund ist der Geist der Ewigkeit und das alles tragende Wort des Lebens. In diesem ist ihre ewige Wurzel gegründet. Ihr zeitlicher Lebensgrund ist das astralische elektrische Feuer, in diesem besteht die natürliche Lebenswurzel, darum ist das Zeitliche zerbrechlich und sterblich, und das Ewige unzerstörbar und unsterblich. Dieses merke [dir] also zum Voraus.

Da nun also die Seele des Menschen ein in eins vereinigtes doppeltes Feuerrad ist und einen Umlauf in dem natürlichen Menschen hat, so ist der Mensch doch in dieser Betrachtung noch nicht Gottes Bild, denn das ist er erst, wenn in seinem Seelenrad und dem Zentrum, in Herz und Hirn, Leben und Licht durch den Geist der Gottmenschheit ausgeboren wird, so, dass dieses in der Seele ausgeborene Gottes- und Geistesleben den Umlauf des seelischen Lebens durchdringe, belebe, beherrsche, treibe, lehre, leite und Gott fruchtbar mache, dass der Mensch ein Charakter, eine Ausgeburt der Gnade und Liebe Gottes sei.

Das Wahrheits- und Lebenslicht muss den Grund und das doppelte Zentrum agierender und reagierender Seelenkraft bescheinen und beleben, und die reagierende anziehende Kraft erwecken, dass sie eine Gott suchende, Licht des Lebens verlangende Glaubensbegierde wird, die in dem Licht des Lebens Freiheit und Ruhe verlangt und sucht, und dann die agierende Seelenkraft alles Finstere ausstoße und wegtreibe. Mit solcher Tinktur- und Geistesbegierde vereinigt sich der gottmenschliche Geist der Herrlichkeit und führt mit seinem Einwirken dem Menschen den Geistsamen der Herrlichkeit ein, und dieser Same wächst in dem Acker des natürlichen seelischen Lebens zu einer neuen Kreatur geistlicher Art und Natur, und wird nach seiner Ausgeburt im Geistleib der Herrlichkeit offenbar werden in herrlicher Gottes- und Jesus- Gestalt.

Diese jetzt beschriebene Gottesgeburt bringt der Mensch, wie oben gemeldet, nicht auf die Welt, darum ist er nur ein seelischer, natürlicher Mensch, dessen Seele im Leib ein doppeltes Feuerrad ist aus Zeit und Ewigkeit, und ohne das Lebenslicht und die Gottgeburt betrachtet, offenbart er entweder die Wunder der höllischen oder der irdischen Welt, oder wechselweise bald diese, bald jene, weil er entweder mit der dämonischen oder mit der natürlichen irdischen Weisheit sich mehr oder weniger mit dieser oder jener vereinigt, und so agierende Kräfte sich mit ihm vereinigen von der Art und Weisheit, die er hat, und mit der er’s hält. Ändert sich der Mensch nicht, so ist er nach dem Tod früher oder später ein Verdammter, je nachdem er schneller in diesem oder jenem gewachsen ist und zugenommen hat.

