Einleitung des Buches

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift des Buches: Offenbarung Jesu Christi von August Fuhr
erschienen 1950 im Philadelphia Verlag, August Fuhr, Reutlingen

Inhaltsübersicht des Buches:
Kapitel davor: Zweck und Ziel der Offenbarung

Einleitung des Buches

Offb 1:1-4

Vers 1

Offenbarung Jesu Christi, das ist der von Gott selbst gegebene Titel diesen Buches. Und das ist auch sein Inhalt. Apokalypsis bedeutet "Hüllenwegnahme". Die OFFENBARUNG ist demnach eine Hüllenwegnahme oder Enthüllung, und zwar eine ENTHÜLLUNG DER KÖNIGSHERRLICHKEIT JESU und jener Ereignisse, die mit Seiner Erscheinung zusammenhängen. Die Offenbarung ist nicht ein verschlossenes und versiegeltes Buch; sie ist vielmehr eine Enthüllung oder Entsiegelung. Vielen ist es eine gewagte Sache, sich mit ihr zu befassen. Bestenfalls schöpft man noch aus den sogenannten "Sendschreiben", was sie zur Erbauung bieten. Aber mit den prophetischen Wahrheiten lässt man sich weiter nicht ein. Wer aber so denkt, der setzt sich in offenkundigen Widerspruch schon mit dem ersten Wort dieses Buches, das uns sagt, dass wir es nicht mit einer Verhüllung, sondern mit einer Enthüllung zu tun haben.

Leider ist durch manche Auslegungen mehr verhüllt und verdreht als ausgelegt worden. Die Offenbarung ist nicht ein in orientalischer Bildersprache geschriebenes Buch, voll symbolischer Zeichen, die wir zu deuten haben. Sie ist vielmehr eine Auslegung und Enthüllung, die Gott gibt. Will man die Auslegung Gottes noch einmal auslegen, dann wird die Enthüllung allerdings zu einer Verhüllung.

Mit der Offenbarung verhält es sich nicht so wie mit den Gleichnissen Jesu in Mt 13. Mit ihnen will der Heiland nicht das verständlicher machen, was Er sagt, sondern diese Gleichnisse Jesu sind Verhüllungen der Wahrheit.

Nachdem die Juden Mt 12:24 gesagt hatten, Er treibe die Dämonen aus durch Beelzebub, den Obersten der Dämonen, haben sie die SÜNDE WIDER DEN HEILIGEN GEIST begangen. Darum redet Jesus nicht mehr offen heraus. Welch ein Ernst ist es doch um den Heiligen Geist! Wahrlich, Ich sage euch, spricht Jesus, es sollen den Menschenkindern alle Sünden vergeben werden, auch die Lästerungen, wieviel sie auch lästern. Und wer ein Wort redet wider des Menschen Sohn, dem wird vergeben werden. Wer aber wider den Heiligen Geist redet, dem wird nicht vergeben werden, weder in diesem Äon noch in dem zukünftigen. Wie müssen wir uns fürchten, diesen Heiligen Geist zu betrüben oder zu dämpfen! Muss Er sich zurückziehen, und kann Er nicht mehr Sein Verklärungswerk in uns treiben, dann muss es in uns dunkel, leer und tot werden. Wer aber will das Wort der Weissagung verstehen, wenn es ihm der Geist der Weissagung nicht enthüllen kann? Er aber will uns nicht nur erkenntnismäßig erleuchten. Er will uns völlig von allem Falleswesen heilen und uns in die Gleichgestalt unseres Herrn Jesu umgestalten. Eifersüchtig begehrt der Geist, den Gott in uns wohnen lässt, uns zu besitzen. Mit den Gleichnissen verhüllt Jesus die Geheimnisse des Himmelreichs, damit die Juden sie nicht verstehen können. Seinen Jüngern aber legt Er sie besonders aus (Mt 13:10.11).

Aber so ist es mit der "Offenbarung" nicht. Sie ist eine Enthüllung. Ist auch in ihr manches in Bildern und Zeichen gegeben, so hat doch der Herr selbst dafür gesorgt, dass ihre Erklärung in der Schrift selber zu finden ist. Die Offenbarung darf auch nicht so gedeutet werden, als ob sie in der vergangenen Welt- und Kirchenentwicklung schon ihre, wenn auch nur teilweise Erfüllung gefunden hätte. Wie abwegig solche Auslegung ist, erkennt man, wenn man etliche dieser Auslegungen miteinander vergleicht. Nicht eine stimmt mit der anderen überein. Es geht nicht ohne Vergewaltigung des Wortes und der Geschichte ab. Das Durcheinander wird so groß, dass man nicht mehr weiß, was und wem man glauben soll.

