Erläuterungen zum Römerbrief

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

von Heinz Schumacher aus der HSN

In keinem anderen seiner Briefe hat Paulus die Grundlehren seiner Verkündigung so präzise der Reihe nach dargestellt wie in diesem Brief. Paulus hat ihn den Gläubigen in der Hauptstadt des Römischen Reiches - die er baldmöglichst zu besuchen gedachte, um von Rom nach Spanien weiterzureisen - sozusagen als Anmeldung vorausgeschickt. Der Apostel gibt eine Darstellung der Sündenlehre, der Rechtfertigungs- und Gnadenlehre, der Lehre vom Leben im Geist; er zeigt, wie sich Sünde - Gnade - Gericht - Gesetz - Gerechtigkeit Gottes zueinander verhalten. Er beschreibt die Hoffnung der Herrlichkeit, die Geborgenheit des Glaubens, die Macht der göttlichen Liebe in einzigartiger Weise. Drei Kapitel sind der Frage nach Israel gewidmet, ehe sich die letzten Kapitel Fragen des Christenlebens und Gemeindelebens zuwenden. Er schließt mit Ausführungen über seinen Dienst und seine Reisepläne, einer Grußliste und einer Doxologie (Lobpreisung Gottes).

Man hat diesen außerordentlich reichhaltigen Brief mit Recht im neutestamentlichen Kanon an die Spitze aller Paulusbriefe gestellt, obwohl er - chronologisch gesehen - eher der Mitte zugehört. Er ist wahrscheinlich im Winter 55/56 in Korinth entstanden, einige Jahre nach den Frühbriefen der Jahre 50-52 und einige Jahre vor den Spätbriefen der Jahre 61-63.

Die Briefempfänger waren offensichtlich vorwiegend Heidenchristen (Röm 1:5-6 - Röm 11:13). Die Judenchristen bildeten eine gewichtige Minderheit. Wenn der Brief so manche Aussagen enthält, die sich an Leute richten, die das mosaische Gesetz und die Beschneidung kennen, so ist zu bedenken, dass auch bei den römischen Heidenchristen eine Kenntnis des Gesetzes Israels vorhanden war. Sie waren nicht durch einen einzelnen namhaften Apostel zum Glauben an Jesus Christus gekommen, sondern durch uns unbekannte Christen, die die von Paulus gepredigte "Freiheit vom Gesetz" nicht kannten und sich noch ans mosaische Gesetz gebunden fühlten.

Eine große einheitliche Christengemeinde gab es in Rom offensichtlich nicht, sondern mehrere selbstständige Hausgemeinden und kleinere Kreise von Gläubigen (vgl. Röm 16:5 - Röm 16:14-15). Paulus hielt es für geboten, diesen Gläubigen eine gründliche Darstellung seiner Lehre zu übermitteln. Darum schrieb er diesen Brief. Seine Belehrungen und Ermunterungen zu beachten, ist für die Christen und Christengemeinden aller Jahrhunderte überaus wichtig.