Was die Seele ist und woher ihr Wesen und Ursprung ist, hast du nun schon gehört; da sie aus Zeit und Ewigkeit ist, so ist ihr Wesen zeitlich und ewig und feuriger Natur und Art. Liebt und übt der Mensch die Finsternis und das Böse, so isst seine magische Feuerbegierde aus der Hölle und dem Tod, er trägt auch dahin Frucht und muss einst ernten, was sie gesät hat in ewiger Verwesung und Verbrennung, und muss das Ihre wieder verschlucken und fressen im Auflösungswurm, und das seelische Feuerrad muss, entzündet im Geist der Ewigkeit, alles verbrennen, was Brennmaterie ist. Hat aber der Mensch nicht just [gerade] Sünde und Finsternis, aber doch Natur und Kreatur geliebt, und sich wie ein Tier vernünftig geübt [verhalten], so hat er für den fressenden Ablösungswurm des Todes Materie gesammelt, welche freilich eher zerstört sein wird, als jene zuvor genannte. Soll ich Dir aber die Seele mit ihren Kräften beschreiben, so merke mich kurz: sie ist ein Geburts- und Thron-Rad; ihre Kräfte sind viele, und doch zählen wir nur acht, denn Ezechiel sah vier Tiere und ein vierfaches Rad, darinnen ein lebendiger Wind war. Die schwarze dicke Wolke, darin er das sah, ist unser äußerer Leib, und das lichthelle Feuer in der Wolke, das er zuerst sah, ist das irdische elektrische Feuerleben des Seele, vier sind agierend und unruhig, das fünfte in der Mitte ist reagierend, anziehend und ein Zentrum. Gesicht, Gehör, Geschmack und Geruch sind die agierenden, und das Gefühl ist das zentralische anziehende. Diese fünf sind ein Rad und machen mit drei oberen Seelenkräften: Verstand, Wille und Gedächtnis, ein vierfaches Rad mit einem Zentrum reagierender, anziehender und mit eine Zentrum agierender, wirkender Kraft. Dieses Rad der Geburt ist zeitlich und ewig, und ist Gottes Geburtsrades Form, Gleichnis, Gestalt und Ausgeburt, kann Hölle und Himmel in sich ausgebären, und in der äußeren Welt offenbaren, je nach dem sich die Zentren des Rades vereinigen mit einer Weisheit, himmlisch, irdisch oder höllisch. Vereinigt es sich mit der göttlichen Weisheit, dem Licht des Lebens, so offenbart sich Gott in diesem Geburtsrad, als in einem lebendigen Wunderthron, in Sardis-, Jaspis- und Saphir-Gestalt, wie [es] Ezechiel sah, und diese Offenbarung ist der Jehovah, die Dreiheit und alle Gotteswunder. Denn das ganze Geburtsrad ist, wenn es sich mit dem Lebenslicht vereinigt, voller Augen – und so dann die Vereinigung beständig ist, so dringt die Dreiheit in eine Einheit und gebiert Jesu Gestalt und Bild. Dann ist der Geist der Ewigkeit, der sich als ein gerade aufsteigendes zentralisches Feuer im Rad zeigt, und Geist der Herrlichkeit, der sich in dem umlaufenden ein- und ausfließenden Feuerleben der Natur als ein helles Licht erzeugt, ein lieblich harmonisches Rad der Einheitsgeburt. Vereinigt sich aber das doppelte Zentrum der Seele mit der höllischen dämonischen Weisheit (ich nenne sie so, weil es Jakobus auch tut in Kp. 3,15), dann wirken in dem Rad der Natur die sieben Kräfte des Drachenlebens und erzeugen, als ein höllisches Geburtsrad, einen höllischen, satanischen Menschen in der Form eines giftigen Tieres, welches der Feuersee zerstören muss.

Was die Frage anbelangt: wo die Seele in dem Menschen sei? so habe ich solches schon zur Genüge gesagt, indem ich zeigte, dass ihr Lebensumlauf vom Herzen durch den ganzen Menschen geht, sie teilt sich aus in dem Nerven-, Adern- und Gebeine-Bau und belebt so den ganzen Menschen. Freilich ist sie das Leben im Blut, insofern sie eben natürlich und seelisch ist, und das elektrische Feuer ist die verborgene Lebensnahrung aller natürlichen Dinge. Ist eine Kreatur an ihrem astralischen Ende, dass sie das astralische Band zerreißt, so ist’s aus mit dem natürlichen seelische Leben, und es sinkt der Elementarleib in seine Mutter, die Erde, und der Geist der Auflösung nimmt ihn hin, der sein ganzes Leben lang an ihm zehrte.

Durch unordentliches und der Natur entgegen handelndes Leben, kann der Mensch dem Verwesungsgeist sich früher überliefern, weil er sich dem astralischen Band entreißt, aber nur mit dem Leben im Blut; dennoch hält ihn das Sternenband im astralischen Leib bis zur Zeit, da er hätte sterben sollen, denn der schwache Lebens-Merkur kann seine verborgene Lebensspeise des elektrischen Feuers nicht genugsam für den Elementarleib anziehen, darum muss er fallen. Da tritt nun die Seele des Unwiedergeborenen in ihren zweifachen Ursprung: ins astralisch-zentralische und ins elektrische Feuer, sofern sie irdisch ist; und sofern sie ewig ist und ohne Geist Jesu dahingeht, tritt sie in die vier Eigenschaften der ewigen Natur; und das ist dann nicht weit voneinander, weil die ewige Natur in der zeitlichen nahe und gegenwärtig ist. (S. u. S.36)