Dem Herrn aber sei Dank, dass zum Verständnis der Offenbarung nicht das Studium von Welt- und Kirchengeschichte nötig ist. Was wollten sonst auch ungelehrte Leute und Laien (Apg 4:13) tun, die solche nie gelernt haben? Das wäre auch ganz gegen die Grundlinien der Schrift, nach denen Gott seine Geheimnisse den Unmündigen offenbart (Mt 11:25).

Die Heilige Schrift ist die Offenbarung Gottes und Seines ganzen Heilsrates. Die Offenbarung Jesu Christi ist ein Teil dieses Rates, und dieser Teil kann nur erkannt und beurteilt werden durch einen Ein- und Durchblick ins Ganze der Schrift, und sonderlich in die prophetischen Weissagungen und Verheißunjgen des Alten Testaments.

Der Inhalt der Offenbarung Jesu Christi ist absolut zukünftig. Durch den Geist der Weisheit und der Offenbarung (Eph 1:17) und den Geist der Weissagung (Offb 19:10), den Geist, durch den die Offenbarung gegeben worden ist (denn der Herr ist der Geist, 2Kor 3:18), wird alles ins rechte Licht gestellt. Ohne Ihn kommen wir auch mit der besten Auslegung nicht durch. Es ist sogar wahrscheinlich, dass die beste geistesmäßige Erklärung der Offenbarung gewöhnlich den größten Widerspruch finden wird.

Diesen Geist hat der Herr den Seinen verheißen. Paulus hört nicht auf, darum zu bitten, dass Er den Gliedern des Leibes Christi gegeben werde (Eph 1:17). Deshalb ist es auch keine Anmaßung und keine Schwärmerei, wenn man um diesen Geist unablässig bittet. Nach Offb 19:10 ist der Geist der Weissagung das Zeugnis, das der Herr Jesus Christus den Seinen gibt, und an dem Er sie wieder als die Seinen erkennt. Sie haben Seinen Geist; wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein (Röm 8:9). Dieser Wiedergeburts- und Sohnesgeist (Gal 4:6) leitet in die ganze Wahrheit (Joh 16:13) und erforscht alle Dinge, auch die Tiefen Gottes (1Kor 2:10). Er ist die Salbung von dem Heiligen. "Und die Salbung, die ihr empfangen habt, bleibt in euch, und ihr bedürfet nicht, dass euch jemand lehre; sondern so, wie euch die Salbung (nicht die Geschichte) über alles berichtet, so ist es auch wahr und ist keine Lüge," schreibt Johannes (1Jo 2:20.27).

Welche ihm Gott gegeben hat. Die Offenbarung ist eine Gabe, die der Sohn von Seinem Vater empfangen hat. Sie ist Gottes eigene Aslegung der Enthüllung vom "Tag des Herrn" (Offb 1:10) und von dem. was an diesem Tag geschieht. Er hat sie Seinem Sohn gegeben,

Seinen Knechten zu zeigen, was geschehen muss in Eile. Der Vater gab dem Sohn die Enthüllung, damit Er sie weitergebe. Seinen Knechten soll Er es zeigen, darstellen. Wer ist das, wen nennt Gott so?

"Israel, du bist Mein Knecht, dass Ich Mich durch dich verherrliche," sagt der Herr in Jes 49:3. Und 3Mo 25:42.55 spricht Er: MEINE Knechte, die ICH aus Ägypterland geführt habe, Ich, Jehova, euer Gott." damit ist angedeutet, dass die Offenbarung in erster Linie Israel betrifft. Luther hat einmal gesagt, er könne mit der Offenbarung nichts anfangen, sie "judaize" ihm zu sehr. Er hat damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Offenbarung trägt in Sprache und Bildern ein durchaus jüdisches, alttestamentliches Gepräge. Sie ist auch die Erfüllung der alttestamentlichen Prophetie.

Die Glieder der Leibesgemeine sind Söhne, nicht Knechte. Paulus stellt das Gal 4:4-7 klar heraus. "Wir sind erlöst, auf dass wir die Sohnschaft empfangen. Weil ihr denn Söhne seid, so hat Gott gesandt den Geist Seines Sohnes in eure Herzen, der schreit: Abba, lieber Vater! So bist du also NICHT MEHR KNECHT, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Erbe durch Gott." Und Röm 8:15 schreibt er: "Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet, sondern ihr habt empfangen einen Geist der Sohnschaft, in welchem wir rufen: Abba, Vater!"

Gewiss nennt sich Paulus mit Vorliebe einen Knecht oder Sklaven Christi. Er nennt sich so, weil er dem Herrn als ein völlig hingegebener Leibeigener dient. Ein Sohn kann in gewissem Sinn auch einmal Knecht genannt werden, wie auch Gott von Seinem Sohn sagt: "Siehe, das ist Mein Knecht" (Jes 42:1). Aber ein Knecht kann nie Sohn genannt werden. Die Kinder Israels sind Knechte Gotte, die Glieder des Leibes Christ aber sind Söhne.

Was geschehen MUSS, nicht nach Willkür oder Zufall, sondern nach den göttlichen Rechten und Geziemlichkeiten und nach Seinem ewigen Vorsatz, nach inneren, gesetzmäßigen Notwendigkeiten, wie es im Plan Gottes festgelegt ist.

In Eile. Das griechische Wort bedeutet: in kurzer Frist, ohne Verzug, in schneller Aufeinanderfolge. Nach einer 2000jährigen Gnadenhaushaltung (der längsten aller bisherigen Gotteshaushaltungen) wird der Herr die Rechnung abschließen und KURZ ZUSAMMENFASSEND auf ERDEN Abrechnung halten (Röm 8:28, Min.-Bibel) Die Offenbarung umfasst die letzte Jahrwoche, das sind die letzten 7 Jahre. Nach Dan 9:27 zerfällt sie in zweimal 3 1/2 Jahre. In Eile, Schlag auf Schlag, werden diese Gerichte hereinbrechen. "Denn siehe, es kommt der Tag, der brennen soll wie ein Ofen! Da werden alle Übermütigen und alle, die gottlos handeln, sein wie Spreu, und der zukünftige Tag wird sie anzünden, spricht Jehova Zebaoth, dass ihnen weder Wurzel noch Zweig übrigbleiben wird" (Mal 3:19).

Zeichen in der Offenbarung

Und er hat es kundgemacht und gedeutet. Das griechische Wort bedeutet beides, sowohl kundmachen als auch deuten. DIESE TATSACHE IST für das Verständnis der Offenbarung BESONDERS WICHTIG. Beides finden wir also in der Offenbarung. Gott SELBST hat die Hülle weggenommen, hat die Geschehnisse durch Zeichen kundgemacht und diese Zeichen zugleich auch gedeutet.

Es bedeutet:
  1. Leuchter = Gemeinden (Offb 1:20)
  2. Sterne = Engel der Gemeinden (Offb 1:20)
  3. Fackeln = Geister Gottes (Offb 4:5)
  4. Hörner und Augen = Geister Gottes (Offb 5:6)
  5. Weihrauch = Gebete der Heiligen (Offb 8:3)
  6. Frösche = unreine Geister (Offb 16:13)
  7. Wildes Tier aus dem Meer = 1 König (Offb 13:1; Offb 17:11)
  8. Häupter des wilden Tieres = Könige (Offb 17:9)
  9. Das andere Tier aus der Erde = Falscher Prophet (Offb 19:20; Offb 13:11)
  10. Drache = Satan (Offb 12:9)
  11. Hörner = Wie-Könige (Offb 17:12)
  12. Wasser, Meer = Völker (Offb 17:15)
  13. Weib = Stadt u. ihre Bewohner (Offb 17:18)
  14. Feine Leinwand = Gerechtigkeiten (Offb 19:8)
  15. Stadt Gottes = Braut des Lammes (Offb 21:2)

Diese 15 Zeichen, die Gott selbst erklärt hat, sind zugleich der Schlüssel für in unerklärten. Wir brauchen uns nicht um andere Deutungen zu bemühen. Man darf die von Gott selbst gegebene Auflösung der Zeichen nicht noch einmal aufzulösen versuchen, sonst ergibt sich eine Verwirrung. Wir müssen auch darauf verzichten, die Erklärung dieser Begriffe in der Welt- und Völkergeschichte zu suchen. Wir müssen vielmehr an dem Grundsatz festhalten, dass die Schrift nur durch die Schrift selbst erläutert werden kann.

Phil. Jak. Spener sagt, man dürfe zur Erläuterung biblischer Begriffe keine außerbiblischen verwenden, so dass man also, wie dies die offizielle Theologie stets getan hat, der Schrift die Weltphilosophie zugrunde legt (vgl. Kol 2:8). Die Schrift ist überall ihr eigener Kommentar und kann nur aus sich selbst heraus verstanden werden; und alle ihre Worte quellen aus ihren eigenen Gründen. Jenes beliebte Verfahren, die arme Bibel mit den Werken dieser Welt zu stützen, dürfte ungefähr dasselbe sein, wie wenn man Goethes "Faust" zwischen die Evangelien setzen oder Bachs "Matthäuspassion" mit Volksliedern und Gassenhauern schmücken wollte. Tatsächlich geschieht dies mit der Schrift in zahllosen Kommentaren und Reden.