Dass die Seele auf keine andere Art in den Menschen kam, als durch die Fortpflanzung, muss ich nicht erst beweisen; Seelen können ja Seelen zeugen, und der Stammvater seelischer Menschen ist allein das Samenbild [Urbild] aller Menschen gewesen und hatte die Kraft und das Vermehrungsvermögen, sich zu multiplizieren. Im Natürlichen hat ihn der Schöpfer durch unerschöpflichen [untergeordnete] werkzeugliche Schöpfungskräfte, als durch die Eigenschaften der Natur zur Vollkommenheit gebracht, sich vermehren zu können; und dies tut Gott durch die Natur fast an allen, die zu ihrem männlichen Alter kommen. Die ewige Seele zeugt eine ewige und die zeitlich eine zeitliche, denn beide geben mit dem Leib ihr Wesen und Feuerleben im Samen [weiter], daraus dann die ewige Natur einen ewigen, und die zeitliche einen sterblichen Menschen schafft.

Von der Freiheit und Willensmacht der Seelen wäre noch manches zu sagen, nur etwas weniges hiervon: Die menschliche Seele ist ein kleines Ganzes vom großen Ganzen und kann sich durch ihren Willensgeist vereinigen mit was sie will. Sie hat magische Kräfte, die sich mit den Kräften der Allmacht im Licht oder in der Finsternis vereinigen können, oder auch mit den Allmachtskräften der Natur, insofern durch natürliche Sympathie die übernatürlichen Kräfte in Aktion gebracht werden. Darum ist auch die Magia [Magie im Sinn von übernatürlicher Kraft] so vielfältig, obgleich einerlei Allmachtskräfte in dem ganzen Universum des großen Schöpfungsraums sind, so wird doch die mit denselben sich vereinigende Magia unterschiedlich sein, je nachdem sie sich mit denselben im Licht oder in der Finsternis vereinigt. Der im Licht lebende Christ kann, wenn es sein soll, schon von Gott gewürdigt werden, und der in der Finsternis weit Gewachsene weiß leider zu seinem Verderben mehr, als sein sollte.

Jesus macht es uns zur Speise, seinen und seines Vater Willen zu tun in Zeit und Ewigkeit. (Joh 4:34)

Hiermit habe ich Dir das nötigste von der Seele geschrieben. Ich wünsche, dass Dir der Geist Jesu das Weiter aufschließt nach seinem Wohlgefallen. Amen. 1791

Gott in seinem Wirken

(IV Hebr, S. 594; 46.Brief. Hier tritt der theosophische Einschlag stark zurück.)

Ich hatte gestern Abend, als ich Feierabend machte, herrliche Lichts-Gedanken und edle Begriffe von der allgegenwärtigen Gotteskraft, welche überall in wunderwirkender Kraft sich offenbaren kann, wenn sie will und es gut findet. Ich erkannte, dass es keine gottgeziemende Gedanken sind, wenn man meint, Gott bedürfe große Vorbereitungen und Veranstaltungen dazu, und als hätte Er nötig, erst seine Kräfte zusammen zu sammeln, wenn Er etwas tun will; indem ich in Seinem Licht erkannte, wie Er überall ganz und ungeteilt allgegenwärtig ist, im ganzen Schöpfungsraum mit aller Seiner Gotteskraft und Allvermögenheit; und dass um Seines ununterbrochenen Fortwirkens willen in Ihm ein Wunder kein Wunder ist, weil Er das Wunder aller Wunder ist, und es uns nur darum als Wunder erscheint, weil das Wirken Gottes selten so offenbar ist und sein will. Er kann (so erkannte ich es an hunderttausend Orten) auf einmal und zu gleicher Zeit himmlische Wunder wirken; wenn Er aber offenbar sein will in Seinem Wirken, so sucht Er ein Glaubenswerkzeug, durch welches Er wirkt und wirken will, um Sich zu offenbaren. Ich fand es, dass unser Gott immer noch Wunder wirken kann, wenn Er will, auch dass Er heimlich sehr viele Wunder wirkt, und will, dass wir glauben, ohne Zeichen und Wunder zu sehen, indem wir Sein Wort und Seinen Geist haben und Sein Gottes-Wirken im Reich der Natur und im Gnadenreich stets wahrnehmen können; kehrten wir immer tiefer ein, so würden wir mehr wahrnehmen; denn groß sind die Werke des Herrn! Wer ihrer achtet, hat viel Lust daran.

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