Prälat Chr. Oetinger sagt: "Die Seligen im Himmel SEHEN in dem Tempel Gottes und in der Hütte des Zeugnisses (Offb 15.) die WORTE und WERKE GOTTES nebeneinander. Darum verstehen sie dort erst die Schrift und lernen, dass die israelitischen Ausdrücke der Schrift der vollkommenste Entwurf sind von dem Geheimnis Gottes und Christi; wiewohl auch da nicht alle die gleich große Erkenntnis haben (Oetingers Leben S. 321) Die Originale aller Dinge in den Himmeln und ihre Erfüllung auf Erden, können also durch nichts vollkommener ausgedrückt werden als durch die hebräische Sprache und in den hebräischen Ausdrücken und Bildern. Gleichwie die neutestamentlichen Heilswahrheiten durch nichts vollkommener ausgedrückt werden können, als durch die griechische Sprache. Man denke nur an die Zeitform des "Aorist", durch welchen das Geheimnis des Erlösungswerkes Christi am deutlichsten zum Ausdruck gebracht werden kann, dass "in Christo" grundsätzlich alles für uns vollbracht ist, dass es aber durch Glauben fort und fort in uns verwirklicht wird. Darum hat Gott dafür gesorgt, dass das Evangelium nicht in der hebräischen, sondern in der griechischen Sprache geschrieben worden ist.

Durch Engelsdienst

Und gesandt durch Seinen Engel Seinem Knecht Johannes. Ein Organ Gottes gibt den Auftrag dem anderen weiter. Je mehr sich die Offenbarung dem Menschen nähert, desto mehr geht sie den Niedrigkeitsweg. Gott gibt die Offenbarung dem Heiland, Christus deutet sie durch Seinen Engel dem Johannes, und dieser gibt sie weiter (Offb 22:6). Dazu ist Johannes ersehen. Das ist göttlicher Organismus.

Es ist charakteristisch für die Offenbarung, dass sie in gleicher Weise wie das Gesetz den Menschen durch "Engelsdienst" mitgeteilt wurde. Stephanus sagt Apg 7:35: "Ihr habt das Gesetz auf 'Engelsbefehl' hin eingefangen." "Auf dem Berg Sinai redete ein Engel mit Mose (Apg 7:38) Auch Paulus bezeugt (Gal 3:19), "dass das Gesetz übermittelt worden ist durch Engel in die Hand eines Mittlers". Und Hebr 2:2 lesen wir, dass das durch Engel gesprochene Wort (d.i. das Gesetz) unverbrüchlich geworden ist.
So ist also das Gesetz durch Engel gesandt.

Ganz anders ist es mit dem Evangelium. Das ist durch den Sohn Gottes selbst UNMITTELBAR verkündigt worden. Gott hat am Ende dieser Tage zu uns geredet "IM SOHN" (Hebr 1:1). Zwar konnte Er in den Tagen Seines Fleisches NICHT ALLES sagen. "Noch vieles hätte Ich euch zu sagen..." (Joh 16:12). Er hat aber nach Ausgießung des Heiligen Geistes der Wahrheit den Apostel Paulus durch unmittelbare Offenbarung in die ganze Wahrheit geleitet und ihm die letzten Geheimnisse des Gottesrats kundgemacht. Paulus sagt: "Das von mir gepredigte Evangelium habe ich durch Offenbarung Jesu Christi empfangen (Gal 1:11.12). "Das Geheimnis Christi ist mir kundgetan durch Offenbarung" (Eph 3:3). IN DER GEMEINEHAUSHALTUNG HABEN DIE ENGEL KEINE BOTSCHAFT AN DIE MENSCHEN.

Es ist vielmehr umgekehrt: Den himmlischen Fürstentümern und Gewalten wird die mannigfaltige Weisheit Gottes kundgemacht durch die GEMEINE (Eph 3:10). Ihr ist das Evangelium verkündigt und zur Vollendung anvertraut durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist. Die Engel aber gelüstet, hineinzuschauen in dieses Geheimnis (1Petr 1:12).

Wenn nun dem Johannes die Offenbarung Jesu Christi durch einen ENGEL gesandt wird, so können wir daran erkennen, dass wir mit der Offenbarung außerhalb der Gemeinehaushaltung stehen. Das ist aber auch bedeutsam für den Zeitpunkt ihrer Erfüllung. Dann muss letztere auch außerhalb dieser Haushaltung liegen.

Vers 2-3

Vers 2: Der bezeugt hat das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi, alles, was er sah.
Damit kommen wir an das Grundwesen alles prophetischen Wortes. Die Prophetie ist ein SCHAUEN der göttlichen Wirklichkeiten. Die Originale von allem, was ist und was geschieht, sind vor Grundlegung der Welt im Vorsatz Gottes vor Gott hingesetzt, gleichsam in einem Modell (Eph 3:11). Aber nicht in toter Materie, sondern geist-lebendig. Darum kann Johannes auch alles in lebendigen Originalen sehen und hören. WIR erleben auf Erden nur ihre Auswirkungen. Alles, was Johannes in der Offenbarung von Kapitel 2 bis 22 beschreibt, hat er nach Offb 22:8 GEHÖRT und GESEHEN, und das ist hier im engeren Sinn "das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi". "Wort Gottes" ist nach der Schrift ein Wort, das von Gott kommt, eine prophetische Botschaft. "Aber Wort Gottes kam zu Semaja..." (1Kö 12:22). "Das Wort Gottes kam in derselben Nacht zu Nathan und sprach..." (1Chr 17:2). Dass es heißt: "der bezeugt HAT... und "was ich SAH", beweist, dass das erste Kapitel zuletzt geschrieben worden ist, nachdem Johannes die Gesichte gesehen hatte.

Vers 3: Selig ist, der da liest und die da hören. Diese Ausdrucksweise sagt uns, dass EINER vorliest und VIELE zuhören. Das Wort soll in der Gemeinschaft, in der Bruderschaft, gelesen, gehört, betrachtet und besprochen werden. In einer Bruderschaft, in der der Heilige Geist Raum hat, werden die Gaben zusammengetragen. Dies hat eine große, bewahrende Kraft. "Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisset alles" (1Jo 2:20). Die Salbung kann sich nicht täuschen, sie irrt auch nicht. Es irrt nur der Menschengeist, wenn er anfängt zu spekulieren. Davor soll die in der Bruderschaft der Gemeine geltende Ordnung bewahren: "Weissager sollen zwei und drei reden, und die anderen sollen es beurteilen. Wenn aber einem anderen ein Offenbarung wird, der da sitzt, so soll der erste schweigen (1Kor 14:29.30).

Diese Seligpreisung soll Lust erwecken,
die Worte der Weissagung zu lesen, und zwar allein und gemeinsam in der Gemeinschaft mit Liebhabern des prophetischen Wortes. Die anderen gehen nicht mit. Wo aber der Geist der Weissagung nicht gedämpft wird, da hat er das eifersüchtige Verlangen, das prophetische Wort zu erklären, da ist der Geist in seinem Element. Was ist das versäumt worden!

Und behalten, das darin geschrieben ist, wie Maria alle Worte behielt und in ihrem Herzen bewegte (Lk 2:19). Dann wirken sie IN uns das Wesen Gottes aus (1Thes 2:13). Der Same des Wortes geht auf, und seine Frucht ist: Darstellung des Wortes Gottes in unserem Leben. Unser Leben wird dann lebendiges, wandelndes Wort Gottes.

Ist das Zeugnis Christi in uns befestigt, dann harren wir der Offenbarung Jesu Christi, welcher dann auch uns bis ans Ende befestigen wird (hinein in Ihn), dass wir untadelig seien am Tage unseres Herrn Jesu Christi (1Kor 1:6.8).

Wenn uns die Gnade was wichtig kann machen
sollten wir eggen dieselbe Frucht.
Sollten durch Beten sie bleibend uns machen,
das hieße folgen der göttlichen Zucht.

Denn die Zeit ist nahe. Tausend Jahre sind vor Ihm wie EIN Tag. Das macht Sein Kommen immer nahe. Und dieser Glaubensblick gibt unserem Leben das rechte Gepräge, dass wir wachen jederzeit und bitten, dass wir gewürdigt werden, zu entfliehen diesem allem, was (nach Offb 2 bis 22) geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn (Lk 21:36)

Am letzten Tag schon fertig sein,
Ist kluger Seelen Sach allein.
Zu diesen Seelen halte dich
und denke: Hier ist Öl für mich.

Vers 4

Johannes den sieben Gemeinden in Asien.
Johannes hat also vom Herrn den Auftrag bekommen, an ganz bestimmte Gemeinden zu schreiben. Es sind sieben Gemeinden, die in Offb 1:11 mit Namen genannt werden. Wir werden uns dort und bei Betrachtung von Offb 2 und Offb 3 mit diesen sieben Gemeinden beschäftigen. Alles in der Offenbarung stimmt harmonisch zusammen, der Aufbau, die Ausdrücke, die Sprache, die Bilder, die Zahlen. Alles hat ein einheitliches Gepräge und weist klar darauf hin, dass die Ereignisse der Apokalypse Israel und die unbußfertigen Nationenmassen betreffen, und NICHT die aus ihnen herausgerufene Erstlings-Leibesgemeine. Es ist außerordentlich wichtig, dass wir dies klar erkennen und festhalten. Hat man diese klaren Unterscheidungslinien nicht, dann gerät man auf Abwege.

Sieben, die Königreichszahl, überragt in der Offenbarung. Drei ist die Zahl für Gott und vier die Zahl für die Welt. Die Bibel hat eine ganz klare Zahlensprache. Jede Zahl hat ihre bestimmte biblische und prophetische Bedeutung, 3 + 4 macht 7: Gott und die Welt kommen, durch schwere Gerichte hindurch, zunächst einmal äußerlich zu einem Ziel im Tausendjährigen Königreich Jesu. Das Tausendjährige Reich ist zwar eine herrliche, aber doch erst schattenhafte Darstellung der "Neuen Erde". Das ist noch nicht die innere Erneuerung. Es ist ja noch auf der alten Erde und der Satan wird auch noch einmal losgelassen am Ende der tausend Jahre, zu verführen die Nationen, die an den vier Enden der Erde sind. (Offb 20:7f.) 3 x 4 = 12 ist die Zielzahl Israels. Drei und Vier sind IN-einandergeschachtelt. Da kommt Gott mit Israel innerlich zum Ziel. Aus der Zwölf sieht man, dass die Vier (Welt) in erster Linie auf Israel geht. Israel ist eben das Haupt der Völker (Jer 31:7). Wie es dem Haupt ergeht, so geht es den Völkern. Es ist typisch, dass die Nationen immer den Weg Israels gehen. Israel hat den Sohn Gottes verworfen, und dann hat Gott Israel verworfen, zerstreut, zum Fluch gemacht. Dann wurde das Heil den Nationen angeboten. Gott lässt nun aus den Nationen durch Sein Evangelium Seine Erstlinge herausrufen. Von dem Segen, den Er auf diese Erstlinge legte, haben die Nationen profitiert. Was die Welt noch an Gutem genießt, verdankt sie den Kindern Gottes, die sie hasst. Um dieser Erstlinge willen wird die Welt noch verschont und gesegnet. Aber diese christianisierte Welt, die Christus nie wahrhaft angenommen hat, die Seinen Namen trägt und geistlich tot ist, diese Masse der Völker, geht nun den Weg ihres Hauptes Israel. Sie verwirft Christus genauso, wie Israel es tat: "Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche!" So wird auch die Nationenwelt ein Flucht für die ganze Kreatur. Sie geht auch denselben Weg wie Israel: ins Gericht.

Was an der Welt, an den Nationen als Ganzem, geschieht, in der Heilserstattung, das fängt auch immer bei Israel an. Das Heil kommt von den Juden. Israel st Gottes erstgeborener Sohn aus den Völkern (2Mo 4:22). Die Völkerbekehrung kommt nach der Bekehrung ganz Israels. "weinend kommen sie, und betend lasse Ich sie wallen; Ich will sie zu den Wasserbächen führen auf ebener Straße, da sie nicht anstoßen sollen, denn Ich bin Israels Vater, und Ephraim ist Mein Erstgeborener" (Jer 31:9). Deswegen geht die Vier (Welt) in Verbindung mit der Drei (Gott) auch zuerst auf Israel und von Israel hinüber und hinein in die übrigen Nationen. "Und es wird der Herr der Heerscharen auf diesem Berge ALLEN VÖLKERN ein Mahl bereiten, ein fettes Mahl, ein Mahl von alten Weinen, von fetten, markigen Speisen, von alten, geläuterten Weinen. Auch wird Er auf diesem Berge die Hülle wegnehmen, womit ALLE VÖLKER verhüllt sind, und die Decke, womit alle Nationen bedeckt sind" (Jes 25:6.7) "Aber Du, o Herr bleibst ewig, und Dein Gedächtnis von einem Geschlecht zum anderen. Du wirst Dich aufmachen, Dich über Zion erbarmen, denn es ist Zeit, dass Du ihr gnädig seiest, ja, die (ihr bestimmte) Stunde ist gekommen! Denn Deine Knechte lieben Zions Steine und jammern über ihren Schutt. DANN werden die HEIDEN den Namen Jehovas fürchten und alle Könige auf Erden Deine Herrlichkeit, WENN der Herr ZION WIEDER GEBAUT hat, und erschienen ist in Seiner Herrlichkeit; wenn Er sich zum Gebet der Heimatlosen gewendet und ihr Gebet nicht verachtet hat. Das wird man aufschreiben für das spätere Geschlecht und das Volk, das geschaffen werden soll, wird den Herrn preisen. Denn Er hat herabgeschaut von der Höhe Seines Heiligtums; Jehova hat vom Himmel zur Erde geblickt, dass Er hört das Seufzen der Gefangenen und losmache die Kinder des Todes; auf dass sie zu Zion den Ruhm des Herrn erzählen und Sein Lob in Jerusalem, wenn die Völker miteinander zusammenkommen und die Königreiche, dem Herrn zu dienen" (Ps 102:13.23). Beachte die Reihenfolge dieser Psalmstelle! Ergreifend beschreibt es der Prophet (Jes 60.): "Wenn auf den Völkern noch tiefes Dunkel liegt, dann geht auf über Zion der Herr, und Seine Herrlichkeit erscheint über ihm." Ist Israel wieder hergestellt, ein Werk Seiner Hände, Ihm zu Verherrlichung (Jes 60:21), dann "werden die Völker zu deinem Lichte wallen und die Könige zu dem Glanz, der über dir erstrahlt." (Jes 60:3). Ja, dann werden die Völker KOMMEN, und "es wird geschehen, dass zehn Männer aus allen Sprachen der Völker einen Juden beim Rockflügel festhalten und zu ihm sagen werden: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott bei euch sei" (Sach 8:23). Jetzt werden nicht Völker bekehrt, sondern aus Juden und Nationen die erwählten Erstlinge der Kreatur herausgerufen zur Gemeine, die da ist Sein Leib.

Gnade sei mit euch und Friede!

Der "Tag des Herrn", die sieben Jahre der Offenbarung sind eine Gerichtshaushaltung. Da fließt die Gnade nicht mehr so wie in der Gnaden-HAUSHALTUNG, und der Friede ist von der Erde genommen (Offb 6:4). Auch hier ist es wieder wichtig, die klaren Linien der verschiedenen Gotteshaushaltung mit ihren Hausordnungen zu erkennen. In der gegenwärtigen Gnadenhaushaltung steht NICHT NUR DIE GEMEINE unter der Gnade, SONDERN die GANZE MENSCHHEIT. Man könnte manchmal fast irre werden, wenn man sieht, mit welch grenzenloser Geduld Gott die Menschheit trägt. Wir wünschten oft, Er möchte doch herabfahren und Sein Gericht halten, wenn wir all die Teufeleien sehen, die die Menschen begehen. Aber Gott schweigt noch. Er hat Geduld und lässt Seine Gnade walten über die Bösen und die Guten, und Seine Sonne scheinen über Gerechte und Ungerechte. Ist aber einmal die Gnaden-HAUSHALTUNG abgeschlossen, dann steht auch die Welt nicht mehr unter der Gnade Gottes, und die Gerichts-HAUSHALTUNG, der Tag des Herrn, bricht an. Den sieben Gemeinden aber, die am Tage des Herrn da sind, wird beides, Gnade und Friede, noch dargereicht

von dem, der ist und der da war, und der da kommt.
Das ist nicht "der Vater, unser Vater", wie Ihn Paulus in allen seinen Briefen (ausgenommen bei Titus) den Gliedern des Leibes Christi vorstellt (Röm 1:7 u.a.). Das ist der Jehova, wie Er selbst sich Israel offenbarte. "Also sollst du den Kindern Israels sagen: Ich bin, der hat mich zu euch gesandt. Und nochmals sprach Gott zu Mose: also sollst du zu den Kindern Israels sagen: JEHOVA, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt; das ist Mein Name ewiglich und Meine Benennung für und für (2Mo 3:14f.). "Jehova, Jehova, der starke Gott, der barmherzig und gnädig ist, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue; welcher Tausenden Gnade bewahrt und Missetat, Übertretung und Sünde vergibt, aber keineswegs ungestraft lässt, sondern HEIMSUCHT der Väter Missetat an den Kindern und Kindeskindern bis in das dritte und vierte Glied" (2Mo 34:6f.) Das ist, der da ist, und war, und kommt der "Ich bin", der unwandelbar Seiende, der sich in Gnade und Gericht offenbarende Jehova. So ist Er Israel wohlbekannt.

Die sieben Geister

Und von den sieben Geistern, die vor Seinem Throne sind.
Wie wir schon oben sahen, ist "Sieben" die Königreichszahl. Darum ruht auch nach Jes 11:2 der Geist in einer siebenfachen Herrlichkeitsentfaltung auf dem Spross Isais, weil Er dort als der König des Friedens-Königreiches geoffenbart wird. Da ist der Heiland als der König des Tausendjährigen Reiches geschildert. In den Gemeinebriefen kommt die Sieben nicht vor, da überragt die Eins alles. "EIN Leib und EIN Geist, wie ihr auch berufen seid zu EINER Hoffnung eures Berufes; EIN Herr, EIN Glaube, EINE Taufe; EIN Gott und Vater aller, der über allen, durch alle und in allen ist" (Eph 4:4f). "Und von den sieben Geistern", das ist nicht der Kindschaftsgeist, in dem der Herr selbst in den Glaubenden innewohnt. Der Herr und der Kindschaftsgeist sind "eins", denn der Herr IST Geist (2Kor 3:17). Auch ist der Herr, welcher der Geist ist (also Herr und Geist), inmitten des Thrones (Offb 5:6; Offb 7:17). Die sieben Geister aber sind vor dem Thron (Offb 1:4; Offb 4:5). Auch sind sie nicht EIN Geist, sondern sieben.

Diese sieben Geister sind nicht gleichzusetzen dem Heiligen Geist in der Dreieinigkeit Gottes. Dieser Heilige Geist ist ein Geist, der Ausfluss aus dem Vater und dem Sohn. Er wird stets in der EINZAHL genannt. Er hat zwar auch siebenfaltige Ausstrahlungen. Nach Jes 11:2 RUHT Er in siebenfacher Ausstrahlung AUF dem Spross Isais als der Geist (Einzahl - nicht als die sieben Geister) des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. In 1Kor 12:7 werden neun Ausstrahlungen des Heiligen Geistes genannt, aber dabei ausdrücklich gesagt: Dieses alles aber wirkt EIN UND DERSELBE Geist, der einem jeden besonders zuteilt wie er will. Tobias Beck nennt diese sieben Geister Elementargeister. Sie sind geschaffene Geistwesen, die sieben Hörner und die sieben Augen dessen, welcher der ANFANG der SCHÖPFUNG Gottes ist (Offb 3:14).

Die Siebenzahl ist ein besonderes Merkmal der Offenbarung. "das sagt, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat" (Offb 3:1). Hier stehen die sieben Geister und die sieben Sterne, welches sind die sieben Engel der Gemeinden, in engstem Zusammenhang miteinander.

Gnade und Frieden werden in diesen drangsalsschweren Zeiten den sieben Gemeinden in Asien von den sieben vor Seinem Thron stehenden Geistern zugetragen. Sie sind gesandt hinein in die ganze Welt, aber sie haben als Seine sieben Augen (Offb 5:6) ein besonderes Aufsehen auf die sieben Gemeinden. Sie sind Boten mit einem göttlichen Auftrag.

In Hebr 1:7 lesen wir: "Er macht Seine Engel (Boten) zu (pneumata = GEISTERN oder) Winden und Seine (leitiurgus, das sind in uneigennützigem Liebesdienst für Gott stehende) Diner zur Feuerflamme" (Ps 104:4). "Und sind die Engel nicht alle dienstbare (wörtlich: zum Dienst Gottes gehörige pneumata =) Geister, in den Dienst gesandt um derer willen, welche ererben sollen das Heil" (Hebr 1:14)?

Demnach sind ENGEL Geister. Auch aus Apg 8:26.29 könnte man schließen, dass der "Engel des Herrn" und der "Geist des Herrn" dasselbe wäre. Dann sind die sieben Geister vor dem Thron besondere Geistwesen, eine besondere Art Engel, zu besonderem Dienst verordnet.

Am Thron Gottes und des Lammes ist eine unbeschreibliche Mannigfaltigkeit nach allen Seiten hin, ein vielgestaltiger Organismus. Der Gerichtstag ist angebrochen. Sein Ausgangspunkt ist der Thron Gottes. Nicht die Dreieinigkeit wird hier dargestellt, sondern die himmlisch königlich-priesterliche Richterherrlichkeit am Thron Gottes.

Auch Paulus stellt seinen Timotheus (1Tim 5:21) vor den himmlischen Reichsgerichtshof, vor Gott und Christus Jesus und die auserwählten Engel (= Geister nach Hebr 1:14) und "beschwört" ihn, alles ihm Befohlene zu beobachten und nichts zu tun aus Gunst. Auch der Heiland beruft sich auf diesen Gerichtshof und bezeugt, dass Er vor den Engeln (= Geister) Gottes sich zu denen bekennen werde, die sich zu Ihm bekennen, und verleugnen werde diejenigen, welche Ihn verleugnen.

Lies weiter Offb 1:5-7 :
Einleitung des Buches 2. Teil